Dienstag, 23. Juli 2024

Kiasmos - II

Foto: Maximilian König
(Ms) Wow, ist das raffiniert!

Oft war an dieser Stelle schon die Rede von heilsamer Wirkung von Musik. Immer noch bin ich fest davon überzeugt, dass dieser Zauber den Tönen innewohnt. Klar, Musik kann ohne Ende pushen, es möglich machen, Nächte lang zu tanzen oder Lästiges wie Putzen in ein kleines spaßiges Event zu verwandeln. Sie kann beruhigen und begleiten. Wir können weinen, wenn bestimmte Lieder laufen. 
Und sie kann den Kopf ganz frei machen, berühren, die Mitte finden lassen. Die Wege dahin sind vielfältig, sie können laut und leise sein, harmonisch oder verschoben. Doch wenn Musik heilsam sein kann, dann sind ihre Töne in den meisten Fällen sanft, zart und ganz ausgeglichen.

Genauso erscheinen die Melodien auf dem neuen Album von Kiasmos. Das Duo Janus Rasmussen und Ólafur Arnalds haben Anfang Juli II veröffentlicht, ihre neue Platte nach zehn Jahren! Das, was diese beiden Musiker auf ihren Stücken miteinander kombinieren, war neu und klingt immer noch ziemlich frisch. Organischer Techno, so könnte man vielleicht sagen. Rasmussens Erfahrungen als DJ und Arnalds Arbeit in der Neo-Klassik kommen hier krönend zusammen. Natürlich sind die elf neuen Songs alle sehr unterschiedlich, aber es ist ein klares Muster zu erkennen. Alle Stücke weisen einen oft recht rasanten, aber nicht allzu treibenden elektronischen Beat auf, der im Hintergrund wummert. Er ist klar, drängt sich aber nicht auf. Darüber, daneben, darunter schweben Melodien aus Klavier- oder Streicherklängen. Mal sind es auch elektronische Töne, die die Richtung angeben. Insgesamt ist es frech, wie gut das arrangiert ist, sich ergänzt, zusammen glänzt. Sehr raffiniert.

Zum Einen ist das exzellente Tanzmusik. Das beweisen die beiden seit vielen Jahren insbesondere live. Ihre Art des Techno ist keine offene Tür für den krassen Exzess. Viel mehr erlaubt diese minimalistische, reduzierte, aber sehr feine Art der elektronischen Tanzmusik das sanfte Hinübergleiten in einen anderen Zustand, einen Zustand des Glücks, der Ruhe, der Gelassenheit. Schaut man sich Live-Videos von Kiasmos an und dann in die Gesichter der Besucher, ist alles klar: Das tut einfach nur gut, ist heilsam. Hier findet keine große, ausufernde Party statt, sondern ein kollektives Grinsen der Zufriedenheit. Daher bin ich super gespannt auf ihren Auftritt beim Watt En Schlick in wenigen Tagen. Überaus raffiniert.

So ertönen auch die Stücke aus dem neuen Album. Die Tracks sind sehr entspannt, es wird einem sehr leicht gemacht, im Sound zu verschwinden. Ich persönlich finde es sehr müßig, einzelne Songs hervorstechen zu lassen. II ist meines Erachtens ein unsagbar gut gelungenes Gesamterlebnis. Es droht nie langweilig zu werden, jedes Lied hat seinen eigenen Charme, bietet die Möglichkeit, entspannt dazu zu tanzen oder allem Lärm da draußen für die Spielzeit mal eben zu entsagen. Heilsam eben. Und das alles ist wirklich sehr raffiniert!

27.08.2024 - Dangast, Watt en Schlick
20.09.2024 - Köln, Stadthalle
26.09.2024 - Berlin, Columbiahalle


Samstag, 20. Juli 2024

KW 29, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Nils Holgerson. Der Junge auf der Gans Martin. Hoch und weit fliegen sie. Beide sind kein Teil der Gänsegruppe, denn Martin ist eine einfache Hausgans und Nils ein kleiner Querulant. Sie kümmern sich gegenseitig, als sie schwere Zeiten haben. Martin verliebt sich, Nils kommt wieder heile zu Hause an. Eine schöne Geschichte über Fehler, übers Zusammensein, Helfen und füreinander einstehen.
Als gestern Abend eine einsame Gans über den Garten flog, musste ich sofort an diese Geschichte denken. Wo kam sie her? Wo will sie hin? Und hat sie eventuell auch einen kleinen Jungen auf dem Rücken, der Mist gebaut hat?! Wer weiß…

Waving The Guns
(Ms) „W steht für wortgewandt, T für talentiert, G steht für gay, damit du dich blamierst, wenn Du Deinen homophoben Freunden unsre Platte vorspielst.“ So und nicht anders läuft es bei Waving The Guns. Oder lief. Denn das Rap-Schwergewicht von Audiolith hat eine Pause gemacht. Musste sich sammeln. Wer ist WTG, wofür stehen wir uns fallen uns noch die passenden Zeilen ein?! Die sehr eindeutige Antwort lautet: JA! Denn kommendes Jahr gehen die Rostocker auf Statement-Tour und das in beachtlich großen Läden. Ich denke, dass es kein Problem sein wird, sie voll zu machen. Dann werden sie reihenweise abgerissen und die Meute tobt. So läuft es sei eh und je, wenn Milli Dance und Co auf der Bühne stehen. Ich gehe stark davon aus - denn so läuft das Musikbusiness ja nun mal -, dass es dann auch ein passendes Album dazu geben wird. Doch das ist nur Spekulation! Kauft euch auf jeden Fall Tickets für diese Konzerte, es wird sich sehr lohnen, ich spreche aus mehrfacher Erfahrung!

15.03.2025 Rostock - M.A.U. Club
20.03.2025 Dresden - Tante Ju
21.03.2025 Wien (AT) - Flex
22.03.2025 Graz (AT) - p.p.c.
23.03.2025 Innsbruck (AT) - P.M.K
25.03.2025 Zürich (CH) - Dynamo
26.03.2025 Stuttgart - Lehmann Club
27.03.2025 München - Strom
28.03.2025 Nürnberg - Z-Bau
29.03.2025 Jena - Kassablanca
03.04.2025 Dortmund - Junkyard
04.04.2025 Frankfurt- Das Bett
05.04.2025 Heidelberg - Karlstorbahnhof
10.04.2025 Hannover - Kulturzentrum Faust
11.04.2025 Köln - Stollwerck
12.04.2025 Bremen - Schlachthof
17.04.2025 Hamburg - Markthalle
25.04.2025 Leipzig - Werk2
26.04.2025 Berlin - Huxleys neue Welt


i Häxa
(Ms) Uh, das zieht direkt in den Bann und ja: der Name der Band stach mir direkt ins Auge. Ein Glück, dass die Musik auch direkt so packend ist wie i Häxa selbst. Dahinter verstecken sich Rebecca Need-Menear und Peter Miles, die mit ihrem Projekt unterschiedliche Musiklandschaften kreieren, ausprobieren, explodieren lassen. In diesem Jahr erscheint eine EP-Triologie, die logischerweise Part I, Part II und Part III heißen. Der letzte Teil erscheint am 16. August und ist sehr intensiv, überraschend, dicht, düster, elektronisch, organisch, pur. Dryland ist die passende Single daraus, die schon zu hören ist. Erst sanfte Klaviertöne, dann mysteriöser Gesang. Ein wenig später gesellt sich bedrohlicher Bass dazu. Nach knapp zwei Minuten donnern Schlagzeug und E-Gitarre dazu und erzeugen ein wirklich beachtlichen Track, der einen so schnell nicht los lässt. Wenn das die Single ist, bin ich enorm gespannt auf die EP und froh, wieder neue Musik entdeckt zu haben.


A Place To Bury Strangers
(Ms) Wenn man mal knapp fünf Minuten gar keine Ruhe haben möchte, sondern den kompletten Gitarre-Bass-Schlagzeug-Schub erleben will, sollte man dringend die neue Single von A Place To Bury Strangers laut drehen! Disgust heißt der neuste Streich des New Yorker Trios. Das passende Album dazu wird Synthesizer heißten und am 4. Oktober erscheinen. Ab der ersten Sekunde knallt die Gitarre, peitscht der Bass, treibt das Schlagzeug. Doch insbesondere die E-Gitarre darf auf diesem Stück scheinbar machen, was sie will und das geht wunderbar auf. Immer wieder prescht sie zwischen oder in die Gesangsparts von Oliver Ackermann und hämmert so richtig gut durch den Track. Wenn das ganze Album so wird, könnte es richtig, richtig gut werden. Pausen- und atemlos, sehr intensiv, mitreißend und pulsierend. Aber genauso soll es ja auch sein!

31.07.2024 - Hamburg, Hafenklang
01.08.2024 - Dresden, Chemiefabrik
02.08.2024 - Beelen, Krach am Bach
07.08.2024 - München, Milla Club
08.08.2024 - Aschaffenburg, Colos Saal
09.08.2024 - Mariendtal, Hoflärm Festival
03.10.2024 - Berlin, Metropol


King Gizzard & The Lizard Wizard
(Ms) Muss mich hier ein wenig auf unbekanntes Terrain wagen, denn mit dieser Band kenne ich mich nicht so gut aus. Das ist tendenziell kein Hindernis, aber hier muss sicher eine Ausnahme gemacht werden. Denn King Gizzard & The Lizard Wizard ist nicht nur seit langer Zeit ein super Name, sondern auch der Inbegriff von: Wir machen halt was wir wollen und das in einem atemberaubenden Tempo. Die Band gibt es gerade mal seit 2010 und nun veröffentlichen sie schon ihr 26. Album! Das muss man sich mal rein tun. Es gibt überhaupt keine Grenzen. Im Kern machen sie psychedelischen Rock, doch auch Metal und elektronische Ausflüge sind erlaubt. Alles, worauf die sechs Australier halt Bock haben. Am 9. August erscheint Flight b741 über ihr eigenes Label und ist das Ergebnis von zwei Wochen leidenschaftlicher Studioarbeit mit guten Freunden. Ja, genauso klingt es, wenn die Single Le Risque ertönt. Ein bisschen 80er Rock, ein bisschen Elvis-Mikro, ein bisschen Mundharmonika und sehr, sehr viel Groove, der Bock auf mehr macht. Was für eine Band!


Sarah Davachi
(Ms) Wie zur Ruhe kommen?! Klar, nichts ist leichter gesagt als sich immer wieder Pausen zu gönnen oder gar in den Urlaub zu fahren. Beides ist leider nicht immer möglich. Zu viele unabwägbare Dinge passieren ständig und werfen uns immer wieder aus der Bahn, lassen uns fahrig oder ungeduldig werden und schließlich sogar gereizt oder genervt. Also doch Rückkehr zur bewussten Pause. Sie sollte mindestens elfeinhalb Minuten umfassen. Das ist nicht wissenschaftlich belegt, sondern musikalisch angeordnet. Denn so lange dauert das neue Stück von Sarah Davachi. Possente Spirto ist eine brutale Ausformung von Klangflächen. Breit gezogene, lang aushaltende Töne, die sich innerhalb einer Harmonie abwechseln und ergänzen. Man darf nicht erwarten, dass irgendetwas Großartiges passieren wird bei diesem Lied, es ist die pure Ruhe und das sanfte Getragenwerden gleichzeitig. In einer hektischen Welt mag das schwer auszuhalten sein oder gar langweilig wirken, aber es lohnt sich sehr, darin einzutauchen und am besten nur in der Musik zu sein. Es wäre müßig, das metaphysisch aufzuladen. Es ist viel einfacher uns sicher auch gewinnbringender, die Schönheit der Musik wirken zu lassen. Mehr nicht. Denn das macht Sarah Davachi schon seit langer Zeit in ihrem Schaffen. Sie experimentiert viel mit der Orgel und einigen elektronischen Instrumenten oder gar Kammerorchestern. Angelehnt an alte, sakrale Musik, möchte sie so die Klänge wirken lassen, beruhigend oder sogar berauschend, auch wenn es immer nur ganz langsam und erhaben ist. Derzeit musiziert sie nicht nur, sondern lehrt an der Uni Los Angeles Musikwissenschaften mit den Schwerpunkten Klangfarbe, Phänomenologie und kritischer Organologie, was immer das auch sein mag. Am 13. September erscheint ihr neues Album mit dem griffigen Titel The Head As Form'd In The Crier's Choir und beschert sicher noch mehr musikalischen Zauber.

Samstag, 13. Juli 2024

KW 28, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(sb/ms) Kaum zu fassen! Ist es peinlich oder einfach nur noch schlimm? Ist es stur oder gibt es echt keine Alternative? Und wieso dreht sich jetzt erst alles um diese Frage? Da stehen zwei Typen zur Auswahl, das mächtigste Land der Erde zu regieren und beide sind einfach richtig alt. Klar, niemand sollte aufgrund seines Alters diskriminiert werden, aber die offensichtliche Frage der Fitness (geistig und körperlich) ist so klar wie selten zuvor. Gibt es niemanden unter 78 Jahren, der oder die sich vorstellen kann, dieses Amt in den USA zu übernehmen? War es nicht schon in der aktuellen Amtszeit von Joe Biden der Fall, dass es auffällig war, wie wenig geeignet er noch für diesen Posten ist? Herrje! Es ist einfach nur noch schlimm. Und peinlich. Was für eine schräge Diskussion. Es geht kaum um irgendwelche Inhalte, sondern nur darüber, wer von den altern Männern weniger gebrechlich ist. Übel.
 
Mest
(sb) Bereits seit 1995 sind Mest aus Illinois (USA) auf der Punkrock-Landkarte verortet und ja, sie können es immer noch. Bereits damals hab ich sie gerne gehört, dann total vergessen und jetzt landete ihr neues Album Youth im luserlounge-Postfach. Lässiger Sound, berufsjugendlicher Charme, nie alternde Lyrics - manche Dinge ändern sich einfach nie! Highlight auf dem neuen Album von Tony Lovato & Co. ist sicher Hate You Sober. Was für ein brutaler Ohrwurm!



Pedro The Lion
(sb) Oha, was für eine ungemein angenehme Stimme! Auch wenn Santa Cruz bereits vor einem Monat erschien, so hat das neue Album von Pedro The Lion erst jetzt den Weg in meinen Gehörgang gefunden. Wie sagt man so schön? Das Leben kam mir dazwischen, mich in den letzten Wochen ausgiebig mit Musik zu beschäftigen. Nun hats aber endlich mal wieder geklappt und siehe da: Der Indie-Veteran aus Seattle überzeugt mit gewohnt persönlichen Lyrics und fesselt den Zuhörer mit seinen Geschichten, die er in ergreifenden Melodien verpackt.


Blush Always
(Ms) Hach, ich mag diese Verstrickungen beim Musikhören! Es ist so Schön, immer und immer wieder Neues zu entdecken. Am schönsten sind dabei die Wege, wie das Neue auf mich trifft. Natürlich geht es über einen Kanal wie diesen, der berichtend am Start ist, doch den größten Effekt hat der direkte Liveeindruck. Blush Always sah ich vor einigen Wochen als Support von My Ugly Clementine in Bremen und der Auftritt hat mich richtig gut mitgerissen! So viel Energie, Spielfreude und Sympathie! Ich war direkt beeindruckt und froh, dass es schon im September ein neues Album geben wird. An Ode To? wird es heißen und wieder zeigen, wie kraftvoll Gitarren klingen können und wie gut Texte geschrieben werden. Die erste Single My Mum‘s Birthday ist schon draußen und stellt viele gute Fragen. Natürlich es gut und sehr nützlich, wenn man sich um sich selbst sorgt und für sich da ist. Doch es kann auch passieren, dass dadurch andere wichtige Dinge oder Termine wie der Geburtstag der eigenen Mama vergessen werden. Die Mitte treffen - viel einfacher geschrieben, als es wirklich ist.

13.07.2024 Wohnste, Für Hilde Festival
19.07.2024 Darmstadt, Bedroomdisco
20.07.2024 Köln, Neue Wellen - Odonien
02.08.2024 Elend bei Sorge, Rocken am Brocken
03.08.2024 Frankfurt, MÄD MÄM Fest
06.09.2024 Hamburg, Molotow
07.09.2024 Leipzig, Neues Schauspiel


Madsen
(Ms) Das soll echt knapp zwanzig Jahre her sein?! Wie krass ist das denn bitte?! Ja, am 30. Mai 2005 erschien das nach der Band betitelte erste Album und Sebastian Madsen schrie es aus voller Kehle in die Welt hinaus. Ich war gerade mal 14 Jahre alt, aber die Musik der Wendländer hat mich schnell in den jugendlichen Bann gerissen. Schnell sah ich sie viele Male live und habe die für mich neue Energie auf der Bühne sehr genossen, war beeindruckt! Im Laufe der Zeit habe ich die Band ein wenig aus den Augen verloren, acht weitere Alben kamen hinzu - nicht schlecht! Madsen haben sich in den Jahren einen richtig guten Namen ersungen und erspielt und sind ein fester Bestandteil der Musiklandschaft geworden. Solch Geburtstage müssen aber gefeiert werden, und das tut die Band im November, wenn sie eine erstaunliche Auswahl an Städten bespielt und dort ihren Erstling in voller Länge darbieten werden. Obendrauf wird die Platte am 1. November auf Vinyl wieder veröffentlicht, die den Bonustrack Heute Nacht! beinhaltet, der auch das Motto der Tour sein wird. Ich hab Bock auf die Zeitreise!

01.11. Rostock, MAU Club
02.11. Osnabrück, Die Botschaft
08.11. Bremen, Pier 2
09.11. Ilmenau, Festhalle
12.11. Erlangen, E-Werk
13.11. Lindau, Club Vaudeville


Oehl
(Ms) Ja, ich bin Fan. Ich gebe es gerne zu. Und das ist sogar ein richtig gutes Gefühl. Seit Wolken einst durch meine Kopfhörer rauschten, bin ich gefesselt von Oehl. Diese poetische Art des Songwritings sucht meines Erachtens hierzulande seinesgleichen. So sanft, so bestimmt, so schwebend und gut durchdacht. Er schreibt Lieder, die aus dem Herzen kommen, aus dem ganz unmittelbar Erlebten. Dabei wird er immer persönlicher in seinen Texten. Der neuste Streich heißt Wohnzimmerlandschaft und ist ein ganz zarter Track, der ein Wohlgefühl und ein sicheres, schönes Zuhause für seine Kinder sein soll. Das dazugehörige Video ist erneut ein tolles, kleines Kunstwerk geworden. Kommende Woche erscheint seine neue EP, die Tom heißt und endlich wieder frische Oehl-Songs liefert. Dazu gesellte sich die frohe Kunde, dass er Ende des Monats beim Watt En Schlick in Dangast auftreten wird - riesige Vorfreude aufs Tanzen am Strand zu diesen wundervollen Liedern!


Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen
(Ms) Ich finde das richtig gut. Also nicht nur textlich und musikalisch. Sondern auch von der Veröffentlichungsvorgehensweise. Einfach mal wieder ein tolles Lied geschrieben und der Öffentlichkeit darbieten ohne dass es direkt ein Album geben muss oder dergleichen. Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen haben es dieser Tage wieder gemacht: Ich Geh Lieber Allein ist draußen und ist eine herrliche Entgegnung auf You‘ll Never Walk Alone und ganz ohne Fußballbezug. Das Thema „Alleine irgendwo hingehen oder sein“ auf Partys beispielsweise ist seit jeher ein wichtiges Thema der Band und hier wieder sehr gut dargeboten. Ich bin erneut beeindruckt, wie scheinbar leichtfertig es Carsten Friedrichs und Co es schaffen schmunzelige Zeilen und schwungvolle Musik zusammenzubringen. Tanzt jemand mit? Oder lieber allein?


PeterLicht
(Ms) „Hier ist eine Käseplatte, die reicht ihr jetzt einmal durch alle Reihen und wenn sie leer ist, knallt der letzte sie einfach an die Wand.“ Wahrscheinlich war es im Oktober 2008, als PeterLicht das in der Lagerhalle in Osnabrück dem Publikum verkündete. Bis dahin zeigte er öffentlich kein Gesicht, war noch ein lyrisches Phantom. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert, mittlerweile weiß man einigermaßen, wer er ist, zumindest optisch. Seitdem sind ein paar Alben und poetische Zeilen hinzugekommen, Bücher und Theaterstücke. Nun kommt er wieder selbst auf die Bühnen mit frischen Liedern und einem brandneuen Album. Alles Klar heißt die Scheibe, die am 4. Oktober bei Tapete Records erscheinen wird. 9 Stücke wird es enthalten und allem Anschein nach sollen sie persönlicher sein als zuvor, vielleicht ein bisschen weniger kryptisch und vertrackt. Die Realität mit all seinen Herausforderungen scheint auch an der Kunstfigur PeterLicht und dem wahren Menschen dahinter kein Halt gemacht zu haben. Ich Seh Den Horizont heißt die erste Single und sehr sanft. Es ist eine kleine Einladung, den Horror hinter sich zu lassen und zu träumen. Ja, es steckt sogar ein kleines Liebeslied darin, eine kleine Flucht aus dem Hier und Jetzt, eine Pause von der Überforderung. Am Ende sind sogar Bläser zu hören, wunderschön! Selten war ein PeterLicht-Song so klar (hehe) und rein und konkret. Das schraubt die Neugier auf das neue Album weiter und ich freue mich riesig drauf, auch auf den Tourhalt in Bremen!

03.10.24 - Stuttgart / Im Wizemann
04.10.24 - Nürnberg / Club Stereo
06.10.24 - München / Ampere
07.10.24 - Frankfurt / Mousonturm
09.10.24 - Düsseldorf / Zakk
10.10.24 - Hamburg / Uebel & Gefährlich
11.10.24 - Bremen / Lagerhaus
12.10.24 - Husum / Speicher
18.10.24 - Köln / Gebäude 9
22.10.24 - Weinheim / Cafe Central
23.10.24 - Winterthur / Albani
24.10.24 - Luzern / Schüür
30.10.24 - Jena / Trafo
31.10.24 - Berlin / Festsaal Kreuzberg
01.11.24 - Leipzig / NAUMANNs im Felsenkeller
02.11.24 - Dresden / Beatpol

Freitag, 12. Juli 2024

Fjørt auf dem Poolbar Festival

(sb) Ja, das Konzert ist schon wieder knapp eine Woche her, aber Ihr kennt das ja sicher, wenn Euch das Leben dazwischen kommt und Ihr Eure Vorhaben tagtäglich verschiebt. Prokrastination at its best. Jetzt schaffe ich es aber tatsächlich doch noch, Euch – zumindest kurz – vom Aufritt von Fjørt beim Poolbar-Festival in Feldkirch am 06.07. zu berichten.

„Kurz“ ist dabei eine wichtige Vokabel, denn recht viel länger als eine Stunde stand das Trio aus der Kaiserstadt Aachen in Vorarlberg nicht auf der Bühne, auf die geforderte Zugabe wartete das Publikum ebenso vergeblich. Wirklich schade, aber tatsächlich auch der einzige Kritikpunkt, denn ansonsten war der Abend legendär und Fjørt in Topform.

Es war ein regnerischer und stürmischer Tag im Westen Österreichs, die gut einstündige Anfahrt mutierte zum Werbevideo für Aquaplaning und auch das für den frühen Abend geplante Konzert wurde kurzerhand von der Freiluftbühne in die Halle im Obergeschoss verlegt. Das alles war jedoch relativ egal, denn ich war je wegen Fjørt angereist und nach einem späten Espresso wurde um 22 Uhr das Alte Hallenbad geentert. Ich sag es immer wieder: Was für eine geile Location!

 

Denn das Alte Hallenbad heißt nicht so, sondern ist es tatsächlich auch. Die Bühne befindet sich mehr oder weniger am Beckenrand, die Zuschauer entern per Treppe das ehemalige Schwimmbecken oder stellen sich halt außenrum hin, um das Treiben auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu verfolgen.

Um Punkt 22.30 Uhr ertönten die ersten Fjørt-Klänge aus den Boxen, von der ersten Sekunde an zogen Chris Hell (Gesang & Gitarre), David Frings (Gesang & Bass) und Frank Schophaus (Drums) das Publikum in ihren Bann. Es war laut, es war brachial, es war brutal. Was für eine ungemeine Intensität!

 

Ältere Tracks wie Raison fanden ebenso ihren Weg ins Set wie Feivel, Fernost, Bonheur oder Kolt vom aktuellen Album Nichts. Auch der neueste Track Puls, veröffentlicht als einseitig bespielte Vinyl, wurde zum Besten gegeben und wurde frenetisch gefeiert. Grandios, wie gut sich die Stimmen von Hell und Frings ergänzen, unfassbar, welche Power Schophaus auf sein Schlagzeug überträgt – der Sound im Alten Hallenbad war grandios und transportierte die Gefühle perfekt von der Bühne auf die Zuhörer.

Einen Merch-Stand suchte man nach dem Konzert leider vergebens. Ich bin mir sicher, da hätten reichlich Shirts und Tonträger den Besitzer gewechselt. In diesem Sinne: Kommt bald wieder in Richtung Bodensee und bringt was mit!
 

 
 

Samstag, 29. Juni 2024

KW 26, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Sb/ms) Zwei alte, wirklich alte Männer reden im Fernsehen. Einer wird eine der wichtigsten Nationen der Welt führen. Nazis mischen sich schön unters fußballselige Volk. Heftigster Starkregen belastet Keller, Felder und Existenzen. In Europa gab es immer noch einen ordentlichen Rechtsruck in den letzten Wochen. Zwar sinkt die Inflationsrate ein wenig, aber Urlaub ist unsagbar teuer geworden! 
Wie soll man damit umgehen?! Hier kommt - nach letzter Woche - der nächste unaufgeforderte Tipp, und er ist auch wirklich richtig gut! Smiley.
Ich war ein paar Tage auf dem Rad unterwegs, immer die Weser hoch, bis sie bei Bremerhaven in die Nordsee mündet. Was für eine schöne Art der Fortbewegung. Zwei große Vorteile hat das (mindestens): Erstens ist es ein richtig gutes Gefühl, sich selbst mit eigener Kraft über einige Kilometer hinfort zu bewegen. Zweitens ist man ja verhältnismäßig langsam unterwegs. Und dann schaut man ganz viel nach links und rechts. Da stehen dann ein paar Schafe. Da fließt der große Fluss entlang. Da sind andere Radelnde. Da ist ein schöner, kleiner Pausenort. Herrlich. Das macht den Kopf sehr frei. Klar, das löst kein einziges der obigen Probleme. Aber es tut einfach unglaublich gut. In zwei Wochen folgt dann das Kapitel: Wandern tut gut, bis dahin geht es hier etwas ruhiger zu. 

Nada Surf
(Ms) Ja, es wird alles immer schneller. Das ist Fakt. In den letzten Jahren haben sich die Veränderungen in unseren Leben unglaublich beschleunigt. Nicht nur, dass wir immer mehr mitbekommen. Erst Corona, dann ein ungeheures Aufkommen von KI, was immer krasser wird und die Richtung völlig unklar. Regierungen werden immer nationaler. Es sieht insgesamt gar nicht mal so gut aus. Zu diesem einfachen, aber doch sehr klaren Schluss ist auch Matthew Caws gekommen. Der Texter und Sänger von den wunderbaren Nada Surf hat dazu ein Lied geschrieben, es heißt New Propeller und ist die nächste Auskopplung ihres Albums Moon Mirror, das am 13. September erscheinen wird. Es ist wesentlich ruhiger als das vorherige In Front Of Me Now, aber das muss es auch, weil es die Thematik irgendwie verlangt. Doch kein Nada Surf-Track ohne eine positive Nachricht. Denn diese Band steht wie kaum eine andere für das Gute im Menschen und hört niemals auf, genau daran zu glauben. Egal, wie düster es um uns steht, wie böse es um uns herum wird und welche Gefahren der technische Fortschritt auch mit sich bringt: Wenn wir zusammenstehen, uns unterstützen, gut zueinander sind, dann sind wir gewappnet. Don‘t Be Afraid, You Won‘t Be Replaced. 


The Planetoids & whoiswelanski
(Ms) Da haben sich mehrere Musiker aus verschiedenen Bands zusammen getan und ein paar tolle Lieder miteinander geschrieben; dann wollen sie auf Tour aber gemeinsam geht das manchmal schwer. Aber das zusammen eingespielte Stück soll natürlich dennoch performt werden. Aber wie soll das dann ablaufen? Häufig werden Gesangsparts eines Features ausgelassen oder ein Part der Stammband übernimmt das. Oder der Song ist so komplex, dass das gar nicht geht. Blöde Situation. The Planetoids aus Hannover haben nun eine Lösung dafür gefunden: Ihre Gäste erscheinen als Hologramm! Wow, ziemlich coole Sache, die erstmal ein wenig futuristisch, aber auch total pfiffig daher kommt. So sind immer alle dabei, die dabei sein sollen. Die Künstler von Don‘t Get Me haben ihnen dabei geholfen. Mit der Band whoiswelanski haben sie beispielsweise den Track Sick geschrieben. Eine richtig kurzweilige, sommerliche Tanznummer, die sie so endlich live spielen können, ohne dass sie auf ihre Musikerfreunde verzichten müssen. Genial? Genial! So sieht das dann aus:


Zoon Phonanta
(Ms) Sythies an die Macht! Lasst die Synthies die Welt regieren! Es täte ihr so gut! Denn dann würde man den ganzen anderen Quatsch, nein, nicht vergessen, aber sehr gut für gewisse Zeit mal beiseite schieben, bis wir von der Realität wieder überrollt werden. Alle Macht den Knöpfen und Tasten und Schaltern, die so herrlich wabernde, welträumliche Musik entstehen lassen. Lasst ihre Melodien und Beats immer wiederholen, bis sie uns eingesogen und mitgenommen haben. Lasst sie den Bass aufdrehen und den Körper erzittern! Nicht allzuschnell, aber dafür druckvoll und mit viel, viel Groove! Dann nämlich erklingen Zoon Phonanta. Und das mit reichlich Wumms und richtig viel Power. Ja, diese Musik macht süchtig. Sie klingt wie von weit außerhalb unserer Galaxie, ist aber tatsächlich menschengemacht. Das Trio wollte schon so lange diese Platte rausbringen. Dann kam eine Pandemie und diverse körperliche Zäsuren haben das Erscheinen des nach der Band benannten Albums verzögern lassen. Aber jetzt knallt es so richtig. Am 30. August erscheint eine Platte mit zwar nur sieben Tracks, aber die haben es verdammt noch mal in sich! Lasst euch entführen!


Propaganda
(Ms) Heikel darüber zu schreiben, denn ich kenne die früheren Werke von Propaganda gar nicht. Die Düsseldorfer Bands wurde bereits 1982 gegründet, ich kam erst acht Jahre später auf die Welt und meine Berührungspunkte mit der elektronischen Musik, die sich gerade in eben jener Stadt in den 70/80ern manifestiert hat, sind rar, nehmen aber in den letzten Jahren stetig zu.
Ralph Dörper und Michael Mertens sind heute Propaganda, vor über zwanzig Jahren kam die letzte Platte unter diesem Namen und in dieser Besetzung raus. Ich finde es beeindruckend, dass sie sich trotz (oder gerade wegen?) all der Zeit zusammen tun und wieder an frischer Musik tüfteln. Haben früher noch Claudia Brücken oder Susanne Freytag der Band ihre Stimme verliehen, so werden es auf der neuen Platte andere Sängerinnen sein. Auf der Single Purveyor Of Pleasure ist es zum Beispiel Thunder Bae, die über die herrlich langsam schreitenden Melodien singt. Das klingt ziemlich gut, schon recht poppig, aber so gut arrangiert, dass es nicht beliebig ist. Dass es unmöglich ist, einen musikalischen Geist von vor vierzig Jahren ins Hier und Jetzt zu katapultieren, sollte klar sein. Als Neuling im Propaganda-Hören bin ich auf jeden Fall sehr angetan. Am 11. Oktober erscheint über Bureau B das neue, selbstbetitelte Album. Könnte richtig gut werden!

Freitag, 28. Juni 2024

Conny Frischauf - Kenne Keine Töne

(Ms) Wo sind die Grenzen von Musik? Länge? Lautstärke? Irgendeine Art von Instrumentierung? Ist Vogelgezwitscher Musik? Und wenn ja, ist es unsere Stimme, wenn wir sprechen, auch? Wie eng oder weit ist der Begriff? Wann wird aus einer Gedichtrezitation ein Lied? Gibt es überhaupt Grenzen? Ist alles Musik? Oder auf der anderen Seite dann gar nichts?!

Puh, spannende Fragen, oder?
Ja, finde ich schon. In meiner kleinen Welt hat Musik immer etwas mit klanglichen Ideen zu tun. Länge oder Lautstärke spielen keine Rolle. Vielleicht hat auch Intention etwas damit zu tun. Oder gibt es Musik, die keine Bedeutung aus Interpretensicht hat?! Ich kann es mir kaum vorstellen.

Warum die ganzen Fragen ohne Antworten?! Am 28. Juni (heute!!!) erscheint das neue Album von Conny Frischauf. Es heißt Kenne Keine Töne und der Titel ist zu einem kleinen Teil der Platte auch Programm. Nein, hier wird Musik nicht an seine Grenzen gebracht. Aber es gibt ein paar Stellen, die diese Thematik streifen. Die Wiener Musikerin hat vor drei Jahren auf Bureau B Die Drift veröffentlicht und mich zumindest ganz schön in Ekstase versetzt. Meine Anknüpfungspunkte mit elektronischer Musik waren bis dato rar gesät. Doch diese Platte hat an meiner Hörgewohnheit viel geändert. Im Laufe der Zeit öffnete ich mich älterer und neuer Spielart von Krautrock und der ganzen elektronischen Spielart, die damit zusammenhängt. Sehr tanzbar, manchmal ein bisschen schräg, aber im Grunde griffig und immer wieder auch sehr, sehr schön!

Drei Jahre sind nun vergangen, bis der Nachfolger zu haben ist. 16 Stücke sind auf 40 Minuten Spielzeit verteilt. Daraus lässt sich ja schon ablesen, dass zumindest einige Stücke sehr kurz sind. Insbesondere diese kurzen Stücke sind spannend, wenn es um die Grenzen oder das Wesen von Musik geht. Das krasseste Beispiel ist wohl Zwei Minuten. Zwischen vielen elektronischen, herrlich schwingenden Stücken herrscht hier Stille. 120 Sekunden lang. Ist das Musik? Schwer zu sagen. Clever ist es alle Male. Als Pause muss es nicht gedacht sein, denn Kenne Keine Töne ist nicht anstrengend. Aber an vielen Stellen komplex. Denn Conny Frischauf nutzt nicht nur Sythies und allerhand elektronisches Gerät. Sondern auch Querflöte, Klatschgeräusche, Naturaufnahmen und immer wieder sehr gekonnt ihre eigene Stimme. Auf M zum Beispiel. 54 Sekunden lang summt, spricht, dreht, dehnt sie das Wort müssen so stark, dass es aberwitzig erscheint. Ist das Musik?! Gute Frage. Auch auf der Interlude wird nur ein wenig getrommelt. Dididi Dadada hat - wenig verwunderlich bei dem Titel - auch keinen wirklichen Text. Aber den braucht die Musik ja auch nicht. Es gibt also zahlreiche Takte, Töne, Melodien, die zumindest kurz innehalten lassen. Und vielleicht ist genau das der Plan dahinter. Je weiter weg ein Stück von den normalen Hörgewohnheiten ist, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt es ja. Clever ist es alle Male.

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch viele andere Stücke, die etwas normaler (?) sind. Nordwestwind ist eine wunderbare Momentaufnahme aus dem Wiener Sommer. Bisschen Träumen ist genau das, was der Titel verspricht. Töne spielen langsam und sehr entspannt hin und her, bleiben kurz hängen und lüften auf ganz angenehme Weise kurz das Hirn. Auch hier lässt es sich wieder wunderbar innehalten, ganz ohne Worte. Auch Röte braucht kein gesprochenes oder gesungenes Wort. Das übernimmt an dieser Stelle die Querflöte. Selten war dieses Instrument so tanzbar! Richtig viel Groove steckt auch in Aller Wege (Zwölf), das mag ich immer lauter und lauter drehen und ich stelle mir die Frage, ob sie ernsthaft immer wieder fuck singt oder es nur danach klingt.

„Der Mund bewegt die Worte nur“, singt sie am Ende auf Test. Vielleicht der Schlüssel zum Album?! Wer weiß… Selten hat mich eine Platte sowohl zum Nachdenken über Musik an sich angeregt und gleichzeitig so gut unterhalten. Es gibt auch noch einige Instrumentalstücke, die herrlich durchs Weltall wabern und einfach nur gut tun. Kenne Keine Töne ist faszinierend. Wunderschön und aneckend zugleich. In jedem Fall ist es Kunst und sehr clevere Musik!


Samstag, 22. Juni 2024

KW 25, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Das mag jetzt nach esoterischem Quatsch klingen, aber: Wie beruhigend und schön ist es eigentlich, Tiere zu beobachten?! Und ich meine jetzt nicht das Haustier oder die Katze von nebenan. Sondern das, was so durch den Garten oder über die Felder und Wiesen fliegt und läuft. In den letzten Wochen bin ich großer Fan eines Hasen geworden, der nebenan auf einer Wiese sitzt. Ich rede mir ein, dass seine Freundin auch öfter da auftaucht. Und dann sitzen sie da so rum. Mümmeln ein wenig Gras weg. Lauschen mal mit aufgestellten Löffeln nach den Umgebungsgeräuschen und ich schaue ihnen einfach nur dabei zu. So ein süßer, kleiner Fratz. Die hoppelten auch gar nicht weg, als ich einige Meter neben ihnen stand. Wunderbar! Das hat Effekte wie ein kleiner Urlaub. Einfach mal ein Tier beobachten. Mehr nicht. Nur zuschauen und das gut finden. Kein metaphysischer Unterbau.

L‘Impératrice
(Ms) Popmusik aus Frankreich. Ist ein Phänomen, das hier irgendwie wenig Boden unter den Füßen findet (anders herum ist das sicherlich genauso). Und wir reden hier nicht über French House und allem, was damit zusammenhängt. Doch seit gut zehn Jahren gibt es eine Band, die beharrlich daran arbeitet, dass ihre Reichweite auch bis zu uns langt. Und das nicht mit irgendeiner Art des Marketings, sondern einfach nur mit pfiffiger Musik. Ja, das was LImpératrice seit einigen Jahren machen, ist super tanzbar, luftig leicht und sehr catchy! Die französischen Texte mitzusingen ist natürlich nicht ganz leicht, aber hin und wieder bedienen sie sich mittlerweile auch der englischen Sprache. Vor zwei Wochen haben sie ein neues Album veröffentlicht und Pulsar ist genauso tanzbar und fröhlich, wie all ihre Musik vorher auch schon war. Vielleicht ist es auch ganz gut, dass nicht alles verständlich ist (mein Schulfranzösisch reicht nur noch dazu aus, um zu sagen, dass ich kein Französisch spreche…). Denn das macht es viel einfacher, diese Platte laut zu drehen und einfach mitzutanzen. Zehn Tracks mit 40 Minunten Spielzeit - perfekt! Und vielleicht bleibt ja doch der ein oder andere Vokabelfetzen kleben…


Anohni
(Ms) Dieser Song lief und ich wollte ihn schon fast aus machen. Doch dann schlug er zu: der Zauber der Musik. Ist es nicht phantastisch, dass Kunst etwas innehält, was nicht zu beschreiben, sondern nur zu erfühlen ist. Klar, ich versuche hier dennoch immer wieder Worte dafür zu finden, aber es sind dann nicht immer die, die zu meinen Emotionen passen. Manche Empfindung geht halt über das Beschreibbare hinaus. Bei Breaking, der neuen Single von Anohni, ist es auf jeden Fall die große Wärme und Zerbrechlichkeit, die in dem Arrangement wohnt. Die ganz reduzierte Instrumentierung, die Klarinetten, der leicht chorische Gesang… hier kommt ganz viel zusammen, das Gänsehaut bereitet und einfach nur wunderschön ist. Mehr braucht es ja zum Glück zum Staunen auch gar nicht. Was für ein toller Track!


Walt Disco
(Ms) Ewig ist es her, dass ich mal auf einer Indie-Party war. Zu alt? Zu dörflich? Zu kaputt am Wochenende? Zu faul? Oder findet das ganze einfach zu den falschen Zeitpunkten statt?! Ach, keine Ahnung. Das Gefühl dieser Nächte ist aber noch hellwach. Die große, große Freude, mit vielen guten Menschen los zu ziehen und einige Stunde verfliegen zu lassen und die großen und kleinen Hits zu feiern. Sollte ich es dieses Jahr doch noch schaffen, möchte ich dabei unbedingt die neuen Stücke von Walt Disco hören. Denn erstens ist das ja mal ein hervorragender Name. Zweitens ist die Stimme einfach nur phantastisch, richtig gänsehautmäßig! Drittens sind die Beats, Melodien und Strophen dafür gemacht, um sie gemeinsam zu zelebrieren! Da steckt so viel Herz und Leichtigkeit drin und genau die kleine Portion Dramatik und Schwere, damit das Gemüt so richtig gepackt wird. Ihr neues Album The Warping ist ganz großartig geworden und etwas, das im Indie-Bereich so lange nicht zu hören war. Sehr kunstvoll, sehr großartig! 

18/11/24 - Hamburg - Nochtspeicher
19/11/24 - Köln - Blue Shell
21/11/24 - Frankfurt - Brotfrabik
22/11/24 - Berlin - Prachtwerk


Friedberg
(Ms) Single-Tasking. Diesen Begriff habe ich letztens irgendwo aufgesammelt und direkt abgespeichert, denn er gefällt mir sehr gut. Nicht nur, was er aussagt, sondern auch, dass einige Teile der Gesellschaft es geschafft haben, vom immer-erreichbar-sein und alles-gleichzeitig-machen zu einer ruhigeren Daseinsweise zu schwenken. Ja, wir könnten auf so vielen Partys tanzen und so viele Dinge in einem Moment organisieren. Doch danach sind wir halt platt. Und wer braucht das schon?! Eben. Gut, dass Friedberg dazu den passenden Track liefern - The Greatest! Da nach den herbstlichen Wochen nun endlich der Sommer hier durchzuscheinen scheint (ha, super Formulierung!), rufen wir hiermit diese Single zur Sommerhymne aus. Einfach mal zurück lehnen, eine Sache zu einem Zeitpunkt machen und glücklich damit sein. Es ist doch so einfach! Die Band um Anna Friedberg veröffentlich dieses Jahr noch ihr erstes Album und es könnte ganz großartig werden. Hört doch mal…


Montreal
(Ms) Die sind immer schon da und gefühlt auch immer überall: Montreal! Was sind das aber auch für irre sympathische Typen mit einer ganz besonderen Gabe: Humor und Musik. Das geht nicht immer gut. Diese Band ist aber ein sehr gutes Beispiel, dass es doch funktioniert. Dazu seit Jahren äußerst stabile Musik, die viel Spaß macht und immer wieder Haltung zeigt! Gefühlt 2009 oder so sah ich sie mal im Jugendzentrum Kamp in Bielefeld. Wir trugen Max Power zur Theke, er versuchte professionell, den dort georderten Schnaps wieder einigermaßen gefüllt mit zur Bühne zu bringen (ich vermute, es hat nicht ganz geklappt). Solche Konzertmomente bleiben hängen. Gut, dass die Band bald wieder auf große Tour geht zu ihrem aktuellen Album Am Achteck Nichts Neues. Das Kamp ist mittlerweile zu klein für Montreal - egal, es spricht für sie. Geht da unbedingt hin, es wird sich lohnen und bestimmt auch unvergessliche Konzertmomente generieren!

07.11.2024 Augsburg, Kantine
08.11.2024 AT- Wien, Szene
09.11.2024 Dresden, Beatpol
14.11.2024 Jena, Kassablanca
15.11.2024 Frankfurt, Batschkapp
16.11.2024 Stuttgart, Club Cann
22.11.2024 Bremen, Schlachthof
23.11.2024 Osnabrück, Die Botschaft
29.11.2024 Erlangen, E-Werk
30.11.2024 Hannover, Musikzentrum
06.12.2024 Magdeburg, Factory
07.12.2024 Düsseldorf, Stahlwerk
19.12.2024 Berlin, Festsaal Kreuzberg
20.12.2024 Hamburg, Markthalle
21.12.2024 Hamburg, Markthalle