(Ms) Back to the roots. Manchmal ist es sehr sinnig, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Oder auf die eigenen Anfänge. Beides steckt in diesem kleinen Sprichwort. Das denken sich auch die Mitglieder von The Notwist, die immer mal wieder die ganz alten Stücke spielen und dann als Pocketband auf Tour sind. So dieser Tage und dann direkt in den jeweiligen Städten zwei Abende hintereinander in kleineren Läden.
Am Samstag und Sonntag spielten sie im Hamburger Knust und das war mal wieder eine Reise an die Elbe wert.
Wir waren am Samstag früh vor Ort und konnten der feinen Musikauswahl von Markus Acher lauschen, die er im Barbereich auflegte. Dazu lief irgendein Oliver Hardy und Stan Laurel-Film und draußen war tiefster Herbst. Perfekt!
Ab 20 Uhr wurde es auf der Bühne richtig spannend, denn Sinem spielten zur Einstimmung ein kleines Set. Und seitdem denke ich darüber nach, warum ich nicht mehr Indie/Rock-Musik mit türkischer Sprache höre. Es gibt sicher wesentlich mehr als diese Band, die atmosphärisch diese Sprache einsetzen. Ungefähr eine halbe Stunde hat das Trio gespielt und mich ab dem ersten Takt direkt angesprochen! Insbesondere die für mich ungewohnten Harmonien im Gesang ließen mich neugierig lauschen. Zudem war das Schlagzeugspiel absolut mitreißend! Das hat richtig Spaß gemacht und mal andere Töne auf die Bühne gezaubert als alles andere, was sonst so im Pop/Rock-Bereich zu hören ist.
Kurze Umbaupause. Als The Notwist Pocketband spielen Markus und Micha Acher zusammen mit Andi Haberl und für ein paar Stücke mit Christoph Beck. Es ging direkt roh und wuchtig mit den alten Stücken los, als die ganze Soundtüftelei noch keine so große Rolle für die Band spielte. Tatsächlich kenne ich nicht ein Stück aus dieser Phase. Genau das hat den Reiz für den Abend ausgemacht. Denn auch in den durchvolleren, E-Gitarren-lastigeren Stücken lauern viele mitreißende Elemente. Nicht die sphärisch-träumerischen, aber durchaus eine Menge, die auch den Körper durchdringt. Doch auch verhältnismäßig neuere Songs wie Kong fanden in die Tracklist des Abends.
Gerade mal 80 Minuten dauerte der Gig der Weilheimer Musiker. Es war für dieses Set, für diese Zusammenstellung an Liedern genau der richtige Rahmen. Der kleinere Laden - im Frühjahr spielen sie in der Großen Freiheit 36 -, die tolle Vorband und die genau richtige Dauer.
(Ms) Sonntagabend, der Herbst hat volle Fahrt aufgenommen und am Bremer Bahnhof ist es rappelvoll. Der letzte Tag des Freimarkts ließ nochmal einige Leute aus ihren Häusern kommen. Und auch der Weg zum Schlachthof führte direkt an Buden und Fahrgeschäften entlang. Dort war es aber erstaunlich ruhig. Seltsam, dass es so luftig in der Kesselhalle gewesen ist. Immerhin kamen die Grandbrothers mit ihrem aktuellen Album Elsewhere vorbei, um die Menschen in den Klavierbann zu ziehen. War es das große Überangebot am Wochenende in Bremen? H-Blockx, Freimarkt, Nina Chuba, Anda Morts, Mental Tracks? Brauchten die musikaffinen Menschen eine Pause? Lag es am Sonntag? Oder ist die Musik von den beiden Klangtüftlern dann doch ein wenig zu speziell? Viele Fragen, wenig Antworten.
So stand niemand vor der Bühne, alle saßen, als Keshavara den Abend eröffneten. Allein das ist schon krass, das habe ich im Schlachthof noch nie gesehen. Dabei ließen sich viele Leute einfach einen großartigen Abend entgehen. Der Einstieg war extrem stark! Keshavara eröffnen viele der aktuellen Konzerte der Grandbrothers als Duo und wissen sehr schnell zu überzeugen. Sie erinnern an Oum Shatt, nur mit indischen statt orientalischen Klängen. Etwas psychedelisch, sehr unterhaltsam und einfach auch extrem sympathisch! Wenn sie in Bandbesetzung im April wieder in den Magazinkeller kommen, sind sicher einige Menschen, die am Sonntag da war, auch vor Ort!
Kurze Umbaupause, die schon einiges entdecken ließ. Die Bühne, wenn Lukas Vogel und Erol Sarp spielen, ist ein Hingucker. Auf der linken Seite der Flügel mit offenem Korpus aus dem allerhand Kabel und Gerätschaften herausschauen. Die Kabel suchen sich den Weg zum Tisch von Lukas Vogel, wo sie in verschiedensten elektronischen Soundboxen landen. Zusammen werden sie einen Klang erzeugen, der viel Sog entfachen wird, aber auch viel Schönheit. Dahinter zwei große Lichtleinwände, die die optische Ebene beschwören. Klar, das ist alles wahnsinnig ausgetüftelt, die Musik der Grandbrothers lässt sicher auch wenig Spiel für Improvisation, aber das Konzept geht voll auf.
Es ist 21 Uhr als die beiden Musiker die Bühne betreten, ein paar mehr Menschen wagen sich direkt in den Raum davor, um mittanzen zu können. Denn das kann sehr schnell passieren. Die eineinhalb Stunden danach waren ein reiner Rausch. Wie ein Live-DJ-Set. Die Lieder gingen ineinander über. Die Melodien und Rhythmen schwebten nur so durch den Raum. Und wenn man sich dort umschaut, sind viele glückliche, versunkene Gesichter zu sehen. Kaum jemand, der sich nicht anstecken lässt von der Energie, die die beiden auf der Bühne erzeugen. Das ist Wahnsinn, sehr intensiv, aber auch nicht zu doll. Viel Schönheit, viele große Melodien und dann immer wieder starker Bass, viel Takt, viele Möglichkeiten, um sich weg zu träumen. In ihren wenigen Ansagen zeigten sie sich nicht nur als passionierte Kirmesbesucher, sondern auch als äußerst dankbare Künstler. Das zollte das aufmerksame Publikum durch viel leises Zuhören, wenig quatschen und viel warmem Applaus zurück.
Wer kann, sollte dieses Duo auf ihrer aktuellen Tour auf jeden Fall besuchen und unterstützen. Das ist außerordentlich stark, was die beiden aus dem Flügel rausholen und ihren ZuschauerInnen schenken!
(Sb/ms) Diese Stadtbild-Sache hat Potential. Zum Einen zeigt sie recht ungefiltert ein zumindest in Ansätzen rassistisches Weltbild unseres Kanzlers. Zum Anderen finde ich es keine sinnlose Debatte, wie in der Heute Show gesagt wurde. Über die Menschen in unseren Städten, dazu gehören wir alle, müssen wir wirklich nicht sprechen. Wir gehören alle dazu. Und wir gehören alle dazu, dass sie so aussehen, wie sie aussehen. Und hier muss doch die politische Debatte beginnen. Warum gibt es so viel Leerstand?! Warum sehen die Städte alle gleich aus? Warum sind überall die gleichen Ketten? Warum sind sonst so viele Nagelstudios, Frisöre und Bars mit dunkel verklebten Fensterscheiben zu sehen? Weil wir alle es zulassen. Weil wir wie doof im Internet bestellen. Weil wir angeblich keine Zeit haben. Oder vielmehr weil wir sie uns nicht nehmen?! Weil wir alles gleichzeitig haben wollen. Wir sind doch selbst Schuld dran, dass die Städte so aussehen. Da braucht es doch politischen Willen, etwas dagegen zu tun. Förderungen. Weniger Bürokratie. Orte, wo alle zusammen kommen. Das bringt uns die teils etwas ferne Politik wieder mehr zu uns. Oder habe ich da unrecht?!
Crim
(sb) Futur Medieval heißt das neue Werk der Punkrock-Band Crim aus Tarragona und schließt nahtlos an den Vorgänger Cançons de mort an. Trotz der Hardcore-Anklänge kommen die Katalonier gewohnt melodisch daher, die Riffs sitzen und die Gesangsharmonien reißen mit. Zugegebenermaßen verstehe ich kaum ein Wort, aber das ist mir ausnahmsweise ziemlich egal. Crim haben etwas an sich, das mich ungemein anspricht und begeistert. Ist diese Kombination aus Brutalität und Verspieltheit? Ich weiß es nicht, aber Tracks wie Festa d'una Persona oder Nihilisme Pop gehen einfach immer. Hoffentlich auch bald mal live zu sehen!
SofiaPortanet
(Ms) Die große Welt des Pop! Was für eine große Musikrichtung! Eine, die immer wieder die großen gemeinsamen Nenner schafft. Die Lieder, mit denen wirklich viele Menschen zu begeistern und mitzureißen sind. Manchmal ist das der große Glitzerpop, manchmal der im kleineren Rahmen, der aber die gleichen Emotionen erschafft. Das allerbeste, schönste, tanzbarste, soghafteste Beispiel für den großen Pop im kleinen Rahmen ist Sofia Portanet, die seit vielen Jahren extrem gute Musik abliefert! Sie ist eine Künstlerin, die gerne und ganz toll mit anderen zusammen arbeitet. Verfolgt man ihr Schaffen ein wenig, ist sie stetig unterwegs, an den verschiedensten Orten, mit vielen kreativen Köpfen. Es kommen immer phantastischer Lieder dabei heraus. MoiPour Toi heißt ihr neuster Streich, den sie zusammen mit der französischen Künstlerin Sainte Nicole geschrieben und aufgenommen hat. Nicht nur ein toller Tanztrack, der einen leicht melancholisch-dunklen Touch hat, sondern auch ein weiterer Beweis, dass sich dafür die französische Sprache großartig eignet!
Oehl
(Ms) Fansein ist ja so eine Sache. Vielleicht bin ich mit Mitte Dreißig nicht mehr in dem Alter, in dem ich dieses Vokabular wählen würde. Aber bei bestimmten KünstlerInnen oder Bands ist die eigene Leidenschaft, wie dieses Schaffen verfolgt wird, ja im Grunde genommen genau das. Die Musik seit Langem hören, etwas über die Menschen wissen, sich freuen, wenn es Neues gibt, die Konzerte besuchen. Seit dem Tag, an dem OehlWolken veröffentlichte, höre ich sehr gerne und aufmerksam zu und bin immer wieder überrascht, was er alles schafft. Am 12. Dezember erscheint sein erstes Weihnachtsalbum, das gar nicht mal so typisch-weihnachtlich klingen wird, wenn man der Ankündigung glaubt. Es wird oehlig-melancholisch und andächtig sein. Verliebt und verträumt. Schwebend und luftig-leicht. Dunkle Magie wird die Platte heißen und mit Als Wir Uns Liebten ist seit heute die erste Single zu hören. Der Text ist nicht neu, er ist schon auf Amazon/Signout zu hören, doch er hat ein neues musikalisches Gewand bekommen und einen lächelnden Ariel Oehl, der im passenden Video dazu die Balance sucht. Was für ein Künstler!
Lankum
(Ms) Manch Track kommt auf ganz ungewöhnliche Weise zu einer Band. Dies ist die Geschichte von Ghost Town und der irischen Band Lankum. Die befreundete Künstlerin Oona Doherty kam auf das Trio zu und hatte den Wunsch, dass die Band ein Cover vom Original der Specials machen würde. Es passe zu ihrer aktuellen Tanzarbeit. Die Band reagierte erst verhalten, da solch eine Auftragsarbeit nicht deren sonstigem Schaffen entsprechen würde. Doch die Idee nahm Fahrt auf und wurde immer konkreter. Das Ergebnis ist eine immense Wucht! Acht Minuten geht der Song und es lohnt sich mal wieder, sich die Zeit dafür zu nehmen! Was als Dark Pop anfängt, entwickelt sich immer weiter und zieht Kreise und Kreise. Dafür sorgt ein extrem stimmungsreiches Video für den cineastischen Verve, den dieses Lied einfach verdient. Wow - das ist auf so vielen Ebenen Kunst! Und die ist wirklich entdeckenswert!
Kraków Loves Adana
(Ms) Was bedeutet es, wenn man einander liebt? Neben allen romantischen, wunderbaren Seiten der Verbundenheit ist Liebe oft auch eine Menge Arbeit. Stets muss man einen Konsens finden. Ein Leben zu zweit oder mit noch mehreren zu organisieren, stellt immer wieder kleinere und größere Hindernisse in den Weg. Wie damit umgehen? Am besten so, wie Deniz Çiçek in ihrem Projekt Kraków Loves Adana singt. Help Me heißt ihr neuster Track, der wunderbar dunkel aber auch hoffnungsvoll daher kommt. Dazu ihre wunderbare Stimme, die schnell einen zauberhaften Sog entfacht und mit der sie singt, dass sich helfen der Schlüssel ist. Du hilfst mir, ich lade dich ein, ich führe dich. Und wenn wir zurück schauen, dann sehen wir, dass viele Sorgen unbegründet waren. Ist das nicht toll?! Ja - inhaltlich und musikalisch ganz großartig!
(Ms) Tief Joshua zog am Wochenende kräftig über den Norden und machte auch vor Hamburg keinen Halt. Fast jeder Zug hatte Verspätung und auch der Fischmarkt war überflutet. Eigentlich ein ganz normaler Herbsttag an der Elbe.
Normal war das, was am Freitagabend im Knust stattfand, aber auf keinen Fall. Es war schlichtweg überragend! Denn Jürgen und Anne ließen das 29. Rookie Fest über die Bühne gehen. Den eigenen Labelgeburtstag in solch einem Rahmen stattfinden zu lassen - was für ein Geschenk! Und es kamen einige Leute zum gratulieren, doch komischerweise war es nicht ausverkauft. Was ging da denn schief?! Im Sinne von: Warum haben sich Leute das entgehen lassen? Tja, selbst Schuld!
Surreal Fatal haben den Abend eröffnet, eine Band, die mir noch neu war. Ob es am Sound oder an meiner Position im Raum lag: vom Gesang habe ich leider recht wenig verstanden. Die Musik war aber so dicht und energiegeladen, dass es dennoch Spaß gemacht hat! Ob Spaß jetzt das richtige Wort für SAFIs Auftritt ist, mag ich ein wenig bezweifeln. Klar, was sie mit ihren beiden Mitmusikern auf der Bühne veranstaltet hat, war einfach nur genial und sie hatten sicher auch Freude. Aber es war eher Wucht! Es war eher Lautstärke! Es war eher Brechen mit Erwartungen. Was macht diese Band für Musik? Rookie Records betitelt sie selbst mit Avantgarde und das passt in meiner Wahrnehmung auch sehr gut. Musik, die sich keinen Regeln unterwirft, die von ihrer Präsenz lebt, ihrer ungefesselten Energie. Das war vielleicht nicht etwas für alle, aber die, die da waren, konnten sich von großer Kunst mitreißen lassen - wow!
Dann wurde es in der vorderen Hälfte zunehmend dichter, denn niemand geringeres als Love A hatten die Ehre, diesem Fest die Krönung zu verpassen. Eine Band, die nicht so viel live unterwegs ist. Aber wenn, dann knallt es halt richtig! Das lag zum einen am wesentlich verbesserten Sound und dem wahnsinnig präzisen Spiel an allen Instrumenten! Insbesondere Stefan Weyer an der Gitarre muss großer Respekt gezollt werden! Wie er den gesamten Klang der Band formt, ist einfach nur große Klasse! Logisch, ohne so eine Naturgewalt wie Jörkk Mechenbier wäre die Band auch nicht, was sie ist. Was hat er nur für eine Ausstrahlung?! Sobald er das Mikro in die Hand nimmt und ihre großartigen Lieder singt, ist der ganze Raum dabei, gibt es nur noch das Hier und Jetzt! Und das mit einem phantastischen Best Of der eigenen Diskographie. Dass er nach Achterbahn keine Halsschmerzen hat, kann mir aber auch keiner glaubhaft erzählen - immens! Love A - eine gewaltige Erscheinung!
So war gegen Mitternacht, als es draußen sternenklar war und der Wind etwas abgeebbt ist, ein großartiger Abend zu Ende und Jan von Jan & Jan übernahm für den Tanzpart des Abends. Immer weiter so, Jürgen und Anne - die Musikwelt braucht Eure Arbeit ganz dringend. Bis spätestens nächstes Jahr!
(Ms) Auch wenn andere das sicher viel besser und pointierter aufschreiben können, es muss Platz bekommen. Friedrich Merz muss gewusst haben, was er sagt bezüglicher der ganzen Stadtbild- und Töchter-Diskussion. Er muss es gewusst haben. Und hat es in Kauf genommen. Oder einfach nur recht unverhohlen seinen eigenen Rassismus zur Schau gestellt, denn etwas anderes ist es nunmal nicht. Und wieso diese blödsinnige Diskussion? Weil die CDU sich von der AfD gängeln lässt. Wieso übernimmt sie Migration als Thema? Es ist ein völlig irrelevanter gesellschaftlicher Punkt. Nur 4-5% der Bevölkerung sehen es in ihrem eigenen Leben als relevantes politisches Thema an. Vollkommen zu vernachlässigen. Aber alle springen auf den Zug auf, weil die AfD das Thema pusht. Diese Partei ist nur so erfolgreich, weil andere sie erfolgreich machen, nicht aus eigener Kraft. Wieso wird seit Jahren nicht über Bildung gesprochen? Nicht über bezahlbares Wohnen? Nicht über die Inflationsrate? Nicht mehr über den Klimawandel? Nicht über nachhaltige Energien? Nicht über die Finanzierung von Renten in einigen Jahren? Nicht über Tierhaltungsformen? Das sind so wichtige, große Themen. Damit lassen sich doch zahlreiche Menschen ins Boot holen. Damit lässt sich doch Politik machen, die die Menschen hier betrifft. Ahhhh, ich check es nicht!
Portugal. The Man
(Ms) Es ist nun 16 Jahre her. Am 4. Oktober 2008 spielten Portugal. The Man im Rahmen der Visions Partys im Bielefelder Forum und seitdem sind mein Freund C. und ich fest davon überzeugt, dass wir sie für den gesamten europäischen Kontinent entdeckt haben. Wer dem nicht glaubt, ist selbst schuld. Censored Colors hieß ihre damals aktuelle Platte und klang anders als die Tracks, für die die Band später weltweit bekannt wurde insbesondere Feel It Still. Logo, ein geiler Track. Doch was die Band aus Alaska stets ausgemacht hat, war eine große Vielseitigkeit. In der Intensität, im Rhythmus, in der Energie. Die ersten Platten hatten vielleicht nicht so viel Groove, aber ungeheuer viel Druck. Am 7. November erscheint ihr neues Album SHISH und ich muss gestehen, die Band vorher ein wenig aus den Augen verloren zu haben. Doch die neuen Stücke wie Angoon oder Mush lassen Großes erhoffen für die neue Veröffentlichung! Schnell, wuchtig, mitunter wild. Geil.
Clara Lucia
(Ms) Wiedererkennungswert. Wenn er schnell ist, liegt das ja in erster Linie an einer ganz charakteristischen Art des Musizierens. Mal ist es die Stimme, dann wieder ein bestimmter Rhythmus, der aufhorchen lässt. Oder das Spiel der Gitarre oder oder oder. Bei Clara Luzia ist es die Art, wie sie die Gesangsmelodien arrangiert. Sie mäandern auf ganz wundersame Art und Weise. Hoch und runter, aber in einem klar umrissenen Rahmen, sodass es beinahe schon hypnotisch ist. Das lässt sich staunend beobachten auf ihrer aktuellen Single Matter Of The Heart, die seit drei Wochen draußen ist und einen ganz schnell in den Bann reißt. Wow, dieser Track ist ganz dicht, sehr kompakt und voller Schönheit! Ihr neues Album Horelia erscheint am 21. November!
Anda Morts
(Ms) Fast Ende Oktober und immer noch gibt es frische Alben aus diesem September, die bislang keinen Platz hier hatten. Der September war einfach viel zu voll mit neuer, guter Musik! Anda Morts gehört dazu, der letzten Monat seinen Erstling ANS veröffentlicht hat. Ist das LoFi-Punk oder Homemade-Indie? Ach, egal, oder? Es ist ganz herausragend, was der Österreicher macht. Zudem super aufrichtig! Und das ist sogar hörbar, wie geil kann es eigentlich sein?! Auf den 12 neuen Tracks, die eine angenehme Spieldauer von einer guten halben Stunde haben, singt er von eigenen Perspektiven auf das Leben. Politik, Liebe, Geschichten aus dem Hier und Jetzt. Super charmant ist dabei natürlich seine markante Stimme und er macht mit seiner Band Platz für die Orgel im Indie-Rock. Hallo, alter Freund, du hast viel Energie dabei und viel Tanzbarkeit!
24.10. Wien, Arena 26.10. München, Strom (ausverkauft) 27.10. Heidelberg, HalleO2 28.10. Köln, Gebäude 9 29.10. Koblenz, Circus Maximus 31.10. Kassel, Schlachthof 01.11. Bremen, Lagerhaus 02.11. Dortmund, Junkyard 03.11. Hannover, Bei Chez Heinz 05.11. Bielefeld, Nummer zu Platz 06.11. Hamburg, Knust 07.11. Rostock, Peter Weis Haus 12.11. Berlin, SO36 (ausverkauft) 13.11. Jena, Kassablanca 14.11. Mainz, Schon Schön 15.11. Konstanz, Kulturladen
Black Sea Dahu
(Ms) Je öfter sich ein Sprichwort wiederholt, desto leerer wird es. Carpe Diem ist doch nichts anderes mehr als ein platter Werbespruch, oder? Doch ist das Nutzen des Augenblicks nicht eine wunderbare Sicht auf die Dinge? Was liegt alles darin? Manch Trauriges, manch Schönes und was bleibt eigentlich davon mal übrig? Die Frage stellten sich auch Black Sea Dahu, als sie auf der letzten Tour eine verletzte Taube fanden, die später starb und der sie ein Grab geschaufelt haben. Sie gaben ihr den Namen Ruth und so heißt auch die neuste Single aus ihrem kommenden Album Everything (Februar 2026). Ein Lied, das über das Lebenswerte in unserem Dasein nachdenkt. Und das mit unglaublich viel Charme, feinsten Arrangements (hört mal auf die Klarinette im Hintergrund!) und doch ganz viel Entspannung. Wow - wie schön Musik doch einfach sein kann! Kurioserweise kannte ich die Klänge dieser Band vorher gar nicht so intensiv - so sind sie das Schönste, was ich zuletzt entdeckt habe!
Fjørt
(Ms) Meine Güte, haben da beim letzten Mal die Wände gewackelt, als Fjørt im Bremer Schlachthof gespielt haben. Ich war leider etwas knapp in der Zeit und musste oben in der Ecke in der zweiten Reihe Platz nehmen - diesen Fehler werde ich nicht nochmal machen! Ein Glück, dass im nächsten Frühling eine gute Gelegenheit kommt. Denn das Aachener Trio geht auf Tour! Sie wird unter dem ominösen Titel „Bé Fjørt“ stattfinden und man sollte sich fix ein Ticket besorgen.
Nein, ich habe keine geheimen Insiderinformationen, aber der Mechanismus im Geschäft sollte doch recht offensichtlich sein, oder? Da kommt doch noch ein Album und vor Weihnachten bestimmt noch mindestens eine Single. Oder? Oder? Oder? Ich hoffe sehr!
(Ms) Kopfhörer auf, ein bisschen lauter drehen und sich kurzum in einer anderen Welt wiederfinden. Einer Welt, in der Mechanisches und Körperliches zusammengefügt werden. Wo analog und digital sich ergänzen und nicht ausschließen. Eine Welt des erhöhten Tempos. Eine Welt voller Groove und des Eintauchens. Herzlich willkommen bei Urlaub In Polen und ihrer neuen Single. Abacus heißt der Track und er kündigt ihr neues Album Objects, Beings And Parrots an, das am 23. Januar bei Tapete erscheinen wird. Wo man am Anfang noch denken könnte: Geil, Krautrock in modernem Gewandt, da wird klar, dass im Laufe des Stücks immer eine neue Ebene dazu kommt. Dann knallen die Gitarren ein wenig mehr, da wird die Drum Machine vom Schlagzeug abgelöst und Gesang tritt ein. Das hat nicht nur wahnsinnig viel Sogkraft, sondern macht auch ungeheuer viel Spaß. Da lauert zu Beginn des neuen Jahres direkt ein Highlight!
(Ms) Dienstagabend in Oldenburg. Es ist dunkel und beschaulich. So wie an den meisten anderen Herbstabenden im Nordwesten auch. Nur an der Bahnhofstraße tummelten sich nicht wenige Leute. Denn dort, in der Kulturetage, bat niemand geringeres als Team Scheisse zum Tanz!
Mit ihrer aktuellen Platte 20 Jahre Drehorgel sind sie diesen Herbst unterwegs und heizen überall ordentlich ein. Ich bin ganz ehrlich: Ich dachte, dass das Phänomen Team Scheisse schon ein wenig durch sei. Korrekte Ansagen, witzige Texte, gute Menschen - alles wirklich wunderbar. Aber so wenig Innovation. Dachte ich. Bis ich gestern eines besseren belehrt wurde.
Gut 1000 Leute passen in die Kulturetage, es war nicht ausverkauft, aber zumindest unten recht voll ohne dass einem wer auf den Schuhen gestanden hätte. Um halb neun ging es dann mit dem Support los und darauf habe ich mich tierisch gefreut, da ich die neue Platte von Pogendroblem, Great Resignation, wirklich ganz stark abfeiere. Über eine halbe Stunde spielte das Kölner Quartett und zeigte recht klar, was sie zu bieten haben: Eine Menge! Nicht nur sehr kurze, wuchtige Songs. Sondern drei der vier MusikerInnen singen auch. Das ist geil, sorgt für sehr viel Abwechslung und verschiedene Wesenszüge der Musik. Und auch wenn die Monitorboxen auf der Bühne nicht so richtig mitgemacht haben, beim Publikum ist der Funke definitiv angekommen. Nicht wenige werden sicher den Weg ins Bremer Lageraus am 31. Januar antreten, wenn sie auf eigener Tour sind - große Empfehlung!
Kurze Umbaupause, weiterhin sehr entspannte, gute Stimmung im Publikum bis es um halb zehn dunkel wurde, der Hauptact des Abends auftrat und direkt mit Schmetterling losbretterte! Und da verflogen schon alle meine Zweifel: Hier wird es abgehen und das wird richtig Spaß machen - das war mir klar. Und das trat dann auch ein. Weil ihre Songs ja auch oft nicht so lang sind, können sie in normaler Konzertlänge halt auch richtig was abfeuern. Ob das jetzt FA, Lok, Altbauwohnung, Erfurt, EDK, Disko, Cobratattoo, Pluto oder Mittelfinger sind… die Energie war sehr hoch. Nicht nur im Publikum, wo es viele fröhliche und schwitzende Gesichter gab, sondern auch auf der Bühne. Kaum auszuhalten, wie viel Spaß Simon an den Drums hatte - der war ja nur am Strahlen! Ebenso Thomas am Bass - einfach nur Freude, das machen zu dürfen, was sie tun wollen. Mello, die Coolness in Person, schnabuliert dann noch ein Apfel zwischen zwei Stücken und Timo treibt eine Menge Sport. Ob nun auf der Bühne liegend oder auf der Stelle laufend. Viel, viel Energie. Zudem spielt seit wenigen Tagen Kat von 24/7 Diva Heaven bei Team Scheisse Gitarre - passt richtig gut! Zudem sind sie ja dafür bekannt, dass sie die richtigen Ansagen in so gut wie alle Richtungen machen. So wurde immer wieder ein FLINTA-Pit geformt, der sehr gut angenommen wurde. Das ist nicht nur Pose bei dieser Band - sie leben es. Geil. Wer da nicht glücklich nach Hause geht, dem ist nicht mehr zu helfen.
Also: Geht auf die kommenden Konzerte von Team Scheisse, entweder auf der aktuellen Tour oder zum FLINTA-WINTA ab Februar. Eskapismus, Dada-Texte, gute Laune, Wohlfühlen und Schwitzen inbegriffen.
(Ms) Wenn seine Lieder erklingen, dann bleibt die Zeit kurz stehen. Denn dann gilt es, in eine parallele Gegenwart einzutauchen. Eine Welt, wie sie auch sein könnte. Eine Welt, wie sie bei jemand anderem ist. Eine Welt, wie sie mal war. Eine Welt, die beginnt und endet. In jedem Fall ist es eine Welt, in der vielfältigste Emotionen herrschen. Sie sind nicht immer alle von der aufbauenden Sorte, aber sie sind alle wahnsinnig intensiv.
Am 24. Oktober veröffentlicht Tristan Brusch sein neues Album Am Anfang und beendet damit die Am-Triologie. Nach dem Rest und dem Wahn nun der Anfang.
Wenn Tristan Brusch singt, dann passiert etwas. Dann verändert sich das Koordinatensystem. Dann verschieben sich die Erdplatten. Dinge wechseln den Aggregatzustand. Das liegt an mindestens drei Dingen. Das Erste ist das Arrangement seiner Musik. Chanson? Kammer-Pop? Wie man es auch nennen mag, seine Klangwelten gehen nah, sind toll aufgebaut. Keine klassische Pop-Besetzung, das wird spätestens klar, wenn er live auftritt. Dann fehlt da unter Umständen ein Schlagzeug, dafür tauchen aber mehrere Bläser auf, ein Kontrabass, Klavier. Insbesondere die Streicher sorgen auf den neuen Stücken immer wieder für viel Tiefe. Das Zweite ist natürlich seine Stimme. Mein Gott, Gänsehaut pur, wenn sie so angenehm tief erklingt. Dazu hat sie ein unverkennbares Timbre! Das dritte Element: Seine Art zu texten. Mit wenigen Worten schafft es Tristan Brusch eine Szenerie zu eröffnen. Zudem schafft er es immer wieder mit ungewohnten Wortkombinationen erstaunlich große Präzision zu entfachen!
Grundsolider Schläger, die erste Single dieser Platte, ist der Opener des Albums und obendrein ein ganz phantastischer Track! Hier entfachen die Streicher schon die typische Tiefe der Brusch-Lieder. Hier erzählt ein Gegenüber des lyrischen Ichs, dass Tristan sich doch keine Sorgen machen müsse, er komme schon zurecht - zur Not auch mit den eigenen Fäusten. Vierzehn kommt dann früh als das Highlight seines neuen Werks daher. Ein Stück, auf dem der Musiker beweist, wie wenig Worte er braucht, um die Szenerie der Jugend zu eröffnen. Eine Zeit der Langeweile, des Verliebtseins, des über-den-Dingen-Stehens, der ungeheuren Wichtigkeit in allem. Hiermit katapultiert er alle Hörenden im eigenen Leben zurück, ob sie wollen oder nicht. Die unaussprechliche Macht der Musik schlägt hier eiskalt zu - wie wunderbar! Dazu ein Arrangement, das die große Welt, in der man sich damals sah, ganz phantastisch zeichnet.
Tristan Brusch ist ja auch einer der Musiker, bei denen man sich schnell fragt: Wie viel vom Menschen, der diese Musik macht, steckt auch in den Texten? Ich vermute - einfach aus Bauchgefühl - dass die Stücke, in denen keine private Handschrift mitschwingt, verschwindend gering sind. Lyrisches Ich und Texter sind eine Person. Und wenn er auf Wasser Und Licht - so heißt sein eigenes Label nun auch - „Ich möchte nie wieder ans Ufer zurück“ singt, dann glaube ich ihm das. Dass das Wasser der Ort ist, wo er sich von allem zurückzieht.
Auf diesem Album geht es wieder viel um die Liebe und all ihre Formen. Danke, Dass Du Mich Nicht Aufhörst Zu Lieben… da spricht der Titel ja schon für sich. Ein Lied über das Geben und Nehmen in einer Beziehung, über die Frage, ob die Liebe des anderen verdient sei oder eben nicht. Fragen, die weh tun können. Ein Lied über Demut und Dank und der Frage: Warum liebst du mich, wenn ich immer wieder so mies bin zu dir? Vielleicht weil es der Sinn des Lebens ist: Lieben und geliebt zu werden. Zumindest singt er davon auf Geboren Um Zu Sterben. Ja, vielleicht ist es so leicht und so schmerzhaft und so schön. So schön, dass die Liebe uns stets beschützt. Und hier ist kein Kitsch in Sicht, sondern nur Aufrichtigkeit. Wer oder was rettet uns denn, wenn die dunkle Nacht beginnt?! Eben. Genauso besingt er es in Die Lange Nacht. Hier zieht er sehr geschickt rote Fäden durch das eigene Schaffen.
So ist Am Anfang ein weiteres Album, auf dem Tristan Brusch großes Fingerpritzengefühl beweist, wenn es ums Arrangieren großer Melodien ohne viel Gewese geht. Ein Album, für das die Zeit wieder stehen bleibt, weil es so schön ist, zuzuhören. Auch wenn es manchmal zwickt. Er schenkt uns neue Lieder, in denen die Liebe viel Raum einnimmt, in all ihren Facetten und all ihrer Wichtigkeit für uns menschliche Menschen. Das klingt nicht nur auf Platte wahnsinnig nah und direkt, sondern das wird es live auch wieder tun, wenn er kommendes Jahr auf Tour geht:
10.03.2026 Göttingen, MUSA 11.03.2026 Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld 12.03.2026 Essen, Zeche Carl 13.03.2026 Bremen, Lagerhaus 14.03.2026 Hamburg, Mojo Club 18.03.2026 Dresden, Beatpol 19.03.2026 Erlangen, E-Werk 20.03.2026 München, Ampere 21.03.2026 Stuttgart, Im Wizemann 22.03.2026 Wiesbaden, Schlachthof 26.03.2026 Magdeburg, Moritzhof 27.03.2026 Leipzig, UT Connewitz 28.03.2026 Berlin, Huxleys