Donnerstag, 26. März 2015

Marker Starling - "Rosy Maze"

Photo by Colin Medley
(ms) Achtung, es hagelt Fakten! Easy Listening ist eine Musikrichtung, die einen genauen zeitlichen Rahmen absteckt: die 50er bis 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Und dabei geht es ausschließlich um instrumentale Musik, die zum Beispiel an öffentlichen Plätzen dargeboten wurde. Dies war meist klassische Musik oder Jazz. Die Art des Musizierens gibt es heute natürlich auch noch. Hintergrundmusik bei festlichen Anlässen, auch da ist es oft Jazz oder Blues. Auch Kaufhausmusik, die so unbeschwert und schlicht daher kommen soll, dass sie die Kauflaune des Konsumenten ins Unerträgliche steigern soll, ebenso wie den wirtschaftlichen Gewinn. Um es kurz zu fassen: Es ist reine funktionale Musik, bei der die Umgebung wichtig ist, die eigentlichen Töne und Arrangements allerdings in den Hintergrund treten. Hier werden die kreativen Schübe des Interpreten mit Füßen getreten und am Ende heißt es dann immer wieder: "Ach, es war ja ganz nett." Und was 'nett' bedeutet wissen wir postmodernen Literatenfreaks ja alle bestens.
Aber natürlich gibt es auch Musik, die sehr leicht und eingängig ist, dass sie problemlos im Hintergrund laufen kann, ohne allein dafür bestimmt zu sein. Ich kann in Ruhe konzentriert arbeiten und nebenbei läuft Element of Crime oder Lambchop. Dabei ist mir trotzdem sehr bewusst, dass es sich immer wieder lohnt genau hinzuhören. Kleinste Schwankungen wahrzunehmen, sie zu genießen und als schön zu empfinden. Denn Musik und Ästhetik haben sehr viel gemein!
Das gilt auch für den Kanadier Chris A. Cummings, der jahrelang unter dem Künstlernamen Mantler aufgetreten ist und vier Alben produziert hat. Meistens trat er mit seinem Material solo mit seiner Drum Machine und einem Wurlizer Piano: ein bisschen Trash, ein bisschen Retro.
Photo by Colin Madley
Nun geht alles nochmal auf Null. Zum Teil. Denn sein neuer Name ist Marker Starling. Die 13 Songs, die auf seinem neuen Album "Rosy Maze" erscheinen werden (naja, es sind 11, zwei davon kleinere Interludes), sind in den letzten 15, 16 Jahren entstanden. Immer wieder zu unterschiedlichen Ereignissen; vor allem die Geburt seiner Tochter hat bei ihm ein künstlerisches Schaffen ausgelöst, das sich in mehreren Tracks wiederfindet. Gut eine Dreiviertelstunde schwingt 'Rosy Maze' seinem aufmerksamen Zuhörer daher. Und ja, es ist lockere Musik, kein Krach, sondern feine Arrangements, die umgehend ins Ohr gehen, aber auch sehr ohrwurmverdächtig sind. Seine soulige und entspannte Stimme schmiegt sich angenehm neben die leichtfüßigen Beats, Background-Chöre und vereinzelten Bläsern und Streichern, die alle zusammen immer zwischen "leicht fröhlich" und "nah an der Grenze zur Melancholie" stehen. Diese Songs wurden auch mit anderen Mitmusikern aufgenommen, statt sie allein elektronisch zusammen zu basteln.
Anhörtipps: Flower of laughter, Heed the call, (die starke Single) Husbands oder Searching for a Song.

Auf der anderen Seite ist es auch verständlich, wenn manch einer meint, dass es langweilig, zu eingängig und öde sein. Man sollte sich dennoch Zeit dafür nehmen und die Scheibe mindestens zwei Mal durchlaufen lassen.
Denn der spärlich behaarte Kanadier, der irgendwie nach Angelsport, Schach, Whiskey-Verkostung, Formel 1-Begeisterung und moderne Kunst aussieht, hat mehreren Tracks der Kölner Electro-Popper Von Spar seine Stimme geliehen, mit denen er ab kommender Woche auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs ist. Also: Hingehen lohnt sich. Statt zehn Bier lieber ein Glas Rotwein? Bestimmt eine gute Idee. Abgehen kann man immer, stehenbleiben lohnt sich hier insbesondere.

Auf Tour mit Von Spar:
01.04. Münster − Gleis 22 
02.04. Hamburg − Uebel & Gefährlich 
03.04. Berlin − Gretchen 
04.04. Bremen − Lagerhaus 
05.04. Dresden − Beatpol 
07.04. Salzburg − Rockhouse
08.04. München − Feierwerk 
09.04. Schorndorf − Manufaktur
10.04. Winterthur − Kraftfeld 
11.04. Freiburg − White Rabbit
12.04. Karlsruhe − Jubez 






Dienstag, 24. März 2015

Wille and the Bandits: Obacht, Gitarrenvirtuosen!

Foto: Wille and the Bandits

(ms) Wozu ist Livemusik nicht alles im Stande? Allein dieser Frage könnte man eine ganze Reihe widmen, aber hier geht es heute um etwas anderes. Sie kann einen völlig in ihren Bann ziehen, Raum und Zeit vergessen lassen, beeindrucken, mitreißen, Dinge tun lassen, die man von sich selbst nicht erwartet hätte oder den Hörer bitter weinen lassen. Alles ist möglich. Leider ist sie oft auch sehr harmlos oder zu artifiziell. Insbesondere bei Konzerten auf Festivals kann man Neues entdecken, vieles findet man auf Anhieb gut. Das könnte auch bei Wille and the Bandits passieren, wenn die ab dieser Woche wieder in Deutschland auf Tour sind. Leider sind sie hierzulande noch relativ unbekannt, wobei sie keine Gründe haben, sich verstecken zu müssen, in den letzten Jahren haben sie hauptsächlich in Europa gut 250 Konzerte pro Jahr gespielt, das machen nicht viele. Der Grund? Leidenschaft! Und Können!
Kopf der Band Wille Edwards - Australier, jetzt in England zuhause - ist an der Gitarre, der Slide Guitar tätig wie ein unbändiges, wildes Tier, aber mit Präzision. Dabei wird er am Bass von Matthew Brooks und an den Drums von Andrew Naumann begleitet. Klar, Edwards steht - allein durch die Namengebung, den Gesang und der Leadgitarre - im Fokus des Trios, doch die anderen stehen ihm in Können in nichts nach. Man kann auch sagen: Es harmoniert gewaltig!
Und was für Musik machen die drei?
Ja, das ist eine gute und sehr schwer zu beantwortende Frage!
Es ist ein Mix aus Classic Rock, Folk, Blues, Latin und in gewisser Weise auch Pop. Bei all dem stehen die Instrumente im Vordergrund und werden durch den leidenschaftlichen Gesang Edwards ergänzt, begleitet, verschönert. Die mal minimalistischen und mal sehr gewaltigen Songs sind der ideale Soundtrack für Autofahrten in der Steppe, den Kauf seiner neuen Lieblingsjeans, dem Genuss großer Flaschen Bier oder dem Kreisenlassen seiner gepflegten langen Haare à la Propeller!


Ein Thema muss man hier aber auch noch berücksichtigen: Denn der Edwards sieht John Butler nicht nur sehr ähnlich zu beider Zeiten des Rasta-Looks, sondern ihr Gitarrenspiel bietet zudem einige Parallelen. Nicht falsch verstehen: Hier macht keiner dem anderen etwas nach oder kopiert ihn, es gibt genügend herausragende Gitarristen auf der Welt. Doch beide treten ähnlich in Erscheinung, doch bei einem Punkt - da mutmaße ich allerdings nur - unterscheiden sie sich. Bei Butler steht sein Können, sein Talent, die Virtuosität, Kreativität seines Seitenzupfens im Vordergrund, darauf wird er auch irgendwie reduziert, sowie Andy McKee. Zudem: Die Lautstärke von Wille unterscheidet sich stark von Butler, ersterer geht oft gern Richtung Classic Rock, ja, beinahe Heavy Metal.
Wille and the Bandits brechen mit diesem Bild, spielen einfach nur, weil es Spaß macht, weil es geil ist, weil sie gut sind, weil das Publikum sich anstecken lässt von den Lines, den Grooves, dem Bock der Musiker zu spielen, wo es geht und so viel wie geht. Vielleicht ist es daher gar nicht so schlecht, wenn sie die kleineren Bühnen bespielen, dann aber vor viel Publikum und so richtig loslegen.

Kleine persönliche Notiz: Ich bin kein großer Gitarrensolofan, ich finde das in der Regel irre anstrengend da zuzuhören und das gut zu finden. Wille and the Bandits haben mich aber überzeugt, haben Stil und insbesondere ihre Livedarbietungen (siehe Video oben) lassen staunen. Es gibt seit kurzem auch eine Live-Platte mit Aufnahmen aus dem letzten Jahr. Schaut es euch live an an folgenden Tagen in diesen Städten und Clubs:

»Forgiveness« Tour 2015 
25.03.2015  D-Brake, Centraltheater
26.03.2015  D-Bonn, Harmonie  (Crossroads Festival)
28.03.2015  D-Dresden, Tante Ju
29.03.2015  D-Fulda, Kulturkeller 
30.03.2015  D-Stuttgart, Universum
31.03.2015  D-Fürth, Kofferfabrik
01.04.2015  A-Wien, Reigen  (Vienna Blues Spring)
02.04.2015  D-Ulm, Club Action
04.04.2015  D-Berlin, Supamolly
05.04.2015  D-Wredenhagen, Café Scheune
07.04.2015  CH-Pratteln, Z7
10.04.2015  D-Hamburg, Klubsen  (Ramba Zamba Indoor Festival)

Dienstag, 17. März 2015

Romano - Metalkutte



(ms) Eine Gestalt geht durch Berliner Hochhaussiedlungen, trägt eine College-Jacke, Aufschrift: 49ers. Die Footballer aus San Francisco. Die Gestalt trägt blonde Zöpfe, wie ein liebes, kleines Mädchen aus den 50er Jahren. Die Kamera dreht und es ist ein Typ, der erstaunlich viel Ähnlichkeit mit Wladimir Putin hat. Ein einfacher Beat bollert durch die Gegend, er fängt an zu rappen. Über seinen neuen Metal-Mix, seine Metalkutte, immerhin ist heute Konzert, die Paches müssen noch angenäht werden. Es folgt eine saubere Darstellung aller Facetten des Metal: Norwegen, böse Typen, Satan, Trashmetal, Deathmetal, Heavy Metal, Pommesgabel, Pentagramm. Da kennt sich einer aus.
Das Verstörende ist eine Mischung aus alledem und hauptsächlich, dass er über Metal rappt, dazu eine 1a Boygroup-Choreographie mit Kiss-Verschnitten und dem Teufel höchstpersönlich. Der Typ nennt sich Romano und es ist nichts über ihn zu erfahren, außer dass er bei Virgina unter Vertrag steht, eine nette Internetpräsenz angefertigt wurde mit Verbindung zu allen relevanten Plattformen. Ein Album soll bald folgen.
Was soll man davon halten?
Es ist ein genialer PR-Aufwand: die schräge Erscheinung, die Verbindung beider Musikgenres, ein aufgebautes Mysterium. In kurzer Zeit hat das Video über 100k Klicks und eine gewisser Aufschrei im Netz zeiht es hinter sich. Wohin führt das? Internethypes haben oft so ähnlich angefangen, MC Fitti zum Beispiel, von dem wusste man auch lange Zeit gar nichts, jetzt ist klar, dass er Dirk heißt und mit Vox eine super Talent-Show abgeliefert hat. Das heißt: Es bleibt spannend um den schlacksigen Hiphop-Metal-Fan aus Berlin.
Doch damit nicht genug. Romano ist (nach kurzer Recherche) schon woanders in Erscheinung getreten:


Hier als Darsteller und Rapper!
Aber es kommt noch besser!
Als Schlagerstar am Prenzlauer Berg!
Also liebe Luser: Stay tuned, was Romano angeht!

HALT STOP! EDIT!
Die luserlounge-Investigativredaktion hat herausgefunden, wer hinter Romano steckt, hinter dem Hip Hop und dem Schlager, ja, es ist der gleiche Typ mit den schönen Haaren oder zeitweise Zöpfen!
Er heißt Roman Geike, lebt in Berlin-Köpenick und ist auch als DJ Roman bekannt, oder eher: unbekannt über Köpenicks Grenzen hinaus. Jetzt besteht die Möglichkeit es zu schaffen mit dem Rap-Schlager-Spagat. Zuerst war der Schlager da, dann kam nach der Wende Public Enemy hinzu und damit wurde die zweite musikalische Identität geboren. Seit 13 Jahren ist er in der Hauptstadt in seinen jeweiligen Genres aktiv, ausgebildet ist er als Mediengestalter. Was ein treffendes Wort für seine Art Kunst zu machen! Er ist Styler, selbsternannter Lebenskünstler, der kein Problem damit hat Schnulz und Beats zu machen: Jemand, der Erwartungen, Vorurteile, Schubladendenken schnell explodieren lässt. Finden wir super!

Donnerstag, 12. März 2015

Therapy? - Helping the afflicted since 1990!

www.conversationsabouther.net
(sf) Auf stolze 25 Jahre Bandgeschichte können die Nordiren von THERAPY? mittlerweile zurückblicken, doch an Aufhören ist nicht zu denken. Ganz im Gegenteil: pünktlich zum Vierteljahrhundert veröffentlichen Andy Cairns, Michael McKeegan und Neil Cooper mit DISQUIET ein neues Album, das frischer und überraschender nicht klingen könnte. Ein bisschen zurück in die 90er, ein bisschen Weiterentwicklung und in der Form nicht unbedingt zu erwartende textliche Perlen - THERAPY? übertreffen sich selbst und zeigen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Ganz nebenbei hauen sie den wahrscheinlich besten Track ihrer bisherigen Karriere raus...

Besorgnis, innere Unruhe - so wirklich aufmunternd klingt der Titel des neuen Therapy?-Albums ja nicht gerade, aber jegliche Unsicherheit bezüglich der musikalischen Qualitäten des Trios kann schon mit dem Opener "Still Hurts" ad acta gelegt werden, denn bereits hier ist erkennbar, dass die Nordiren wieder einmal eine andere Richtung einschlagen als auf den Vorgängeralben. Waren "Crooked Timber" und "A Brief Crack Of Light" noch eher rythmisch geprägt, so setzt "Disquiet" wieder auf melodische Elemente, das ein oder andere gelungene Riff und mitunter unverschämt catchy Refrains.

Versteht mich nicht falsch: auch die beiden Alben zuvor waren fantastisch und gehören zu meinen Favoriten, aber "Disquiet" ist genau das, was ich nicht mal zu erträumen gewagt hatte. Meine erste Berührung mit Therapy? hatte ich 1993, im darauffolgenden Jahr erblickte das legendäre Album "Troublegum" das Licht der Welt und ich durfte meine Lieblingsband zum ersten Mal live erleben. Kennt von Euch eigentlich noch jemand das Terminal 1 in München-Riem? Mann, ist das lang her - aber ich schweife ab...

www.therapyquestionmark.co.uk
Zurück zur Gegenwart: der zweite Track "Tides" kommt deutlich poppiger und leichter daher als das recht grantige "Still Hurts", das übrigens auch als erste Single ausgekoppelt wurde. Mir persönlich gefällt "Tides" deutlich besser, doch mit "Good News Is No News" folgt direkt der nächste Höhepunkt, der textlich zu überzeugen weiß und vor allem im Intro ein wenig an Joy Division erinnert.

Weiter gehts mit "Fall Behind", das auch nicht viel Zeit verschwendet, um zum Punkt zu kommen. Ein ordentliches Riff zum Einstieg, eine mitreßende Gesangshook - so muss das sein.

“Trust us to fuck it all up…when we get near the top” - nein, das ist nicht die Vereinshymne der Münchner Löwen, sondern die erste Zeile des im Vergleich zu den vorherigen Songs deutlich düstereren "Idiot Cousin". Schlagzeuger Neil Cooper holt dabei das Letzte aus den Drums raus, was Bassist Michael McKeegan nicht auf sich sitzen lassen möchte und bei "Helpless Still Lost" den Evil Priest rausholt und das Stück extrem durchgroovt. So hat also jedes der Bandmitglieder seinen ganz großen Auftritt auf dem Album, das aber naturgemäß oft durch die unverkennbare Stimme von Andy Cairns getragen wird.

"Insecurity" entführt den Hörer dann wieder zurück in die 90er und hätte so durchaus auch auf "Troublegum" vertreten sein können. Kaum zu glauben, dass Sänger Andy dieses Jahr bereits 50 wird - stimmlich hört man ihm das besonders bei diesem Track überhaupt nicht an.

Danach wirds wieder finster, denn das Riff zu "Vulgar Display of Powder" (Zwischenquiz: Von wem stammt ein Album mit fast identischem Titel?) holt den Leser direkt ab und führt ihn die Welt des Rock, in der Exzesse aber mal sowas von dazugehören und in der sich scheinbar massenhaft lächerliche Gestalten rumtreiben, wenn man den Lyrics Glauben schenken darf.

Nach dem starken, aber im Vergleich eher unauffälligen "Words Fail Me" biegen Therapy? mit "Torment Sorrow Misery Strife" auf die Zielgerade ein und überzeugen erneut durch eine sehr catchy Melodie mit Pogo-Garantie.

Und nun, sehr geehrte Damen und Herren, kommen wir zum letzten Track des Albums, dem Höhepunkt und vielleicht besten Song, den Therapy? jemals aufgenommen haben: die Rede ist von "Deathstimate", einem siebenminütigen Epos, das textlich aus meiner Sicht alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt, einen tiefen Blick in die Seele von Andy Cairns gewährt, Verletzlichkeit und Ängste offenbart und trotzdem nicht zuletzt des überragenden Riffs nur so vor Kraft und Unbezwingbarkeit strotzt.

I don't know where this is going
I don't know how long I've got
There is no certain way of knowing
When it's time for the full stop.
In this time that I've been given
As I try to fill my days
Everything slips out of focus
But familiar things seem strange.
 ...
The road ahead looks shorter than the one behind.
Either way I'm not closer to wisdom.


Klar, ich bin voreingenommen, weil ich hier über meine Lieblingsband seit 20 Jahren schreibe, deren Logo sogar den Weg unter meine Haut gefunden hat, aber ich kann Euch nur empfehlen: Holt Euch "Disquiet" ab dem 23.03. vom Dealer Eures Vertrauens, hört Euch das Album ein paar Mal an - es ist noch nicht zu spät, diese grandiose Band für sich zu entdecken! Meine Wertung steht fest: 11/10!

Und wenns Euch taugt (wovon ich natürlich ausgehe), dann habt Ihr sogar die Chance, Therapy? in naher Zukunft live zu erleben, auch wenn der Süden diesmal leider komplett ausgespart wurde; es wird aber vrsl. noch eine größere Tour geben, bei der die Nordiren für mehrere Konzerte nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz zurückkehren werden.

07.04.: Köln, Underground
08.04.: Berlin, Bi Nuu
09.04.: Hamburg, Knust


Zu "Still Hurts" gibts zwar ein Video, das jedoch in Deutschland leider nicht verfügbar ist; für unsere Luser aus dem Ausland habe ich es aber nach der Akustik-Version von "Tides" dennoch mal verlinkt. Viel Spaß!




Montag, 9. März 2015

Tubbe, "Keine Arbeit, lieber tanzen"

(ms) Freitagabends, du gehst mit deinen besten Freunden los, erst vielleicht ein paar Bier und was leckeres Selbstgekochtes bei dir zu essen, sanfte Musik im Hintergrund, man bequatscht, was so los war in den letzten Tagen. Merklich steigt die Stimmung, ihr lacht euch halb tot über die besten Geschichten, geht euphorisiert los in euren Lieblingsclub, starke Beats und derbe Hooks lassen euch bis morgens tanzen. Samstag, erst leicht verkatert, zu späterer Stunde kommt aber der Gedanke, dass man das am besten einfach nochmal machen sollte. Gesagt - getan. Cut. Sonntag, blauer Himmel, bestes Frühlingswetter, ab an den See, Picknickdecke, die Sonnenstrahlen kitzeln im Gesicht. Euer Soundtrack des Wochenendes mit wehmütigem Blick auf den verhassten Montag: "Keine Arbeit, lieber tanzen." Interpret: Tubbe. Jetzt mit neuem Album, das am Freitag via Audiolith in allen vorstellbaren Formaten erscheinen wird.

Quelle: hoerbefehl.com
Tubbe?! Schon mal gehört, genau, mit "Liebe. Fertig." unter anderem, das war 2012. Jetzt steht das neue Album in den Regalen und wir raten dringend, es euch zuzulegen! Es ist nämlich nicht nur extrem tanzbar, sondern watet mit Gesellschaftskritik und Sprüchen auf, die am besten in großen Lettern an große Wände gehören, gespayt, getaggt, egal!
Dass das ganze auf hohem Niveau geschieht, wundert nicht. Stefanie ist studierte Musikerin (E-Bass), Klaus ist Sounddesigner. Profession trifft auf Leidenschaft trifft auf starke Beats mit Texten, die schnell im Kopf hängen bleiben. Das ganze geht auf Deutsch und auf Englisch. Das nervt bei einigen Bands, Tubbe verpacken das so gut, dass es nicht auffällt, positiv gemeint.
Das beweist sich direkt im Opener "Sechzehn Zwerge", wer da schon nicht still halten kann, dem ist definitiv nicht zu helfen. Der "Punkopa" erinnert etwas an eine aktuelle Versicherungs-Werbung, ist aber wesentlich cooler und als Anregung zu verstehen, dass man mehr im Hier und Jetzt leben, sonst heißt es doch "one day, baby, we'll be old... ." "Dummheit sticht Armut" ist eines der Slogans, die man sich tätowieren möchte. Zudem ist es eine ausgezeichnete Single mit einem gewalttätig-knuffigen Video (s.u.). "In Berlin" bringt all die Parolen auf den Punkt, die sowohl den Kitsch, die Realität und die Vorurteile, die die Stadt betreffen, auf den Punkt bringen: "In Berlin, da darf man das!"


Doch nicht nur diese exemplarisch herausgepickten Songs wissen zu überzeugen, alle 10 Tracks bieten Sommer, gute Laune, Widerstand, Tanzen, Liebe. Live geht das auch ab, und zwar hier:

20.03.2014 Hamburg - Molotow
02.04.2015 Berlin - Privatclub
11.04.2015 München - Milla
16.04.2015 Hannover - Café Glocksee (mit Egotronic)
17.04.2015 Oberhausen - Druckluft
18.04.2015 Münster - Gleis 22 (mit Egotronic)
25.05.2015 Weissenhäuser Strand - L-Beach
30.04.2015 Dresden - Scheune (mit Egotronic)
01.05.2015 Frankfurt - Zoom (mit Egotronic)
02.05.2015 Köln - Gebäude 9 (mit Egotronic)
15.05.2015 Leipzig - Täubchenthal (mit Egotronic)


Samstag, 7. März 2015

Live: Feine Sahne Fischfilet im Skaters Palace, Münster

(ms) Es hagelt ausverkaufte Städte der aktuellen "Bleiben oder gehen"-Tour von Feine Sahne Fischfilet. Nun residierten die VS-Lieblinge am Freitag in Münster, nicht komplett ausverkauft, aber schon richtig voll. Die große Resonanz zur Tour kann eindeutig als großes Kompliment, Zuwachs der Fanbase und gewisser kommerzieller Erfolg gewertet werden. Aber trotzdem bleiben die sechs Mecklenburger immer noch bodenständige Antifas, so wie wir sie auch gefälligst haben wollen.

Als Vorprogramm wurde niemand geringeres als Adam Angst verpflichtet, wir verweisen auf unsere Albumrezension des Debuts. Davor spielten noch Waving the Guns - wir waren allerdings etwas spät da, sodass wir davon leider kaum was gesehen haben. Daher nur ein paar Worte zu Adam Ansgt, die beeindruckend druckvoll gespielt haben, eine wahre Punkwand, enorm! Die Singles "Ja Ja, ich weiß" und "Professoren" haben besonders gut funktioniert. Daher waren sie eine besonders gute Wahl als Support!

Adam Angst, Quelle: luserlounge
Nach einer kurzen Pause betraten Monchi und Co. dann die Bühne und bewiesen ein weiteres Mal, dass sie eine wirkliche leidenschaftliche Liveband sind. Die Gitarrenbretter kombiniert mit den euphorischen Trompeten sind einfach eine ideale Zusammensetzung für ein packendes, energiegeladenes Konzert, bei dem kein Hit gefehlt hat: "Mit dir", "Für diese eine Nacht", "Ich bin komplett im Arsch". Und auch die neuen Songs, denen wir ja etwas skeptisch gegenüberstehen, haben live bestens eingeschlagen. Singende Chöre aus dem Publikum oder der kollektive Ruf, endlich wieder nach Jarmen zu wollen, haben natürlich nicht gefehlt. Die Ansagen, sich überall gegen Nazis zu wehren stießen auf viel Zuspruch, dabei muss erwähnt werden, dass Münster an sich keine größeren Nazi-Probleme aufweist, wie Dortmund zum Beispiel.
Das Publikum war dabei auch nicht so stark links geprägt, was zum einen daran liegen kann, dass es am Ort liegt, wie angemerkt, oder dass Feine Sahne Fischfilet mittlerweile vom Punk-Insider-Tipp weit in den indie-musikalischen Mainstream gerückt sind, das sei an dieser Stelle offen gelassen.
Also: Ein starkes Konzert, zurecht sind bei den Livequalitäten die meisten Gigs der aktuellen Tour ausverkauft. Wer noch ein Ticket ergattern kann, sollte zuchlagen!

Feine Sahne im Skaters Palace, Quelle: luserlounge