Freitag, 27. Oktober 2023

KW 43, 2023: Die luserlounge selektiert

Bundesautobahn 43
Quelle: Wikimedia.org
(Sb/ms) Es geht in den Urlaub, und wenn man angekommen ist, kommt die Frage auf, ob das okay ist. Ich liege jetzt hier am Strand, bin vier Stunden geflogen, jeden Tag 27°, komplette Sorglosigkeit und die größte Gefahr ist der drohende Sonnenbrand. Ist das okay? Dort im Hotel arbeiten richtig viele Leute (bestimmt für niedrigen Lohn), damit ich genießen kann. Überall geht die Welt unter und ich liege am Strand. Aber ja, das ist vollkommen in Ordnung. Denn diese Pause war bitternötig und sie tat gut. Ja, da blende ich Dinge auch aus. Ja, es war auch richtig schön!

Kettcar
(Ms) Es war eine Frage der Zeit. Und diese Zeit ist nun vorbei. Es ist ganz einfach: Kettcar gehen wieder auf Tour im kommenden Jahr. Dieses Jahr sind sie meines Wissens nach gar nicht aufgetreten und letztes Jahr auch nur bis in den Sommer. Offenbar brauchte die Band eine Pause und sie sei ihnen vergönnt! Mit Ich Vs. Wir haben sie vor nun mehr sieben Jahren wohl ihre beste, rundeste Platte veröffentlicht. Bestimmt auch die erfolgreichste ihrer Geschichte. Seit vielen, vielen Jahren ist dies die wichtigste Musikgruppe für mich. Seit jeher treffen ihre Texte mein Herz und Hirn und ich fühle mich so zu Hause und geborgen in ihren Texten. Sie sind klug, mitfühlend, stark, fantastisch geschrieben! Seit so vielen Jahren treue Begleiter durch Hochs und Tiefs. Und selbst, wenn ich sie - wie jetzt - lange nicht gehört habe, weiß ich, wenn ich in Bremen und Hamburg vor der Bühne stehen werde, dass ich alles mitsingen kann! Und wer weiß… vielleicht bringen sie ja ein paar neue Lieder mit?!

11.04. Saarbrücken, Garage
12.04. Wiesbaden, Schlachthof
13.04. Oberhausen, Turbinenhalle 2
14.04. Bremen, Pier 2
16.04. Hannover, Capitol
17.04. Leipzig, Haus Auensee
18.04. München, Tonhalle
19.04. Köln, Palladium
20.04. Berlin, Columbiahalle
21.04. A - Wien, Arena
23.04. Erlangen, E-Werk
24.04. Stuttgart, Im Wizemann
25.04. Bielefeld, Lokschuppen
26.04. Dresden, Schlachthof
27.04. Hamburg, Sporthalle


Underworld
(Ms) Wenn die Berührungspunkte mit elektronischer Musik in der prägenden Musikhörphase, etwa 16 bis 22 oder so, nicht stattgefunden hat, dann wird es danach sehr schwer. So meine eigene Erfahrung. Jetzt, Anfang dreißig, kommt elektronische Musik regelmäßiger als je zu vor bei mir zum Erklingen. Begonnen mit Interesse an experimenteller Musik aus den 70ern und allem was danach kommt. Aus einer Sparte mit vielen verrückten Köpfen wurde irgendwann Mainstream. So wie immer halt. Logisch, dass dann irgendwann Underworld läuft, nicht nur wegen ihres Überhits Born Slippy, sondern weil sie prägend waren und sind (!) für den Techno. Seit 35 Jahren drehen Karl Hyde und Rick Smith an den Reglern und begeistern weltweit tanzwütige Menschen! Denn das passiert ganz automatisch, wenn man ihre neue Single Denver Luna hört. Und das bitte laut! Ich glaube, dass Lautstärke und Techno zwingend miteinander schwingen müssen. Und zwar nach oben. Dann entfesselt sich hier ein großartiger, mitreißender Track, der sicher auch kommendes Jahr bei zwei Konzerten hierzulande zu hören sein wird!

22.03.2024 Berlin - UFO Velodrom
30.03.2024 Frankfurt- Jahrhunderthalle


Pascow
(Ms) An vielen Stellen auf dieser Seite habe ich es geschrieben und ich schwenke immer noch meine Fahne der vollkommenen Überzeugung: Pascow sind mit das intensivste, was ich je auf der Bühne gesehen habe. Lange hatte ich totale Berührungsängste mit Punkrock, weil ich ein falsches Bild dieses Genres hatte. Dann dachte ich immer an diesen amerikanischen Punkrock, der mir nie viel gebracht hat. Bad Religion, Lagwagon oder Pennywise haben mich nie gepackt, obwohl sie so prägend sind. Naja, muss ja auch keinen Zusammenhang geben. Dann eben Pascow! Und das umso mehr. Zuletzt Mitte September bei ihrem eigenen Festival in Wiesbaden, wo ich erneut voller Inbrunst ihre Zeilen, Verse, Parolen mit herausgebrüllt habe, als ob es kein Morgen gibt. Denn genauso spielen sie auf der Bühne. Völlige Verausgabung, Kraft, Energie, keine Kompromisse! Und im Frühjahr gehen sie wieder auf Tour, wir sehen uns in Kiel!

07.02.24 Bochum - Bahnhof Langendreer
08.02.24 Heidelberg - Halle 02
09.02.24 Linz - Stadtwerkstatt
10.02.24 Wien - WUK
11.02.24 Nürnberg - Z-Bau
13.02.24 Aarau - Kiff
14.02.24 Chemnitz - AJZ Talschock
15.02.24 Wolfsburg - Schwimmbad
16.02.24 Rostock - MAU Club
17.02.24 Kiel - Pumpe


Fatoni
(Ms) Was haben Rap und Punk gemeinsam? Viel, davon bin ich überzeugt! Unter anderem oft hohe Textdichte. Und vor allem ist es die Dynamik, die beide Genres verbindet. Es geht, wenn alles gut läuft, ordentlich zur Sache. Vor allem live! Wann es genau war, weiß ich nicht mehr, aber es war bei einem Waving The Guns-Gig. Dort habe ich das erste mal beobachtet und mitgemacht, wie Pogo und Wall Of Death im Rap angekommen sind. Und dort herausragend funktionieren! Seitdem hat Rap live wenig noch mit Kopfnickerbeats zu tun, sondern mit energiegeladenen Shows, aus denen man völlig verschwitzt heim geht. Ob Team Scheisse oder Juse Ju, das sportliche Erlebnis ist ähnlich. Dazu hat der Meister höchstpersönlich nun einen Track geschrieben: Fatoni! Mit seinem sehr guten Alben Wunderbare Welt geht er demnächst auf Tour und das Motto ist klar: Auseinander! Eskalation, Party, keine Abstandsregeln mehr! Endlich wieder ein Banger von Toni, endlich wieder live, hin da!

31.10.2023 Göttingen, MUSA 
01.11.2023 Düsseldorf, Zakk 
02.11.2023 Saarbrücken, Garage 
03.11.2023 Zürich, Exil 
15.11.2023 Würzburg, Posthalle 
16.11.2023 Stuttgart, Im Wizemann 
17.11.2023 Freiburg, Jazzhaus 
29.11.2023 Kiel, Die Pumpe 
30.11.2023 Hamburg, Markthalle 
01.12.2023 Hannover, Faust 
02.12.2023 Bremen, Kulturzentrum Schlachthof 
06.12.2023 Erfurt, Kalif Storch 
07.12.2023 Dresden, Tante Ju 
08.12.2023 Berlin, Huxleys Neue Welt 
19.12.2023 Marburg, KFZ 
20.12.2023 Wiesbaden, Schlachthof 
21.12.2023 Heidelberg, Karlstorbahnhof 
22.12.2023 München, Muffathalle 
17.01.2024 Bochum, Bahnhof Langendreer 
18.01.2024 Köln, Gloria 
19.01.2024 Münster, Sputnikhalle 
20.01.2024 Magdeburg, Factory 
24.01.2024 Wien, Flex 
25.01.2024 Salzburg, Rockhouse 
26.01.2024 Nürnberg, Z-Bau


Everything Everything 
(Ms) Musik hat so viel Magie in sich wohnen. Es ist faszinierend und wunderschön! Wenn Melodien und Rhythmen mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, wenn der Körper sich bewegen will. Wenn es durch den ganzen Körper strömt voller Glück. Da gibt es Bands, bei denen ich weiß, dass sie es jedes Mal wieder schaffen, auch wenn ich sie gar nicht so viel höre. Dazu gehören auf jeden Fall Everything Everything! Denn das britische Quartett hat es verstanden, wie Groove und Dynamik zusammen funktioniert und sie bringen es jedes Mal wieder so großartig herüber. Cold Reactor heißt ihr neues Stück! Ab dem ersten Takt ist klar, was passiert. Es gibt kaum Pausen, das Lied treibt die ganze Zeit voran, der Gesang, die tollen Ha-Ha-Schnipsel im Hintergrund. Das ist alles sehr intelligent und mit viel Know-how gemacht. Ja, sie haben das alles studiert, heißt aber ja nicht, dass es auch immer aufgeht. Doch diese Band hat es verstanden. Ihre Musik ist warm, klug und fast schon frech in ihren Arrangements! Am 1. März kommt ihr neues Album Mountainhead raus und wird bestimmt wieder ein Hit!

Mittwoch, 18. Oktober 2023

Leselounge: Simon Reynolds - Futuromania

(Ms) Das nur zu Erspürende in Worte zu fassen. Das ist Aufgabe und Herausforderung von Menschen, die über Musik schreiben. Wir versuchen uns auch daran, aber es gibt Menschen, die das halt wesentlich besser können und vor denen man halt auch den Hut ziehen muss. Dazu gehört Simon Reynolds, der seit vielen, vielen Jahren für unterschiedliche Magazine und Zeitungen schreibt. Zugegebenermaßen sagte mir sein Name bis vor Kurzem nichts, dann hatte ich sein Buch Futuromania in der Hand und las es begeistert durch.
Das Buch ist eine Sammlung an unterschiedlichen langen Texten und Essays über Musik, die zu ihrer Entstehungszeit neu war und unbekanntes Terrain betrat. Reynolds bezieht sich bei seinen Beobachtungen und Schilderungen auf elektronische (Tanz-)Musik. Dabei ist das Cover des Buches etwas in die Irre führend. Denn das abgewandelte Autobahnschild lässt zu sehr an Kraftwerk denken. Um die geht es aber gar nicht so sehr. Nur ein kurzes Kapitel behandelt die Arbeit von Florian Schneider. Doch diese auffallende Graphik ist natürlich ein Hingucker!

Mit elektronischer Musik an sich habe ich recht wenig am Hut. Doch Reynolds schreibt so frech genial und gut und begeistert darüber, dass mit jedem Kapitel die Neugier wächst. Die Texte sind chronologisch geordnet, also der Erscheinung der Musik nach. Direkt zu Beginn fiel mir sein bestechender Schreibstil auf. Ja, ich bin im Laufe des Lesens ganz schön neidisch geworden. Wie gut, präzise, manchmal vulgär, aber immer super gut recherchiert er über Musik schreibt. Alles, was er über Donna Summer und Giorgio Moroder schreibt, ist faszinierend. Nicht nur das Wegweisende ihrer gemeinsamen Musik schildert er packend, sondern auch wie zum Beispiel I Feel Love entstanden ist. Das macht richtig Freude! Vom frühen Disco und den neuen Klängen des Krautrock arbeitet er sich vor. Gewissenhaft, detailverliebt und in Sphären, die mir völlig fremd waren. Es ist ein großes Vergnügen, wie er die verschiedenen Spielarten der elektronischen Musik voneinander unterscheiden kann. Hier spielen Begrifflichkeiten für Genres eine ganz wichtige Rolle, sie sind notwendig, um die Entwicklung von dieser Musik zu verstehen. Was genau 2-Step oder Jungle ist. Das wusste ich vorher nicht. Hardstep, Grime. Keine Ahnung. Nach der Lektüre umso mehr. Auch wenn mir 95% der Musikerinnen und Künstler in diesem Buch überhaupt nichts sagten, schafft es Simon Reynolds mit seiner eigenen großen Begeisterung und Überzeugung, dass elektronische Tanzmusik ein ganz eigener, faszinierender, erlebenswerter Kosmos ist, dass die Freude beim Lesen nie abreißt, auch wenn ich die Musik, um die es geht, gar nicht höre. Mit aufgerissenen Augen las ich über seine genaue Recherche über Drogenkonsum und das Wesen des Raggae. Am meisten hat er mich mitgerissen, wenn er fast 30 Seiten über Auto-Tune schreibt. Wie genau, passioniert, begeistert und überzeugt muss man sein, wenn man das so genau beschreiben kann wie Reynolds?! Das schwappt aus jeder Seite über und schwächt viele Vorurteile ab! Auch sein Plädoyer über elektronische Dance Music hat es mir wahnsinnig angetan, auch wenn ich eher ein Freund der Gitarrenmusik bin. Mit dem Wissen, dem Feeling, das er durch seine Texte und seinen energiegeladenen Schreibstil vermittelt, fällt es mir sehr leicht, mich darauf einzulassen!

Genau das wünsche ich auch allen anderen Lesenden bei dieser Lektüre! Die gut 360 dicht beschriebenen Seiten des Buches, das im Ventil Verlag erschien, sind sehr, sehr lohnenswert. Für Freaks, Bekloppte, Neugierige und alle, die am laufenden Band erleben möchten, wie genau man über Musik schreiben kann. Das ist sehr beeindruckend und macht unsagbar viel Spaß - große Empfehlung!!!

Sonntag, 15. Oktober 2023

KW 41, 2023: Die luserlounge selektiert

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Quelle: de.Wikimedia.org

(sb/ms) „Guck mal, das habe ich eben gemalt“, ist ein Satz, den man in der Schule recht häufig hört. Alle Eltern kennen das auch. Manchmal weiß ich dann nicht so genau, was das darstellen soll, aber es gibt selbstredend immer einen anerkennenden Blick und ein liebes Wort dazu. Ein Kind aus meiner Klasse kam am Mittwoch auf mich zu, drei Zettel aneinander geklebt. Unten, quer: der untere Teil eines Gefäßes. Oben, quer: der obere Teil des gleichen Gefäßes. In der Mitte, aufrecht: Ein Fuchs. Es sah etwas schräg aus. Ich frage das Mädchen, was das sein solle. Sie sagte: „Fuchs in der Dose.“ Logisch, da hätte ich selbst drauf kommen können, ich Depp. Fuchs in der Dose. Sie hat sich herrlich drüber lustig gemacht, fand ihre eigene Kreativität wohl genauso witzig wie ich. Falls man zwischendurch mal einen braucht, ist er da: der Fuchs in der Dose.


Anna Ternheim
(sb) Auf ihrer Before The Dawn EP präsentiert Anna Ternheim fünf neue Tracks - wobei "neu" relativ zu sehen ist, denn mit Love Is The Drug (Roxy Music), I'm On Fire (Bruce Springsteen) und Dancing With Tears My Eyes (Ultravox) sind auch die Coverversionen einiger bekanter Songs vertreten. Die Schwedin verleiht den Klassikern jedoch ihren ur-eigenen Anstrich und das klingt mal besser, mal weniger gut als das Original. Nobody's perfect! Auf Heaven (Cover von Bryan Adams) sind zudem die Kollegen von Johnossi zu hören - ein sehr angenehmes Feature. Ja, ich gebe zu, dass ich großer Ternheim-Fan bin und die EP somit ein Pflichtkauf war. Und ja, mir taugt die Scheibe auch, wobei die Schwedin sicher auch schon Besseres veröffentlicht hat.
 

Hannes Ringlstetter
(sb) Ich verfolge Hannes Ringlstetter ja schon sehr lange und in meiner bayerischen Heimat ist der gebürtige Münchner eine ganz große Nummer. Ehrlich gesagt habe ich aber keine Ahnung, ob man ihn jenseits des Weißwurst-Äquators auch kennt. Am ehesten vielleicht noch als Schauspieler (Hubert & Staller), aber als Kabarettist oder Musiker? Wie dem auch sei: In beiden Disziplinen ist der 53-Jährige spitze, was auch sein neues Album Live beweist. Ob Englisch oder Bairisch - Ringlstetter erreicht sein Publikum und berührt Herzen. Highlight ist - natürlich - seine Ode an Nierderbayern! Man muss sie einfach lieben...


Robert Kretzschmar
(Ms) Easy Listening ist in meinen Ohren kein Genre, sondern eher ein Gefühl, das eine Musik vermittelt. Es ist, klar, leicht zu hören, weil die Musik herrlich angenehm schwingt. Das hat nichts mit Hintergrund zu tun oder Fahrstuhlmusik. Gutes Easy Listening ist etwas für die Seele, es streichelt ganz sanft, dimmt den Alltag ein wenig herunter, führt mich zu mir selbst und zaubert mir ein dezentes Lächeln ins Gesicht. So geht es mir beim Solo-Debut von Robert Kretzschmar. Seit diesem Freitag ist sein Album Homecoming zu hören und ich finde es richtig, richtig gut. Ins Rampenlicht gespielt hat er sich als Schlagzeuger von Das Paradies oder Kat Frankie, also tiefer, sehr guter Indiepop. Und sein eigenes Album geht in genau die gleiche Richtung - ein bisschen Vergleichbar mit dem Weg von Tim Neuhaus. Zehn Lieder sind darauf zu hören und nicht mal eine halbe Stunde dauert dieses große Hörvergnügen. Die Texte sind so einfach, wie nah am Menschen. Es geht um Sehnsucht, Freundschaften, die viel zu weit voneinander entfernt sind, das ewig gespaltene Verhältnis zur Heimat in der Provinz, wo die Katzenhaarallergie wieder zuschlägt. Es geht um eine furchtbar süße Ablehnung dem Techno gegenüber und allen Parties und Clubs, auf denen er laut läuft. Doch am schönsten ist sein kleines Statement zur Jugend von heute. Ja, so viel kann man sagen. Nein, es ist keine Ablehnung auf Teenagers, die er besingt. Sondern die Jugendlichen tun ihm auch ein wenig leid. Ja, so ist es doch, oder? Und umso schöner, weil wir doch alle mal so waren, dann gibt es gar keinen Grund, sie zu verabscheuen. Ja, auf diesem tollen Album gesellen sich wunderbare Lieder aneinander, die herrlich unaufdringlich sind und der Seele gut tun. Ich glaube, dass das live richtig gut sein wird:

21.10. Erfurt - Franz Mehlhose
22.10. Leipzig - Temporarium
28.11. Bayreuth - Sübkültür
29.11. Jena - Trafo
30.11. Berlin - Roter Salon
01.12. Hamburg - Übel und Gefährlich, Turmzimmer
02.12. Hannover - @AmigoAltmarks - TBA


Psychedelic Porn Crumpets
(Ms) Diese Band hat alles, was sie ausmacht, in ihrem Namen vereint! Und das knallt so richtig gut rein. Diese völlig verzerrten Gitarren, diese Power und ja! der bestechende Groove! Denn zwischen den aufgedrehten, energiegeladenen Refrains befinden sich bei den Psychedelic Porn Crumpets immer recht harmonischen Strophen. Erst letztes Jahr haben sie ihr starkes Album Night Gnomes veröffentlicht und nun legen die Australier im November schon nach! Yeah! Denn dann erscheint FRONZOLI. Die Bedeutung soll sein: Etwas Unnötiges, das der Dekoration hinzugefügt wurde. Also Nippes. Oder wir kennen ja alle so Menschen, deren Räumlichkeiten völlig überladen sind. Wenn die Band hier ihren eigenen Sound meint, dann kann es ja nur augenzwinkernd gemeint sein. Ja, es ist viel, wenn sie spielen, aber nie zu viel. Es ist doll, aber genau im richtigen Maße! Genauso wie bei ihrer neuen Single Dilemma Us From Evil. Seitdem ich die Band kenne, höre ich sie richtig gern, lasse mich mitreißen, wenn sie auch ihr im Chorus wieder voll aufdrehen und es an allen Ecken und Enden scheppert! Das könnte also wieder richtig gut werden, was uns am 10. November in Albumlänge erwartet - wir werden berichten und uns womöglich hier sehen: 

02.03. DE-Köln, Luxor
03.03. DE-Hamburg, Übel & Gefährlich
05.03. DE-München, Strom
07.03. CH-Zürich, Bogen F


Oum Shatt
(Ms) Vor Jahren, als ich neben dem Studium gekellnert habe, kam ein sehr guter Kollege mit sehr gutem Musikgeschmack zu Beginn einer Schicht auf mich zu und meinte: „Kennst du Oum Shatt?“ Ich dachte, er hätte genießt oder etwas wäre runter gefallen, daher musste ich mich beim Namen der Band nochmal vergewissern. Ja, Oum Shatt, doch richtig gehört. Damals wurden sie ziemlich gehyped und der Track Power To The Women On The Morning Shift gab ihnen Recht. Jetzt sind sie wieder da. Zugegebenermaßen waren sie nie weg, sondern haben sich allerhand anderen Projekten gewidmet. Am 24. Januar veröffentlichen sie ihr neues Album Opt Out. Seit Freitag können wir uns auch in ihrer aktuellen Single verlieren. Die etwas verzerrte Stimme ist wieder da, und nach etwas mehr als einer Minute geht PLAY! so richtig ab, wilder Rhythmus, einnehmende, leicht psychedelische Gitarre und man möchte sich am liebsten genauso wie die Person im Video dazu bewegen! Hui, das macht aber sehr viel Spaß, das leicht Dissonante, Nervöse - es ist sehr musikalisch! Da wächst die Vorfreude auf die neue Platte aber mit jedem Abspielen diesen Tracks. Auf Tour geht die Band dann auch, und zwar hier: 

28.02.2024 Dresden – Ostpol
29.02.2024 Leipzig – Ilses Erika
01.03.2024 München – Milla
02.03.2024 Stuttgart – Merlin
06.03.2024 Köln – Bumann & Sohn
07.03.2024 Hannover – Feinkost Lampe
08.03.2024 Hamburg – Molotow (Skybar)
09.03.2024 Berlin – Kantine am Berghain

Sonntag, 8. Oktober 2023

KW 40, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: Bild von freepik
(Sb/ms) Na klar, über das Wetter zu schreiben, ist immer eine etwas billige Art der Mitteilung. Ist ja beim Small Talk auch nichts anderes. Nun ist aber der Herbst wirklich da. Es hat ein wenig gedauert und es ist auch noch etwas mild. Doch der Regen zieht hindurch, der Sturm fegt durch den Garten, lässt die Blätter tanzen, die dann sicher bald auch noch bunt werden. So beginnt die schöne Zeit des Jahres, in der man nicht mehr gezwungen ist, nach draußen zu gehen. Kerzen können wieder guten Gewissens entflammt werden, die Beine hoch gelegt, die dicken Pullis rausgekramt und das Teesortiment aufgefüllt werden. Zudem muss man auch nicht mehr so ein schlechtes Gewissen haben, wenn man länger vor dem Fernseher rumhängt - großartig! Ideal, um wieder in Musik zu versinken, die Drinnenkonzerte zu genießen und darin zu treiben. Wir haben da was für euch:

Illute
(Ms) Das über-Musik-Schreiben gehorcht bei mir einem recht leichten Prinzip: Wenn ein Lied mich packt, dann bin ich dabei. Nur stellt sich die Frage, wann das der Fall ist. Bei Illute war das relativ schnell klar: die Musik! Also das Arrangement! Das ist großartig. Chanson, Klezmer, Bossa Nova, Pop, Jazz. Hier wird sehr bunt, aber auch sehr gut gemischt und es klingt alles sehr harmonisch, was die Musikerin da macht. Auf Schwarzer Hund, ihrer aktuellen Single, singt sie über Berlin, ihrer Wahlheimat. Sicher eine Stadt, an der man sich herrlich abarbeiten kann! Insbesondere, wenn man - wie sie - aus Westfalen kommt. Hier ist also ein sehr gutes Lied zu hören. Das Zauberhafte, Verlockende hat ebenso Platz, wie all die Seiten, die so erschüttern oder platt machen können. Und - Wiederholung sei aufgrund der tollen Musik erlaubt - das Arrangement ist große Klasse! Nächste Woche erscheint die EP … Ein Rätsel, Das Uns Verbindet… mitsamt vier weiteren Stücken, die an leicht an Dota erinnern! 



Safi
(Ms) Zugegebenermaßen kommt mir selten noch der Gedanke auf, dass ich etwas derartiges noch nie gehört habe. Egal, welches Genre oder so. Vieles lässt sich halt vergleichen, ist ja auch gut so, hilft auch beim Verstehen und Einordnen. Wo ich Safi einordnen soll, weiß ich nicht. Brutalelektronischer Rock, das fällt mir so als erstes ein, habe ich aber noch nie gehört. Das macht seer neugierig, was die Musikerin hier macht. Insbesondere der dominante und unwiderstehliche Bass bleibt hängen, zudem ihre knarzige, raue Stimme - starke Alleinstellungsmerkmale! Seit Längerem ist sie im Geschäft und sehr weitsichtig kündigt sie nun ihr neues Album Groteske an, es erscheint kommendes Jahr im Herbst. Ich Will Ein Leben ist die erste Single daraus und überzeugt mit sehr direktem Klang und unmissverständlicher Lyrik! Das hier ist hart, konsequent und doch irgendwie nah gehend. Hier entsteht eine einjährige Vorfreude! Das wird live sicherlich ordentlich knallen:

02.12.23 Dresden, Beatpol
15.12.23 Chemnitz, Aaltra
12.04.24 Erfurt, Museumskeller


Bernd Begemann
(Ms) Wut steht auf der Stelle und bekommt Schaum vorm Mund. Zorn ist ein viel größerer Antrieb, zielführender, klarer! So oder so ähnlich hat der große Georg Schramm mal gesprochen. Als zornig ist Bernd Begemann nun nie groß aufgefallen. Der Meister der kleinen Geschichten und unterhaltsamen Liedchen zeigt sich auf Gemäßigt Ist Das Neue Radikal selten politisch! Und das ist sehr gut so in dieser seltsamen Zeit. Im Grunde sagt er in diesem temporeichen Stück gar nicht viel aus, außer dass es sehr, sehr hilfreich ist, einfach mal abzuwarten und nachzuschauen, reinzuhören, nochmal weiterzulesen, um etwas zu verstehen, keinen Neppern aufzusitzen und sich verarschen zu lassen. Gemäßigt sein halt. Dazu gibt es auch ein schönes, kleines Video, in dem er passioniert eine Melone zerdeppert! Im Frühjahr folgt ein neues Album, es wird Milieu heißen und ich glaube, es wird toll! 


Tränen
(Ms) Nach einem Festivalbesuch muss ich im Nachhinein manchmal echt noch recherchieren, wen ich denn da gesehen habe. Das sind ja Stunden und Tage jenseits der Realität, manchmal leidet auch das Erinnerungsvermögen. Das war zum Glück beim Angst Macht Keinen Lärm letztens in Wiesbaden nicht der Fall. Dort haben auch Tränen gespielt. Sicherlich die exotischste Band im Vergleich zum Rest. Wir haben gar nicht so viel davon mitbekommen, aber das, was ich hörte, war super! Gwen Dolyn und Steffen Israel machen mit ihrem kleinen Projekt herrlichste 80er-NDW-Mucke verbunden mit einer ordentlichen Portion Synthies, hohem Tempo und unmissverständlichen Liedern. Zum Beispiel Mitten Ins Gesicht, da muss man ja echt nichts mehr zu schreiben. Lieber reinhören und die Band gut finden, denn am 3. November erscheint ihre erste Platte Haare Eines Hundes und ich glaube, das wird stark!

Samstag, 7. Oktober 2023

Live in Bremen: Element of Crime

Bild: luserlounge
(ms) Obwohl schon seit immer aus Berlin kommend, haben Element of Crime in Bremen ein Heimspiel! Seltsam, wo doch nur Bandleader Sven Regener aus der Weserstadt stammt. Doch durch seine Bücher und insbesondere Delmenhorst ist Element of Crime zum Bruchteil eine Bremer Band. Diese These lasse ich einfach mal so stehen.
Am Freitag und Samstag spielen sie zwei Konzerte in der Glocke. Ein toller Konzertsaal mitten in der Innenstadt mit 1400 Personen Fassungsvermögen, an beiden Abenden seit längerer Zeit ausverkauft. Die Glocke ist bekannt für ihren guten Sound und das ließ sich am Freitag auch spüren! Bei dieser Band muss man auch ein paar Worte zum Publikum verlieren: Ich meine von Sven Regener gelesen oder gehört zu haben, dass er fest davon überzeugt ist, dass eine Rockband wie seine immer noch dazu im Stande ist, junge, neue Hörer zu rekrutieren. An so einem Abend ist davon aber wirklich wenig zu sehen. Das Durchschnittsalter ist - konservativ geschätzt - bei um die 50. Klar sind auch ein paar junge Leute da. Aber halt nur wenige. Vielleicht ganz gut für einige, dass das Konzert bestuhlt war.

Die Band ist auch dafür bekannt, seit vielen, vielen Jahren sehr gute andere Gruppen mit auf Tour zu nehmen. Seltsamerweise habe ich mich erst tags zuvor darüber informiert und war super glücklich, dass Steiner & Madlaina mit dabei waren! Die beiden Schweizerinnen höre ich schon lange und sehr gern und sie wurden von Regener persönlich angekündigt. Eine gute halbe Stunde haben sie zu zweit ihre kecken, schönen, harten Lieder präsentiert. Auf sehr sympathische Weise, auf deutsch und schweizerdeutsch. So eine Support-Tour ist natürlich auch astreine Promo; im November spielen sie erneut in Bremen, dann mit Band. Ich gehe davon aus, dass sie mit ihrem tollen Auftritt erfolgreich für sich werben konnten. Absolut zurecht!
Anschließend übernahmen die Hauptakteure des Abends das Ruder für gut 100 Minuten. Wobei so ein Konzert von Element of Crime natürlich voll auf Sven Regener zugeschnitten ist. Er ist der einzige mit Mikrophon, Sänger, Texter, Trompeter, Gitarrist, Ansager. Ohne ihn wäre diese Band nicht vorstellbar. Ja, er ist eine feine Rampensau, aber auch eine, die weiß, was sie tut. Alles was er sagt, ist halt auch sehr unterhaltsam. Ob es wirre Ankündigungen sind, ein Dank an Steiner & Madlaina oder große Augenzwinkerüberzeugung von den eigenen lyrischen Finessen sind… ein Lächeln zaubert er allen Kommenden ins Gesicht. Offiziell hat die Band vier Mitglieder, live spielen sie zu sechst. Reiner Theobald spielt Saxophon und Klarinette, Ekki Busch Akkordeon. Insbesondere letzterem stand ich etwas skeptisch gegenüber, hatte sorge von Shantysounds. Doch das Akkordeon spielt seit Langem eine wichtige Rolle bei Element of Crime und der Abend bewies, wie gut es sich in den Klang einfügt; ja, ihn sogar tiefer macht! Ganz einfach kann man es auf folgenden Nenner bringen: Dort stehen sechs sehr gute Musiker auf der Bühne! 
Logischerweise wurden hauptsächlich die Lieder der aktuellen Platte Morgens Um Vier gespielt. Die letzten Sachen der Band waren zugegebenermaßen aber auch etwas getragener, langsamer. Lyrisch natürlich immer noch große Klasse, schöne Kunst. Doch musikalisch knallen die alten, bis sehr alten Lieder viel mehr. Insbesondere Jung Und Schön ist hier zu erwähnen. Es war das absolute Highlight des Abends. Der etwas rauere Klang, das etwas höhere Tempo und dann die Kombination aller Instrumente auf der Bühne. Das hat richtig gut geknallt, insbesondere das sehr gute Saxophonspiel von Reiner Theobald! Dazu ließ sich auch eine tolle Lichtshow blicken - stark! Toll auch Immer Nur Geliebt, ein Stück, dass sie für Leander Hausmanns Version von Peter Pan geschrieben haben. Für noch mehr Breite im Gesang kamen auch Steiner & Madlaina ans Mikrophon und wurden entsprechend gefeiert dafür! Klar, die großen Hits wie Delmenhorst, Am Ende Denk Ich Immer Nur An Dich, Hotdog Unten Am Hafen (worüber ich mich sehr gefreut habe) oder Weißes Papier waren dabei und auch richtig toll! Schade, dass man halt gesessen hat, gern hätte ich mich dazu stehend bewegt!

Drei Zugaben hat die Band gegeben, es war ein sehr kurzweiliger Abend mit einer Band, die seit fast vierzig Jahren im Geschäft ist, immer noch überzeugt und einfach gute Musik macht! So einfach, so schön kann es sein! Bis zum nächsten Mal!


Donnerstag, 5. Oktober 2023

Hania Rani - Ghosts

Foto: Jakob Stoszek
(Ms) Reine Klaviermusik wird oft als Klassik wahrgenommen. Schräg eigentlich. Denn Klassik an sich hat ein leicht verstaubtes Image, klingt nach Pauken, Disziplin, Konzertsälen oder Kirchen mit älteren Menschen. Daher wundert es mich, dass neue Klaviermusik als Neoklassik beschrieben wird. Denn die hat damit gar nichts zu tun. Es sind oft junge MusikerInnen, unterschiedlichste Orte, Freiheit, Schweben, Träumen. Viel mehr ist es ja eigentlich Ambient, aber nicht mehr mit all den Synthies, sondern (wieder?) mit akustischen Instrumenten. Zum Beispiel mit dem Klavier. Diese Musik erfreut sich seit einigen Jahren extrem hoher Beliebtheit und auch ich schwimme auf dieser Welle. Als Hania Ranis erstes Solo-Album Esja 2019 erschien, war ich beeindruckt von der Ruhe und Zärtlichkeit ihrer Musik. Nur ein Jahr später folgte Home, worauf nicht mehr nur reines Klavier zu hören war. Nun erscheint am 6. Oktober ihr neues Solo-Werk Ghosts. Es scheint, als ob sie ein wenig Zeit brauchte, um ihren Klang zu finden. Zahlreiche Konzerte, an verschiedensten sehr schönen Orten, trugen dazu bei, dass sie sich selbst besser musikalisch positionieren kann. Genau das ist nun auf der neuen Platte zu hören! 13 neue Stücke gibt es, 66 Minuten Spielzeit. Zeit, um darin zu versinken, zu träumen, zu schweben.
Wobei ich hier einschieben muss, dass dieses „den eigenen Klang finden“ ein bisschen Quatsch ist. Das hieße im Umkehrschluss ja, dass sie auf den Alben zuvor auf der Suche oder unsicher war. Das kann ich mir bei der Schönheit ihrer Musik kaum vorstellen. Eventuell ist es sinniger, dann von einer Entwicklung zu sprechen. Natürlich könnte sie auch weiterhin reine Klaviermusik machen. Doch das wird halt langweilig. Und das ist die neue Platte nun gar nicht!

Der zweieinhalbminütige Auftakt Oltre Terra schwebt im Orbit. Wie ein langsames Aufwachen in unserem digitalen und von Schreckensmeldungen geprägten Alltag klingt es, hier und da knarzt es, ein paar schiefe Töne mischen sich unter. Hier wird an einigen Reglern gedreht, Rückkopplung ist vielleicht ein Thema. Nach dem Aufwachen dann das Hello! Gesang mit ganz viel Hall, streichelnder Bass, zurückhaltende Percussion. Das hier ist poppiger aber auch mystischer als zuvor. Eine schöne Entwicklung. Wen begrüßt Hania Rani hier? Uns Hörende? Jemanden weit draußen? Es ist unklar und genau das ist schön, denn dann kann ich mir das Lied selbst aneignen.
Ja, die junge Polin hat sich zur Sängerin entwickelt und überzeugt mit einer seichten, verträumten Stimme, die zwar nicht sonderlich viel Kraft hat, dafür baut sie die Musik darum aber perfekt auf! Alles schwebt, mäandert ein wenig, das Klavier stellt immer die harmonische Grundlage da. Früh ist zu hören, zu spüren, dass dieses Album sehr, sehr rund ist, aus einem Guss besteht. Der gesamte Klang hat etwas Geisterhaftes,  schwer zu Fassendes, mal einhüllend, mal bedrohlich wie auf 24.03. Ein Synthie-Track, der an die Weltraumträume der frühen elektronischen Klangpioniere erinnert.
Dass die Stimme auch als Instrument genutzt werden kann, zeigt Gast Patrick Watson auf Dancing With Ghosts, sein zartes Gesumme erinnert an eine leise Trompete. Im Duett ergänzen sie sich perfekt und setzen den Titel des Stücks um - beide Stimmen tanzen gemeinsam, wie Gespenster. Auf leisen Sohlen, gleitend durch Wände, beinahe unerkannt. Zum Ende hin verlieren sich die beiden Tanzpartner, rufen sich, der sanfte Traum aufgelöst durch ein paar digitale Kratzer. Das ist nicht nur sehr gut, sondern sei auch empfohlen über Kopfhörer zu hören.
Doch nicht alles ist neu auf Ghosts. Es gibt auch regelrechte Back-To-The-Roots-Stücke. Whispering House ist nicht nur extrem zart, sondern auch eine wunderbare Zusammenarbeit mit dem großen Olafur Arnalds. Auch The Boat ist sehr leise mit plätscherndem Klavier, leicht nebulös. Und zauberhaft. Eigentlich passiert gar nicht viel und das ist auch beruhigend, heilsam. Und das über sieben Minuten. Ja, Hania Rani ist nicht (mehr) bei Neoklassik (oder dergleichen) zu verorten, sondern viel mehr bei Ambient.  Komeda hat auch eine Spielzeit von elf Minuten!

Ghosts ist ein großartiges Album. Es ist leide und verschlungen. Zart und rüttelt doch manchmal auf. Es ist verträumt und verzerrt. Hania Ranis Schritt in eine neue Richtung ist vollkommen aufgegangen. Dieser Platte sollte man Zeit schenken, im Gegenzug bekommt man großen Genuss und große Kunst!

15.10. Wien, Konzerthaus
19.10. Berlin, Huxley’s Neue Welt