(sb/ms) „Guck mal, das habe ich eben gemalt“, ist ein Satz, den man in der Schule recht häufig hört. Alle Eltern kennen das auch. Manchmal weiß ich dann nicht so genau, was das darstellen soll, aber es gibt selbstredend immer einen anerkennenden Blick und ein liebes Wort dazu. Ein Kind aus meiner Klasse kam am Mittwoch auf mich zu, drei Zettel aneinander geklebt. Unten, quer: der untere Teil eines Gefäßes. Oben, quer: der obere Teil des gleichen Gefäßes. In der Mitte, aufrecht: Ein Fuchs. Es sah etwas schräg aus. Ich frage das Mädchen, was das sein solle. Sie sagte: „Fuchs in der Dose.“ Logisch, da hätte ich selbst drauf kommen können, ich Depp. Fuchs in der Dose. Sie hat sich herrlich drüber lustig gemacht, fand ihre eigene Kreativität wohl genauso witzig wie ich. Falls man zwischendurch mal einen braucht, ist er da: der Fuchs in der Dose.
Anna Ternheim
(sb) Auf ihrer Before The Dawn EP präsentiert Anna Ternheim fünf neue Tracks - wobei "neu" relativ zu sehen ist, denn mit Love Is The Drug (Roxy Music), I'm On Fire (Bruce Springsteen) und Dancing With Tears My Eyes (Ultravox) sind auch die Coverversionen einiger bekanter Songs vertreten. Die Schwedin verleiht den Klassikern jedoch ihren ur-eigenen Anstrich und das klingt mal besser, mal weniger gut als das Original. Nobody's perfect! Auf Heaven (Cover von Bryan Adams) sind zudem die Kollegen von Johnossi zu hören - ein sehr angenehmes Feature. Ja, ich gebe zu, dass ich großer Ternheim-Fan bin und die EP somit ein Pflichtkauf war. Und ja, mir taugt die Scheibe auch, wobei die Schwedin sicher auch schon Besseres veröffentlicht hat.
Hannes Ringlstetter
(sb) Ich verfolge Hannes Ringlstetter ja schon sehr lange und in meiner bayerischen Heimat ist der gebürtige Münchner eine ganz große Nummer. Ehrlich gesagt habe ich aber keine Ahnung, ob man ihn jenseits des Weißwurst-Äquators auch kennt. Am ehesten vielleicht noch als Schauspieler (Hubert & Staller), aber als Kabarettist oder Musiker? Wie dem auch sei: In beiden Disziplinen ist der 53-Jährige spitze, was auch sein neues Album Live beweist. Ob Englisch oder Bairisch - Ringlstetter erreicht sein Publikum und berührt Herzen. Highlight ist - natürlich - seine Ode an Nierderbayern! Man muss sie einfach lieben...
Robert Kretzschmar
(Ms) Easy Listening ist in meinen Ohren kein Genre, sondern eher ein Gefühl, das eine Musik vermittelt. Es ist, klar, leicht zu hören, weil die Musik herrlich angenehm schwingt. Das hat nichts mit Hintergrund zu tun oder Fahrstuhlmusik. Gutes Easy Listening ist etwas für die Seele, es streichelt ganz sanft, dimmt den Alltag ein wenig herunter, führt mich zu mir selbst und zaubert mir ein dezentes Lächeln ins Gesicht. So geht es mir beim Solo-Debut von Robert Kretzschmar. Seit diesem Freitag ist sein Album Homecoming zu hören und ich finde es richtig, richtig gut. Ins Rampenlicht gespielt hat er sich als Schlagzeuger von Das Paradies oder Kat Frankie, also tiefer, sehr guter Indiepop. Und sein eigenes Album geht in genau die gleiche Richtung - ein bisschen Vergleichbar mit dem Weg von Tim Neuhaus. Zehn Lieder sind darauf zu hören und nicht mal eine halbe Stunde dauert dieses große Hörvergnügen. Die Texte sind so einfach, wie nah am Menschen. Es geht um Sehnsucht, Freundschaften, die viel zu weit voneinander entfernt sind, das ewig gespaltene Verhältnis zur Heimat in der Provinz, wo die Katzenhaarallergie wieder zuschlägt. Es geht um eine furchtbar süße Ablehnung dem Techno gegenüber und allen Parties und Clubs, auf denen er laut läuft. Doch am schönsten ist sein kleines Statement zur Jugend von heute. Ja, so viel kann man sagen. Nein, es ist keine Ablehnung auf Teenagers, die er besingt. Sondern die Jugendlichen tun ihm auch ein wenig leid. Ja, so ist es doch, oder? Und umso schöner, weil wir doch alle mal so waren, dann gibt es gar keinen Grund, sie zu verabscheuen. Ja, auf diesem tollen Album gesellen sich wunderbare Lieder aneinander, die herrlich unaufdringlich sind und der Seele gut tun. Ich glaube, dass das live richtig gut sein wird:
21.10. Erfurt - Franz Mehlhose 22.10. Leipzig - Temporarium 28.11. Bayreuth - Sübkültür 29.11. Jena - Trafo 30.11. Berlin - Roter Salon 01.12. Hamburg - Übel und Gefährlich, Turmzimmer 02.12. Hannover - @AmigoAltmarks - TBA
Psychedelic Porn Crumpets
(Ms) Diese Band hat alles, was sie ausmacht, in ihrem Namen vereint! Und das knallt so richtig gut rein. Diese völlig verzerrten Gitarren, diese Power und ja! der bestechende Groove! Denn zwischen den aufgedrehten, energiegeladenen Refrains befinden sich bei den Psychedelic Porn Crumpets immer recht harmonischen Strophen. Erst letztes Jahr haben sie ihr starkes Album Night Gnomes veröffentlicht und nun legen die Australier im November schon nach! Yeah! Denn dann erscheint FRONZOLI. Die Bedeutung soll sein: Etwas Unnötiges, das der Dekoration hinzugefügt wurde. Also Nippes. Oder wir kennen ja alle so Menschen, deren Räumlichkeiten völlig überladen sind. Wenn die Band hier ihren eigenen Sound meint, dann kann es ja nur augenzwinkernd gemeint sein. Ja, es ist viel, wenn sie spielen, aber nie zu viel. Es ist doll, aber genau im richtigen Maße! Genauso wie bei ihrer neuen Single Dilemma Us From Evil. Seitdem ich die Band kenne, höre ich sie richtig gern, lasse mich mitreißen, wenn sie auch ihr im Chorus wieder voll aufdrehen und es an allen Ecken und Enden scheppert! Das könnte also wieder richtig gut werden, was uns am 10. November in Albumlänge erwartet - wir werden berichten und uns womöglich hier sehen:
(Ms) Vor Jahren, als ich neben dem Studium gekellnert habe, kam ein sehr guter Kollege mit sehr gutem Musikgeschmack zu Beginn einer Schicht auf mich zu und meinte: „Kennst du Oum Shatt?“ Ich dachte, er hätte genießt oder etwas wäre runter gefallen, daher musste ich mich beim Namen der Band nochmal vergewissern. Ja, Oum Shatt, doch richtig gehört. Damals wurden sie ziemlich gehyped und der Track Power To The Women On The Morning Shift gab ihnen Recht. Jetzt sind sie wieder da. Zugegebenermaßen waren sie nie weg, sondern haben sich allerhand anderen Projekten gewidmet. Am 24. Januar veröffentlichen sie ihr neues Album Opt Out. Seit Freitag können wir uns auch in ihrer aktuellen Single verlieren. Die etwas verzerrte Stimme ist wieder da, und nach etwas mehr als einer Minute geht PLAY! so richtig ab, wilder Rhythmus, einnehmende, leicht psychedelische Gitarre und man möchte sich am liebsten genauso wie die Person im Video dazu bewegen! Hui, das macht aber sehr viel Spaß, das leicht Dissonante, Nervöse - es ist sehr musikalisch! Da wächst die Vorfreude auf die neue Platte aber mit jedem Abspielen diesen Tracks. Auf Tour geht die Band dann auch, und zwar hier:
28.02.2024 Dresden – Ostpol 29.02.2024 Leipzig – Ilses Erika 01.03.2024 München – Milla 02.03.2024 Stuttgart – Merlin 06.03.2024 Köln – Bumann & Sohn 07.03.2024 Hannover – Feinkost Lampe 08.03.2024 Hamburg – Molotow (Skybar) 09.03.2024 Berlin – Kantine am Berghain
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