Foto: Malthe Folke Ivarsson |
Die größte Referenz, die man an die Struktur der Musik legen kann, sind bestimmt die Editors. Doch mit einem bedeutsamen Unterschied: Die Dänen scheinen ihre Gitarren ein paar Stufen runter gestimmt zu haben und die Lichtblicke sind in der Regel nicht da, so konsequent sind sie. Die Stimmen beider Bands sind erstaunlich gut mit einander zu vergleichen; großes Plus!
Plattencover |
Wie es ist, sich vor der Welt verstecken zu wollen, weil Menschen und Gedanken einen verfolgen, davon erzählt Reeds. Der Sound erscheint einerseits wie eine große, dunkle, bedrohliche Wand, Wolke, Welle: mächtig, erdrückend. Doch ihr wohnt auch eine schwer zu definierende Geschwindigkeit inne, die sich nur unter dem Wasser, in der Wolke bündelt. Eine irre Energie, die fesselt, dröhnt, kracht. Das ist ein äußerst starker, beeindruckender Effekt, den die Band hier erzeugt!
Mit A Song On The End Of The World kommt mittendrin ein Spoken-Word-Beitrag, der keineswegs das Tempo rausnimmt, sondern die spannungsreiche Stimmung aufrecht erhält. Denn der Tag, an dem die Welt untergeht, wird ein ganz normaler sein. Was für ein Horrorszenario fernab von irgendeiner vorhersehbaren Invasion.
In Rites Of Passage rollt die dunkle Welle weiter. Ein finster-dynamischer Track, der übers Land zieht und für Verwüstung sorgt - Woha! Im Track ist eine Guzheng, ein chinesisches Instrument, zu hören, das perfekt eingesetzt ist. Beim Konzert (Daumen sind gedrückt!) wüsste ich gar nicht, ob ich Ohropax tragen oder mich der irren Soundkulisse hingeben sollte. Häufig dominiert ganz unterschwellig der Bass, wenn er hoch und runter saust. Auf Tusk schnürt er einem die Kehle zu, wie das Messer im Text ihr nahe ist. Das Gefühl der Zeilen lässt sich auf Indefinite Hours am besten finden: I Don't Understand How To Feel Content. Das ist zu spüren. Gleichzeitig ist dies der ruhigste Song: Im Hintergrund eine verzerrte Gitarre, die einen Grundton schafft, darüber nur Stimme und Akustikgitarre, dennoch bleibt die erdrückende Stimmung dicht. Das liegt auch an vielen wiederkehrenden Instrumentalparts, die immer wieder überzeugen.
So kommt dieses unglaubliche Album auch zu einem irren Ende, wenn Harness ertönt. Mit was für einem gewaltigen Werk diese Platte endet, ist kaum auszuhalten. Sechs Minuten Power, unaufhaltsam dank des Basses, der einen wie ein unaufhaltsamer Strudel in den Bann zieht. Dazu werden dezent aber extrem eindrucksvoll Streicher in Szene gesetzt.
Maidan der Gruppe Boundaries ist ein überwältigendes Werk. Lange habe ich nicht derart energiereiche, dichte, dynamische, konzentrierte Gitarrenrockmusik gehört. Rockmusik, was für ein unglaublich verstaubter Begriff, den man mit langhaarigen Säufern und langweiligen Riffs verbindet. Die Negativbeispiele in meinen Ohren sind da immer die Foo Fighters oder Queens Of The Stoneage - Musik, die mich unglaublich anödet. Ich lehne mich weit aus dem Fenster, aber das ist okay: Die Dänen retten dieses Genre mit einem packenden Album!
Und das ist erst ihr Debut! Wie soll es denn nur weiter gehen?! Egal, der erste Schritt gemacht und haut einem direkt in die Seele und Magengrube. Was für eine Empfehlung, was für eine Platte!
Maidan erscheint am 5. März!
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