Freitag, 10. März 2023

KW 10, 2022: Die luserlounge selektiert

Quelle: Wikimedia.org
(sb/ms) Vor ein oder zwei Jahren habe ich mein Netflix-Abo gekündigt, ich brauchte es schlicht und einfach nicht mehr. Außerdem hat mich das Angebot nach vier, fünf wirklich guten Serien nicht mehr gepackt. Doch manchmal braucht der Mensch gute TV-Unterhaltung. Seitdem stöbere ich stets in den Mediatheken von ARD, ZDF oder arte und bin erstaunt, wie viele gute Serien dort schlummern. Für lau! Momentan bin ich extrem angetan von der Serie Bonn, die auf der ARD läuft. Ich mag es sehr, wenn historische Ereignisse so aufbereitet werden, zwischen Information, Bildung und Entertainment. In der sechsteiligen Serie geht es um die Geheimdienstarbeit der 50er Jahre, insbesondere um die Personen Otto John, der später der erste Präsident des Verfassungsschutzes wurde, und Reinhard Gehlen, aus dessen Organisation der Bundesnachrichtendienst hervorging. Und die große Frage steht im Raum zu dieser Zeit: Wer arbeitet in solchen wichtigen Gremien wenige Jahre nach Kriegsende? Und welche Ziele verfolgen sie? Persönliche oder Höhere? Ich will nichts vorwegnehmen und nur sagen, dass das extrem spannend und zugleich hochgradig schockierend ist, was damals passierte!

GoGo Penguin
(Ms) Instrumentale Musik hat oft mehr Faszination als, wenn sie von Text dominiert ist, finde ich. Klar, ich mag gut erzählte Geschichten sehr, ich singe sie liebend gern versunken oder laut skandierend mit und erfreue mich an jedem Wort. Doch Text hat ein begrenztes Level an Interpratationsspielraum. Klar, wenn man sich Lieder von Turbostaat oder Fortuna Ehrenfeld anhört, kann man lange rätseln, doch man orientiert sich immer an den selben Worten. Hört man beispielsweise Friday Film Special, die neue Single von. GoGo Penguin, ist es völlig offen, welche Bilder und Assoziationen ich dort hineinprojiziere. Ich sehe mich beim Hören des Tracks in einem Urlaubsmorgen, ausgeschlafen, erholt und bereit für ein kleines Abenteuer. So lässig ist für mich die Klavier- und Basslinie. Das entspannt mich sofort und ich käme nie auf die Ideen hinter dem Lied. Die Band schrieb dieses Lied als Reminiszenz an den instrumentalen HipHop-Sound der 80er, zugleich ist der Titel eine Erinnerung an eine Kinderfilmreihe zur selben Zeit. Zwei Fliegen mit einer Klappe also. Herrlich, was oft alles in instrumentaler Musik drin steckt, wie viele Deutungsebenen es gibt. Mehr Geschichten folgen dann auf dem Album Everything Is Going To Be OK, das am 14. April erscheinen wird.

 
Therapy?
(sb) Das mit den Lieblingsbands ist ja immer so eine Sache. Wenn was Neues angekündigt wird, ist man voller Vorfreude und Erwartungen. Mal werden sie erfüllt, mal ist man dann enttäuscht. Die Band meines Vertrauens ist bekanntlich Therapy? - seit 30 Jahren im Herzen, seit vielen Jahren unter der Haut. Heute wurde nun das neue Album Hard Cold Fire angekündigt, das am 05.05. erscheinen wird. Vorab gibt es die Single Joy, die die Nordiren bereits auf ihrer Tour 2022 zum Besten gaben. Wenn das Album in dem Stil weitermacht, wirds geil. Die Voraussetzungen sind gut, denn produziert wird das gute Stück von Chris Sheldon, der damals auch schon für das erfolgreichste T?-Album Troublegum verantwortlich zeichnete. Kann es kaum erwarten!


 
Kaiserin
(sb) Ich zitiere mal eben die Selbstbeschreibung von Kaiserin:

"Beschrieben als Deutschlands leidenschaftlichste Rock'n'Roll Band steht Kaiserin für eine Vision von hochenergetischem Punk, mitreißenden Motown Beats, Killer-Pop-Melodien und dem gewissen Etwas. Mit Anmut und Eleganz, einer Sexiness und fiebrigem Wahnsinn, der der unfassbar ausrechenbar gewordenen deutschen Musikwelt die Zunge rausstreckt."
 
Klar, das Ganze ist ein bisschen überspitzt, aber die Grundessenz passt schon. Ein Hauch von Wanda, nur halt nicht aus Wien. Ende März soll die neue Single, im Laufe des Jahres dann das Album. Bis dahin müsst Ihr Euch mit den bisher erschienen Tracks begnügen, zum Beispiel München Glockenbach. Bei mir ist es zwar eher der Stadtteil Giesing, der die Sehnsucht weckt, aber wer wird denn kritisch sein....
 
 
RPWL
(sb) Freising, Heimat. Umso größer ist jedes Mal die Freude, wenn Post vom Label "gentle art of music" hier bei mir reinflattert. Und das nicht nur aus nostalgischen Gründen, sondern weil da einfach tolle Musik veröffentlicht wird. Ob nun Kalle Wallner solo oder zusammen mit seiner Band RPWL - das ist schon ziemlich perfekt, was da abgeliefert wird. RPWL starteten einst als Tribute-Band für Pink Floyd, heutzutage sind sicherlich das musikalische Aushängeschild Freisings und touren mit ihren Songs durch die ganze Welt. Auch Crime Scene (VÖ: 17.03) ist wieder ein Konzeptalbum und beschäftigt sich, wie der Name schon vermuten lässt, mit dem Bösen, dem Morbiden, den Abgründen des menschlichen Verhaltensspektrums. Instrumental wie immer top und textlich auf den Punkt - da gibt es nichts auszusetzen. Sie können es einfach - und das schon sehr lange!

Live hier:

30.03. Stuttgart, clubCANN
31.03. Bonn, Harmonie
09.04. Pratteln (CH), Z7
10.04. Dortmund, Piano
16.04. Reichenbach, Artrock Festival
18.04. Berlin, Maschinenhaus
19.04. Hamburg, Knust
20.04. Isernhagen, Blues-Garage
21.04. Rüsselsheim, Das Rind
22.04. Freising, Lindenkeller
 

 
Los Fastidios
(sb) Los Fastidios gelten als einer der wichtigsten antifaschistischen Oi- und Streetpunk-Bands Italiens. Genau so habe ich das Quintett vor zig Jahren kennen- und schätzen gelernt. So weit, so gut. Während die Band aus Verona zu Beginn ihrer Karriere auf Italienisch sangen, sind sie seit fast zehn Jahren zunehmend auf Englisch unterwegs. Das gibt Minuspunkte bei der B-Note - zumindest bei mir, weil die Authentizität ein bisschen leidet und es einfach nicht so gut klingt. Das ist aber natürlich Geschmackssache und ändert nichts daran, dass Los Fastidios eine geile Band und auch live ein Erlebnis sind.

Auf ihrer neuen EP Revolt präsentieren die Italiener acht neue Tracks, u.a. das Yazoo-Cover Only You.
 
 

Portugal. The Man
(Ms) Sie sind wieder da und die Vorfreude ist enorm. Seit fast zwanzig Jahren bestehen Portugal. The Man und haben mehrmals Coolness neu definiert. Als ich sie zum ersten Mal sah - es muss 2008 oder 2009 gewesen sein - waren es komplett wilde Shows, die die Band angeliefert hat. Es war laut und schräg aber immer voller Groove. Ein irrer, schneller Mix. Im Laufe der Zeit haben sie ihren eigenen Sound ziemlich stark geändert, die Gitarren knallen nicht mehr so hart, insgesamt ist es nicht mehr so exzessiv. Spätestens seit Woodstock hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Sowohl vom Klang als auch vom Erfolg. Zu Feel It Still muss man eigentlich nicht mehr viel sagen. Seitdem besteht die Band aus ihren jetzigen Mitgliedern, es folgten ein paar Singles, aber erst jetzt die Ankündigung eines ganz neuen Albums: Chris Black Changed My Life. Am 23. Juni erscheint die Platte, die einem wichtigen Freund der Band gewidmet ist, der tragischerweise kürzlich verstarb und deren Verlust die Gruppe in ihren Grundfesten erschütterte. Kurz habe ich gehofft, dass es nochmal so wird wie beispielsweise zu Church Mouth, aber ich denke, dass diese Kapitel geschlossen sind. Dummy ist die erste Single, die seit Kurzem zu hören ist und damit ist klar: Es bleibt beim unsagbar lässigen Groove, bei cooler Popmusik, die viele Ohren ansprechen wird. Ja, auch meine. Nur ist das für mich nun eine neue Band, die ich anders bewerten muss, die alten Maßstäbe gelten nicht mehr. Daher freue ich mich auf die neue Scheibe und vielleicht kommen sie dann ja auch hierzulande auf Tour!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.