Quelle: juniorlibrarysac.wordpress.com |
Klar, wir brüsten uns damit, uns auf kein Genre festzulegen. Doch das ist eine andere Hausnummer.
Also: Freitag. Luserlounge. Isolation. Selektion. Wochenende. Bier. Bitte:
Lyra Pramuk
(ms) Aus verschiedenen Gründen lese ich gerne die taz. Zum Einen mag ich den leicht provokanten Stil im Politischen, sodass man sich immer etwas konfrontiert sieht. Nicht allem stimme ich zu, ich komme durchaus ins Grübeln. Zum Anderen ein außergewöhnlicher Kulturteil. Natürlich wird aus der linken, bunten Welt berichtet. Doch die ist so spannend, wild und reichhaltig, dass ich regelmäßig erstaunt zurück bleibe. Beispielsweise bei Lyra Pramuk. Ihr Album Fountain erschien am 20. März und ist eine beeindruckende Demonstration an Looping-Technologie. Es ist sofort hypnotisierend, hat überhaupt keinen Text, es sind gesungene Melodien auf einem Rhythmus oder Ton, die sich nach und nach übereinander legen. Unterstützende Musik ist nur nebenbei wahrzunehmen. Eher breite Synthie-Flächen tragen durch das Album, darüber entwickelt ihre Stimme eine ungeheure Kraft und viel, viel Schönheit. Musik der etwas anderen Art, ab geht's:
Lion's Law
(sb) Wenn man an französische Musik denkt, fällt einem wohl zunächst Chanson ein oder Künstler wie Phoenix, Air, Daft Punk, Not Scientists, SoKo oder The Teenagers. Dass es in unserem Nachbarland aber auch etwas härter zugehen kann, haben im vergangenen Jahr u.a. die großartigen Lysistrata unter Beweis gestellt und an den Oi!-Legenden Lion's Law führt ohnehin kein Weg vorbei. Letztere veröffentlichen am 24.04. ihr neues Album The Pain, The Blood And The Sword und vermischen dort klassischen Oi! mit Streetpunk und Hardcore. Recht viel authentischer kann man Working Class kaum vertonen und vor allem die französischsprachigen Tracks (auf die man lange verzichtet hatte) definieren den Sound der Pariser neu und öffnen der Band neue Horizonte. Steht ihnen gut, muss man sagen! Bereits ihre Cut The Rope-EP Ende letzten Jahres wusste zu gefallen, der Longplayer setzt indes noch eins drauf und manifestiert die Ausnahmestellung von Lion's Law.
Drens
(sb) Als "Surfpunk" bezeichnen die Drens selbst ihre Musik und wenn man Pet Peeves (VÖ: 15.05.) mit der Musik der Szenegrößen á la Agent Orange vergleicht, dann kann man diese Einschätzung durchaus nachvollziehen. Dass man für dieses Genre nicht zwingend aus den Surfhochburgen wie Kalifornien, Hawaii, Bali etc. kommen muss, ist eh klar, aber vielleicht ist mir auch nur entgangen, dass Dortmund - denn daher kommt die Band - der Surf-Hotspot der Saison ist. Die Debüt-EP der Drens ist jedenfalls ordentlich gefüllt mit Garage- und LoFi-Elementen und gefällt mir nach mehrmaligen Durchhören doch deutlich besser als beim ersten Eindruck. Die sechs Tracks ergänzen sich sehr stimmig, textlich bewegt man sich stilsicher zwischen der Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation und dem wachen Blick auf die schönen Seiten des Lebens. Wer kennt es nicht?
L'Impératrice
(ms) Es war schon eine harte Woche: Das Wetter zum Bersten genial und man muss schon eine gewisse Zeit zu Hause bleiben. Ich fand Zeit, um mein Rad wieder auf Vordermann zu bringen und bin einige Kilometer durch die Gegend geprescht. Was dann halt super wäre: Mit guten Menschen abends draußen zum Weizenbiertrinken treffen! Und lässig-entspannte Musik laufen lassen. Beispielsweise mit etwas savoir-vivre der Franzosen von L'Impératrice. Das künstlerische Sextett legte in dieser Woche eine neue Single bereit: Fou ist funky, disco, sommerlich, unaufdringlich und geht unbewusst schnell in die Beine. Herrlich. Vielleicht gibt es ja bald noch mehr Höreindrücke, die so gut zum Sonnenschein passen, bevor es dann wieder in den Herbst geht... kaum auszudenken.
Gleichzeitig erschien auch eine englischsprachige Version unter dem Titel Exit. Obwohl mich der Französischunterricht damals nachhaltig vergrault hat, ist das Frankophone doch wesentlich schöner als das beinahe beliebig klingende Englisch! Alors:
TESA
(ms) Sehe ich Bands mit verhältnismäßig wenig Mitgliedern, frage ich mich, wie sie ihren mitunter komplexen Sound auf die Bühne bekommen. Letztes Jahr war ich unter anderem erstaunt, wie gut das bei An Horse geklappt hat; nur zu zweit. TESA aus Lettland sind zu dritt. Bass, Gitarre, Drums. Auf ihrem neuen Album Control ist erstmals kein Gesang der Band zu hören. Ist auch gar nicht wirklich nötig. Mit den ersten Takten wird der geneigte Hörer direkt komplett erschlagen. Eine irre Wand aus massivem Krach macht sich breit, nimmt Tempo auf und lässt einen nicht mehr los. Rein instrumentale Musik mit ungeheurer Kraft, dicht im Klang, dunkel in der Wirkung, phasenweise Bedrückend. Es kommen Bilder von heißer, schwerer Industrie vor Augen, die durch menschliche Arbeit immer wieder angekurbelt werden muss. Die sechs Tracks wurden der Einfachheit halber auch schlicht durchnummeriert. Wer braucht schon einen Titel, wenn er/sie diese pure Dynamik haben kann?!
Dieses sechste Album des Trios aus Riga erscheint am 24. April und der Kauf wird euch hiermit wärmstens ans Herz gelegt. Was ein riesiges Brett!
Art Brut
(ms) Vinyl ist immer noch das schönste Musikhörmedium. Ich mag das Haptische, die Liebe zur Gestaltung, das Originelle. Dennoch höre ich meist über den Rechner. Und daran ist in den letzten Wochen häufiger die gute, alte externe Festplatte mit meinem persönliche Musikarchiv angeschlossen. Was da so alles verborgen liegt... unglaublich!
Was ich sagen will: Momentan ist viel Zeit zum Musikhören! Altes und Neues werden mitunter dabei verwoben. Wie bei unseren Lieblingen von Art Brut. Mit Sänger und Kopf Eddie Argos durften wir letztens schon ein Interview führen und heute erscheint die Reissue von Bang Bang Rock & Roll inklusive der starken Mein Kleiner Bruder-Neuauflage auf Deutsch! Eine energiegeladene, schrammelige, kompromisslose Indierockplatte von meiner Lieblingsband, die (ursprünglich) aus UK kommt. Ist so.
Die ursprünglich für in zwei Wochen geplanten Konzerte zum Album müssen natürlich auch verschoben werden. Im Oktober rasten wir dann komplett zu Modern Art aus!
24.10.2020 - Franz Club, Berlin (Support Shybits)
25.10.2020 - Molotow, Hamburg (Support Shybits)
Hellhead
(ms) Ob und wenn ja es eine Beziehung zwischen einer geographischen Lage und dem Sound einer Band einen Zusammenhang gibt, wurde unter anderem im Buch Sound Of The Cities besprochen. Natürlich ist das eine sehr ambivalente Ausgangsfrage und sie ist nie leicht zu beantworten. Würde man fragen, wie die deutsche Nordseeküste klingt, wären folgende Antworten möglich: Turbostaat, Santiano, Karl Müllenhoff (erste Vertonung von Dat mu min Leevsten büst) oder auch Feine Sahne Fischfilet. Alles möglich, alles ambivalent.
Hellhead aus Wilhelmshaven kann man da also auch einreihen. Rau, wild, energiegeladen, temporeich. Das Quartett weiß, was diese Attribute bedeuten und nutzen sie gekonnt. Sie spielen einen Mix aus schnellem Alternative-Rock und Punk und vertreten auch die Haltung dieses Genres. Bei Meuterei kommt das vielleicht nicht ganz so durch, doch jegliche pauschale Kennzeichnung als Onkelz-Derivat ist aus der Luft gegriffen. Hier wird sich ganz klar und unmissverständlich positioniert. Diese Botschaft ist laut und kräftig auf Attacke zu hören. Also: Keine Handbreit rechter Hetze / Bund und laut ist was uns liegt!
Daði Freyr
(ms) Wir reden derzeit ja viel über Verzicht. Und was wahrer Luxus ist. Tatsächlich kann man auf eine Menge verzichten. Habe mich selbst beobachtet, dass die wesentlichen Geschäfte meiner Stadt, die ich auch sonst aufsuche, immer noch geöffnet haben. Die Buchhandlung hat sich was Gutes einfallen lassen. Na klar, da hängen auch Existenzen dran. Das ist logisch.
Was wir in jedem Fall dieses Jahr vermissen, ist der Eurovision Song Contest. Ihr seid hier immerhin auf der ESC-Fanseite Numero Uno! Ebenso vermissen wir mindestens seit dem Ketchup Song einen einfachen, massentauglichen Mittanz-Tanz. Okay, sagen wir nach Olli Schulz' Bibo.
Abhilfe kommt aus Island! Wer hätte das gedacht. Endlich mal keine mystisch-andächtige Musik aus einer anderen Sphäre, sondern für die Hüfte und die Kurzlebigkeit. Memento Mori! Daði Freyr ist der Heilsbringer dieser Tage, der mit seinem Hit Think About Things für seine Heimat angetreten wäre. In meinen Fachaugen ein sicherer Sieger. Schnell mal alle Indie-Konventionen ablegen und das bitte einfach nur gut finden. Beschwingte Eurodance-Mukke aus dem hohen Norden für die Tage in Isolation. Das haben wir wirklich gebraucht, wenn man ehrlich ist.
Wann und wo gibt's diese Pullis?!
Was wir in jedem Fall dieses Jahr vermissen, ist der Eurovision Song Contest. Ihr seid hier immerhin auf der ESC-Fanseite Numero Uno! Ebenso vermissen wir mindestens seit dem Ketchup Song einen einfachen, massentauglichen Mittanz-Tanz. Okay, sagen wir nach Olli Schulz' Bibo.
Abhilfe kommt aus Island! Wer hätte das gedacht. Endlich mal keine mystisch-andächtige Musik aus einer anderen Sphäre, sondern für die Hüfte und die Kurzlebigkeit. Memento Mori! Daði Freyr ist der Heilsbringer dieser Tage, der mit seinem Hit Think About Things für seine Heimat angetreten wäre. In meinen Fachaugen ein sicherer Sieger. Schnell mal alle Indie-Konventionen ablegen und das bitte einfach nur gut finden. Beschwingte Eurodance-Mukke aus dem hohen Norden für die Tage in Isolation. Das haben wir wirklich gebraucht, wenn man ehrlich ist.
Wann und wo gibt's diese Pullis?!
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