So wird man in Luhmühlen begrüßt! |
Nach zwei Tagen auf dem A Summer's Tale Festival in der Lüneburger Heide ist die Antwort: Ja! Dabei standen die Vorzeichen nicht gut. Statt wie gewohnt zum Open Flair zu fahren, stand dieses Jahr etwas anderes an. Zudem war es klug, Schal und Mütze einzupacken. Im August.
Betritt man das Gelände des familiären Festivals, muss man sich zunächst orientieren. Denn es gibt zahlreiche Veranstaltungsorte. Das ausgefallene Musikprogramm war nur ein Teil davon, es reihten sich Lesungen an Yoga, Workshops, Bastelarbeiten, Kinderbetreuung, einem eigens aufgebauten Restaurant und vielen leckeren Essensständen. Zudem war das ganze Gelände so liebevoll und detailverliebt gestaltet, dass man gar nicht mehr weg wollte. Nachdem man sich zurecht gefunden hat, was dann sehr einfach ging, war es schlau, alles genießen zu können, was die Veranstalter sich ausgedacht haben, denn das war eine Menge. Zwischen einzelnen Programmpunkten musste man stets abwiegen, denn viel fand parallel statt und die beliebten Workshops wie Woodworking, Kalligraphie oder Käserei waren schnell ausgebucht.
Da fragt man sich, wer so ein Festival, das fernab von allen Rock'n'Roll-Mythen ist, besucht. Die Antwort ist so einfach wie schwer. Es sind finanzstarke Akademiker ab Mitte dreißig, manche ohne, viele mit Kindern, Studenten, Alt-68er und hauptsächlich verliebte Pärchen. Immerhin hat ein 2-Tages-Ticket schon 120€ gekostet, dabei war es jeden Cent wert!
Nachts: DJ-Programm mit träumerischen Lichtinstallationen |
All dies wurde am Donnerstag noch getoppt. Vermutlich habe ich noch nie einen Festival-Tag erlebt mit so vielen Künstlern, die mich seit Jahren begleiten und alle erinnerungswürdige Gigs ablieferten. Friska Viljor hatten sichtlich Probleme mit der Technik und ihren Gitarrengurten (Jesus-Tape hat geholfen), doch ihre gute Laune lassen sich die Schweden nie nehmen. Thees Uhlmann war sichtlich angetrunken, hat aber den "A-Summer's-Tale-Gefangenenchor" zum singen gebracht, obwohl es durchgehend geregnet hat, glücklicherweise war es nicht mehr so kalt. Bei Caravan Palace konnte man sich tanzwütig wieder aufwärmen, was für ein geiles Konzert! Dann kam der erste Höhepunkt: Glen Hansard mit Band, Streichern und Bläsern. Wie inbrünstig und leidenschaftlich er gespielt hat, war bemerkenswert. Ob orchestral mit gesamter Besetzung oder passioniert schreiend nur mit Gitarre und Kontrabass war egal. Da hat selbst der Regen kurz ausgesetzt. Und wenn es eine Band gibt, die auch zu unterhalten weiß und seit Jahrzehnten beinhart gute Musik abliefert, dann sind es Nada Surf. Sie betreten die Bühne und machen einfach nur Spaß! Großes Kino.
All das wurde dann aber noch gesteigert.
Denn als Headliner haben Sigur Rós ihr einziges Deutschlandkonzert gegeben.
Allein das fulminante Bühnenbild wusste zu erstaunen. Denn die Isländer spielen ihre aktuelle Welttour zu dritt, statt wie sonst mit großer Besetzung. So war die Bühne dreigeteilt für Bass, Gesang und Schlagzeug/Keyboard. Dahinter erstreckte sich eine riesige LED-Wand, davor eine zweite, die hoch und runter fahren konnte. Hinter dieser haben die drei Isländer angefangen mit zwei Songs und waren nur schemenhaft zu erkennen. Von Beginn an ein Konzert für alle Sinne, großartig. Den Rest der Show haben sie vorne gespielt, Jonsi mit Bogen an der Gitarre und der gewohnt hohen Stimme. Die bauten Klangwelten auf, waren laut, dann wieder minimal leise und verträumt. Songs wie "Vaka", "Festival" oder "Kveikur" wussten zu begeistern. Dazu wunderschöne Projektionen!
Die Band, die ausschlaggebend für den Besuch des A Summer's Tale war, hat alle Erwartungen erfüllt. Was für eine würdige Band für ein brilliantes Festival!
Die Organisatoren haben sogar am Donnerstag auf das miese Wetter reagiert, Feuerkörbe aufgestellt und Glühwein ausgeschenkt. Das Festivalgetränk 2016!
Sound und Licht vereinen sich bei Sigur Rós! |
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