Mittwoch, 17. August 2016

Messer - "Jalousie"

Messer aus Münster hinter Jalousie. Foto: Katja Ruge
(ms) Messer. Was für ein einschneidender Name.
Diesen Freitag kommt mit "Jalousie" ihr drittes Album heraus, dieses Mal über Trocadero. Darauf warten 11 Songs, für die sich die Band aus Münster mehr Zeit genommen hat als für die ersten beiden Werke. Gut drei Jahre sind seit "Die Unsichtbaren" vergangen.
Das Bandmember-Karussell hat sich seitdem auch gedreht und der Sound ist breiter geworden, wie wir schon zur "Kachelbad"-EP berichtet haben.
Insbesondere die zusätzlichen Percussion-Klänge schlagen sich direkt nieder und beleben die Klangfarben des Albums. Alle Tracks spielen mit düsterem Sound, der nicht melancholisch, sondern teils bedrückend, direkt und finster klingen. Dazu steht die Stimme von Sänger Hendrik Otremba im Kontrast, die markant den roten Faden webt. Wenn die Visions schreibt, dass genau diese Stimme auch manchmal nerven kann, ist es nachvollziehbar. Man kann sich aber auch sehr gut in diesem Klang verlieren. Dieser wird durch zahlreiche Gäste verfeinert. Micha Archer (The Notwist) oder Jochen Arbeit (Einstürzende Neubauten, Die Haut) geben sich die Ehre.
Es geht um Schmerz, gebrochene Liebe, Abgründe, Kriminalität. Wenn man Messer mit einem wilden Mix aus den frühen Tocotronic, Die Sterne, Kante, Sport und einer großen Portion eigener Kreativität beschreibt, hat man einen ungefähren Eindruck, was auf den Hörer wartet.




Beginnen tut das Album mit einem wahrhaften Intro. "So sollte es sein" spricht von entfernter Liebe und einem großen Wunschtraum. "Der Mann, der zweimal lebte" war schon der Höhepunkt der EP und sticht auch auf dem Longplayer positiv heraus, genauso eigenwillig - teils nervig - kommt "Detektive" daher. In "Die Hölle" haben sie sich mit elektronischen Klängen umwoben, das herrlich zum verstörend-packenden Text passt. "Schwarzer Qualm" ist ein kleiner Lichtblick im mechanisch-dunklen Klang und "Schaumbergs Vermächtnis" bildet den epochalen Schlusspunkt des neuen Albums.
Für diese Platte braucht der Hörer Zeit.
Zeit, die Wechsel zwischen Pop, Punk und Postrock zu erkennen und die komplette Fülle des Klangs einzusaugen. Zeit auch, das Album zu verstehen. Es wirkt groß und bedrückend und wahrscheinlich wollen die fünf Westfalen genau das. Man könnte seit Jahren den Begriff "Diskursrock" wieder aus der verstaubten Kiste graben und liegt damit vielleicht nicht ganz falsch.
"Jalousie" werden nicht alle mögen, da es so eigenwillig ist.
Andere kann es aber überzeugen, für die genau das das Richtige ist.
Am besten ist es wohl, sich davon her live zu überzeugen:

28.10. Essen - Zeche Carl
29.10. Bremen - Kulturzentrum Lagerhaus
30.10. Bielefeld - Forum
31.10. Kaiserslautern - Kammgarn
01.11. Wiesbaden - Schlachthof
02.11. Köln - Gebäude 9
03.11. Berlin - Frannz Club
04.11. Gießen - MUK
05.11. Stuttgart - Club Zwölfzehn
06.11. Wien - B72
07.11. München - Kranhalle
08.11. Dresden - Groovestation
09.11. Leipzig - Felsenkeller
10.11. Jena - Kassablanca
11.11. Hannover - Cafe Glocksee
12.11. Hamburg - Molotow
03.12. Münster - Gleis 22


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