Freitag, 8. August 2025

KW 32, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Genug vom Watt En Schlick an dieser Stelle, aber über die Art und Weise so eines Festivals musste ich doch noch einige Zeit nachdenken. Es gibt Lesungen über Politik, Gesellschaft, Inklusion. Es gibt Bands, die wirklich was zu sagen haben - an vorderster Front Ebow, deren Auftritt immer noch bei mir nachhallt. Aber was genau findet da eigentlich statt für drei Tage?! So ein Festival ist Eskapismus, klare Sache. Drei Tage abschalten, keine Sorgen haben, den Alltag ausklammern, träumen und besser nicht ins Portemonnaie gucken. Denn das wird zügig leer an so einem Wochenende. Merch für 60 oder 70 Euro. Ein 0,4-Bier für 5,50 Euro, ein Burger (ohne Pommes!) für 10 Euro. Eine Kugel Eis für 2,50 Euro. Wer ist dort auf so einem Festival?! Ein unglaublich solventes, weißes Publikum auf jeden Fall, das auch 5 Euro für einen kleinen Kaffee ausgibt. Die Schlange war lang. Ich habe auch einen gekauft. Das ist null inklusiv. Exklusiver geht es ja gar nicht. 150 Euro für das Ticket und dann ein bisschen Gesellschaftskritik auf der Bühne und alle sind sich einig, dass alles ganz schlimm ist, aber erstmal tanzen. Ja, ich bin auch dabei. Ja, ich tanze auch mit. Aber geiler wäre doch, wenn alle 6.000 Menschen danach zusammen demonstrieren gehen, oder?

Farewell Dear Ghost
(Ms) Frage: Hat diese Wiener Band ihren Namen aus einem Monta-Track entnommen?
Noch eine Frage: Wer hat heute schon ein Lächeln erzwungen, obwohl ihm/ihr gar nicht danach war? Ein ungeschriebenes, gesellschaftliches Gesetz sieht vor, dass es möglichst viel gute Laune geben soll, viele Lacher, seichte, kurzweilig Unterhaltung und die Frage „Wie Geht‘s?“ sollte maximal mit „Gut“ beantwortet werden. Denn wenn wir wirklich offen legen, wie es eigentlich ist, braucht man mehr Zeit. Zum Denken, Reden, Zuhören. Farewell Dear Ghost haben dazu einen richtig starken Indierock-Song geschrieben. Modern Smile heißt er und es geht genau darum: Etwas vorgeben statt sich zu öffnen, obwohl letzteres so gut tut. Vielleicht ist es hart und schmerzvoll, aber auch befreiend. Das Trio ermutigt uns dazu, das Lächeln vielleicht auch auf später zu verschieben und davor sich mal wirklich auszutauschen. Das Lächeln kommt dann wieder, wenn dieser Track läuft, denn er ist ganz großartig arrangiert und macht sehr viel Lust auf noch viel mehr - musikalisch und inhaltlich!


Honig
(Ms) Kann Musik eine Form des Zuhausefühlens darstellen? Ein ortsunabhängiges Gefühl des Wohls? Gewissermaßen auch des Verstandenwerdens, obwohl man erstmal ganz allein ist mit der Musik? Ich bin davon fest überzeugt und zumindest für mich gibt es ein paar KünstlerInnen, die dieses Gefühl unumwunden erzeugen oder auslösen. Honig gehört ganz weit vorne mit dazu. Ich weiß gar nicht genau, was es ist, was Stefan Honigs Musik ausmacht, dass sie in mir diese wohligen Wogen auslöst, aber es ist schön. Vielleicht ist es die Energie des Golden Circle, die mächtig ist. Wie dem auch sei: Zusammen mit Meursault hat er kürzlich eine EP veröffentlicht. Jede Band mit 3 neuen Stücken. Zu Horrible Birthday gibt es ein tolles Video zu sehen, mit leichten Travis-Vibes zum Schluss. Ein sanftes Lied mit vielen guten Fragen wie „How could you know how I feel?“ oder „Did you ever need this Love?“ Herz und Hirn werden bei Honig mal wieder angeknipst und dafür mag ich seine Kunst so sehr!

19.09. Jever - LOK 
20.09. Berlin - Emmauskirche Kreuzberg 
21.09. Erfurt - Universaldrogerie 
22.09. Münster - Pension Schmidt 
23.09. Düsseldorf - ZAKK 
24.09. Wuppertal - Loch 
25.09. Mönchengladbach - Kultur im Zelt 
26.09. Karlsruhe - NuN 
27.09. Köln - Schmitzundkunzt 
28.09. Langenberg - KGB


Our Shame 
(Ms) Den Horizont erweitern, auch auf der musikalischen Landkarte. Kennt jemand eine Band aus Taiwan?! Eben, genau. Hier kommt sie und sie bringt großartige Musik mit sich. Our Shame haben diese Woche ihre zweite Platte Namens Hidden Album veröffentlicht. Estelle H und Isan machen Musik, in die es sich hineinzulegen gilt. So sanft, behütet, weich. Und dennoch durchziehen die Tracks des Albums leichte Risse. Anflüge von Selbstzweifel, verbotene Liebe oder gar Auftragsmorde. Und schon hören sich die entspannten Electrosounds gar nicht mehr so gelassen an und die inhaltlichen Risse werden größer. Das ist natürlich sehr geschickt, Klang und Text so gegensätzlich zu gestalten. Schaf im Wolfspelz quasi. Klingen tut es grandios - bitte reinhören: 


Betti Kruse
(Ms) Axel Prahl ist ein guter Schauspieler, ich mag einiges, was er macht und der Tatort gehört da noch nicht mal zwingend mit hinzu. Doch seine Musik finde ich ganz furchtbar. Dieses seemännisch-maritime Gedudel nervt. Und jetzt dampft das Hirn ein wenig. Weil: Die neue Single von Betti Kruse klingt jetzt nicht nach Axel Prahl, aber Jeden Tag Fährt Ein Zug ist so eine süße kleine Geschichte von der Küste. Der Schauspieler könnte ähnliches singen, doch Betti Kruse nehme ich das viel mehr ab, verstehe, was sie meint. Eine kleine schwelgerische Episode, die den Glanz und den Zauber des Moments behandelt und aufzeigt, wie sehr es sich lohnt, mal die Leute anzuschauen oder sogar anzusprechen, die neben einem sitzen oder stehen oder warten. Wieso nicht?! Uns verbindet doch so viel, doch die meisten schauen ja eh aufs Handy. Betti Kruses Musik klingt ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Chanson? Schlager? Retro-Pop? Keine Ahnung, aber es ist schön, ganz ungefiltert und aufrecht. Das ist zu hören. Und das finde ich gut. Bei Axel Prahl höre ich keine Aufrichtigkeit sondern eher Vermarktung und eine irgendwie verballhornte maritime Romantik. Die Hamburger Musikerin bringt im November ihr Album raus und ich bin mir sehr sicher, dass das ganz großartig sein wird!


BSK
(Ms) Vor sechzehn Jahren im Sozialwissenschaften-Leistungskurs haben wir über Rollenmodelle gesprochen. Das war super interessant, weil irgendwie augenöffnend. Der etwas biedere, junge Lehrer meinte dann: Morgens Anzug, abends Lederjacke. Klingt ein bisschen plump, fasst das ganze aber recht gut zusammen. Kleider machen Leute, man erkennt einander, fühlt und sieht Gemeinsamkeiten, egal, welchen Kreisen man sich zugehörig fühlt. Ziemlich genial hat die Band BSK das in ihrem Video zu Linksradikal Gelesen bildlich umgesetzt. Den Track haben sie mit Ein Punk Band aufgenommen. Am 12. September erscheint ihre erste Platte Keine Bewegung und BSK beweisen, dass Punk immer noch wichtig ist, funktioniert, anecken kann und halt auch eine Menge Spaß macht. Wer erkennt also wen und woran und wiesoweshalbwarum?! Alle Fragen und alle Antworten liefert uns diese Band mit ihrer Platte!


Mola & Fatoni
(Ms) Never change a winnig Team: Mola und Fatoni zum Beispiel. Was schon mehrfach sehr gut funktioniert hat, funktioniert heute ein weiteres mal exzellent! Am 26. September erscheint Molas neues Album Liebe Brutal und heute die neuste Single Menschen. Und wenn Molas unverwechselbare Gänsehautstimme auf Fatonis Art zu Rappen stößt, kommt einfach ein großartiger Track dabei heraus. Eine kurzweilige Abhandlung darüber, was für einer merkwürdigen Gattung wir angehören. Genie, Wahnsinn, Irre, Gute - all das sind wir. Und ich glaube es ist sehr geschickt, dass wir uns das immer wieder bewusst machen. Es ist leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Aber wie anders sind diese Leute denn, wenn sie uns doch sehr ähnlich sind?! Eben. Laut aufdrehen, bitte!


Die Höchste Eisenbahn
(Ms) Thema Nummer 1: Es klingt so platt, aber: Jeder kennt das. Oder den oder die. Diese eine Person im näheren Umfeld, die permanent zu spät kommt, oder - wenn man sie abholen will - erstmal noch alles fertig machen muss. In meinem Freundeskreis war das früher F. Immer wenn wir ihn abholten, war klar, dass er noch Zähne putzen, Frisur richten und/oder endlos lang die Schuhe zumachen musste. Wir haben die Abholzeit für ihn oft extra 15 Minuten vorverlegt, obwohl wir kamen wie sonst auch. Hat nicht geholfen. Dieses Zuspätkommen oder Immeraufsichwarten lassen kann wahnsinnig doll nerven und dazu bringen, über das Thema Zeit im Allgemeinen nachzudenken. Das tut die wunderbare Gruppe Die Höchste Eisenbahn auf ihrer neusten Single Ich Komm Gleich Nach. Sagt alles, oder?
Thema Nummer 2: Kunst. Denn die Band ließ zu dieser neuen Single ein Musikvideo machen. Das lag in den Händen von Elena Nyffeler und es ist wunderschön geworden! Mit Menschen und Schnecken aus Knete und einem liebevoll gestalteten Umfeld, lässt dies nur staunen. Und ich finde es wunderbar, dass in dieser schnelllebigen Kunstwelt Menschen dafür die Muße haben. Ganz viel Liebe!
Die neue Eisenbahn-Platte Wenn Wir Uns Wiedersehen Schreien Wir Uns Wieder An erscheint am 12. September!



Dienstag, 5. August 2025

Live: Watt En Schlick Fest 2025

Sophia Kennedy, Foto: luserlounge
(Ms) Gesprächsthema Nummer 1 am Wochenende: Das Wetter.
Gesprächsthema Nummer 2 am Wochenende: Das Line-Up.

Selbstredend hatte das 12. Watt En Schlick Fest in Dangast noch wesentlich mehr zu bieten, aber diese beiden Themen waren omnipräsent.
Von Freitag bis Sonntag wurde das kleine Dangast am Jadebusen wieder von gut 6.000 Festbesuchenden heimgesucht. Der kleine Edeka hat sich mit Regenaushaltekleidung gewappnet und auch die KuchenbäckerInnen aus dem Kurhaus haben sicher die ein oder andere Nachtschicht eingelegt - der Rhababerkuchen mal wieder ein Traum! Die gängigen Wetter-Apps liefen heiß und siehe da: Es war nicht ganz so schlimm wie erwartet. Klar, von Trockenheit keine Spur, aber immerhin kein Gewitter. Somit musste zu keinem Zeitpunkt das Gelände geräumt werden und alles konnte wie geplant ablaufen. Das Aufbauen der Zelte war in den meisten Fällen auch kein Problem und das Team hat beim Verlassen der matschigen Felder geholfen.

Was ist also das beste Outfit bei diesen Gegebenheiten- 20 Grad und wahrscheinlich viel Regen?! Es gab grob gesehen zwei Typen an Menschen, die das Gelände betreten haben. Die einen sahen aus wie beim Survivaltraining. Alles, was die Funktionskleidungsabteilung bei Decathlon zu bieten hat, befand ich am Körper. Hauptsache der Mensch war trocken und warm. Die anderen hatten zumindest mit der Nässe von unten kein Problem. Leichtes Schuhwerk oder Flip Flops und dann halt barfuß und obenrum flexibel reagierend auf die Wolkenentwicklung. Ich bevorzugte den letzteren Typ, hatte immer nasse, matschige Füße, war immer trocken von oben und mir war nie kalt. Das Watt wärmt genug - kurze Hose, perfekt!

Grim104, Foto: luserlounge 
Somit ab zu Gesprächsthema Nummer 2 vom Wochenende und dem eigentlichen Programm. Ja, ich war auch einer von denen, die sich etwas skeptisch zum Line-Up geäußert haben - hier und vor Ort. Auf der anderen Seite ist es auch sehr lohnenswert, den Veranstaltenden zu vertrauen - es hat sich mal wieder gelohnt. Ja, es gab zahlreiche Acts, die mir einfach nicht zugesagt haben. Bei einigen habe ich dennoch vorbei geschaut, andere gänzlich ausgelassen. Ich werde kein Fan werden von Hanna Noir, Madeline Juno oder Apsilon - muss ich ja auch nicht. Es waren genügend Leute da, die das abgefeiert haben. Wie cool kann es sein?! Es müssen sich ja nicht alle einig sein - wäre ja ultra langweilig.

Dafür habe ich sehr viel gesehen, was mir gänzlich unbekannt war und an diesem Punkt wird so eine Veranstaltung doch spannend!

Fangen wir also ganz vorne an: 14 Uhr am Freitag, Hauptbühne, Eröffnung und der Strand ist schon gut gefüllt! Auf der Bühne stehen drei Typen mit Kopftüchern und Sonnenbrillen und verzaubern die herbstlich anmutende Nordsee in mediterranes Flair! Dov‘è Liana aus Italien kreierten einen Sound, der etwas seichter als Justice war, aber mindestens genauso tanzbar - genial! Etwas später fanden sich zahlreiche Leute vor der Paletten-Bühne zusammen, um AUGN zu sehen. Ich bin ehrlich: Das habe ich nicht verstanden. Okay, es ist eine provokante Kunstperformance mit 100% Playback und Ansagen vom Band, aber nach 20 Minuten wurde es auch langweilig, weil die Muster sich wiederholten und die x-te Beschimpfung wurde halt öde. Ja, ist alles so geplant und Teil des Konzepts aber mehr als ein müdes Lächeln zwischendurch ist das auch nicht wert.
Von Uche Yara habe ich mir ein wenig mehr Pepp erhofft, dennoch überzeugte sie mit einer unfassbaren Stimme. Eine der ganz großen Überraschungen vom Wochenende war Sophia Kennedy! Wow - was ist da denn bitte passiert?! Ist das Dark Pop oder so? Erinnert leicht an die Dresden Dolls und daher supersuper! Das war musikalisch genial und die erste Reihe wurde gern mal angeschrien! Zum Glück kommt sie nächstes Frühjahr in den Bremer Schlachthof - Pflichttermin! Die Goldenen Zitronen sah ich von ganz hinten im Zelt, zuvor regnete es in Strömen - alles voller Matsch, aber egal. Die Herren haben ordentlich abgeliefert vor dem Höhepunkt des Festes: Zaho De Sagazan. Ich hatte ein wenig Sorge vor zu viel Chanson und wurde zum Glück enttäuscht. Das, was die Französin mit ihrer Band über eineinhalb Stunden dargeboten hat, habe ich noch nicht erlebt. Zum Einen präsentierte sie ihre große Sensibilität - auch musikalisch - zum Anderen war das eine Electroparty vom allerfeinsten! Ich kann mich nicht daran erinnern, je spontan so mitgerissen worden zu sein. Mit geschlossenen Augen barfuß im Sand tanzen und alles drumherum vergessen - das war sehr intensiv. Auf der Bühne bot die Sängerin dazu eine tolle choreographierte Show ab mit allerhand Lichteffekten und viel Tanz. Der Hype ist mehr als berechtigt!

Tropikel Ltd., Foto: luserlounge 
Der Samstag war nass. Sehr nass. Aber egal. Denn die Stimmung war wirklich überall toll. Bei der Crew, den Besuchenden, auf allen Bühnen. Die Atmosphäre vom Watt En Schlick trägt durchs Wochenende. Und um 13 Uhr standen Tropikel Ltd. bereit. Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll, aber es war geil! Power-Synthie-Pop mit viel Augenzwinkern und unglaublich tanzbar. Das war musikalisch raffiniert und sehr unterhaltsam. Tropikel Ltd. - merken Sie sich diesen Namen. Und ist Lolo Highspeed eventuell der Bruder von Jan Böhmermann?!
Egal, denn etwas später kam es zu einem der intensivsten Gigs am Wochenende - grim104 auf dem Floß. Dauerregen inklusive, egal. Egal war das auch dem Rapper, denn er stand mitten auf dem Steg der Floß-Bühne, die noch auf dem Trockenen lag - später schwamm sie. Leider war der Sound ganz vorne sehr leise - aber nebensächlich. Grim104 hat sehr stark abgeliefert zwischen Tod, Verderben, Abschied und Apokalypse. Wow! Weiter tanzen - aber etwas fröhlicher - ließ es sich zu Rah & The Ruffcats im Zelt. Die neun Musiker auf der Bühne haben eine tolle Energie entfacht! Anschließend wurde es ebendort endlich gitarrenlastig. Erst haben Friedberg gespielt, die eigentlich letztes Jahr schon da sein wollten. Das hat sehr viel Spaß gemacht und war live halt auch irre gut. Zwischen rauschenden Rhythmus-Parts, krachenden Gitarren und Synthies-Gewitter zur neusten Single! HotWax haben klassisch Gitarre, Bass und Schlagzeug wummern lassen und das auch sehr ordentlich! Das Trio von der britischen Küste weiß halt, dass Punkrock immer geht - das wussten auch die Ohren noch am Tag danach. Ein wenig von Franc Moody schaute ich mir dann noch an - genial! - dann musste ich eine Pause machen.

Denn für Sonntag mussten mittags alle Kräfte gebündelt sein. Nicht zwingend für Bummelkasten, obwohl das auch sehr lustig war und das nicht nur für Kinder. Denn um 13 Uhr spielten Juse Ju und Fatoni im Zelt! Eskalation um High Noon?! Klar, gar kein Problem! Angeblich hat Fatoni sich selbst eingeladen, denn das Watt En Schlick ist sein Lieblingsfestival - wer mag es ihm nehmen!? So viel ich von ganz vorne sehen konnte, war das Zelt super gefüllt und der Bass kräftig aufgedreht. Es gab ein Best-Of von beiden plus ein, zwei BARWS-Tracks auch ohne Edgar Wasser. Dafür war Panik Panzer als Gast am Start - wie geil kann es eigentlich laufen?! Eben! Kurz danach kam die Sonne raus, aber so langsam verließ nicht nur mich die Energie. Das Aufraffen zu Ebow hat sich aber noch mehr als gelohnt! Und ich frage mich ernsthaft, warum sie nicht abends Headlinerin war?! Kaum ein Act hatte so viel Wichtiges zu sagen wie sie und dazu noch so gute Musik gemacht. Ich kannte die Rapperin zuvor nicht, das ist aber sowasvon abgespeichert! Diese Künstlerin hat in meinen Augen dem platten Unterhaltungszynismus von AUGN Gehalt entgegen zu setzen - aufrecht, bitter, tanzbar!
Als letzten Act des Festes schaute ich mir dann noch Bon Enfant an. Und auch hier gab es eine weitere Überraschung! Wie cool, lässig, hypnotisierend und locker war das denn bitte?! Eben!

Klar, ich hätte gern noch Lovehead, Die Höchste Eisenbahn, Team Scheisse und die Donots gesehen. Aber der Kopf konnte keine Eindrücke mehr aufnehmen und die Beine wurden langsam schwer und so ging es ab nach Hause.

Im Gepäck befinden sich viele beeindruckende Bilder, viele sehr intensive Musikrauschmomente und eine unglaublich tolle Zeit am und im Watt mit lieben Menschen. Nur einen Act, nämlich Juse Ju und Fatoni, habe ich vorher schon mal gesehen. Ansonsten war es mehr als lohnenswert, den Veranstaltenden und dem Bookingteam einfach zu vertrauen, dass die keinen Quatsch machen. Haben sie umgesetzt! Genial! 
Und ja, 195 Euro für das kommende Jahr ist sehr, sehr viel Geld! Doch das Watt En Schlick ist ein kleines, unabhängiges Fest, das mit Herz und Leidenschaft gewuppt wird. Als BesucherIn bekommt man sehr viel geboten, vor allem viele neue, phantastische Töne.

Also: Bis nächstes Jahr!

Freitag, 1. August 2025

KW 31, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Gedanken über Erwartungen, Musikgeschmack und vielleicht auch Alter: An diesem Wochenende verweile ich in Dangast, um beim Watt En Schlick Fest dabei zu sein - ich schreib schon mehrmals darüber, aber: Super Festival, super Lage, super Super! Im Line-Up gab es bis Donnerstagnachmittag zwei sogenannte Secret Acts. Da darf man natürlich schon mal mutmaßen, wer das sein könnte und ein paar Wünsche ins All schicken. Diese wurden im Handumdrehen zerschmettert, als für Sonntag Apsilon und für Freitagabend, 20 Uhr - also Primetime - jemand Namens Ritter Lean bestätigt wurde. Nicht nur der Name ist ja total bescheuert. Zwei Rapper also, die mir nichts sagen. Nun spreche ich nicht stellvertretend für alle Besuchenden, aber die Reaktionen beispielsweise bei Instagram hielten sich in Grenzen. Vor ein paar Wochen wurde Makko für Samstag, 22 Uhr, bestätigt. Auch diesen Namen habe ich noch nie gehört. Und ehrlicherweise bin ich davon ausgegangen, dass die Menschen hinter dem Festival ein wenig mehr Fingerspitzengefühl walten lassen. Beim zeitgleich stattfindenden Appletree spielen immerhin auch Noga Erez oder Kate Nash. Für das Golden Leaves wurde als Überraschung The Notwist geholt. Vielleicht noch eine Band aus dem Rock/Pop-Kosmos wäre stark. Oder ein geiler elektronischer Act - letztes Jahr spielten zum Beispiel Kiasmos eins von zwei Deutschlandkonzerten am Watt.
Nun gut - es ist nicht meine Musik, sie könnte es aber werden (auch wenn ich nicht davon ausgehe). Warum bin ich so enttäuscht? Rap ist zwar so erfolgreich wie nie, aber Neues in diesem Genre verfolge ich null. Vielleicht wäre noch der ein oder andere Act für die Ü30-Leute cool gewesen. Nun gut. Ich werde vorbeischauen, wenn die Festivaldynamik das zulässt und lieber dann ein Urteil fällen. Vorher war man noch nie schlauer!

Daisy The Great fest. AJR
(Ms) Keine Ahnung, wie das vor drei Jahren an mir vorbei gehen konnte. Aber besser später als nie. Und das geht so: Letztens mal wieder Deutschlandfunk Kultur im Auto gehört. Viel Musik läuft da nicht, vielleicht drei, vier Lieder pro Stunde. Aber diese Stücke sind unfassbar gut ausgesucht. Die Menschen in der dortigen Musikredaktion machen einen herausragenden Job!
Dann lief ein Lied, bei dem sich erst mein Kopf und dann mein ganzer Körper im Verhältnis zum Autofahren möglich bewegt hat. Seitdem läuft dieser Track fast im Repeat bei mir. Record Player von Daisy The Great zusammen mit AJR ist der Übeltäter. Richtig starke Popmusik. Wie das arrangiert ist, ist einfach nur genial. Dieses Lied hat einen Sog, wie ich es sonst von Noga Erez kenne, auch wenn die ganz andere Musik macht. Aber der Mitschwingfaktor ist der gleiche. Satter Bass, unglaublich gut übereinander gelegte Stimmen, ein Cello, wenn ich richtig höre. Wie gesagt, der Track erschien bereits 2022 und ich wundere mich nicht, warum er über 95 Millionen Streams bei Spotify hat. Laut aufdrehen, bitte!


Fatoni
(Ms) Eine gute und eine schlechte Nachricht in einem Satz: Hexenschuss beim Aufnehmen neuer Tracks. Fatoni hängt bei Dexter rum und zusammen basteln sie an einem neuen Album. Doch selbst verknackst geht es weiter und hoffentlich kann er einigermaßen schmerzfrei am Sonntag im Norden beim Watt En Schlick spielen. Auf diesem Wege schon mal gute Besserung. Doch mindestens eine gute Nachricht gibt es obendrauf: Kommendes Frühjahr geht Fatoni wieder auf Tour - also solo und mit eigenen Tracks! Wenn das nicht mal eine phantastische Nachricht ist. Bei der Tour im März wird es frische Musik das erste Mal live zu hören geben, vor Album-Veröffentlichung (wenn die Logik mich nicht täuscht), umgarnt vom Besten, was er bislang gemacht hat. Der Vorverkauf hat gestartet und es könnte einfach richtig stark werden!

05.03. - Erlangen, E-Saal
06.03. - Wiesbaden, Schlachthof
07.03. - Münster, Sputnikhalle
12.03. - Wien, Arena
13.03. - München, Muffathalle
14.03. - Stuttgart, Wagenhallen
19.03. - Köln, Carlswerk Viktoria
20.03. - Hannover, Capitol
21.03. - Hamburg, Große Freiheit 36
28.03. - Berlin, Columbiahalle


Das Paradies
(Ms) Wie man einen Song schreibt, das weiß ich wirklich nicht. Überhaupt keine Ahnung habe ich davon. Okay, einen schönen Text könnte ich vielleicht auch irgendwann mal schreiben, aber was das musikalische Arrangement anbelangt - das ist mir ein Buch mit sieben Siegeln. Bei einem Kettcar-Konzert plauderte auf einmal Marcus Wiebusch in ungeahnter Plauder-Manier davon, welche Akkorde gut zueinander passen, um einen geschickten Bruch zu erzeugen. Sowas halt. Geschickt ist auch, was Florian Sievers auf dem neuen Das Paradies-Lied macht, das heute erscheint. Der Spuk, Der Uns Verbindet heißt das Stück und es ist wunderschön! Am schönsten ist das gezupfte Akustikgitarren-Motiv, das sich durch das gesamte Lied zieht. Es hört nie auf, weder in den Strophen noch im Refrain noch in der Bridge noch in allem, was zu einem guten Stück gehört. Das ist doch richtig gut gemacht, oder? In meinen Augen ist das ein ganz wunderbares Liebeslied, nicht an jemand spezielles adressiert, sondern ein Lied über die Liebe und über all seine Synonyme. Ich könnte damit aber auch völlig falsch liegen. Egal, was der Song bedeutet - er ist großartig arrangiert und berührt mich auf eine herrlich sanfte Weise.
Das neue Paradies-Album Überall, Wo Menschen Sind erscheint am 26. September.

11.11. - Berlin, Kantine am Berghain
12.11. - Dresden, Societätstheater
13.11. - Hamburg, Nachtasyl
14.11. - Bremen, Lagerhaus
15.11. - Osnabrück, Kleine Freiheit
19.11. - Stuttgart, Merlin
20.11. - Düsseldorf, Zakk
21.11. - Bochum, Schauspielhaus
12.12. - Erfurt, Franz Mehlhose
13.12. - Rostock, Peter-Weiss-Haus


Orbit
(Ms) Electro - entweder es knistert sofort oder gar nicht. Bei Orbit hat es ziemlich schnell geknistert und das liegt nicht nur an der großen Vielseitigkeit im Sound seiner Musik, sondern auch in der Energie, die seine Lieder rüberbringen. Es kann mal recht lagerfeuerig zugehen und direkt danach die Ekstase auf die Tanzfläche bringen. Das ist richtig stark gemacht - das eine bietet eine geschickte, verträumte Pause vom anderen. Genauso klingen seine beiden Singles, die er heute veröffentlicht hat. Youth ist ein großartiger Knaller, der sehr schnell einen enormen Sog entfacht! Summertime bringt einen wieder etwas runter, man könnte sogar innehalten. Wie gut ist das denn bitte?! Es ist so gut, dass Orbit schon seit vielen, vielen Jahren unterwegs ist und die verschiedensten Festivals und Clubs bespielt. In diesem November kommt sein erstes Album raus Countless Feelings But So Few Words raus und wird den Herbst erhellen - versprochen!

Sonntag, 27. Juli 2025

Vorschau: Watt En Schlick Fest 2025

Quelle: Varel.de
(Ms) Kommendes Wochenende ist es wieder soweit: Festival direkt am Watt! Am Strandabschnitt vom Kurhaus findet von Freitag bis Sonntag das Watt En Schlick Fest statt. Vielleicht ist es wirklich das schönste Festival weit und breit, zumindest ist es das mit dem tollsten Spot! Ja, man könnte öfter mal nasse Füße bekommen, denn die Tide macht keinen Halt am Wochenende. Und die Bühne, die Floß heißt, kann wirklich schwimmen und wird es auch tun.

Über einige Jahre hat sich dieses Musikfestival zu einer ganz herausragenden Adresse gemausert und der Erfolg gibt dem Team dahinter Recht. Der Vorverkauf startet immer direkt am Montag nach Ende der jeweiligen Ausgabe und in der Regel ist das ganze Wochenende nach 10 Minuten ausverkauft. Da heißt es: Glück haben. Oder warten bis in den Wochen vorher Tickets bei Kleinanzeigen auftauchen.
Ab Ende April wurden die ersten Acts bekannt gegeben und danach setzte eine gewisse Ernüchterung ein, da mich das Line-Up lange Zeit nicht so wirklich gekickt hat. Ja, viel dabei was gut und schön ist, aber das Besondere, was dieses Festival ausmacht, fehlte mir - im letzten Jahr zum Beispiel Kiasmos, Mine, Dino Brandao, My Ugly Clementine, Erobique, Cari Cari, Mine, Oehl, Die Sterne. Wichtig, dass die letzten Sätze in der Vergangenheit geschrieben sind. Zum dritten Mal werde ich da sein und der Zauber ist auch, dass es viel zu entdecken gab. Bands und MusikerInnen wie Jacoténe, Gizmo Varillas, CVC, bac, Rah & The Ruffcats, Arc De Soleil, Franc Moody, Valentino Vivace, Bon Enfant oder Jungle By Night sagten mir nichts. Da ist viel Neugier am Start!

Doch in den letzten Wochen wurde das Line-Up, das ganze Programm immer runder und ich kann es kaum noch abwarten, endlich wieder am Strand zu tanzen. Generell - und das ist eine ganz persönliche Meinung - habe ich noch nicht verstanden, warum es mittlerweile so viele Lesungen auf Festivals gibt. Ich kann das nicht begründen, aber mich persönlich zieht es dort nicht hin. Es gibt auch einige Filme zu schauen. Tendenziell natürlich total cool, aber so richtig verstehen tue ich es nicht. Vielleicht muss ich da einfach zwischendurch hin, um meine Einstellung zu überdenken.

In der Zwischenzeit habe ich bei vielen Acts reingehört und die Wege des kommenden Wochenendes werden immer konkreter. Jaconéte am Freitag wird bestimmt cool - catchy Soul. Danach AUGN und Uche Yara. Gespannt bin ich auch auf Sophia Kennedy. Um 20 Uhr am Freitag wartet noch ein geheimer Act. Lange gab es diesen für den Samstag beim zeitlichen stattfindenden Appletree Garden auch und dort wurden Roy Bianco angekündigt. Ein Glück, dass die am Freitag keine Zeit haben, denn der Hype funktionierte bei mir für einen Sommer und dann war das ruckzuck vorbei. Also: Man darf gespannt sein! Danach geht‘s noch ordentlich rund mit Die Goldenen Zitronen, Zaho de Sagazan (sehr gespannt!) und um halb zwei (!) kann man zu Orbit tanzen. Ob ich so lange durchhalte?!

Samstag. Mittags spielen gleichzeitig Tropikel Ltd. und Grenzkontrolle. Das wird eine spontane Entscheidung geben. Dann gibt es ein Highlight um 15 Uhr auf der kleinen Floß-Bühne! Denn grim104 lädt zu Apokalypse ein. Der hat seine Jugend in Zetel verbracht, ein Ort direkt neben Dangast - Heimspiel!  Anschließend bin ich sehr neugierig auf Betterov, Friedberg und HotWax. Mal schauen was Franc Moody und Marko zu bieten haben. 

Am Sonntag beginnt die Eskalation recht früh! Denn kürzlich wurden für 13 Uhr Fatoni und Juse Ju angekündigt. Na, ob die nicht noch Edgar Wasser im Gepäck haben und BAWRS ballern?! Auf jeden Fall eine geniale Bestätigung! Für 16 Uhr gibt es einen weiteren, noch geheimen Act, auch hier: Viel Neugier! Ab 19 Uhr ist dann Stress angesagt: Erst Lovehead aus Österreich, danach Team Scheisse, anschließend Die Höchste Eisenbahn und zum Abschluss die Donots. Letztere mag ich sehr und freue mich auch schon auf den großen Slam in Münster im beginnenden Winter, aber zum Watt En Schlick passen sie nicht wirklich, oder?!

Zusammengefasst: Es wird ein Wochenende zwischen Vorfreude, Neugier und Skepsis. Auf der anderen Seite freue ich mich aber auch ganz einfach darauf, ein entspanntes, sorgloses, hoffentlich sonniges Wochenende mit viel guter Musik erleben zu können.

PS: In einigen Instagram-Kommentaren unter Postings des Festivals las ich, wie viele Menschen ihre Tickets noch verkaufen und einige auch, weil ihnen das Line-Up nicht zusagen würde. Wie schade, dass diese Leute den Veranstaltenden und der Kunst keine Chance geben.


Freitag, 25. Juli 2025

KW 30, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: pixabay.com
(Ms) „Eine Demokratie darf nicht so tolerant sein, dass sie diejenigen schützt, die sie zerstören wollen.“
Ein hochaktuelles Zitat, das aber gut 90 Jahre alt ist. Karl Loewenstein hat diesen Gedanken festgehalten, als die Weimarer Republik nicht so standfest war, wie man es sich gewünscht hat. Gelesen habe ich diesen Satz in Rausländer, dem aktuellen Buch von Waslat Hasrat-Nazimi. Sie zeigt sehr deutlich auf, was in den letzten Jahren schief gelaufen ist. Dass der Umgang mit der AfD schreiend falsch läuft (vielen Dank an das Zentrum für Politische Schönheit in diesem Zuge), dass Rassismus nie weg war, sondern einfach immer nur anders aussah und mit verschiedenen Begriffen hantierte und dass deren Agitation viele Menschen direkt betrifft. 25% unserer MitbürgerInnen haben eine internationale Familiengeschichte (was ich übrigens für einen ganz tollen Begriff halte). Diese Menschen halten sich zum Teil bereit, das Land zu verlassen, das ihnen einst viel versprochen hat. Wie grausam. Das dürfen wir nicht zulassen. Wir dürfen Nazis, der AfD, der Intentitären Bewegung und all der braunen Soße nicht die Deutungshoheit überlassen und schon gar nicht sollten wir ihr Vokabular übernehmen. Die Partei mit dem blauen Hintergrund und dem roten Pfeil sollte dringend verboten werden. Und zwar aus einem einzigen Grund: Um unsere Verfassung zu schützen und dass hier niemand in Angst leben muss.

Christin Nichols
(Ms) Was für ein Geschenk ein kreativer Geist ist! Nicht nur für die Person, die ihn umgibt, sondern auch für alle anderen. Denn immer Neues gibt es dann zu bestaunen. Letztes Jahr veröffentlichte Christin Nichols ihr Album Rette Sich Wer Kann und es lief ordentlich rauf und runter bei mir. Citalopram oder der Titeltrack mit Fatoni sind satte Ohrwürmer! Nun legt die Musikerin mit einer neuen Single nach. Unsterblich heißt der Song, der mit treibenden Gitarrenriffs überzeugt und Popmusik ziemlich geschickt arrangiert, indem sie sich prägnanten Rockelementen bedient, die den Track richtig nach vorne bringen! Ein Lied, das bestärkt, alle Kämpfe zu kämpfen, die das Leben bereit hält. Die großen und kleinen und einige davon muss man halt alleine bestreiten. Diese Zeilen zeigen, dass sich die Anstrengungen lohnen! 


Lovehead
(Ms) Vor sechzehn Jahren, da war ich neunzehn, war ich auf sechs Festivals im Sommer. Jedes Wochenende meiner Sommerferien war ich irgendwo. Richtig geil! Heute suche ich mir für den Sommer ein gutes Festival aus, auf das ich richtig Bock habe. Dieses ist das dritte Jahr hintereinander, wo es das Watt En Schlick in Dangast am Jadebusen ist. Nächste Woche ist es soweit. Die Vorfreude steigt. Dabei war das längere Zeit gar nicht so. Das Line-Up hat mich zu großen Teilen nicht überzeugt. Doch dieser Tage wuselte ich so ein wenig durch den Garten, hörte mir eine Playlist des Festivals an und dann machte es WOW! Was ist das denn bitte?! Warum knallt das denn so ungeheuer gut? Und warum um alles in der Welt kannte ich das noch nicht?! Achja: Deshalb gehe ich ja auch hin, um Neues kennenzulernen. Es geht um das österreichische Trio Lovehead, das so unfassbar gute Lieder schreibt, dass da noch eine große Zukunft liegt - versprochen! Geht in Richtung Kapa Tult, etwas kantiger im Sound, etwas wütender, aber ein genauso großer Tritt gegen alle Typen, die Grenzen überschreiten. Am 3. August um 19 Uhr auf der Paletten-Bühne wird diese Band stehen, ich davor - es wird super! 


The Alien Dub Orchestra
(Ms) Seltsam, das mit Mitte 30 zu schreiben, ist aber so: Je älter man wird, desto sorgfältiger sucht man sich die Festivals aus, die man besuchen möchte. Und es kommen immer welche dazu, die für ihr geniales Line-Up bekannt sind. Je kleiner und spezieller, desto mehr Gutes gibt es zu entdecken. Und wenn die Acher-Brüder von The Notwist ein eigenes Festival veranstalten, sollte man hellhörig werden. Die Alien Disko fand zuletzt im Dezember letzen Jahres im Volkstheater München statt. The Alien Dub Orchestra haben dort zwar nicht gespielt, kommen aber aus dem gleichen Kosmos. Bike Ride ist die aktuelle Single aus dem Album Plays The Bradminster Songbook, das am 19. September erscheinen wird. Hypnotisierende Bass-Klänge, psychedelischer Gesang und Rhythmen, die sich schnell ins Unterbewusstsein schleichen. Kurz: Genial!


Automatic
(Ms) Alles Retro, oder was? Ach, Quatsch! Es wäre ja viel zu leicht, wenn man sagt: „Ja, das kennt man ja von früher alles.“ Glaube ich nicht. Wenn Automatics neue Single Mercury läuft, könnten leichte 80er-Vibes durch den Raum stromern, ja. Aber die Coolness dieses Trios sucht man vergeblich in der Vergangenheit. Der herrlich mäandernde Bass und eine gewisse Abgezocktheit, die sich in der Art zu singen und den Track zu arrangieren, breit macht. Dazu fängt der Kopf von ganz alleine an zu wippen. Ihr neues Album Is It Now? erscheint am 26. September, wie so viele geniale Alben dieses Herbstes. Holt die Tanzschuhe raus!


Berliner Doom
(Ms) Wie geil, dass Musik immer im Wandel ist, oder?! Ständig entstehen neue Sounds, werden bestehende Rhythmen und Melodien aufgebrochen und neu arrangiert. Menschen experimentieren mit unterschiedlichen Instrumenten und bringen verschiedene Spielarten zusammen. Bei Berliner Doom macht das richtig viel Spaß. Es ist der Sound der 80er in einem düstereren, neueren, nicht so abgewetzten Sound. Die Lieder sind kurz, der Klang sehr präzise, die Sprache nicht festgelegt. Deutsch, Englisch, Französisch. Alles ist dabei. Auf der neusten Single Rennes geht es um die Jugend. Eine Minute und 35 Sekunden zum Tanzen, Schwelgen, Aufbegehren. Richtig stark, richtig geil, macht sehr viel Lust auf mehr. Gut, dass am 19. September ihr Album Notre Doom erscheinen wird. Da lauert Großes!

28.10. Berlin, Schokoladen
29.10. Stuttgart, Werkstatthaus
22.11. Bochum, Kontaktfeld Festival


Heisskalt
(Ms) Es gibt etwas zu feiern! Wenn eine Platte als Vinyl lange Zeit nicht zu haben ist, ist das in der Regel ein sehr gutes Zeichen. Sammlerstücke und Erfolg der jeweiligen Band. Wenn eine Gruppe dann nach mehreren Jahren Pause genauso kraftvoll und energiegeladen zurück kommt, wie sie vorher schon klangen, geht es steil durch die Decke. Vom Stehen Und Fallen von Heisskalt kam vor über zehn Jahren raus und als Schallplatte gab es sie lange nicht mehr. Das ändert sich nun - ab dem 5. September gibt es das Ding wieder zu kaufen und die Band ist zum gleichen Zeitraum wieder auf Tour. Clever, dass sie Nicht Anders Gewollt nochmal neu aufgenommen haben und ihren Support-Act der Tour Nikra als Feature-Gast darauf geladen haben. Das scheppert genauso geil auf den Ohren, wie man es erwartet und macht ungeheuer viel Bock auf die anstehenden Gigs! 

04.09. Hamburg, Uebel & Gefährlich
05.09. Osnabrück, Die Botschaft
06.09. Köln, E-Werk
07.09. Wiesbaden, Schlachthof
09.09. Stuttgart, Liederhalle
10.09. Dresden, Stromwerk
11.09. Jena, Kassablanca
12.09. Erlangen, E-Werk

Mittwoch, 23. Juli 2025

Wet Leg - Moisturizer

Foto: Alice Beckham
(Ms) Moisturizer von Wet Leg ist nun schon ein paar Tage draußen und die Band macht selbst die beste Werbung dafür. Platz 1 in Großbritannien, Auftritte beim Glastonbury oder Tiny Desk plus eine etwas schräge Diskussion im Netz über Körperbehaarung.
Rasend schnell ging der Aufstieg des ehemaligen Duos von der Isle Of Wight. Rhian Teasdale und Hester Chambers holten sich drei Typen dazu, die ihre Band nun vervollständigen. Henry Holmes am Schlagzeug, Ellis Durand am Bass und Josh Mobaraki an der Gitarre bilden mit den beiden Damen Wet Leg. Sie touren fleißig durch die Gegend und sind auf dem allerbesten Wege auch für die nächsten Jahre ein ganz großer Name zu werden. Doch in welchem Genre sind sie eigentlich beheimatet? Ist das Pop oder Rock oder ist das egal? In eine Schublade lässt sich Wet Leg nicht packen, dafür ist die neue Platte auch viel zu verschieden.
Abwechslungsreich ist nicht unbedingt das richtige Wort, denn das passt nicht ganz. Es gibt zwei Teile dieses Albums. Das nicht mal in der Reihenfolge der Lieder, sondern in ihrer Dynamik. Es gibt einen kleinen Teil, der richtig gut knallt und in dem sehr viel Energie steckt. Der andere Teil ist entspannter, kurzweiliger Gitarrenpop für laue, lange Sommernächte.

Die Platte beginnt direkt mit einem dieser Kracher. CPR ist ein sehr gut gewählter Opener. Mit lässigem Bass und Schlagzeug schleicht sich hier ein tolles Album an, bis Teasdales Stimme einsetzt und danach die E-Gitarren knallen. Unter drei Minuten scheppert dieser Track und macht unsagbar viel Lust auf mehr, was in diese Richtung geht. Das wird aber nichts, denn Liquidize schraubt den deftigen Gitarrenrockanteil zurück. Das ist nicht schlecht, aber es hätte gern so weiter gehen können. Das tut es zum Glück auch mit Catch These Fists, der Single, die schon weit vor Album-Veröffentlichung draußen war und mich ziemlich stark in den Bann gezogen hat, weil dieser Song einfach wahnsinnig gut arrangiert ist. Eine packende Gitarre-Hook und sauber aufgedrehte Dynamik. 

Anhand dieses Liedes haben sich auch meine Erwartungen an das Album gebildet. Daher ist diese Review auch ein wenig bedeckt in seiner Euphorie, da ich gehofft habe, es gäbe mehr von diesem Kaliber. Daher habe ich etwas länger gebraucht, um nicht enttäuscht zu sein von Moisturizer. Denn im Grunde genommen ist diese Platte ein richtig gutes Indiepop-Ding! Es hilft, den Fokus einmal zu drehen und die Erwartungen noch mal neu zu justieren. Denn auch ein Track wie Davina McCall ist ja total genial, weil er so wahnsinnig entspannt ist. Und wenn es über die ganzen 38 Minuten nur ballern würde, wäre es ja auch langweilig. Musikalisch erinnert mich ein Song wie Jennifer‘s Body durchaus an Nada Surf, die ich seit 20 Jahren verehre. Ehre gebührt also auch Wet Leg, die es clever verstehen, Indiepop im Jahr 2025 zu machen.

Zum Ende hin kommt dann doch noch ein weiterer derber Knaller. Pillow Talk wirkt dunkler, aggressiver, unnachgiebiger, knirschiger. Dabei geht es inhaltlich auf fast allen Liedern um die gute, alte Liebe. Doch man sollte diese Band auch nicht allzu ernst nehmen, die Kunst von Wet Leg hat mehrere Ebenen: Visuelle, Inhaltliche, Musikalische. Es ist gut und sehr sinnvoll, dass diese Platte nicht so ernst und verkopft ist, ich glaube, das tut uns in ernsten und sehr verkopften Zeiten sehr gut!

31.10. - Düsseldorf, New Fall Festival
07.11. - München, Theaterfabrik
09.11. - Berlin, Columbiahalle
10.11. - Hamburg, Docks



Dienstag, 22. Juli 2025

Die luserlounge selektiert den Sommer

Quelle: pixabay.com
(Ms) Völlig selbst überrascht fand ich mich in den letzten Wochen wieder in der Suche nach einem guten Radiosender für mich. Welcher Sender spricht mich mit seinem Programm am meisten an? Was kann ich einfach so einschalten und weiß, dass das, was läuft, zu mir passt? Musikalisch dachte ich länger, dass es Radio21 war, das entpuppte sich aber als riesiger Quatsch, weil dort die gleichen zehn Lieder in Endlosschleife laufen und die ModeratorInnen gesellschaftspolitisch noch weit zurück hängen. Dann war es für eine Phase NDR Kultur, aber das war mir schlussendlich musikalisch zu klassisch. Jetzt hoffe ich die Suche beendet zu haben mit Deutschlandfunk Kultur. Erstens ist die Musik großartig, super vielseitig und sehr aufgeschlossen. Dazu sind die Sendungen überraschend vielseitig und vor allem sind die Menschen am Mikrophon unfassbar gut informiert und, was noch viel geiler ist, sie können sehr, sehr gut über ihre Fachbereiche sprechen. So habe ich am Sonntag gut eineinhalb Stunden eine Sendung gehört, in dem es um einen Vergleich verschiedener Aufnahmen der Schottischen Sinfonie von Felix Mendelssohn-Barholdy ging. Ich kenne mich null mit dem Komponisten aus, aber wie die beiden RednerInnen darüber sprachen, war total beeindruckend. Später wurden noch die aktuellen Nada Surf-Konzerte beworben. Was will man mehr?! Eben! Achja… wir haben da auch noch was:

Florian Paul & Die Kapelle Der Letzten Hoffnung
(Ms) Musik für bestimmte Jahreszeiten - klingt auf der einen Seite irgendwie sinnvoll, auf der Anderen aber auch etwas quatschig, oder? Dass das ganze viel Sinn ergibt, lässt sich im Sommer am besten spüren. In zwei Wochen Urlaub in den Bergen ist große Entspannung eingetreten, einfach den Moment genießen, keine Pläne und Sorgen haben, ein bisschen den Gedanken nachhängen, die wie die wenigen Wolken am Himmel so vorbeiziehen. Dazu passt Erstmal Für Immer von Florian Paul & Die Kapelle Der Letzten Hoffnung. Ein sanfter, lässiger Track über die vielleicht große Liebe, übers Vermissen, übers Träumen. Mehr ist es nicht, aber das ist genau richtig zu Zeiten, in denen im Kopf einfach nicht so viel passiert. Ein toller Track des sympathischen Sängers, der im Video dazu lässig durch die Schweiz spaziert.


Young Rebel Set
(Ms) Ist der Begriff Brit-Pop eigentlich außerhalb von Oasis in diesen Tagen noch zulässig? Gitarrenpop von der Insel - wenn es man es dabei belässt, geht das selbstredend klar. Für mich schwingt damit auch immer ein bisschen Pathos mit und eine Art des Mitgerissenwerdens, die sich schwer erklären lässt. Höre ich Anchorage von Young Rebel Set, ist das mindestens für die Hälfte des Tracks lässig, aber mehr auch nicht. Doch je weiter der Song voran schreitet, desto mehr Power entwickelt er und somit wird es plötzlich ganz spannend! Wie machen die das? Liegt es an den E-Gitarren, die immer mehr durchscheinen, am Solo zwischendurch? Es entsteht mehr Dynamik und Dampf und so wird aus einem scheinbar unscheinbaren Lied ein ziemlich geiles Brett! Dabei hätte niemand so richtig gedacht, dass diese Band überhaupt nochmal neue Musik raus bringt, nachdem ihr damaliger Sänger vor sechs Jahren verstarb. Doch da schwirrte noch etwas, der Song entstand schon 2012 und wurde jetzt nochmal neu aufgenommen. Die Band ist zurück, bringt mit Sun am 5. September eine neue EP raus und kommt auf Tour - alle hin da!

15.09. Langenberg, KGB
16.09. Essen, Zeche Carl
17.09. Bremen, Tower
18.09. Osnabrück, Kleine Freiheit
19.09. Kaiserslautern, Kammgarn
20.09. Köln, Gebäude 9
21.09. Wiesbaden, Schlachthof
23.09. München, Ampere
24.09. Reutlingen, franz.K
25.09. Hannover, Musikzentrum
26.09. Hamburg, Molotow (Restkarten)
27.09. Berlin, Frannz Club (ausverkauft)


We Are Scientists
(Ms) Regelmäßig trauere ich den 00er-Indie-Jahren hinterher. Es war einfach so prägend, dass fast jede Woche ein neues Knaller-Album erschien. Viele große Songs, viele große Bands, viel E-Gitarre. Aber ist das wirklich vorbei? Klar, rein kalendarisch schon. Aber viele dieser Bands liefern ja einfach weiter stabil ab. We Are Scientists zum Beispiel - kaum zu glauben irgendwie. Eine der Bands, über die immer viel gesprochen wurde und die zahlreiche starke Songs schrieben, aber der ganze große Druchbruch kam nie. Egal, Keith Murray und Chris Cain machen einfach immer weiter, hauen Album um Album raus und sind immer auf Tour. Mit dem gleichen Sound von vor zwanzig Jahren, aber er ist halt auch immer noch richtig geil und total frisch. Vergangenen Freitag erschien ihre neue Platte Qualifying Miles und sie haut in dieselbe Kerbe wie zuvor. Allerfeinster Indie-Rock, an dem nun wirklich gar nichts auszusetzen ist und die alten Zeiten sind doch noch nicht vorbei…

04.11. München, Strom
05.11. Erlangen, E-Werk
07.11. Dresden, Beatpol
09.11. Mainz, Schon Schön


Pendulum
(Ms) Die Nacht zum Tag machen - eine etwas abgedroschene Floskel, aber vor 14 Jahren gab es einen sehr einprägsamen Moment, der das einfach umgesetzt hat. Beim Open Flair spielten Rise Against eine exklusive Deutschlandshow am Sonntagabend. Danach gingen schon einige Leute und bauten ihre Zelte ab. Und begangen einen schweren Fehler. Denn danach spielten noch Pendulum und das war einfach von einer anderen Welt. Plötzlich wurde es taghell, so viele Strahler standen auf der Bühne und die Band hat einen Sound auf die Bühne gebracht, das war irre! Harter Rock, derbe Synthie-Sounds, extrem satter Bass, kaum Momente zum durchatmen. Wem vorher nicht das Trommelfell geplatzt ist, das war dann der Moment. Lange war es ruhig um die Band, es gab ein paar vereinzelte Auftritte, jetzt folgt ein neues Album. Interims erscheint am 22. August und ballert den Sommer nochmal so richtig durch. Diese Musik am besten laut erlebt werden. Save The Cat geht in genau die selbe Richtung wie damals und die Energie ist genau die gleiche - Wahnsinn!

14.10. Berlin - Columbiahalle
23.10. Köln - Palladium
24.10. Offenbach - Stadthalle
25.10. Stuttgart - Porsche Arena


Grandbrothers 
(Ms) Wir erleben zwar momentan den Zenit des Sommers, doch insbesondere aus Konzertgängerperspektive lohnt sich der Blick in den Herbst immer in besonderem Maße. Die Clubs und Hallen werden wieder reichlich bespielt, man kommt fast in Terminnot, muss sich zwischen zwei Gigs am gleichen Abend entscheiden. Wenn ich aber bei einer Entscheidung Abhilfe leisten kann, dann ist es diese hier: Nicht wann oder wo ist hier wichtig. Sondern nur das Ob. Und das muss mit einem klaren Ja beantwortet werden. Denn ein Konzert wie die Grandbrothers es aufziehen, gilt es unbedingt zu erleben. Hier entstehen Klänge und Welten zwischen Digitalem und Analogem, die ich so noch nie erlebt habe. Mit ihrer neuen Single Fable öffnen sie sich das erste Mal auch Soundstrukturen, die nicht nur an dem Klavier erzeugt werden und reichern ihrer eigenen Musik weitere Facetten an. Es lässt sich tief in diese Sphären eintauchen und das ist einfach nur wunderschön und lohnenswert. Am 26. September veröffentlichen sie mit Elsewhere ihre neue Platte und sind dann für einige Auftritte unterwegs. Also nochmal: Unbedingt hingehen, es wird großartig!

31.10.2025 - Botschaft, Osnabrück
01.11.2025 - Stadthalle, Köln
02.11.2025 - Schlachthof, Bremen
05.11.2025 - Gruenspan, Hamburg
06.11.2025 - Huxleys, Berlin
07.11.2025 - UT Connewitz, Leipzig
19.11.2025 - Konzerthaus, Wien
19.11.2025 - Muffathalle, München
01.03.2026 - Theater, Münster


Low Key Orchestra
(Ms) Man liest: Band XY hat eine neue Single am Start und das Gehirn geht dann einen eigenen Weg und spukt einem vor, wie das dann klingen mag. Die grauen Zellen arbeiten passiv und aktiv gleichzeitig, aber eine Erwartungshaltung ist schnell zusammen gebastelt. Umso besser, wenn sie dann recht klar gebrochen wird mit einem Sound, der dem Vorherigen so gar nicht entspricht aber dennoch total gut ins Gesamtbild passt. So macht es Sönke Torpus, der sein Solo-Projekt Low Key Orchestra nennt, auf seiner neuen Single Too Shy To Show. Wie er da mit Rhythmen spielt, ist einfach nur großartig und macht ungeheuer viel Spaß und ergänzt den vorherigen Track Maybe Words ganz phantastisch! Es werden noch mehr Lieder in diesem Jahr kommen und ich bin ganz glücklich darüber, dass somit noch viele Überraschung auf mich warten. Bevor er mit Band auf eigene Tour geht, eröffnet er für Young Rebel Set auf deren Konzerten die Abende (s.o.).

02.10. Langenberg - KGB
03.10. Schmalförden - Kulturgut Ehrenburg
04.10. Köln - Die Wohngemeinschaft
07.10. Dresden - Societaetstheater
08.10. Berlin - Schokoladen
10.10. Klanxbüll - Charlottenhof
11.10. Hamburg - Knust



Freitag, 27. Juni 2025

KW 26, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: en.wikipedia.org
(Ms) Die Tür klingelt, ich geh ran: „Was hast du denn für eine Verbindung zu Schweden“, fragt die Postbotin. Ich denke ein paar Sekunden nach, checke, dass ich ein völlig ausgewaschenes Friska Viljor-Shirt trage und wir kommen ins Plaudern. Sie hat ein paar Jahre in Schweden gelebt, kennt die Band und überreicht mir sogar eine Platte, was sie mit dem Wort nice kommentierte.
Kurzzeitig dachte ich letztens drüber nach, ob ich die alten Bandshirts, die schon zerrissen, kaum zu erkennen und völlig klobig sind, aussortieren soll. Wenn das nicht ein Wink des Schicksals ist, weiß ich auch nicht… 

Black Sea Dahou
(Ms) Der Mensch braucht etwas, das ihm Halt gibt. Für viele ist das sicher eine Religion. Für viele bestimmt auch die Kunst. Sie baut auf, hält und tröstet auch. Sie trägt durch leichte wie schwere Zeiten. Ganz schwere Zeiten hat Janine Cathrein erlebt. Sie Sängerin von Black Sea Dahu verlor vor drei Jahren unerwartet ihren Vater. Natürlich brauchte es Zeit, um das zu verarbeiten. Wie hart aber auch wie schön, dass sie die Musik als Vehikel nutzen kann, um auf ihrer neuen Single One Day Will Be All I Have über ihn und den Prozess zu singen, mutig in die Zukunft zu blicken. Ein seichter, folkiger Song, auf denen Bläser zum genau richtigen Zeitpunkt glänzen. Zudem gibt es dazu eine tolle Live-Aufnahme, auf der die Zartheit des Kontrabasses so wunderbar erklingt und wenn ihre Band sie am Mikrophon unterstützt, ist die Gänsehaut vollständig. Der Track ist zudem die Ankündigung eines neuen Albums! Everything erscheint am 20. Februar 2026! Die traurig-schöne neue Single gibt es im Sommer hier live zu hören:

09.07. Bremen – Breminale
13.07. Saarburg – Kaserne
16.07. Freiburg – Zelt-Musik-Festival
17.07. Karlsruhe – Tollhaus
18.07. Dresden – Tante JU
19.09. Bernau bei Berlin – Inselleuchten An Neuen Ufern
06.08. Hamburg – Musikpavillon Planten und Blomen @ Draußen im Grünen
07.08. Hannover – Sommernächte im Gartentheater
08.08. Essen – Zeche Carl


Schreng Schreng & La La
(Ms) Wahnsinn, wenn eine Band es geschafft hat, am Klang der Gitarre erkannt zu werden. Die Wärme, das leicht schleppende Tempo, die Intensität von Lasse Paulus‘ Gitarrenspiel bei Schreng Schreng & La La sind wirklich richtig markant! Zum endenden Sommer, am 29. August, veröffentlicht das Duo sein neues Album Catch & Release. Mit Fuck The City ist nun die erste Single zu hören und sie klingt so warm wie eh und je. Jörkk Mechenbier singt uns darauf wieder Geschichten, in denen wir uns alle wiederfinden können. Er hat stets die Gegenwart und den Blick in die Zukunft in seinen Texten im Fokus und wie sie miteinander zusammenhängen. Auch wenn es insgesamt da draußen gar nicht so rosig aussieht, ist es doch halb so wild, solange wir uns haben und füreinander da sein. Mag abgedroschen klingen, aber bei der aktuellen Weltlage fällt mir auch kein besseres Rezept ein. Daher sind diese Zeilen mit diesem Klang genau das Richtige - und dafür hatten die beiden doch eh schon immer den richtigen Riecher. Ich glaube, dieses Album wird ein großer, warmer Trost werden.

27.06.25 Düsseldorf, 4 Linden Open Air
Geht weiter!


Ghostwoman
(Ms) Ist es nicht großartig, dass trotz fehlendem Musikfernsehen immer noch so viele großartige Musikvideos produziert werden?! Ich freue mich bei jeder Single drauf, wenn für sie ein gutes Video erstellt wurde, nicht nur diese Lyric-Abspulungen. Für Levon, dem neuen Track von Ghostwoman hat Ryan Faist als Regisseur eine wahnsinnig gute Idee gehabt. Es ist lange her, dass ein Video so gut zu einem Lied passte! Leicht schleppend treibt dieses Album voran und ein Typ, der auf einer Terrasse eines verlassenen Wohnwagens das Messerspiel spielt, könnte nicht besser passen. Im Takt von Ille Van Dessels Schlagzeug haut er die Klinge ins Holz, um bloß nicht die eigenen Finger zu treffen. Phantastisch! Levon ist die zweite Single aus Welcome To The Civilized World, das am 5. September erscheinen wird. Dabei war die Idee zum Track schon länger da, nur haben Evan Uschenko und Ille Van Dessel ihn wieder aus der Schublade geholt, um ihn abgewandelt fertig zu stellen. Die Solo-Gitarre tut dem Track sehr gut. Wer die Möglichkeit hat, dieses Duo live zu sehen, sollte es tun. Nehmt euch Gehörschutz mit, live wird es wesentlich doller und intensiver als auf Platte, aber auch richtig richtig geil!

10.11.2025 - Gebäude 9, Köln
11.11.2025 - Molotow, Hamburg
12.11.2025 - Festsaal Kreuzberg, Berlin
13.11.2025 - Moritzbastei, Leipzig
15.11.2025 - Loft, Wien
17.11.2025 - Live/Evil, München
18.11.2025 - Manufaktur, Schorndorf
19.11.2025 - Bogen F, Zürich

Donnerstag, 26. Juni 2025

Dota - Springbrunnen

Foto: Annika Weinthal
(Ms) Wie können wir moralisch integer diese Welt meistern? Wissen wir wirklich, was immer, in jedem Moment gut und richtig ist? Welcher Grad an Ernsthaftigkeit ist gerade so der richtige, sodass die Realität nicht allzu grau aussieht? Welche Positionen sind einem wichtig und kann ich sie immer verteidigen? Und wie schaffen wir es, genug Leichtigkeit dabei zu behalten?

Die Anforderungen sind hoch geworden, neue kommen immer wieder hinzu. Insbesondere Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, sehen sich bestimmt einem immer höheren Druck ausgesetzt, stets etwas Schlaues, Geistreiches, Kritisches zu sagen. Was sagen Sie zu Nahost? Was tun gegen den Klimawandel? Wie den Mietwahn bekämpfen? Ist Merz ein guter Bundeskanzler? Wie kann die Musikbranche geschlechtergerechter werden? Viele MusikerInnen spicken ihre Konzerte mit allerhand Ansagen, wie die Welt ein besserer Ort werden und man selbst in dieser bestehen kann. Jede dieser Ansagen ist gut und richtig - keine Frage! Doch meines Erachtens gibt es ein paar KünstlerInnen, die das richtig leben. Privat und in der Musik. Und die Künstlerin, die das in meinen Augen am aufrichtigsten hinbekommt, ist Dota. Ein paar Mal habe ich sie schon live sehen dürfen und dachte jedes Mal: Ja, das Lied über die steigenden Mieten, Ja, diese Leichtigkeit, Ja, dieses wahnsinnige Charisma, Ja, das was sie da gerade tut ist so aufrecht, so ehrlich, so rein und gut und schön - was für eine Künstlerin!

An diesem Freitag (27. Juni) erscheint ihr neues Album Springbrunnen und es ist wieder herrlich abwechslungsreich geworden. Ein Album, das uns in diesen Zeiten besonders gut tut, da es meines Erachtens den Fokus richtig setzt. Und, wie klingt das so?
Der Sound ist typisch Dota: Indie-Pop mit ein paar Keyboard-Spielereien und immer wieder überraschenden musikalischen Elementen wie mit ein paar Bläsern. Das ist der klassische Dota-Sound. Und er kommt daher mit einem klassischen Dota-Songwriting: aufmerksam, klug, unterhaltsam und scharfsinnig.

Der Frühling heißt das erste von 13 neuen Liedern, die Dota uns schenkt. Wie schon Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen versucht sich die Liedermacherin an dieser schönen Jahreszeit. Sanft, etwas melancholisch taucht man in dieses Lied, in dieses Album ein. Dota nimmt uns an die Hand zum Träumen, Schwelgen, Genießen. Hach, wie schön! Wenige Takte später zeigt sie ihre humoristisch-gesellschaftskritische Seite: Im Springbrunnen Baden Mit Nackten Milliardären. Dieser irre, kaum vorstellbare Reichtum einiger Menschen ist absurd und Dota hat hier einen guten Vorschlag, was sie mit diesen Menschen und ihrem Geld machen würde. Dass das mit der emotionalen und moralischen Stabilität oft nicht klappt, ist auch klar. Davon singt sie auf Das Wogende Meer. Der Text ist so wunderbar offen, dass wir ganz viel hinein interpretieren können - „Keiner kann immer nur Felsen sein.“ Vielen Dank für solche Zeilen! Wir müssen nicht immer alle stark sein, aber sollten für unsere Liebsten da sein.
Was das doofe Handy mit seinen doofen Apps mit uns macht, beschreibt sie ganz verzückend auf Einfach Zu Abgelenkt. Für mich persönlich ist das eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Dieses kleine Ding mit dem schwarzen Bildschirm macht uns kaputt und wir lassen es geschehen. Nur richtig, dass dieses Thema im Pop Platz bekommt. Und statt den Kopf in den Sand zu stecken, bietet es sich an, zum Keyboard dieses Songs zu tanzen. Am eindrücklichsten zum obigen Absatz passt Wenn Dir Das Reicht. Denn oft lügen wir uns recht geschickt an, im Kleinen und im Großen. Doch dann ist „zu befürchten, dass alles so bleibt.“ Dota legt die Finger in genau die richtigen Wunden.
Musikalisch hochinteressant ist Die Andere Seite, wo Chor und Keyboard am Ende herrlich durch die Takte schweben und das auch in ungewohnten Tonlagen.

Springbrunnen ist insgesamt ein andächtiges Album, das durch einige melancholische Momente charakterisiert ist. Zum Glück ziehen sie nicht runter, weil der Mix auf der Platte so gut ist. Der absolute Höhepunkt kommt auf Alle Sind Zurück In der Stadt, das phasenweise schon an Moop Mama erinnert. Ein Lied über das Ende der Sommerferien, wenn Touris fleißig knipsen und wieder abhauen und die Abende schier endlos sind in ihrer Wärme und ihrem Glanz. Was für ein tolles Gefühl dieses Lied versprüht - Wahnsinn! 

Ja, ein dezent melancholischer Eindruck bleibt am Ende dieses Albums. Das ist weder gut noch schlecht. Es ist genau richtig so, weil die Essenz von Dotas Musik so angelegt ist, dass immer ein Gedanke haften bleibt, wenn die letzten Töne verstummen. 13 neue Lieder hat sie uns geschenkt und sie strahlen alle auf ihrer Weise, moralisch integer, unterhaltsam, wunderschön, verliebt und hoffnungsvoll. Der wahre Kern ihrer Musik sind aber ihre Konzerte. Und Dota ist eigentlich immer unterwegs, es ist kaum möglich, nicht hinzugehen. Und: das sollten alle tun, denn es lohnt so, so, so sehr!

27.06. Dortmund – Junkyard Open Air (Springbrunnen Tour)
03.07. Regensburg – Thon-Dittmer-Palais (Springbrunnen Tour)
04.07. Reichertsheim – Fichters Biergarten in Ramsau (Springbrunnen Tour)
05.07. Halle (Saale) – Volkspark Open Air (Springbrunnen Tour)
10.07. Erfurt – Barfüßer Open Air @ Barfüßerruine (Duo)
17.09. Dresden – Alter Schlachthof (Springbrunnen Tour)
18.09. Leipzig - Felsenkeller (Springbrunnen Tour)
19.09. Berlin – Columbiahalle (Springbrunnen Tour)
20.09. Bremen – Modernes (Springbrunnen Tour)
21.09. Hamburg – Große Freiheit 36 (Springbrunnen Tour)
18.11. Erlangen - E-Werk (Springbrunnen Tour)
19.11. St. Wendel – Saalbau (Springbrunnen Tour)
20.11. Stuttgart - Im Wizemann (Springbrunnen Tour)
21.11. Karlsruhe - Tollhaus (Springbrunnen Tour)
22.11. Heidelberg - Karlstorbahnhof (Springbrunnen Tour)
23.11. Darmstadt – Centralstatio (Springbrunnen Tour)
17.12. Köln – Carlswerk Victoria (Springbrunnen Tour)
18.12. Oberhausen - Druckluft (Springbrunnen Tour)
19.12. Münster – Skaters Palace (Springbrunnen Tour)
15.01. München - Muffathalle (Springbrunnen Tour)
16.01. Wien - Arena (Springbrunnen Tour)


Dienstag, 24. Juni 2025

Jenny Thiele - Platz

Foto: Tom Hagemeier
(Ms) Nein, nein - mit dem Sound und den Texten der Band, in der Jenny Thiele vorher aktiv war, hat ihr Album Platz echt nichts zu tun. Wie wenig es damit zu tun hat, versuche ich in diesem Text darzulegen. Nur vorsichtshalber an alle, die das denken könnten: Kein Vergleich, kein Abklatsch, Platz ist zu 100% Thiele!

Kommen wir daher direkt zur nächsten Frage: Wie klingt denn 100% Thiele? Auch das lässt sich schnell und einfach beantworten: Völlig unvorhersehbar! Jenny Thieles Musik ist eine Wundertüte voller Überraschungen. Manche Parts in einem Lied kommen derart plötzlich und ohne musikalische Vorankündigung, dass diese Platte zum Staunen da ist. Doch nicht nur über die tollen, vielseitigen Arrangements. Ihre Texte sind ebenso breit aufgestellt. Mal persönlich (oder durch eine Ich-Erzählerin), mal ein tanzbarer Streifzug durch die Nacht oder auch ein wenig Nostalgie. Dabei ist der Name der Platte ja hochinteressant. Was hat Platz zu bedeuten? Macht sie sich welchen? Ist es ein Hunde-Befehl? Sucht sie welchen? Oder welchen der vielen in Köln könnte gemeint sein? Schön, dass Jenny Thiele uns Hörenden diese Interpretation lässt!

Super clever ist, wie sie uns in das Album eintauchen lässt! Nehmt Mich Mit ist der erste Track - gut ausgewählt. Ein smarter, weicher, entspannter Popsong übers Schafezählen in nicht-einschlafen-können-Momenten. Die Basis ihres Sounds liegt in allerhand Keyboard- und Synthie-Klängen, die die Lieder tragen. Als Hörender kann man der Sängerin nur ebenso entgegen bitten: Jenny Thiele, nimm mich mit auf dieser Platte. Nichts leichter als das!
Die Reise geht weiter in die gleiche Tageszeit, aber hellwach! Dancer In The Blue ist ein leicht verliebter, leicht flirtiger, leicht melancholischer Rausch durch die Nacht. Ob es wirklich ein Eintauchen ins Wasser ist oder das Tauchen sinnbildlich fürs sich-verlieren-im-Moment steht - die Interpretation lässt sie auch uns Hörenden. Ich mag diese unterschwellige Teilhabe an der Kunst! Für Radioempfang steht ihr Produzent millhope als Featuregast bereit, der sonst ihren Ideen und Aufnahmen den letzten Schliff gibt. Satter 80er-Bass trifft hier auf Autotune und Krautrock-Vibes - spannender Clash of Cultures, der aber komplett aufgeht, weil es richtig harmonisch ist, wie aus einem Guss klingt. Die ersten Takte von Frieden könnten auch komplett von Kraftwerk stammen. Und auch wenn kurz der Eindruck aufkommen mag, das Nicole hier mitgetextet hätte, nein! Dieses Lied klingt zwar poppig leicht und luftig, liegt aber echt schwer im Magen, weil es so stimmt. Dieser Gegensatz ist extrem clever gemacht, kickt aber auch echt stark rein!
Gibt es eigentlich ein Lied übers Kuscheln, über das wundersame Gefühl des nah- und vertraut-seins? Ich weiß es nicht genau, aber mit Wissn Muss kommt in jedem Fall eins dazu, was einen hohen Grad an Intensität mit sich bringt. Der Text ist wunderschön und knipst ganz viele Bilder an und wenn dann Gitarren und Bass noch eine Schippe drauflegen, gesellt sich neben das schöne Wohlgefühl noch diese phantastische musikalische Gänsehaut - wow! Ich weiß auch nicht genau, was Power Pop ist, aber Gar Keinen Platz würde ich als genau das beschreiben. Wie viel Energie steckt hier denn bitte drin?! Kaum zu glauben - doch auch das ist ein weiterer Verliebtheitstrack. Ob er übers Tanzen in der Nacht hinaus geht?! Auch hier bleibt die Interpretation bei uns. Ich mag es sehr, wie so ein großer Spielraum eröffnet wird, in dem Jenny Thieles Lieder zu meinen werden. Ein faszinierender Aspekt von großer Kunst - denn genau das ist hier zu hören! Den krassesten Bruch auf der gesamten Platte hat sie auf Burn On verankert. Ein Track, der erlebt werden will!

Platz ist ein kraftvolles Album. Anders vermag ich es gar nicht zu beschreiben. Diese 12 Tracks mit gut 36 Minuten Spielzeit haben alles zu bieten, was man unter Pop fassen kann. Sanfteste Gefühle und Zeilen. Einen irren Grad an Tanzbarkeit, viele Momente zum Schwelgen und Träumen, den ein oder anderen Augenblick, der im Hals stecken bleibt. Unterm Strich schenkt uns wohl eine der vielseitigsten und cleversten Musikerinnen des Landes ein immens beeindruckendes Werk auf vielen Ebenen. Wow!

26.06.25 Darmstadt – Campusfestival (Band)
30.06.25 Frankfurt, Romanfabrik (Duo-Tour mit Paul Sies)
01.07.25 München, Substanz (Duo-Tour mit Paul Sies)
12.07.25 Mönchengladbach, TiG (solo)
02.08.25 Dessau – Dessauer Sommer (Band)
18.09.25 Herne – Flottmann Halle (Band)
19.09.25 Langenberg – KGB (Band)
24.09.25 München - Milla (Band)
25.09.25 Waiblingen – Schwanen (Band)
10.10.25 Ulm, Aegis Café (Band)
12.10.25 Karlsruhe – Tollhaus (Band)
05.12.25 Oberhausen – Druckluft (Band)
06.12.25 Wolfsburg – Hallenbad (Band)


Freitag, 20. Juni 2025

KW 24, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Ist Magnum vielleicht das geilste Eis, das es gibt? Dürfte ich das bestimmen, gäbe es von meiner Seite aus ein klares Ja in diesem Punkt! Wichtig ist der Stiel, kein ewiges Rumprökeln in der völlig vereisten Dose. Dazu die äußerst charmante Schokohülle und oft was richtig Geiles innen drin. Klarer Platz 1 im Eisbusiness überhaupt! Die einzigen Abstriche sind halt beim Preis zu machen und da lohnt ein Blick nach links und rechts. Denn es gibt wohl keine Marke, die von irgendwelchen Hausfirmen der großen Lebensmittelkonzerne nicht nachgemacht wird, wenn sie nicht sogar von der gleichen Produktionsstrecke kommen. Ausprobiert habe ich die Gut&Günstig-Magnums und die aus dem Aldi unter dem sympathischen Namen Mucci. Das Rennen geht glasklar an Aldi, weil die Schokolade unsagbar schmackhaft ist, ein tolles Kühlerlebnis. Das Eis in der G&G-Variante ist zudem gar nicht mal so super.
Also: Bitte für den kleinen Service-Rat am Rande!

Naked Lunch
(Ms) Bei all dem Schrecken auf der Welt, den ich in seinem irren Tempo gar nicht mehr aufnehmen kann, gibt es dennoch Nachrichten, die das Innere im Herzen aufblühen lassen. Für nicht möglich habe ich es gehalten, dass es nochmal neue Musik von Naked Lunch geben könnte. Was für eine tolle Nachricht - was für ein Song, den uns Oliver Welter da mit seiner neu besetzten Band schenkt! Vor zwölf Jahren ist mit All Is Fever ihr letztens Studioalbum rausgekommen, nun folgt To All And Everyone I Love! Es ist nichts anderes als eine intensive, warme, umarmende Hymne an den humanistischen Kern, der uns Menschen ausmachen sollte: füreinander da sein, sich unter die Arme greifen, das Leben genießen, Herz zeigen. Oder wie der Pressetext es hervorragend trifft: „Eine Hymne der hemmungslosen Empathie!“ Ja, man! All das steckt in Oliver Welters Stimme - die schiere Verzweiflung, aber auch die unendliche Dankbarkeit. Vor knapp zwanzig Jahren hat diese Band mit This Atom Heart Of Ours mein Herz erobert, nun geht die Reise weiter - wie wunderschön! Ein Zeichen, dass wir nicht verzagen sollten! 

16.01.26 Steyr - Röda
17.01.26 Ebensee - Kino
22.01.26 Wien - Arena
23.01.26 Graz - PPC
29.01.26 Innsbruck - Treibhaus
30.01.26 Dornbirn - Spielboden
31.01 26 Salzburg - ARGEkultur
28.05.26 Klagenfurt Festiva
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ClickClickDecker
(Ms) Wer singt da eigentlich? Wem verleiht der Sänger seine Stimme? Ist es seine eigene oder die einer Figur einer Geschichte? Manchmal ist der Grat zwischen Storytelling und persönlichen Texten sehr schmal und manchmal hilft dann der Hinweis, wie es gemeint ist. So ungeschminkt wie auf Rumours & Prospekte klang Kevin Hamann sicher noch nicht. So heißt die neue Single von ClickClickDecker, die auf ihrem Album Wir Sind Uns Noch Nie Begegnet enthalten sein wird (VÖ: 26. September). Ein Lied über den Neuanfang und die Dankbarkeit, diesen ergreifen zu dürfen. Ein Stück, das davon spricht, wie oft sich da jemand verzettelt hat, so viele Pläne hatte, die sich irgendwann alle gegenseitig ausgeschaltet haben, weil es dann vielleicht etwas zu viel wurde. Gut, dass Kevin Hamann mit seinen Mitstreitern aus diesem Geflecht gefunden haben und uns diese wunderbare Musik schenken!

16.10. Kiel, Hansa48
17.10. Hamburg, Knust
18.10. Köln, Artheater
19.10. Hannover, Faust
20.10. Mainz, SchonSchön
21.10. Nürnberg, Club Stereo
22.10. München, Milla
23.10. Leipzig, Naumanns
24.10. Dresden, Groovestation
25.10. Berlin, Lido


Flight Mode
(Ms) Was bleibt von einem Festival übrig? Welche Bilder und Bands speichert das Hirn ab und was ist recht schnell durchs mentale Sieb gerauscht? Welche Erinnerung ist so stark, dass sie sich langfristig festklammert? Meines Erachtens eine spannende Frage, insbesondere wenn wenig Bekanntes zu sehen ist. So vor zwei Wochen beim Fair Weather Fest in Bremen. Ich kannte keine Band und ließ mich am laufenden Band überraschen. Am stärksten hängen blieb die Norwegische Band Flight Mode. Nicht nur weil sie so wahnsinnig sympathisch waren, sondern vor allem wegen ihres warmen Sounds! Der erinnerte mich ab den ersten Takten an irgendwas zwischen Nada Surf und Death Cab For Cutie und da igel ich mich musikalisch sehr gern ein. Dieser Musik wohnt etwas inne, was mich herrlich berührt, tröstet und aufbaut. Daher lege ich allen Lesenden Flight Mode aus Oslo wärmstens ans Herz - sie machen ganz phantastische Musik! 


Hugo Race & Gianni Maroccolo
(Ms) Ein bisschen Gänsehaut gefällig beim Musikhören?! Ist keine schlechte Vorstellung, oder? Wenn der Sound so intensiv ist, leicht unter die Haut geht, der Puls nicht so recht weiß, was er damit anfangen soll aber ein Sog entsteht, der eine mystische Schönheit mit sich bringt. Dass so ein Klang sehr erstrebenswert ist, dachten sich auch Hugo Race und Gianni Maroccolo. Ersterer kommt aus Australien, spielte mal mit Iggy Pop und hat seit den 80ern zahlreiche Alben veröffentlicht. Maroccolo ist italienischer Filmmusikkomponist und beide haben das beste aus ihren Welten für ein gemeinsames Album zusammen getan. The Virgil heißt dies ist strotzt vor dunkler Schönheit, die mit herrlich schweren Melodien, elektronischen Spielereien und experimentellen Gitarren verziert ist. Hier lohnt es sehr, sich zurück zu lehnen und diese Platte zu genießen, am besten über Kopfhörer!


Friedberg
(Ms) Wie gelingt die Überraschung, wenn die Intensität der Realität einen mittlerweile völlig abstumpfen lässt?! Geht mir zumindest ab und an so, wenn ich die Nachrichten lese. Da sind Meldungen dabei, die erschreckend sind, aber nur noch so abgenickt werden, weil es irgendwie überall so aussieht. Aber zurück zur Musik: Wie gelingt da die Überraschung?! Wie bleibe ich am Ball?! Vielleicht mit einem richtig großen Bruch im Sound! Das dachten sich eventuell auch Friedberg, deren aktuelle Single Haha wirklich kaum etwas mit ihrem früheren Klang zu tun hat. Satter, etwas düsterer elektronischer Sound, der fast ein bisschen abschreckend wirkt, aber einen genauso reizvollen Sog entstehen lässt. Das ist wahnsinnig geschickt gemacht und wird sicher auch live ganz hervorragend funktionieren! 

20.06. - Southside Festival
21.06. - Hurricane Festival
22.06. - Traumzeit Festival
24.06. - Kulturzelt Kassel
25.06. - Fusion Festival
18.07. - Lakeside Festival (AT)
02.08. - Watt En Schlick Fest
03.08. - Astalive Festival
09.08. - Picure On Festival (AT)