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Foto: Alice Beckham |
Rasend schnell ging der Aufstieg des ehemaligen Duos von der Isle Of Wight. Rhian Teasdale und Hester Chambers holten sich drei Typen dazu, die ihre Band nun vervollständigen. Henry Holmes am Schlagzeug, Ellis Durand am Bass und Josh Mobaraki an der Gitarre bilden mit den beiden Damen Wet Leg. Sie touren fleißig durch die Gegend und sind auf dem allerbesten Wege auch für die nächsten Jahre ein ganz großer Name zu werden. Doch in welchem Genre sind sie eigentlich beheimatet? Ist das Pop oder Rock oder ist das egal? In eine Schublade lässt sich Wet Leg nicht packen, dafür ist die neue Platte auch viel zu verschieden.
Abwechslungsreich ist nicht unbedingt das richtige Wort, denn das passt nicht ganz. Es gibt zwei Teile dieses Albums. Das nicht mal in der Reihenfolge der Lieder, sondern in ihrer Dynamik. Es gibt einen kleinen Teil, der richtig gut knallt und in dem sehr viel Energie steckt. Der andere Teil ist entspannter, kurzweiliger Gitarrenpop für laue, lange Sommernächte.
Die Platte beginnt direkt mit einem dieser Kracher. CPR ist ein sehr gut gewählter Opener. Mit lässigem Bass und Schlagzeug schleicht sich hier ein tolles Album an, bis Teasdales Stimme einsetzt und danach die E-Gitarren knallen. Unter drei Minuten scheppert dieser Track und macht unsagbar viel Lust auf mehr, was in diese Richtung geht. Das wird aber nichts, denn Liquidize schraubt den deftigen Gitarrenrockanteil zurück. Das ist nicht schlecht, aber es hätte gern so weiter gehen können. Das tut es zum Glück auch mit Catch These Fists, der Single, die schon weit vor Album-Veröffentlichung draußen war und mich ziemlich stark in den Bann gezogen hat, weil dieser Song einfach wahnsinnig gut arrangiert ist. Eine packende Gitarre-Hook und sauber aufgedrehte Dynamik.
Anhand dieses Liedes haben sich auch meine Erwartungen an das Album gebildet. Daher ist diese Review auch ein wenig bedeckt in seiner Euphorie, da ich gehofft habe, es gäbe mehr von diesem Kaliber. Daher habe ich etwas länger gebraucht, um nicht enttäuscht zu sein von Moisturizer. Denn im Grunde genommen ist diese Platte ein richtig gutes Indiepop-Ding! Es hilft, den Fokus einmal zu drehen und die Erwartungen noch mal neu zu justieren. Denn auch ein Track wie Davina McCall ist ja total genial, weil er so wahnsinnig entspannt ist. Und wenn es über die ganzen 38 Minuten nur ballern würde, wäre es ja auch langweilig. Musikalisch erinnert mich ein Song wie Jennifer‘s Body durchaus an Nada Surf, die ich seit 20 Jahren verehre. Ehre gebührt also auch Wet Leg, die es clever verstehen, Indiepop im Jahr 2025 zu machen.
Zum Ende hin kommt dann doch noch ein weiterer derber Knaller. Pillow Talk wirkt dunkler, aggressiver, unnachgiebiger, knirschiger. Dabei geht es inhaltlich auf fast allen Liedern um die gute, alte Liebe. Doch man sollte diese Band auch nicht allzu ernst nehmen, die Kunst von Wet Leg hat mehrere Ebenen: Visuelle, Inhaltliche, Musikalische. Es ist gut und sehr sinnvoll, dass diese Platte nicht so ernst und verkopft ist, ich glaube, das tut uns in ernsten und sehr verkopften Zeiten sehr gut!
31.10. - Düsseldorf, New Fall Festival
07.11. - München, Theaterfabrik
09.11. - Berlin, Columbiahalle
10.11. - Hamburg, Docks
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