Freitag, 29. September 2023

KW 39, 2023: Die luserlounge selektiert

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Quelle: wikidata.org 
(Sb/ms) Nazis und Gebäck.
Erst nach meinem Umzug musste ich feststellen, dass die Gegend doch teils strammrechts geprägt ist. Klar, alles kleinere Ortschaften, Dörfer und teils wohlhabende Strukturen. Dennoch. Hier gibt es viele schwarze Ansichten. Oder gar braune. Oder neuerdings hellblaue. Beim Supermarkt klebt sogar ein Aufkleber mit der Aufschrift „Good Night Left Side“ und das ist sicher genau so gemeint. Eben dort ist auch ein Bäcker, nicht besonders gut, aber für den täglichen Bedarf reicht es vollkommen aus. Ich bin ein großer Fan von Croissant oder Schokocroissant. Vorhin holte ich noch eins als Begleitung zum nachmittaglichen Kaffee. In der Kassenanzeige bei jenem Bäcker ploppte dann der Gebäckname des Schokocroissants aus, denn ‚Schokocroissant‘ wäre sicher zu einfach gewesen. Ohne Scheiß, das Teil hieß dort ‚Brauner Bomber‘. Immerhin ist es zum Aufessen, ansonsten hätte ich in die Auslage gekotzt. Musste mich auch nochmal bei den Mitarbeitenden dort vergewissern, dass das denn wirklich der richtige Name ist. Ja, sagten sie. Das sind dann Momente, wo mich nichts mehr schockt.

Future Franz & Dino Paris
(Ms) Seitdem Dino Paris irgendwann mal bei mir aufgeploppt ist, lässt er mich nicht wieder los. Vor allem liegt das an seinem tollen Songwriting. Die Lieder mäandern immer wieder zwischen Dramatik und Ironie und knallharter Gesellschaftskritik. All das stets in ein schönes, fröhliches Liedgeflecht eingebettet. In diesem Jahr veröffentlichte er schon einige völlig verschiedene Singles. Ein toller Beweis von viel Kreativität und Aufrichtigkeit, dass das alles nebeneinander geht. Jetzt setzt er noch einen drauf, wenn er zusammen mit Future Franz singt! Zugegebenermaßen war mir Letzterer völlig unbekannt. Zusammen besingen sie den Arc De Triomphe! Richtig viel NDW, richtig viel Pop und fast schon ein wenig kitschig. Aber halt nur fast. Ja, es ist ein schonungsloses Liebeslied an einen Roadtrip zu Frankreichs Hauptstadt und alle, die schon mal da waren, wissen, wie schön es ist. Es erinnert mich an eine völlig bescheuerte 24-Stunden-Busreise nach Paris in der 10. Klasse. Aber immerhin! Das Lied zeigt, wie nah die 70er/80er wieder sind. Der Sound zwischen Kraftwertk, Goldener Reiter, Drangsal knallt, holt mich ab, lässt mich träumen! Yes, passt!


Tom Odell
(Ms) Immer wieder krass, dass einzelne KünstlerInnen von nur ein, zwei Liedern in meiner Wahrnehmung geprägt sind. Bei Tom Odell würde ich einen Schritt weiter gehen und ausnahmsweise von mir auf andere schließen mit der Behauptung: Another Love ist so ein großer Track, das einiges andere seines Schaffens überstrahlt. Nicht von der Qualität, sondern von der Wahrnehmung. Denn Black Friday, seine neue Single, ist weitaus weniger poppig und sparsamer im Hochglanz. Sondern viel zerbrechlicher. Mehr Akustikgitarre, klar, das Klavier darf nicht fehlen und auch seine markante Stimme. Und wie dieses Lied sich entwickelt ist einfach nur große Klasse, das macht wirklich viel Spaß, auch wenn es bei mir wahrscheinlich nicht lange hängen bleibt, beschert es einen tollen Hörmoment. Eine direkte Albumankündigung ist damit nicht verbunden, aber das wird sicher nur eine Frage der Zeit sein. Bemerkenswert jedoch, was er selbst miterlebt hat. Seit letztem Jahr ist er nicht mehr an ein großes Label gekoppelt und er fühlt sich direkt viel freier in seinem Schaffen. Böse, fiese Musikbranche. Stark, dass er diesen Schritt gegangen ist, sicherlich war er richtig!


Dagobert
(Ms) Auf dem Musikradar schwirren einige Bands und MusikerInnen herum, die nur ab und an mal aufleuchten. Dann aber umso heller. Zugegebenermaßen bin ich kein großer Dagobert-Fan, sodass ich sein Musizieren nicht so nah verfolge, aber immer wenn es etwas Neues gibt, bin ich dabei und zumeist auch sehr angetan. So wie auch jetzt bei seiner neuen Single Todessehnsucht. Dies lässt sich hier wortwörtlich nehmen. Trotz der akustischen Version, den ruhigen Tönen, den schönen Melodien, ist der Text unsagbar traurig. Schaut man sich dazu das schwarz-weiße Video an, ist alles klar, wenn er ein Bretter bearbeitet und sie nach und nach zusammenzimmert. Ja, das ganze neue Album Schwarz, das am 24. November erscheinen wird, ist eine Sammlung von Liedern über den Tod. Ja, Dagoberts Werk war schon oft andächtig und schwermütig, aber noch nie so wie jetzt. Um diese Stimmung noch zu verdichten, verzichtet er auf der ganzen Platte aufs Schlagzeug, damit es alles noch näher, dichter, einnehmender wird. Passend dazu geht er anschließend auf Akustiktour! Neue Platte, neue Tour und das gewissermaßen in neuem Gewandt! Hier weiß jemand, wie Kunst funktioniert! 

05.03.2024 Bozen, Parkhotel Mondschein
06.03.2024 Zürich, Bogen F
07.03.2024 Basel, Gannet
13.03.2024 Stuttgart, Merlin
14.03.2024 Karlsruhe, Kohi
15.03.2024 Mainz, Schon Schön
16.03.2024 München, Fat Cat
22.03.2024 Bern, Gaskessel
23.03.2024 Luzern, Neubad
28.03.2024 Hamburg, Hafenklang
29.03.2024 Berlin, Colosseum
30.03.2024 Leipzig, Noch Besser Leben


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