(ms/sb) Dies ist ein Platzhalter. Und dieser Platzhalter, diese kleine Einleitung, die oft nichts direkt mit Musik zu tun hat, hat diese Woche kein Thema, weil die Idee fehlt. Trump mal wieder angeklagt? Putsch in Niger? Der mögliche Tod des Wagnerchefs? Streit in der Politik? Ätzendes Wetter zwischen Regen und Hitze? Aufregen über Nebensächlichkeiten? Keine richtige Meinung finden zum aktuellen Spiel von Sankt Pauli? Geschichten der Handwerker, die bei mir werkeln? Geschichten aus dem Beruf?! Nein, die gibt es heute alle nicht, sondern mal wieder richtig gute Musik. Voilà:
Calman
(sb) August 2020, Kann grad nich - Schockstarre! Was für ein geiles Album von A bis Z! Damals wurde das Thema "Verantwortung" in allen Facetten beleuchtet, diesmal dreht sich (fast) alles um die "Sehnsucht". Ich mag, wie Calman rappt und ich mag, wie er es tut. Auch diesmal fühle ich mich bestens unterhalten, aber nicht ganz so gut abgeholt. Vielleicht erreicht mich Mensch aus Fleisch thematisch nicht vollständig, vielleicht ist es mit aber auch musikalisch zu unrund. Ich kann es ehrlich gesagt nicht näher beziffern, zumal es sich dabei um Jammern auf hohem Niveau handelt. Denn klar ist auch, dass die 14 Tracks, die sich mit emotionaler Verschlossenheit, dem Versuch des Sich-Öffnens, Sterblichkeit und natürlich der Liebe befassen, vieles in den Schatten stellen, was das Musik-Business so Woche für Woche auskotzt. Hört es Euch an, macht Euch selber ein Bild!
Mola
(sb) Oh Mola, führst Du wirklich dieses Leben, das Du besingst? Wenn ja, dann weiß ich nicht, ob ich Dich beneiden soll oder ob ich froh bin, dass es Dich noch gibt. Wie schon auf dem Vorgängeralbum erzählt die Münchnerin von Sehnsüchten, Hochgefühlen, Abstürzen und dem ganz normalen Wahnsinn des Lebens. Auch wenn diesmal die ganz großen Highlights fehlen, so gelingt es Mola auf Das Leben ist schön doch einmal mehr treffend, Gefühle zu transportieren und tut dies - nicht zuletzt dank ihrer einzigartigen Stimme - so dramatisch, dass man als Zuhörer manisch-depressive Anwandlungen bekommt. Wieder ganz, ganz stark und leider (oder Gott sei Dank?) immer noch unter dem Radar des Mainstream. Highlights: 1000 km, Letzte Kippe, Fred und Ohne mich. Das ist Populärmusik, wie sie sein sollte!
Ash
(sb) Seit mehr als 25 Jahren verfolge ich nun schon das Schaffen der Nordiren und ja, ich bin Fan. Es ist nicht so, dass Ash bei mir ständig rauf und runter laufen, aber man kann mit dem Trio aus Downpatrick einfach nichts falsch machen. Das gilt auch für das neue Album Race The Night, das einmal mehr eine Handvoll Perlen bereithält, die - ergänzt um ein paar solide Pop-/Rock-Songs - die Tradition fortsetzen. Ich hab mir das gute Stück auf einer längeren nächtlichen Autofahrt mehrmals am Stück angehört und, äh, der Fuß blieb stabil auf dem Gaspedal. Den Albumtitel zum Programm gemacht... Egal! Anspieltipps: Usual Places, Race The Night, Peanut Brain und ganz besonders Oslo.
Fatoni
(Ms) Kommt ein Album raus, sind vorher meist zwei, drei Singles bekannt, die - wenn vieles gut läuft - auch echt starke Songs sind. Kommt dann die Platte in Gänze, sind das die Orientierungspunkte. Als die aktuelle Platte von Fatoni, Wunderbare Welt, veröffentlicht wurde, ging mir die Nicht-Single Links Rechts sofort ins Ohr, weil es - wie im Text ja auch untermauert - ein geiler Banger ist und endlich wieder gehated wird. So einfach sind die Zutaten für einen starken Rap-Track! Nun ist dies endlich auch eine Single, wurde also ein wenig geadelt, herausgeputzt, zurecht gemacht. Das sind die Lieder, die auf der Tour in fünf Jahren dann immer noch gepumpt werden. Dazu gibt es das passende Video mit Ausschnitten von seinen Sommer-Openairs inklusive einiger bekannter Gesichter. Macht das laut!
Tristan Brusch
(Ms) Musik und Theater. Eigentlich keine Beziehung, die es explizit zu erwähnen gilt, weil sie so normal ist. Sie sind füreinander gemacht und funktionieren gemeinsam hervorragend. Wenn aber Bands oder MusikerInnen ins Theater gehen, um dort zu performen, wird es spannend. Wenn sie dann wiederum nicht schauspielern, sondern die Musik zum Theater machen, bin ich dabei. Das geschah schon bei Kettcar zu den Räubern oder bei Kante, die zahlreiche Stücke musikalisch begleitet haben. Nun reiht sich der famose Tristan Brusch in diese Reihe ein. Hier bleibt nichts anderes zu sagen als: Das passt zu 100%! Nicht nur, dass seine kommende Tour durch Theaterhäuser führt, auch seine Stücke haben etwas Dramatisches, etwas, das aufgeführt gehört. Nun hat er sich Woyzeck angenommen, passend zur neuen Inszenierung von Ersan Mondtag am Berliner Ensemble. 17 Stücke hat er dafür geschrieben und der erste Einblick, Ein Loch In Die Natur, klingt genauso, wie es klingen soll: kräftig, dynamisch, abgründig, auf seine Stimme und sein Timbe ausgerichtet! Wow, richtig großartig! Hier kommt wirklich zusammen, was zusammen gehört. Die ganze Platte erscheint am 22. September, einen Tag später findet die Uraufführung statt! Mal wieder nach Berlin, oder?
Marie Curry
(Ms) 3 MCs, ein DJ, nein das ist nicht Fanta4. Sondern Neonschwarz, die schon viele, viele Jahre unsagbar starken Rap abliefern. Aus Hamburgs Herzen hinaus in die Welt. Mit Punchlines und Haltung und Jogginghose und Ananas und viel, viel Groove. In der Zusammenstellung der MCs gibt es eine Besonderheit: Johnny Mauser und Captain Gips waren vorher schon im Rap aktiv, keine ganz unbekannten Gesichter. Marie Curry hingegen debütierte quasi bei Neonschwarz am Mikrophon. Auf der letzten Platte gab es dann den ersten „eigenen“ Track und nun folgte, was folgen musste: die erste Single unter eigenem Namen. Und wie stark ist Um Den Block denn bitte?! Und, worum geht es so?! Es ist der perfekte Sommertrack, ganz ohne Anbiederung oder Mitmachtanz. Sondern eine super entspannte, sehr groovige, ohrwurmtaugliche Nummer, die das Sichtreibenlassen in Hamburger Nächten zelebriert. Ich kann es so nachvollziehen und wünsche nichts lieber, als diese Zeilen mal wieder Realität werden zu lassen! Was habe ich diese Stimme vermisst…
Die Zärtlichkeit
(Ms) Der Zauber der Musik beginnt in meinen Augen auch da, wenn nicht ganz klar ist, was genau mich denn bei einem Lied so anspricht. Was ist es, dass ich es nochmal höre? Was passiert zwischen den Synapsen, dass ich mitschwinge? Was packt mich daran? Als ich die Gruppe Die Zärtlichkeit letztes Jahr als Vorband von Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen in Bremen sah, dachte ich mir: Ja, das ist richtig schön, glaube aber nicht, dass ich die Band verfolgen werde. Nun ist es schon das zweite Mal, dass ich die Band hier erwähne. Also: Was ist da denn los?! Ich vermute, dass die Musik dieser Gruppe einfach ganz herrlich schwingt und gut tut. Vielleicht spricht der Rhythmus oder die sanfte Gitarre in Stimmen etwas im Unterbewusstsein an, das mich beruhigt und das ich dann automatisch gut finde. Das ist eine äußerst spannende Begebenheit, die mir sehr gefällt. Ich mag diesen Zauber des Nichterklärbaren! Am 8. September erscheint dann das erste Album der Kölner Gruppe, Heimweh Meisterwerke. Vielleicht sind es auch diese wunderbaren Titel, die Klick bei mir machen!
Thees Uhlmann
(sb) Kaum wartet man zweieinhalb Jahre, kommt auch mal wieder ein neuer Track von Thees Uhlmann um die Ecke. Bei Egal was ich tun werde, ich habe immer an dich gedacht handelt es sich um einen Song aus dem Soundtrack zu "Sophia, der Tod & ich", dem Roman des Künstlers. Was den Hörer erwartet? Ein typischer Thees, also herausragende Lyrics, eine eingängige Melodie, ein sperriger Titel und ganz viel Herz. Und sind wir doch mal ganz ehrlich: Könnte Thees wirklich singen, wäre seine Musik nur halb so geil. Er ist einfach einzigartig und ein Großer!
Musik gefällt mir gut;)
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