Freitag, 23. September 2022

KW 38, 2022, Die luserlounge selektiert

Bild: spreadshirt.de
(ms/sb) Ja, es geht hier um Musik und nicht um Fußball. Aber ab und an geht es noch um Bier. Und da wir beiden Schreiberlinge auch ein großes Fußballherz haben, darf das hier mal rein. Der eine hängt am TSV 1860 München, der andere am FC Sankt Pauli. Ersterer ist ein Fußball- und Groundhoppernarr, der andere geht momentan lieber zu Konzerten als ins Stadion, und das liegt nicht an der grausamen Darbietungen am Millerntor und auswärts. Dennoch hat es mich letztes Wochenende nach Hamburg ins Stadion geschleppt. Doch in das andere. Ein guter, verrückter Freund ist inbrünstiger Fan von Fortuna Düsseldorf, wir sehen uns nicht so oft und er fragte, ob ich mit wolle. Nun gut. Also, Thema Bier und Fußball in Hamburg. Das ist ohnehin total beknackt. Am Millerntor muss man das schlimme Astra saufen und im Volkspark ist es noch schlimmer. Also wirklich grausam. Außen, an den Kneipen und in den Biergärten ums Stadion herum gibt es nichts anderes als Holsten. Widerlich. Und dann geht man in diesen furchtbaren Betonpalast, der an allen Ecken und Enden auseinanderzufallen  droht, kommt dann KöPi aus den Hähnen. Ganz ehrlich: Wer geht da denn freiwillig alle zwei Wochen hin?! Es gibt so viele Gründe, die dagegen sprechen…

Auf der anderen Seite gibt es viele gute Gründe, frische Musik zu hören, wir liefern diese ab:
 
stockdale
(sb) Wie gut ist der Track Afterimage denn bitte? Wenn man sich den Song anhört, denkt man unweigerlich an Mike Skinner. Dry Your Eyes. Das ist wirklich ganz großer Sport und stellt für mich das absolute Highlight des Albums Screensaver dar. Nichtsdestotrotz müssen sich aber auch die anderen zehn Songs nicht verstecken und bilden eine sehr attraktive Einheit, die sich zwischen Hip Hop und Pop bewegt. stockdale waren mir bis dato gänzlich unbekannt und als ich mich nach dem Hörgenuss über die Band informierte, war ich überrascht, dass es sich dabei um ein Kollektiv aus Deutschland - genauer gesagt: Berlin - handelt. Was für talentierte junge Leute! Hört Euch das an, gebt Euch hin und genießt...
 


No Fun At All
(sb) 1991 wurden No Fun At All erstmals gegründet, im Laufe der Jahrzehnte folgten zwei Auflösungen und Reunions. Bewegte Zeiten also. Eins ist jedoch beständig: der Sound der Schweden! Ich hatte es ja neulich bereits in meinem Konzertbericht zum Auftritt in Lindau geschrieben: Auch 26 Jahre nach meinem letzten Besuch eines NFAA-Gigs konnte ich die Lieder sofort wieder mitsingen, waren die Melodien sofort wieder im Kopf und die Liebe neu entflammt. Dass das neue Album Seventh Wave (VÖ: 14.10.) da wie Benzin wirkt, dass die lodernde Glut weiter hochschießen lässt, liegt auf der Hand. Ambitionierte Gitarren, treibende Drums und diese unverschämt unbeteiligte Stimme, die so prägend für die Musik des Quintetts ist, bilden eine unwiderstehliche Kombination, die mich immer wieder begeistert. So wirklich überrascht wird man von den Schweden zwar nicht, aber zumindest mir ist das in diesem Fall sehr recht.


Shapka 
(Ms) Argh, das ist ein Thema, bei dem es sehr, sehr schwierig ist, aus männlicher Perspektive drüber zu schreiben: Körperbehaarung bei Frauen. Scheinbar einfach wäre es zu sagen: Ja, lass doch wachsen, ist mir doch egal. Aber so einfach ist das nicht, glaube ich. Der unausgesprochene gesellschaftliche Druck, dass Frauen sich unter den Achseln und im Schritt rasieren, scheint hoch zu sein. Glaube ich. Shapka aus Wien haben dazu den passenden Track gemacht: Mein Fell. Sehr guter Name! Aus Sorge, dass ich mich mit Vermutungen auf inhaltlich brennendes Terrain begebe, lasse ich das lieber sein. Doch eines kann ich sagen: Hey Jungs, wir haben keinerlei Macht, irgendwelchen Mädels zu sagen, dass sie sich rasieren sollen. Das steht uns nicht zu. Punkt. Der gemeinsame Track mit Kerosin95 ist ein wundervoll schräger Mix aus Sidos Mein Block und programmatischer Musik aus den 80ern. Knallt komplett, ich finde es gut!



Tapete Records
(Ms) Wir sagen Dankeschön, 40 Jahr Die… Argh, falsches Lied, falscher Film. Gratulieren möchten wir dennoch auf recht unkomplizierte Art und Weise. Das wunderbare Label Tapete Records wird dieses Jahr spritzige 20 Jahre jung und bringt aus diesem Anlass Ende Oktober einen Sampler zum eigenen Jubiläum bei. Supergut! Er trägt den einprägsamen Namen Intact And Smiling - The Weird & Wonderful World Of Tapete Records Vol I. 28 Hits aus den vergangenen beiden Dekaden gibt es darauf zu hören, ein herrlicher Querschnitt des eigenen Schaffens. Wir bedanken uns auch. Kleine, unabhängige Labels sind das, worum es uns beim Musikhören ja auch so lange geht. Labels, die Mut haben, das zu unterstützen, das vielleicht nicht auf Heavy Rotation auf den großen Popwellen rauf und runter dudelt. Das, was im Kleinen schön ist. Das, was aneckt. Das, wo Mut drin steckt. Tapete hat nicht nur einen super Namen, sondern mit Bureau B auch einen Ableger für elektronische Musik und dem Ventil-Verlag einen Literatur-Sparte. Richtig stark. Vielen Dank für die tolle Musik und: Gratulation!

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