Freitag, 21. Mai 2021

KW 20, 2021: Die luserlounge selektiert

Bild: pexels.com (Markus Spiske)
(ms/sb) Viele Menschen kommen derzeit zu Wort, wenn es um C. geht. Von vielen halte ich viel. Von C.D. und K.L., den finde ich richtig gut. Schade, dass er keine Fliege mehr trägt. Ein kluger Typ. Ist so. Die haben Ahnung und wollen nur das Beste.
Es geben aber auch viele andere ihren Hirnsenf dazu. Nein, ich meine nicht Wolfgang Bosbach, den Talkshow-Abonnenten. Der nervt auch unabhängig von C. mit seinem Gebrabbel.
Komischerweise sind es nur Kerle, die nerven. Entweder kommen die nervigen Frauen nicht so zu Wort oder sie sind - meine Vermutung - klüger. Also: Wer so richtig nervt, und ich kann gar nicht so genau sagen, warum, sind zwei Typen, die überall ihren Kommentar zu lassen. Der eine ist Arzt und Kabarettist. Was für eine schräge Mischung. Er ist auch Moderator. Und Sabbler. Eckard von Hirschhausen. Was für ein nerviger Mikrophonist. Er mag von Allgemeinmedizin oder so sicher Ahnung haben, mag ich ihm nicht absprechen. Aber er ist null unterhaltsam. Das kratzt ihn aber nicht, er macht einfach weiter. Mit seinem Freund im Geiste Richard David Precht. Der nervt vielleicht schon etwas länger. Philosoph. Boah. Das hier ist Kritik auf dem übelsten Niveau, denn von beiden habe ich nie etwas gelesen. Der genervte Zustand war immer schon da. Direkt als sie aufgeploppt sind... Ich habe da so eine Idee für die Kandidaten des nächsten Dschungelcamps (gibt's das noch?!).

Was nicht nervt, ist diese Musik. Selten war sie so gitarrenpopindiemäßig wie heute. Bittesehr:
 
Bartleby Delicate
(sb) Auch wenn die EP Deadly Sadly Whatever bereits am vergangenen Freitag erschien, so möchte ich es nicht verpassen, Euch dieses Kleinod vorzustellen. Sechs Tracks, die zum Ab- und Eintauchen einladen. Die während des Lockdowns entstanden und doch so hoffnungsvoll sind und die sich anschleichende Depression wegwischen. Da schwappen wunderbare, mutmachende Vibes von Luxemburg in die weite Welt! Nach TUYS bereits der zweite Act aus dem Großherzogtum, der den Weg in die luserlounge gefunden hat und eine der positivsten Überraschungen des bisherigen Jahres. Ganz toll und bitte mehr! Diese angenehme Mischung aus Folk und elektronischen Elementen vermittelt Geborgenheit und ein Gefühl von Zuhause. Wie sagte Matze Rossi einst so schön: Musik ist der wärmste Mantel. Gilt auch für Bartleby Delicate!

 
Friska Viljor
(sb) "Nach diesem seltsamen und dunklen Jahr haben wir den Punkt erreicht, an dem wir das Bedürfnis haben, neue Musik zu schreiben und zu veröffentlichen. Wir haben so viele Gedanken und Gefühle, die ausbrechen müssen und was gibt es Besseres als sie in neue Songs zu packen? Anstatt ein traditionelles Album aufzunehmen, wollen wir jeden Song veröffentlichen, sobald er fertig ist. Wir denken, dass diese Arbeitsweise uns einen Schub an kreativer Energie geben wird und zusätzlich die Beziehung zu euch allen das ganze Jahr über lebendig hält, anstatt nur während einer kurzen Periode. Glaubt Ihr, dass diese Vorgehensweise Sinn macht?"
Gute Frage, Friska Viljor! Leider können wir sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten, aber wir freuen uns sosososo, endlich mal wieder was von Euch zu hören. Der geschätzte Kollege Juse Ju geht da ja ähnlich vor und veröffentlicht jeden Monat einen neuen Song - da klappts wunderbar. My Band (VÖ: 14.05.) ist sicher nicht der beste Song, den Daniel und Joakim je veröffentlicht haben, klingt aber immerhin deutlich lebensfroher als das letzte Album Broken. Ich bin ja keineswegs abergläubisch oder so, aber es kann nun wirklich kein Zufall sein, dass ich just an dem Tag, als der Track im luserlounge-Postfach landete, ein FJ-Shirt trug. Ich mag die Jungs und ihre Musik. Sehr sogar und schon sehr lange. Ach wisst Ihr was? Bei mir wird das Konzept ziehen...
 

Tim Neuhaus
(ms) These: Es gibt eine aussterbende Art von MusikerInnen. Vielleicht mag es an C. liegen, doch auch davor sah ich sie sehr selten in den Innenstädten. Und ich meine nicht die Panflöten-Combos, die irgendwie ja doch ganz cool sind. Sondern Bands, die aus einer Person bestehen. An jedem Finger und Körperteil irgendein Instrument, das Töne erzeugt plus eine ganz gute Stimme. Diese Menschen habe ich schon lange nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Doch zum Glück gibt es einen, der das auf freche professionelle Art immer wieder unter Beweis stellt, wie unglaublich talentiert und gut er ist. Wie er es ganz alleine schafft einen satten, kreativen Bandsound zu entwickeln und auszuleben. Tim Neuhaus. Klar, als Blue Man oder Drummer von Clueso wird er sicher sein Geld verdienen, doch solo ist er immer noch mehrere Spuren besser, feiner, innovativer. So schlägt er erneut zu: Dieses Mal mit einer Cover-EP. Echoes Vol. I heißt die EP, die am 10. Juni beim Grand Hotel Van Cleef erscheinen wird, ein wirklich gut gewählter Titel. Die erste Auskopplung ist In Your Honour von den Foo Fighters. Puh, die finde ich ja irre langweilig, aber was Tim Neuhaus aus dem Track macht, ist erstaunlich. Selbstredend vom Sound her, aber das Video, wie er das alles bewerkstelligt, muss geschaut werden:


Sir Simon & Burkini Beach
(ms) Die hätten ja auch echt ein Doppelalbum rausbringen können. Also, sie tun es ja quasi, aber ich meine ein wirkliches Doppelalbum: Zwei CDs/LPs in einer Hülle. Da können dann auch ruhig beide Namen separat drauf stehen. So sehr wie diese beiden Typen miteinander verwoben sind, gibt es fast keine andere Möglichkeit. Ihre Platten erscheinen sogar am selben Tag! Auf dem selben Label! Sie spielen sogar in der selben Band! Geht da überhaupt noch mehr?! Daher kündigen wir sie auch im Doppelpack an, die siamesischen Zwillinge des entspannten Gitarren-Indie-Pop. Sir Simon ist Simon Frontzek und hinter Burkini Beach steckt Rudi Maier. Beide spielen in der Liveband von Thees Uhlmann, beide kommen auf seinem Label Grand Hotel Van Cleef raus. Und es kommt noch besser: beide haben sich gegenseitig produziert und/oder Instrumente auf dem Album des anderen gespielt. Also echt: Warum kein Doppelalbum? Weil es eben doch zwei eigenständige Künstler sind, deren Musik für sich stehen soll. Beides klingt gut und ähnlich sorglos. Beides werden gute Griffe sein, wenn sie am 27. August erscheinen werden! Ist so!




Razz
(sb) Ein klasse Debüt gefolgt von einem eher mauen Sequel und einer schöpferischen Pause - die Frage, ob und wie Razz zurückkehren, war durchaus berechtigt. Doch nun ist das Quartett wieder aufgetaucht und man hört den Emsländern die wiedergewonnene Freude durchgehend an. Die zwei Jahre Neu- und Selbstfindungsphase wurden genutzt, um einen Sound zu entwickeln, der der Band perfekt steht und der die Leichtigkeit tarnsportiert, die mich schon beim ersten Kennenlernen überzeugte. Might Delete Later (VÖ: 18.06.) heißt das neue Werk und ist leider nur eine EP - aber hey, besser als nix, oder? Und ganz ehrlich: Lieber bekomme ich sechs Tracks, die durch die Bank Killer sind als irgendein Album, das nur so von Fillern strotzt. Ihr macht das schon richtig, Razz! Thematisch dreht sich viel um gesellschaftlichen Druck und Erwartungshaltungen - von innen und außen. Mit ihrer EP dürfte die Band beiden gerecht werden und auch live dürfen wir uns (wenn auch erst 2022) wieder freuen.

16.01.2022, Columbia Theater - Berlin
17.01.2022, Naumanns - Leipzig
18.01.2022, GrooveStation - Dresden
19.01.2022, Chelsea - Wien
20.01.2022, Ampere - München
22.01.2022, Kater - Zürich
23.01.2022, Im Wizemann Studio - Stuttgart
25.01.2022, Knust - Hamburg
26.01.2022, Lagerhalle - Osnabrück
27.01.2022, FZW - Dortmund
28.01.2022, Luxor - Köln
29.01.2022, Zoom - Frankfurt am Main
 
 
Alex Mayr
(ms) Musikhören bereitet Freude. Eine Binsenweisheit. Scheinbar. Doch was ist es genau, was dabei so schön und berauschend sein kann? Zum Einen selbstredend die Atmosphäre, die überschwappt. Zum Anderen auch eine Flucht aus der Wirklichkeit und die Gedankenpausen, die so bitternötig sind. Persönlich finde ich es auch unheimlich toll der Entwicklung einzelner KünstlerInnen zuzuschauen, irgendwie - wenn auch nur als Hörender - dabei zu sein. Beispiel: Alex Mayr! Ihr Erstling Wann Fangen Wir An ist eine ungemein reife, runde, reflektierte Platte. Nun legt sie bald mit Park nach und zeigt, wie breit ihr musikalisches Talent gefächert ist. Seit dieser Woche ist mit Margaritas die zweite Auskopplung der Platte zu hören und es ist ein unverschämt leichter, beschwingter, ohrwurmerzeugender Track geworden, der ein bisschen an den lockeren Retro-Pop der 80er erinnert mit seinem fluffigen Synthie-Sound und dem tanzbaren Beat. Genauso im Moment ist der Text: Leicht verkatert durch den Park flanieren, besonnenbrillt dem Treiben zuschauen, das Verliebtsein genießen, keinen Gedanken an alles was kommt verschwenden, absolute Muße im Moment. Wunderbarer Eskapismus eben. Das, was Musik alles schaffen kann!


The Joy Formidable
(ms) Da ist sie endlich wieder: Die Musik, die wesentlich lauter aufgedreht viel besser funktioniert. Der Bass massiert ganz sanft die Gehörgänge. Das Schlagzeug unterstützt den Herzschlag. Die Gitarren geben Melodie und Rhythmus vor. Der Gesang von Ritzy Bryan dringt ein und schleicht sich warum durchs Rückenmark. Und es ist nicht nur der beeindruckend kompakte Klang von Into The Blue, der diesen Song von The Joy Formidable so gut macht. Es sind auch die Ausbrüche im Laufe des Liedes, die dann hängen bleiben, faszinieren. Die Platte Back To Nothing erscheint am 20. August und diese erste Auskopplung erzeugt unfassbar viel Vorfreude darauf und ich schraube die Erwartung anhand dieses einen Stückes noch ein wenig weiter nach oben: Dichte, dynamische, stimmungsvolle Gitarrenrockmusik ist noch immer der wirklich heiße Scheiß. Die Waliser, die mittlerweile in London ansässig sind, zeigen es den Großen auf dem Feld, dass sie mit Überzeugung und einer Menge Können mitspielen wollen! Sie sollten sich warm anziehen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.