Freitag, 2. April 2021

KW 13, 2021: Die luserlounge selektiert

Quelle: br.de
(sb/ms) Bashing ist immer so billig. Aber es macht halt echt Spaß. Also wird jetzt gebasht: Podcasts! Jetzt mal ganz ehrlich! Butter bei die Fische. Wer hört sich das denn alles an? Jeder Depp und jede Deppin macht einen Podcast über alles Mögliche. Was soll das denn?! Ich verstehe es einfach nicht. Und wann soll man sich das alles anhören? Ich komme ja kaum dazu die ganzen Bücher zu lesen, die auf meinem Wunschzettel stehen. Auch wenn die aktuelle C.-Situation ein guter Start dafür wäre, sich dem maßlos hinzugeben, komme ich in diese Welt nicht rein. Es ist ein dichter Urwald geworden, in dem man pausenlos zugelabert wird. Ätzend. Daher fordere ich: Eine Obergrenze für Podcasts, die einzig und allein an Qualität gekoppelt ist. Ist es Schrott, kann es weg. Gibt es das schon mal in ähnlicher Weise, kann es weg. Ganz groß bei diesem Schwachsinn ist die ZEIT mit all ihren Ausläufern. Da gibt's jede Woche aus irgendeinem Ressort gefühlt zehn neue Podcasts. Argh, übel! Weg damit!

Da höre ich doch lieber Musik. Gute Musik. Da ist auch oft viel kürzer. Eben. Luserlounge hier.

The Corrupting Sea
(ms) Ein Album, das tatsächlich nur aus einem einzigen Track besteht?! Ja! Dies ist kein von gestern aufgewärmter Aprilscherz, sondern die objektive Beschreibung. Sight von The Corrupting Sea erscheint am 28. April. Ganz ehrlich: Ich musste mich auch überwinden, längere Zeit zuzuhören. Denn: Es passiert eigentlich überhaupt nichts. Das Album/der Track besteht im Grunde genommen aus einem lang anhaltenden, breiten Grundton, der leicht wabert, ganz leichte Änderungen in der Höhe aufweist. Über diesem Grundnebel schweben verschiedene Klangwolken, die langsam hineinfliegen und dann wieder verschwinden. Sie klingen mal nach Streichern, dann wieder nach Aufnahmen aus dem All. Ja, man könnte das schnell langweilig und irgendwie unkreativ finden. Doch da steckt etwas drin, was sonderbar verlockend ist. Jason T. Lamoreaux, der Mensch hinter dem Projekt, wird sich dabei schon etwas gedacht haben. Durch seinen breiten Drone-Sound soll Sight die Hörenden dazu bewegen sich mit den immer größeren Schwierigkeiten der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Hm, das schafft Musik doch nur selten. Und noch seltener welche, die derart minimalistisch ist. Wie dem auch sei: Ja, man muss sich verdammt noch mal drauf einlassen. Dann ist es durchaus genießbar, insbesondere ohne pseudointellektuelle Ebene!
Da in das Album bislang nicht reinzuhören ist (ist ja auch nur dieses eine Lied), hier etwas Vergleichbares von Lamoreaux, wobei hier verhältnismäßig viel los ist!


Johanna Amelie & Moritz Krämer
(ms) Wenn Text, Intention und Klang zusammen komplett aufgehen, dann ist Musik nicht nur schön, sondern auch sehr klug. Das haben Johanna Amelie und Moritz Krämer zusammen geschafft mit nur einem einzigen Lied: Bunt Hier heißt es. Worum geht es?! Maßlose Sorglosigkeit, Geld im Überfluss und dem Gedanken, dass alles möglich ist. Und genau das wird dann auch gemacht. Goldene Jahre des unhinterfragten wirtschaftlichen Aufschwungs, während man sich nie darum Gedanken gemacht hat, was dem folgen könnte. Die Krise spielt in dem Lied noch gar keine Rolle, sie wird nur ganz zum Schluss in wenigen Worten von Christian Bursch (Tristan Brusch) angedacht, dass das alles auch bald mal vorbei sein muss. Schönes Treibenlassen hört man oft in Liedern. Gekoppelt mit einer gesellschaftlichen Lebenseinstellung habe ich es nur äußerst selten mal vernommen! Daher: Wunderbar, sehr sehr gut! Das Stück ist Teil auf der bald erscheinenden Re-Works EP von Johanna Amelie (VÖ unbekannt). 

 
Krang
(sb) Die Älteren (und Nerdingeren) unter Euch kennen Krang vielleicht noch als Bösewicht bei den Teenage Mutant Ninja Turtles. Wenn das nicht der Fall ist, habt Ihr auch nicht arg viel verpasst und dürft Krang nun völlig unvoreingenommen als tschechische Skatepunk-Band kennenlernen. Herzlichen Glückwunsch! Eins vorweg: Leider singt das Quartett aus Valašské Meziříčí nicht in seiner Heimatsprache, sondern weicht auf Englisch aus, was zwar deutlich besser verständlich ist, dem Ganzen aber etwas den Charme nimmt. Aber das hatte ich ja letzte Woche erst bei CRIM erörtert...
Egal: Musikalisch geht Make Arcade Great Again (VÖ: 16.04.) ordentlich ab und macht Spaß, auch wenn die Texte nicht nur die sonnigen Seiten des Lebens behandeln. Wer auf Bands wie Millencollin oder No Fun At All steht, der wird auch mit Krang seine Freude haben. Anmerkung für alle Nicht-Skater: Die Scheibe macht sich auch beim Autofahren richtig gut, ist aber leider viel zu schnell wieder vorbei.
 

Matze Rossi
(sb) Juhu, Matze Rossi ist wieder da - und wie! Zu Beginn seiner neuen Single Die Vögel fliegen himmelwärts wird's erstmal ordentlich laut und erinnert sogar ein wenig an seine ehemalige Band Tagtraum. Ich muss zwar gestehen, dass mir die Musik des Schweinfurters dann am liebsten ist, wenn sie ruhig daherkommt und man sich besser auf die Texte fokussieren kann, aber auch so steigt die Vorfreude aufs bevorstehende Album Wofür schlägt Dein Herz (VÖ im Juni) ins Unermessliche. Er gehört einfach zu den Guten, der Matze. Als Zuckerl liegt den Deluxe Boxen des Albums drei Golden Tickets bei, mit dem man einen ganz besonderen Preis gewinnen kann. Die Glücklichen dürfen sich auf ein exklusives Online-Konzert, einen extra nach den Wünschen des Gewinners geschriebenen Song oder ein Video des Lieblingsliedes mit persönlicher Widmung freuen. Na wenn das mal kein Anreiz ist, die Box zu kaufen!


Skindred
(ms) Ein paar Mal auf Festivals live gesehen, sodass mit Fug und Recht zu behaupten ist: Niemand sagt so häufig Fuck oder Motherfucker auf der Bühne wie Benji Webbe! Mit seiner Band Skindred weiß er die pogowütige Masse nach allen Regeln der Ansagekunst bestens zu unterhalten! Man kann von so Re-Releases ja halten was man will, daher bewerte ich das jetzt auch gar nicht. Aber: Am 23. April erscheint ihr zweites Album Roots Rock Riot in einer überarbeiteten und erweiterten Version! Vor 14 Jahren erschien die Platte und war der zweite Beweis wie gut das Experimen,t sehr harten Rock mit Gesangselementen aus dem Reggae zu kombinieren, aufgeht. Zum Album, das nun erstmalig auf Vinyl erscheint, kommen drei neue Tracks hinzu. Struggle ist dabei musikalisch natürlich nicht das unbedingte Aushängeschild der Band, aber ein schöner Fingerzeig, dass es auch nicht immer voll auf die Zwölf gehen muss.



Husten
(ms) Ein Herz für verschrobene Projekte! Die Idee war für einige Jahre nur EPs zu veröffentlichen und nie live aufzutreten, stets eine Studioband zu bleiben. Das haben Husten 'leider' nicht geschafft. Der dünne Mann, Gisbert zu Knyphausen und Moses Schneider haben Livetermine angekündigt, die im Nu ausverkauft waren. Schräge Ironie: Sie fanden aufgrund von C. nie statt; Hoffnung gibt es für das kommende Jahr. Bis dahin wieder gute Musik frisch aus den drei kreativen Köpfen. Weit Leuchten Die Felder lässt einen Sound erklingen, der so noch nicht zu hören war, und dennoch (trotzdem?) unfassbar bestechend ist. Ich hadere immer stark damit, wenn im weitesten Sinne GitarrenmusikerInnen stärker auf elektronische Elemente setzen. Doch dieses Trio hat es geschafft, es ist famos geworden! Man muss darin eintauchen, dann kommt man so schnell nicht mehr raus. Das Stück ist garniert mit einem leicht psychedelischen Video, das sehr gut mit der Musik harmoniert!


Eydís Evensen
(ms) Nein, derzeit ist nicht alles unmöglich. Leider ist wieder vieles möglich, das nicht gut und richtig ist, aber das ist ein anderes, politisches Thema. Wir widmen uns hier ja lieber der Kultur. Und auch wenn Konzerte, Releasepartys und Festivals erstmal wie gewohnt nicht stattfinden können, können jedoch all die tollen Ideen und kreativen Ergüsse freien Lauf gelassen werden. So auch die Isländerin
Eydís Evensen, die heute ein neues Lied ihres Albums Bylur, das in zwei Wochen erscheinen wird, veröffentlicht. Ich bin immer schnell ganz angetan, wenn aus einem Musikstück ein Gesamterlebnis wird. Und nicht nur durch die wundervolle, leicht dunkle, zart zerbrechliche Atmosphäre, die es auf Midnight Moon zu hören gibt. Das Stück erscheint samt Video, so weit so normal. Doch die herrliche, langsame, wunderschöne Tanzperformance in schwarz/weiß ist eine gute Einstiegsdroge für alle Eskapisten! Die Pianistin hat ihren Sound auch etwas erweitert, Streicher sind unter anderem zu hören und auch eine Stimme! Ihre Landsfrau GDRN singt dazu - so wunderbar sanft und klar und mit leichtem Weltschmerz. Das ist Kunst!

 

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