Foto: Robert Winter |
Umso besser, das wir es nun mit einem Album zu tun haben, wo nicht eine Zeile davon auftaucht. Nicht ein Wort. Und dieses fehlende Rumgehacke auf einem nicht anwesenden Gegenüber ist nur eine der vielen Stärken auf Mäd Love, der neuen Platte von Mädness, die am 16. April erscheinen wird.
Ein Album, das sich nur um ihn dreht. Ein Album, das furchtbar ehrlich ist. Ein Album, das jede ach-so-verständliche Schwäche zulässt und offen legt. Ein Album, das nur im ersten Moment spießig und egozentrisch klingen mag, dessen Reife und Mut aber alles überschatten. Man liest von Vorwürfen, wenn KünstlerInnen sich erstmal mit sich selbst beschäftigen. Was für ein irrer Quatsch und wer verlangt hier eigentlich was?! Eben.
Zu Beginn auf 2 Cent wird direkt klar, dass es nur um ihn geht, den Guden. Wird direkt klar, auf welcher Seite er steht: Humanist mit offenen Armen. Wird direkt klar, dass es rein um Rap geht, Passion, Bestimmung und Berufung mit allen Lastern, die es mit sich bringt. Wird direkt klar, dass es reichlich guten Rap gibt, nur leider stehen Capital Bra etc so hoch in den Charts.
Wenn eine Platte sich so um den Schreiber dreht, kommen logischerweise auch tiefe Täler, böse Dämonen hervor. Auf Endlich spricht er von Depression? Auf jeden Fall um Sucht! Natürlich ganz bitter, natürlich richtig gut mit der Erkenntnis, dass jedes Blasinstrument jedes Lied einfach besser macht, richtig starker Beat! Und noch mehr Erkenntnisse: Man muss nicht immer überall am Start sein, es geht auch ohne einen weiter. Man darf sich mal raus nehmen, das Tempo drosseln, eben die Handbremse ziehen. Sehr reif, sehr klug: "Ich möchte nicht arbeiten um Geld zu haben um zu entschleunigen." Bäm!
Einige sehr gute Alben kommen meines Erachtens auch ohne Kooperationen aus. Oft machen sie die Platte aber noch runder, reifer, besser. Wer wäre dazu besser geeignet als Mine?! Eben! Boot ist ein extrem kluger, harter Track. Ja, es gibt eine Menge guter Tipps zum Bestehen einer Beziehung/Liebe, und auch wenn man sie kennt, hält man sich oft nicht dran: "Gemeinsam alleine in einem Boot."
Hier wird sehr gut klar, worum es auf dem Album geht. Nicht inhaltlich, sondern strukturell. Die Beats sind alle sehr gut, fein, ausgewogen. Doch sie drängen sich niemals auf. Man bekommt eher von Zeilen einen Ohrwurm als vom Beat. Der Text steht immer (!) im Vordergrund!
Seine offensichtliche Suchtproblematik wird auf dem nächsten Feature mit Knixx nochmal Klar: Kiffen, Saufen aber nicht zum Spaß, sondern um sich zu betäuben. Hart! Man kann nur den Hut davor ziehen, wie nackt sich Mädness auf diesem Album macht! Das ist die große Stärke eines extrem guten Albums! "Ich komme nicht klar, wenn ich klar bin", heißt ja auch, wie sehr er in der Sucht gehangen hat oder immer noch hängt. Jede einzelne Zeile aus seinem Leben mit seinen wirklichen, existentiellen Problemen ist so viel mehr wert, als jeder billige, nicht nachvollziehbare Diss-Track!
Zum Ende dieses Rapdenkmals gibt's deutliche Mittelfinger für alle Deppen, EkelhAFDen, Solidaritätsfeinden. Klar, kleines Manko: Die Adressaten erreicht so ein Lied niemals. Darf hier egal sein. Dafür ist Mäd Love - schönes Wortspiel übrigens - viel zu stark. Hut ab. Aufdrehen!
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