(ms/sb) Die beste Quelle für kleine Anekdoten ist dann doch der Alltag. Klar, ich könnte hier auch berichten, welche Serie ich momentan schaue, welche Bücher ich empfehle, worüber ich mich bei der Arbeit aufrege oder wie beglückend es ist, wieder mal Derbysieger zu sein. Der gute alte Konjunktiv...
Also. Letztens waren die Maler im Hause und mussten auch in meine Bude. Super Arbeit, nette Menschen. Er war also im Bad zugange und ich sagte nur kurz Bescheid, dass ich auf dem Balkon sei, falls was ist. Und dann ist es passiert, er sagte: "Kein Problem." Das Wirre daran ist mir auch erst drei Momente später aufgefallen. Klar, das ergibt keinen Sinn, doch warum reagiert man insbesondere in solch winzigen Situationen wo unnachvollziehbar? Meine Vermutung: Gewohnheit und die gute Einstellung einfach freundlich zu Anderen sein zu wollen. Auch wenn es problematisch sein sollte, antworten wir doch oft mit genau diesen beiden Worten. Freundlich dran gewöhnt. Ein weiteres eindrucksvolles, weil so unglaubliches Gaga-Beispiel kenne ich noch aus der studentischen Kellner-Ära. In unserem Laden war immer eine Menge los, wir waren ein herausragendes Team, das jede noch so stressige Schicht gewuppt hat. Logischerweise wünscht man den Gästen einen guten Appetit. Irgendwann antwortete mir jemand: "Danke, gleichfalls." Freundliche Gewohnheit. Denn bis zu meiner nächsten Mahlzeit dauerte es da noch ein paar Stunden.
Mehr wollte ich auch gar nicht schreiben. Die klitzekleinen Momente von kurzem Witz.
Freitag. Luserlounge. Musik. Längere Momente. Bis zu 9 Minuten. Ist so. Gern geschehen!
Maeckes
(ms) Was ist möglich innerhalb von einem Song, sagen wir dreieinhalb Minuten, zu erklären/besingen/vermitteln? In der Zeit kann man die Liebe gestehen, rumpöbeln oder nach den Sternen greifen. Doch man kann auch extrem gelungen und umsichtig Probleme an den Tag legen. Und wer wäre besser dafür geeignet, dies mit einer bitteren Schippe Ironie clever zu verpacken als Maeckes? Genau! Das, was einfach scheint, ist es halt nicht. 1234 ist der Song dazu, der perfekt passt. Perfekt! Nazis packen einfache Erklärungsmuster aus, um Ängste zu schüren. Das sind dumme Menschenfischer. Auf der anderen Seite ist es genauso einfach, zu erkennen, dass Geflüchtete nun hier ihre Heimat haben. Punkt. Die Ambivalenz des Einfachen bringt Maeckes derart geschickt und klug auf den Punkt, dass mir hier daheim nur die Kinnlade runterfällt... Wenn sein Album Pool, das am 11. Juni erscheint, diese Qualität in Gänze bestätigt, wird es ein heißer Sommer!
Fatoni & Edgar Wasser
(sb) Puh, schwierig! Lange um den heißen Brei herumreden ist eigentlich nicht so meins, in diesem Fall muss ich aber doch etwas weiter ausholen. Fakt 1: Wir zwei von der luserlounge verehren Fatoni. Fakt 2: Auch Edgar Wasser finden wir super. Fakt 3: Wenn die beiden bisher zusammengearbeitet haben, kam meist was sehr, sehr Großartiges dabei raus.
Am 26.03. erscheint nun das neue Album von Fatoni & Edgar Wasser und auch nach mehrmaligem Anhören zieht es überhaupt nicht. Wenn man mal die Tracks Realität und Freierssohn ausnimmt, ist Delirium einfach nur eine riesengroße Enttäuschung, die sowohl textlich als auch von den Beats her nicht mal ansatzweise das widerspiegelt, was man von den beiden Künstlern eigentlich gewohnt ist und - so ehrlich muss ich sein - auch erwartet. Hat deren Inspiration einen extra harten Lockdown erleben müssen oder was ist da los? Bin ich zu kritisch, weil die beiden in der Vergangenheit einfach so herausragend waren? Ich habe die Veröffentlichung dieser Rezension extra nochmal um ne Woche nach hinten verschoben, um dem Album noch ein paar Extrachancen zu gewähren, mich zu überzeugen, aber es mag und mag einfach nicht gelingen. Schade eigentlich.
Pleasure Raft
(ms) Die ersten Frühlingsvorboten aus den letzten Tagen machen Hoffnung, oder? Der erste Lockdown im vergangenen Jahr war ja auch deshalb verhältnismäßig angenehm, weil der Himmel nie aufhörte blau zu sein und die Bewegung an der Luft entsprechend zugenommen hat. Das kommt jetzt gerade zurück! Bei den wenigen Möglichkeiten, die dem Freizeitvertreib bleiben, muss man eh das beste draus machen! Am Allerbesten mit frischer, tanzbarer Musik. Die wird passend von Pleasure Raft präsentiert! Dahinter steckt Mathias Barford, der nach Auflösung seiner vorherigen Band auf Solopfaden unterwegs ist. Kurzweilig und mehr als gelungen. Eine catchy Synthie-Melodie, die in die Beine geht, schwelgen lässt und Leichtigkeit einziehen lässt! Irgendwoher kommt die Hookline mir bekannt vor, doch anscheinend nicht nachhaltig genug, dass ich nun Namen nennen könnte. Josephine ist ein Track, der Lust auf Urlaub, Picknick, Baden im See, Sonnenbrillentragen macht! Dass diese lässige Musik aus Dänemark kommt, wäre dabei gar nicht zu vermuten! Spielt ja glücklicherweise auch nur eine untergeordnete Rolle. Eintauchen in den klanglichen Urlaub:
Pleil
(ms) Ein Jahr Corona. Was für ein bitteres Jubiläum, auf das wir alle sehr gerne verzichtet hätten. Durchhalten, sich an die Regeln halten, das Glück im Kleinen suchen. Ja, das geht. Und es wird gehen müssen, denn andere Optionen haben wir momentan (noch!) nicht. Mir und meinem Job tat das keinen Abbruch, es kam viel Orga-Kram dazu, aber halb so wild. Den Kreativen ist es da schon viel ärger geworden. Marco Pleil zum Beispiel. Im vergangenen April erschien seine neue Platte Die Spur Des Kalenders, doch Auftrittmöglichkeiten waren rar bis unmöglich. Doch seine Geschichte ist eine Gute! Denn er bekam vom Land Hessen eine Förderung, die er gewohnt kreativ und weitestgehend im alten Sound verwirklicht hat. So erscheint heute eine Vinyl-Doppel-Single! Ja, holla die Waldfee! Das gefällt uns sehr! Und nicht nur das Format, sondern auch der Inhalt. Liebe Grüße / Jazz Ist Keine Option sind zwei typische Pleil-Stücke. Der erste mit viel Hall auf der Gitarre und einer sehr weitblickenden Momentaufnahme der nahen Vergangenheit. Auf dem zweiten ist sogar ein Beat aus der Dose zu hören, der Tempo und Dichte mit sich bringt und einer klaren Bestimmung des eigenen Lebensweges. Stillstand ist keine Option, Pleil dazu der ideale Soundtrack!
An Early Bird
(sb) "Ich wollte nur dieses Gefühl darstellen, müde und gefangen zu sein im Netz des Alltags, mit Regeln und Rollen, die wir alle kennen. Ich denke, dass wir da draußen das Gefühl haben, allein zu sein in einem Meer von Möglichkeiten. Ich denke, wir haben nur eine Wahl: sie zu ergreifen oder gefangen zu sein."
Kluge Worte von Stefano de Stefano, besser bekannt als An Early Bird. Mit seiner neuen Single Fishes In The Ocean gelingt es dem Italiener famos, genau diesen Zwiespalt, diese lebensentscheidende Entscheidung in einen Song zu packen. Eine akustische Schönheit, die sich nicht zu verstecken braucht, ein Track, die die Frage nach dem weiteren Weg beantwortet: Ausbrechen, sich nicht fangen lassen, die Chancen nutzen. Ganz stark!
Nax
(ms) Generell kann ich einem Retro-Sound nicht viel abgewinnen. Der Beigeschmack des Aufgekochten dominiert dann doch irgendwie beim Hören. Nun geht der Musikgenuss ja über das reine Hören hinaus. Die Töne, die unser Hirn erreichen, entfachen immer auch eine Wirkung. Nax' neuer Song En La Mañana schafft es sehr gut, einen 80s-Roadtrip bildlich vor Augen zu führen. Vielleicht kommt es einer entschleunigten Version von La Roux gleich. Immerhin erklingt das Lied über neun Minuten! Genug Zeit also, die grauen Zellen ordentlich arbeiten zu lassen! Nicolás, der hinter Nax steht, hat sich für dieses Stück Hilfe geholt und Jackie Kashbohm singen lassen. Der Argentinier bleibt seiner Neigung zu großen Synthie-Flächen und dezent, aber sehr wirklungsvoll eingesetzten elektronischen Spielerein treu. Sobald der Gesang weitestgehend verhallt ist, schwebt das Lied auf außerweltlichen Sphären, die man so nur am sehr frühen Morgen (wie der Titel verheißt) spürt. Also: Lassen wir uns entführen!
Paul Gerlinger
(sb) Lasst es uns so machen: Ihr tut so, als hättet Ihr die Überschrift nicht gelesen und wüsstet nicht, um welchen Künstler es geht, okay? Nun klickt Ihr aufs Video unten, schließt die Augen und hört Euch die Musik an. Wenn das Lied aus ist, öffnet Ihr die Augen wieder und lest weiter. Bereit? Na dann los!
Fertig? Und? An wen erinnert Euch die Stimme? Und seid Ihr auch der Meinung, dass das eben Gehörte deutlich besser und angenehmer war als die letzten beiden Alben der Band, an die Ihr gedacht habt? Mir ging es auf jeden Fall so. Klar, den angestellten Vergleich hört Paul Gerlinger sicher nicht zum ersten Mal, aber da gibt es ja per se auch deutlich schlimmere Referenzen. Mit seiner heute erscheinenden Debütsingle Gut Allein legt der Mannheimer ordentlich für die im Sommer folgende EP vor, von der wir Euch selbstredend ebenfalls berichten werden. So, jetzt dürft Ihr das Video nochmal mit geöffneten Augen genießen. Viel Spaß!
Dear Sender
(ms) Wenn man von einzelnen KünstlerInnen länger keine neuen Töne gehört hat, fragt man sich ja auch stets, was sie denn so treiben? Welchem Beruf gehen sie nach? Wie kommt das Geld rein? Wann ist das nächste Ergebnis eines kreativen Prozesses zu hören? Cherilyn MacNeil gehört für mich auf jeden Fall dazu. Vor zwölf Jahren sah ich sie mit Dear Reader zum ersten Mal live; in Holland - toll! Es folgten acht weitere Auftritte und jedes Mal hat sich mir mit ihrem unglaublichem Charme und der ausgefeilten Musik verzaubert! Innerhalb der vergangenen Monate gedieh eine Idee in ihr, deren Ergebnis nun zu lauschen ist. Über eine Cloud sammelte sie Lied-/Musikideen von allen, die mitmachen wollten. Wie cool! Wie unfassbar schön, mit Abstand gemeinsam kreativ zu sein. Dear Sender singen also nun So Much Deadly. Hier ein Beat, da eine Klarinette, da drüben kam eine Gitarre rein! Cherilyn MacNeil hat alles zusammen gebastelt und diesen wunderbar verspielten, vertrackten und wunderschönen Song draus gebastelt? Ob da bald noch mehr kommt?! Ich fände es großartig!!!
(ms) Wenn man von einzelnen KünstlerInnen länger keine neuen Töne gehört hat, fragt man sich ja auch stets, was sie denn so treiben? Welchem Beruf gehen sie nach? Wie kommt das Geld rein? Wann ist das nächste Ergebnis eines kreativen Prozesses zu hören? Cherilyn MacNeil gehört für mich auf jeden Fall dazu. Vor zwölf Jahren sah ich sie mit Dear Reader zum ersten Mal live; in Holland - toll! Es folgten acht weitere Auftritte und jedes Mal hat sich mir mit ihrem unglaublichem Charme und der ausgefeilten Musik verzaubert! Innerhalb der vergangenen Monate gedieh eine Idee in ihr, deren Ergebnis nun zu lauschen ist. Über eine Cloud sammelte sie Lied-/Musikideen von allen, die mitmachen wollten. Wie cool! Wie unfassbar schön, mit Abstand gemeinsam kreativ zu sein. Dear Sender singen also nun So Much Deadly. Hier ein Beat, da eine Klarinette, da drüben kam eine Gitarre rein! Cherilyn MacNeil hat alles zusammen gebastelt und diesen wunderbar verspielten, vertrackten und wunderschönen Song draus gebastelt? Ob da bald noch mehr kommt?! Ich fände es großartig!!!
Adult Mom
(ms) Immer wieder Neues zu entdecken, ist ein großes Privileg an diesem kleinen Hobby-Blog. Wie schön es ist, einen unbekannten Namen angepriesen zu bekommen und dann wirklich Erstaunliches zu hören. Doch manchmal ist abends nicht die nötige Energie und Konzentration da, um sich hineinzudenken. Bloß nicht falsch verstehen! Adult Mom macht im allerbesten Sinne eingängige Musik! Es ist der gute, alte Indiepop mit feinen Texten, angenehmen Melodien, Gitarren, Klavier und Beat. Das ist das Genre, das Gefühl, die Basis, auf die alles aufgebaut ist. Stevie Knipe begann ursprünglich allein, doch die Band ist mittlerweile ein Trio, das extrem harmonische Musik schreibt. Heute (!) erschien ihre neue Platte Driver. Zehn Lieder in 30 Minuten Spielzeit. Es ist perfekt austariert und klingt so wundervoll unbeschwert. Man könnte sagen, das sei beliebig. Damit macht man es sich aber zu leicht. Ich halte es immer noch für große Kunst genau solch leichte, kurzweilige Musik zu komponieren wie Adult Mom es tun. Stark!
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