Bild: facebook.com/juseju |
(sb) Wir müssen reden. Du und wir. Von
Mann zu Blog. Juse Ju und die luserlounge. Ganz ehrlich jetzt! Wir
posten seit Jahren deine Videos, feiern deine Alben und EPs, loben
dich über den grünen Klee und jetzt schüttelst Du einfach so ein
Album aus dem Ärmel, das so brillant ist, dass es alle vorherigen
Releases so dermaßen in den Schatten stellt und dass uns folglich fast ein
wenig die Worte fehlen. Was ist los mit Dir? Woher kommt diese Reife,
diese plötzliche Weiterentwicklung, die zwar andeutungsweise
durchaus erkennbar, in dieser Form aber keineswegs zu erwarten war?
Keine Lust mehr auf das Image des ewigen Studentenrappers oder
tatsächlich eine natürliche Evolution?
Wie auch immer die Antworten auf all
diese Fragen ausfallen werden, eins steht fest: Millennium (VÖ:
19.06.) ist ein herausragendes Rap-Album, das es Juse Ju ermöglichen
dürfte, endlich aus dem Schatten erfolgreicherer Kollegen zu treten
und die Aufmerksamkeit zu bekommen, die der gebürtige Schwabe
eigentlich schon seit Jahren verdient. Bereits sein vorheriges Album
Shibuya Crossing erhielt von mir das Prädikat „Album des Jahres 2018“, sein aktuelles Werk übertrifft seinen Vorgänger aber
spielend. Versteht mich nicht falsch: Shibuya Crossing war schon eine
extreme Ansammlung von Hits (v.a. Kirchheim Horizont, 7Eleven,
Lovesongs), hatte durchaus aber auch seine Längen und gerade zum
Schluss hin stieg der Drang, nochmal zurückzuspringen und sich die
Favoriten anzuhören.
Bild: facebook.com/juseju |
Selbstverständlich kommen auch diesmal
diverse Japan-Referenzen nicht zu kurz, verbrachte der Rapper doch
einen Teil seiner Jugend im Land der aufgehenden Sonne und kehrte
später noch mehrmals dorthin zurück. Während sich Sayonara in
erster Linie dem Thema Freundschaft widmet, handelt Model in Tokio
von Juses Kindheit, Perspektivenwechseln, späteren Geldsorgen und
seinem surrealem Ausflug in die Glitzerwelt der Reichen und Schönen.
Bedrückend und doch beeindruckend. Selbiges gilt auch für Unter der
Sonne, den Abschlusstrack des Albums: hier gedenkt Juse seines
verstorbenen Onkels, der ihm als junger Kerl sehr imponierte und der
sein Ding einfach durchzog – ohne Rücksicht auf Verluste oder die
eigene Zukunft, ohne sich zu schonen oder auf irgendwelche
Kompromisse. Aber auch Helden müssen gehen und das – wie in diesem
Fall – leider oft viel zu früh...
Bild: facebook.com/juseju |
Kommen wir zum Höhepunkt und
wahrscheinlich wichtigsten Song des Albums: Edgelord ist ein
politisches Manifest, das klare Kante zeigt und das ein für allemal
klarstellt, das manche Themen einfach nicht für Witze oder
Zweideutigkeiten geeignet sind. Mit Milli Dance wurde für diesen
Track ein adäquater Partner ins Boot geholt, der sich mit seiner
Band Waving The Guns traditionell eindeutig positioniert und auch
diesmal einen aussagekräftigen Beitrag leistet.
Apropos: Bei der Auswahl seiner Gäste
verließ Juse Ju diesmal die gewohnten Pfade und so sind statt Fatoni
und Edgar Wasser (die jedoch beide textlich erwähnt werden!) diesmal
neben Milli Dance auch Bonzi Stolle (Massig Jigs), Panik Panzer
(Antilopen Gang), Mädness, Nikita Gorbunov und Mia Juni zu hören.
Das tut dem Album und sorgt für eine erfreuliche Abwechslung. Und jetzt: Kaufen!
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