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Doch als ich gestern morgen aufgewacht bin und mein Handy schon durch Push-Nachrichten auseinander flog, weil ein rassistischer Idiot in Hanau Menschen erschossen hat - so viel, wie man weiß, aus blankem Hass -, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Sicherlich wird sich herausstellen, dass gewisse Institutionen davon wussten, aber nichts unternommen haben. Es muss klar werden, dass die AfD daran nicht unbeteiligt ist! Sondern durch ihre Agitation Menschen sich genau zu solchen Taten ermutigt fühlen. Der ganze Laden muss vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Und nicht nur drei Personen. Dagegen muss gedacht, gehandelt, gewählt werden! Jeder das, was er kann. Aber nicht hinnehmen. Sonst geht das halt so weiter.
Einen gewissen Teil der Leichtigkeit wird natürlich durch die Musik garantiert. Das haben wir uns auch in unserer Freizeit auf die Fahre geschrieben und präsentieren euch, was uns aufgefallen ist. Voilà. Luserlounge. Freitag. Selektiert.
Tim Freitag
(sb) Unsere Lieblings-Bite It-Promoterin Änne liegt uns ja bereits seit Monaten in den Ohren, wie toll Tim Freitag sind und auch wir haben uns bereits sehr wohlwollend zu den Schweizern geäußert. Und tadaaa: Endlich erscheint nun auch das Debütalbum der Zürcher und man mag kaum glauben, dass die Band nicht schon lange auf den großen Bühnen dieser Welt spielt. Das Selbstverständnis, mit dem Tim Freitag da einen Burner nach dem anderen raushauen, ist erstaunlich und legt den Schluss nahe, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Durchbruch gelingt.
Bleiben zwei "Probleme": Zum Einen der irreführende Name, der auch mich bei den ersten Promo-Mails abschreckte, weil er unwillkürlich an solche Flachpfeifen wie Tim Bendzko, Wincent Weiss oder Andreas Bourani erinnert und so gar nicht darauf hinweist, dass einen da richtig gute Musik erwartet. Und zum Anderen, dass die Schweiz in Sachen Musikpresse jetzt nicht unbedingt ein international anerkanntes Aushängeschild hat, das aufstrebende Bands pushen kann. Wären Tim Freitag aus dem Vereinten Königreich, hätten NME, BBC Radio 6 etc. schon längst einen Hype um die Band gestartet. Garantiert! So aber muss die liebe Änne ran und macht das ganz wunderbar. Das Indie-Quintett leistet aber auch wirklich tolle Vorarbeit und Ihr solltet Euch Monsters Forever (VÖ: 13.03.) unbedingt anhören und Euch die Band auch live nicht entgehen lassen, sollte es Euch mal in die Schweiz verschlagen.
12.03. parterre – Basel (CH)
15.03. Kaufleuten – Zürich *Plattentaufe* (CH)
21.03. KuFa – Lyss (CH)
26.03. Gaswerk – Seewen (CH)
27.03. Gare de Lion – Wil (CH)
28.03. Festival unter dem Dach Horw (CH)
03.04. Mokka – Thun (CH)
11.04. Kofmehl – Solothurn (CH)
23.05. Kulturfabrik – Wetzikon (CH)
06.06. TBA – Arbon (CH)
19.06. Quellrock Open Air – Bad Ragaz (CH)
04.09. Kiff – Aarau (CH)
05.09. Kulturhaus Caserne – Friedrichshafen (DE)
01.10. Schüür – Luzern (CH)
23.10. Marabu – Gelterkinden (CH)
Jan Bang & Eivind Aarset
(ms) Lieber Alltag, gibt uns doch mal mehr Pausen zwischendurch. Halt ab und zu mal alles an. Biete uns mal eine Leertaste des Livestreams, der alles einfriert. Dann bette uns auf eine gemütliche Unterlage und lass uns ruhig werden und die Ohren öffnen. Und dann legst du, lieber Alltag, die neue Platte von Jan Bang & Eivind Aaset auf, die am 13. März erscheint. Denn sie wird dein Soundtrack sein; sein müssen. Auf den zehn Tracks entstehen nämlich solch zarte, aber durchaus bestimmte Klanglandschaften, die es bei aller Aufmerksamkeit zu entdecken und genießen lohnt. Genuss der ruhigen Phasen, Entdeckung der bewussten Brüche. Und Bewusstsein. Bewusstsein dessen, was auf der Platte Snow Catches On her Eyelashes passiert und wie das entstanden ist. Die beiden Norweger kennen sich schon lang und veröffentlichten bereits gemeinsam Platten, doch dies ist die erste, auf der beide Namen stehen. Im Vordergrund - und das ist wahrlich nicht immer zu hören - ist Aarsets Gitarre. Deren Sounds sind durch Bangs elektronische Spielereien ins Unerkenntliche, aber Entdeckenswerte gesamplet. Wer sagt, dass das langweilig ist, hat hier nichts verstanden. Daher: Ohren auf. Und: Pausetaste!
PS: Dieser Soundeindruck ist schon etwas älter, geht vom Prinzip aber in die Richtung des neuen Albums.
Akne Kid Joe
(sb) So ein Antifa-Trafivertrag, das wärs doch, oder? Das dachten sich auch Akne Kid Joe und reagierten mit What AfD thinks we do auf den irrsinnigen Vorwurf des unsäglichen stellvertretenden Sprechers der EkelhAfDen, linke Demonstranten würden aus "verschiedenen Quellen" Zahlungen erhalten, um gegen Rechts auf die Straße zu gehen. Aber weißt Du was, Brandner: Wir machen das aus Überzeugung! Jetzt mehr denn je!
Auch das Quartett aus Nürnberg ist Überzeugungstäter und macht ganz offensichtlich genau das, wonach es ihm ist und balanciert auf Die große Palmöllüge (VÖ: 03.04.) gekonnt zwischen Verschwörungstheorien, Gender Equality, Funpunk und politischen Statements. Die Franken werden dabei u.a. von Alex Pascow unterstützt - und das ist ja per se schon mal super.
Matze Rossi
(sb) Wir haben Euch Milliarden, die neue Single des großartigen Matze Rossi ja bereits am Releasetag (13.02.) auf unserem Facebook-Account vorgestellt, aber in Zeiten wie diesen kann man lebensbejahende Songs wie diesen gar nicht oft genug zu Gemüte führen. Und wenn man selber Kinder hat, ist es quasi unmöglich, sich das Lied anzuhören, ohne sich angesprochen zu fühlen...
Rong Kong Koma
(sb) Wenn es bei den Musikpreisen dieser Welt eine Kategorie à la "Bestes Liebeslied, das nicht wie ein Liebeslied klingt" gäbe, dann wären Rong Kong Koma da wohl mehrmals nominiert. Ich ging mit relativ geringer Erwartungshaltung an Lebe Dein Traum (VÖ: 13.03.), das Debütalbum der Berliner ran, bin nach mehrmaligem Anhören der Scheibe aber total angefixt, geplättet und begeistert. Es sind die Widersprüchlichkeiten innerhalb des Albums, die mich extrem ansprechen, die Imperfektion, die sich durch die 12 Songs wie ein roter Faden zieht und das Werk stimmig werden lässt. Texte aus dem Leben, die kein bisschen gekünstelt sind und doch aussagekräftige Bilder malen, eine Stimme, die jeden Gesangslehrer verzweifeln ließe, aber genau deswegen im Ohr bleibt und Punk, der eigentlich gar nicht punkig ist.
Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster, aber was Sebastian Kiefer und Konsorten da geschaffen haben, klingt wie die Ton Steine Scherben der Neuzeit und Rio Reiser wäre verdammt stolz drauf. Selten wurde ich so positiv von einer Band überrascht, die ich vorher nicht kannte. Großartig!
The Thank Yous
(sb) Endlich haben wir mal wieder was Neues aus Norwegen für Euch: The Thank Yous werden am 27.03. ihr Debütalbum Good Times Killing Us veröffentlichen und schon heute erscheint der Vorbote Fucking Up Is Easy To Do. Wir sind echt dankbar, dass Apollon Records aus Bergen uns regelmäßig mit Bands versorgt, die wir sonst vermutlich nie kennengelernt hätten - und wenn dann noch so was Tolles bei uns eintrudelt wie in diesem Fall, dann freuen wir uns umso mehr. Natürlich werden wir dann auch über Album berichten - hoffentlich fucken wir es nicht up...
Greg Dulli
(sb) Schon komisch: Greg Dulli ist seit über 30 Jahren im Business, war/ist Mitglied von namhaften Bands und Projekten wie The Afghan Whigs, The Gutter Twins (mit dem ebenso genialen wie unberechenbaren Mark Lanegan) und The Twilight Singers, doch es dauerte bis heute, ehe der Musiker sein Solo-Debüt-Album veröffentlichte. Der Amerikaner war in den letzten 30 Jahren der Poet Laureate der bizarren Launen und grausamen Tangenten des Begehrens, ist sich aber auch bewusst, dass ohne Verlangen die meisten Probleme der Welt gelöst wären, sie jedoch ein jämmerlicher Ort zum Leben wäre. Aus dieser Erkenntnis entstand Random Desire, deren Titel sich wiederum aus einer gängigen Praxis ("random selection") bei der Auswahl von Probanden durch Forscher ableitet. In den 37 Minuten Spielzeit gelingt es dem Künstler phasenweise äußerst eindrucksvoll, die Theorie zu bekräftigen, dass Weisheit aus Rückschlägen und Siegen gleichwohl erwächst. Der Feuilleton wirds lieben - und mir taugts auch.
Woods of Birnam
(ms) Wie groß können die Kreise der Kunst gezogen werden? Des kreativen Gesamtprozesses? Gibt es überhaupt Grenzen? Ehrlich gesagt: Ich kenne mich mit dem Gesamtwerk der Band Woods of Birnam nicht sonderlich gut aus; stolpere aber zunehmend über ihre Musik. Vor allem über ihre immense Bandbreite an Genren, die sie bedienen; bedienen können. Balladen, Indie-Tracks, Hymnen und beeindruckend aufgedrehte Gitarren. Alles aus den gleichen Musikern (an dieser Stelle eine große Empfehlung, sich in ihren Tracks einfach mal treiben zu lassen, vielleicht seid ihr dann auch erstaunt, dass ihr immer noch die selbe Gruppe hört).
Nun gibt es ein neues Album. Das heißt How To Hear A Painting. Und es erscheint am 13. März. Der Titel des Albums ist Programm! Die Dresdener Band hat den Versuch umgesetzt, wie malerische Kunst klingen kann. Musikalische Interpretation einer anderen Form von kreativer Kunst. Was für ein irrer Vorgang. Man muss das einfach hören, ja, erleben, um das verstehen zu wollen/können. Und das legen wir Euch mit dem Video zu The Machine sehr ans Herz. Wir halten Euch in puncto Release auf dem Laufenden. Versprochen!
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