Quelle: br.de |
Und was war das für ein Jahr! Privat gab es schon einige Tiefs und zum Glück noch mehr Hochs und viele Veränderungen, die auch nötig waren. Weg gehen, ankommen, abbrechen, neu starten, Reset drücken, inne halten und immer wieder die Boxen aufdrehen. 2019 war ein lautes Jahr, in dem die leisen Töne umso wertvoller wurden. Los geht's! Es gibt keine Wertung, keine Reihenfolge.
Alben des Jahres
Fortuna Ehrenfeld - Helm Ab Zum Gebet
Wie genial kann man eigentlich sein? Wie kann man ausleben, dass einem alles egal ist? Wie kann man so gradlinig sein Ding durchziehen? Wie kann man so kreativ sein? Wie schafft man es jedes Mal das Publikum so zu begeistern, zum lachen und mitsingen zu bringen? Fortuna Ehrenfeld haben mit Helm Ab Zum Gebet ein großes Indie-Werk veröffentlicht mit Punkattitüde und Schlafanzug und dann noch auf Französisch und mit Männchen. Drei Mal habe ich sie zudem live gesehen und es extrem genossen. Zwischen Worttürmen und -spielen und keiner Angst die Tränendrüsen zu aktivieren.
Turbostaat - Nachtbrot
Ich habe es hier schon erwähnt. Turbostaat haben mit Nachtbrot das perfekte Live-Album schlechthin veröffentlicht. Und seitdem habe ich die Flensburger mitten auf dem Radar. Vor elf Jahren habe ich sie als Vorband der Beatsteaks gesehen. Doch so richtig präsent waren sie mir nie. Es hat sich schlagartig geändert. Möglicherweise ist es das Album, das ich in den vergangenen Monaten am häufigsten gehört habe. Was für eine Energie, was für eine Dynamik, was für ein gnadenlos unglaublicher Sound?! Klar, dass ich beide Gigs dieses Jahr komplett abgefeiert habe und lauthals mitgegrölt habe. Ganz stark. Und im Januar geht's mit der nächsten Platte weiter.
Pascow - Jade
Krasser als bei Turbostaat: Pascow hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Noch nie. Was für ein fataler Fehler?! Was für ein kapitaler Bock?! Wie konnte ich mir das nur antun?! Ihre Art des Punkrock ist ideal: extrem schnell, atemlos, direkt, vulgär wenn es sein muss, stets mit Haltung, kryptische Texte, kompromisslos. Jade haut mich immer noch um. Ein pausenloses, pulsierendes Gitarrengewitter. Ihr Konzert in Osnabrück eine Demonstration von Macht auf der Bühne. Mir hing die Kinnlade runter. Daher freue ich mich extrem auf den nächsten Gig. Warum nicht nach Kiel fahren?! Eben!
Songs des Jahres
Niels Frevert - Brückengeländer
Der Track hat keine Wunden aufgerissen, aber sie nochmal zucken lassen. Das letzte Jahr war zu gewissen Teilen Käse. Doch das Aufrichten, Beenden und Nach-Vorne-Schauen kommt durch dieses wunderbare Lied so stark zur Geltung, das ich Niels Frevert einfach nur danken will.
Enno Bunger - Ponyhof
Mein Gott, was für ein Lied. Jede Zeile geht direkt ins Herz oder lässt die Mundwinkel lachen. Insbesondere, wenn sich viel ändert, schaut man wo die Konstanten sind. Und bei den allerengsten Menschen sind sie natürlich zu finden. Ein Hoch auf all die tollen Leute, die einem nahe stehen!
Ásgeir - Youth
Wie kaum ein anderer mir bekannter Künstler schafft es Ásgeir in einer berührenden Schönheit sanft, direkt und gefühlvoll zu sein. Das zeigt er mit diesem Track in jedem Takt. Zudem erinnert das Video an einen wunderbaren, außergewöhnlichen Urlaub auf Island. Tipp: Geht im Frühjahr auf Tour!
Konzerte des Jahres
Wie auch letztes Jahr waren Kettcar drei Mal dabei, doch interessanterweise sind es drei andere Gruppen, die ich hier herausheben möchte. Zum Einen ist es Dagobert, den ich dieses Jahr auf dem Reeperbahn Festival gesehen habe. Das war schon witzig. Wie kann man als diese Figur mit diesen schlageresken Texten auf der Bühne nur so abgebrüht bleiben?! Das hat viel Spaß gemacht.
Und es kommt ein zweiter Festival-Auftritt hinzu: Tocotronic beim Deichbrand im (Hoch-)Sommer. Auf diesem Festival läuft ja mittlerweile auch viel Billo-Rap und Electro, aber halt auch wirklich gute Musik. Als Tocotronic dann im Zelt die Bühne verlassen haben, dachte ich nur: "Wie kann man bei so einer Saufveranstaltung nur so cool bleiben und Unwiederbringlich in voller Länge spielen?!" Als letztes das schönste Live-Erlebnis in diesem Jahr: Hannes Wittmer im Nachtasyl, Hamburg. Selbstredend sind es seine feinen Lieder, die berühren. Doch die Idee, einen leeren Stuhl für alle, die etwas sagen, fragen, erzählen wollen auf die Bühne zu stellen, gab diesem Abend einen nicht zu erahnenden Zauber!
Geheimtipp für 2020
Das ist wirklich schwer. Alles, worauf ich mich freue, sind keine Geheimnisse oder der neuste heiße Scheiß. Es kommt ein neues Album von Nada Surf, das wird sicher toll. Ich schaue mir zum ersten Mal Voodoo Jürgens an, könnte verrückt werden und ich bin zwei Mal bei Kettcar dabei, kurz bevor sie in ihre nächste Pause gehen. Zwei Kettcar-Konzerte direkt hintereinander. Bremen. Lübeck. Ich habe schon ein paar bescheuerte Sachen gemacht, das ist das nächste Kapitel. Ich freue mich drauf.
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