Freitag, 27. September 2019

KW 39, 2019: Die luserlounge selektiert!

Quelle: roadpastor.wordpress.com
(ms/sb) Zumindest in der Küche ist eine der größten Fragen: Wo kommen stets diese ganzen Fruchtfliegen her? Treffen die sich draußen vorm Fenster und wenn sie Mannschaftsstärke erreicht haben, ziehen sie mit Pauken und Trompeten Richtung Bio-Müll? Ja, ich traue es ihnen zu.
Und jetzt kommt ein ganz geschmeidiger Übergang zu Nada Surf. Denn: Auf dem Superalbum Let Go ist der Track Fruit Fly zu finden. Möglicherweise spielen sie diesen verträumt-schönen Song kommendes Jahr, wenn sie in Deutschland sind. Die berechtigte Folgefrage ist: Was, Nada Surf spielen eine Deutschland-Tour im April und man hat bislang gar nichts davon mitbekommen?! Aus Gründen. Denn sie sind nur Support bei einigen Shows der Band Madsen. Und hier muss ich mich undiplomatisch zeigen: Warum, zum Henker, läuft das nicht anders herum? Die drei Amerikaner sind die Könige des Indie-Lovesongs, sowas von sympathisch, aufrecht, schnörkellos, nahbar. Madsen und Nada Surf können sich ja gern an einem Abend die Bühne teilen, doch bitte so, dass Always Love der letzte Track des Abends wird!
Und nun ist es wieder soweit. Wir haben geschaut, was taugt. Das Ergebnis: die Selektion!

Great Red Silence
(sb) So schade ich es finde, dass The Boys You Know wohl Geschichte sind, umso mehr freue ich mich, dass daraus eine Band entstanden ist, die qualitativ nahtlos dort anknüpft und die entstandene Lücke schließt. Wobei: So ganz korrekt ist das gar nicht, denn Great Red Silence bestehen bereits seit 2015, treten nun aber aus dem Schatten heraus und können mit ihrem teilweise sehr düsteren Sound überzeugen. Mitunter ist das Ganze etwas psychedelisch angehaucht, die Story des Protagonisten, der im White Shark Café (VÖ: heute!) von seinen Reisen und Abenteuern erzählt und dabei in unentdeckte Welten eintaucht, erscheint dem Hörer jedoch trotz (oder wegen?) der metaphorischen Stärke der Texte recht eindeutig. Acht Songs auf konstant hohem Niveau, der künstlerische Aspekt kommt auch in den Videos der Österreicher nicht zu kurz. Starke Scheibe!


Sofie Winterson
(sb) Donnerstag Morgen, 6 Uhr, strömender Regen am Bodensee. Vier Songs, also eine EP, die nicht länger ist als mein Arbeitsweg und mir diesen dennoch sehr angenehm gestaltet hat. Sofie Winterson ist eine Künstlerin der eher leisen Töne. Ihre fragile und doch samtige Stimme erinnert phasenweise an Sade, der Sound hingegen ist zwar nicht unbedingt unique, aber in seiner Kombination aus atmosphärischen Synthies, elektronischen Drums und Gitarren ein wärmender Mantel - und das, obwohl die Lyrics dies nicht zwingend vorgeben. Wintersons Moral EP (VÖ: heute!) dürfte ihre stets wachsende Fanbase mühelos erweitern - verdient hätte sich die Niederländerin das allemal!


Thees Uhlmann
(sb) Waaaaaaaaaaaas? Schon wieder Thees Uhlmann? Klar, wieso nicht, denn es gibt einen guten Grund dafür! Das neue Album des Meisters hatten wir ja bereits ausführlich besprochen (klick mich!), nun liegen uns aber auch die Bonus Tracks aus der Deluxe Edition von Junkies und Scientologen vor und die haben es in sich. Unter dem Titel Gold werden acht deutschsprachige Coverversionen zusammengefasst, u.a. von Haiyti, 2raumwohnung, Judith Holofernes und Sophie Hunger. Absoluter Höhepunkt ist indes Uhlmanns Version des Nena-Klassikers Fragezeichen, der das Original (und das ist eh mit riesigem Abstand mein Lieblingslied von Frau Kerner) aber mal so was von easy in die Tasche steckt. Thees' Stimme und Attitüde passen da einfach wie Arsch auf Eimer.
Wie sagte Thees so schön: "Einen guten Song kriegt man nicht kaputt. Nicht mal wir." Ganz im Gegenteil! Gold alleine macht den Erwerb der Deluxe Box schon lohnenswert und entschädigt für so manche Länge im eigentlichen Album.



Krakow Loves Adana
(ms) Mighty Dendemann hat mal gesagt: "Hiphop schmeckt wie Pizza, besser selbst gemacht." Das trifft natürlich auch auf gänzlich andere Genres zu. Heutiges Beispiel: elektronische Basis, Gitarre, Synthies und eine unverwechselbare Stimme drüber. Schon sind wir bei Robert und Deniz von Krakow Loves Adana. Das Hamburger Pärchen befindet sich gerade für die nächste Platte zusammen mit Johnny Jewel im Studio, um im Frühjahr über das Label Italians Do It Better zu veröffentlichen. Follow The Voice ist der erste Höreindruck; angenehm düster, catchy, positiv eingängig und neugierig machend auf das kommende Album! Doch nicht nur die Musik machen die Wahl-Hamburger selbst, sondern auch das Video, das ihr hier sehen könnt. Außerdem spielen Robert und Deniz dieses Jahr noch ein paar Gigs mit den Bands Chromatics und Desire. Aus Erfahrung sagen wir: Unbedingt hingehen!

04.10. - Kopenhagen, Store Vega
05.10. - Stockholm, Berns Salonger
09.10. - Berlin, Astra Kulturhaus
12.10. - Warschau, Praga Centrum (Ausverkauft!)
17.10. - München, Muffathalle
19.10. - Köln, Bürgerhaus Stollwerck



Deichkind
(ms) Okay, vor der Ankündigung fand ich die Bekanntmachung, dass Deichkind ein neues Album raus bringen ähnlich anachronistisch wie Neues von Fettes Brot oder den Fantastischen Vier: unnötig, wenig innovativ und tendenziell langweilig. Doch Wer Sagt Denn Das? ist ein Album gewordenes Brett, das heute (!) erscheint! Mit einer gewissen Finesse oszillieren sie zwischen Baller-Hymnen (1000 Jahre Bier) und einer produktiven Analyse der Gesellschaft (der Titeltrack). Meines Erachtens gelang ihnen das insbesondere auf dem letzten Album nicht so gut. Und um thematisch an die letzte Radiosendung von Juse Ju anzuknüpfen, ist das hier natürlich kein Rap. Sie untermauern viel mehr ihre Selbstzuschreibung der Eletric Super Dance Band. Und so werden die Shows der anstehenden Tour im Wesentlichen Shows, Entertainment, Eskalation mit ordentlich Pegel.
Auf der Haben-Seite steht natürlich auch eine sehr raffinierte PR-Strategie, indem sie mighty Lars Eidinger für ihre Videos gewinnen konnten. Seltsamerweise ist er darin nie nackt zu sehen. Nun gut. Quintessenz: Deichkind 2019 funktioniert erstaunlich gut!



Smokey Brights
(ms) Man hat ein Lied im Ohr und denkt direkt: Das ist der ideale Soundtrack für einen vertrackten Kriminalfilm, der in dunklen Gassen, mit mysteriösen Figuren und einem sehr pfiffigen Detektivteam spielt. Kennt ihr in ähnlicher Weise mit Sicherheit auch. Heutiges Beispiel: Smokey Brights aus den USA. Vielleicht sollte man sich dazu das Video zu Different Windows beim ersten Hören nicht ansehen. Ehrlich gesagt: So spektakulär ist es auch gar nicht. Doch der Sound wirkt halt total. Es ist ein bisschen Disko, ein bisschen 60er und auf jeden Fall eine mitteilenswerte Kombination in der Band. Denn im Fokus steht das Ehepaar Ryan und Kim, die sich am Bass Luke und am Schlagwerk Nick dazugeholt haben. Das muss man auch erstmal durchstehen. Mitte Oktober kommt das Quartett zum ersten Mal nach Europa auf Tour. Vielleicht steht dann ja neben einem ein tanzender Typ mit Schiebermütze, Trenchcoat, Lupe und Notizblock... wer weiß?! Auf jeden Fall sollte man sich den jeweiligen Termin in der Nähe in den Kalender eintragen:

19.10. Wohnzimmer, Klagenfurt
20.10. Böllerbauer, Haag
21.10. Academy, Salzburg
24.10. Club am Donnerstag, Hamburg
25.10. Irish Pub, Jena
26.10. Q, Marburg
27.10. Werkbühne, Krefeld
29.10. Gloria, Immendingen
30.10. Frischzelle, Darmstadt
31.10. Altes Spital, Viechtach
01.11. Kasseturm, Weimar
02.11. Ellis, Hanau
03.11. Hafen 2, Offenbach
05.11. Tsunami, Köln
06.11. Gastfeld, Bremen
07.11. Deichdiele, Hamburg
08.11. Hebebühne, Hamburg
09.11. Gramsci, Dachau
11.11. Fox Bar, München
12.11. Rhiz, Wien 



De Press
(ms) Wie klingt nun Musik, deren Erschaffer aus Norwegen und Polen kommen? Ja, es könnte brachialer Metalkrach sein, dafür haben beide Nationen prominente Beispiele. Aber das ist nicht alles. In beiden Länden gibt es auch eine umfassende polkaähnliche Tradition. Paart man diese mit Strömungen aus New Wave und einer Stimme mit Wiedererkennungswert, so landet man bei De Press! Neben der normalen Bandbesetzung - Stimme, Gitarre, Bass, Schlagzeug, ist das Akkordeon wahnsinnig fein und schlau präsent. Nächste Woche (VÖ: 4. Oktober) erscheint ihr neues Album Body Manifest. Dass die 1981 von Sänger Andrej Nebb gegründete Band nicht müde wird, hört man im erfrischenden und ohrwurmartigen Song Agent Ego, der mit einem knallbunten und toll gemachten Video zu hören ist:


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.