Sonntag, 10. Februar 2019

Live in Münster: Dendemann

Quelle: ruhrnachrichten.de, Nina Paul
(ms) In Münster gibt es keinen guten Veranstaltungsort für Konzerte, zu denen ungefähr 1.500 Leute kommen. Für kleine und größere Konzerte ist jedoch an Unterkunft gesorgt.
Nun wird für die genannte Größenordnung stets auf den Skaters Palace zurückgegriffen, der zum Titus-Reich dazugehört. Das ist schade, weil die Sicht wirklich mies ist. 60% der Besucher sehen gut, da sie geradeaus auf die Bühne schauen, den anderen wird die Sicht durch Säulen und die ungünstige Architektur eingeschränkt. Außerdem braucht man viel Geduld bei der Garderobe und am Getränkestand wird nur Beck's feilgeboten. Puh...
Auf der anderen Seite ist der Skaters Palace ein Mekka für Rap-Musik in Deutschland. Kleinste und größere Bands und Artisten treten genau dort auf. Es gibt zum Glück auch einen kleineren Raum, in dem es familiärer zugeht. Ein zweischneidiges Schwert also.

Gestern (9. Februar) war Dendemann also auf seiner Tour zum Album da nich für! in der Metropole Westfalens zu Gast und der Gig war lange im Vorhinein ausverkauft. Also mit der Leeze in den Süden der Stadt und rein in den Rap-Tempel. Als Support ist Döll mit dabei. Wusste allerdings auch nicht so richtig einzuheizen. Mehr als Höflichkeitsapplaus gab es aus dem wählerischen Publikum daher auch nicht. In der Zwischenzeit war es allerdings möglich, das Publikum zu analysieren. Ich stellte mir schon vorher die Frage, wie es strukturiert sein würde. Die Befürchtung war, dass das Durchschnittsalter recht jung sei, weil Rap halt gerade so dermaßen beliebt ist.
Das Gegenteil war der Fall. Es waren alte EinsZwo-Veteranen und das typische NeoMagazin-Publikum anwesend: junge Akademiker und Studenten im höheren Semester; sehr sympatisch.

Nach dem etwas müden Döll-Auftritt wurde kurz umgebaut und gegen 21 Uhr ging das Licht aus und die Stimmung genoss einen ersten Höhepunkt. Die Band nahm Platz an ihren Instrumenten (Schlagzeug, Bass, DJ-Pult und Keyboard-Turm) und die erste Strophe von Wo ich wech bin spulte Dende hinter der Bühne ab, und betrat dann den Scheinwerferkegel. Doch richtig Stimmung kam nicht auf. Das Publikum war lahm, die Hip Hop-Hände waren eher in den Hosentaschen und insbesondere das neue Material - ich bin von der Platte ziemlich enttäuscht - wusste nicht so recht zu zünden. Doch dafür gibt es ja zum Glück die alten Sachen und da hat es regelrecht geknallt. Stumpf ist Trumpf, Endlich Nichtschwimmer und Danke gut waren definitiv die Höhepunkte an einem sonst höhepunktarmen Abend.

Das hat Gründe. Dendemann ist natürlich ein wahnsinnig sympathischer Kerl, doch ein Entertainer ist er wahrlich nicht. Zudem kündigte er an, den Skaters Palace abzureißen. Davon war im Grunde nichts zu spüren. Ab und an hatte ich auch den Eindruck, dass er sich auf der Bühne nicht besonders wohl fühlen würde, fast ein wenig allein. Nur ab und an drehte er sich zu seinem DJ Maxi für einen Wort- oder Blickaustausch. Außerdem waren die sonst auch schwachen Songs vom neuen Werk (Drauf und dran, Müde, Zeitumstellung, Zauberland) live wahre Stimmungskiller. Selbst die stärkeren Litbarski und BGSTRNG haben nicht gezündet. Leider, leider traten die älteren Lieder von Vom Vintage Verweht und Die Pfütze des Eisbergs in neuem Gewand auf. Nichts ungewöhnliches für Rap. Doch bei der ersten Tour nach über acht Jahren waren die Leute natürlich genau auf diese Lieder heiß, und dann war es nicht das "Original". Das geht klar, wenn man alle zwei Jahre auf Tour geht, aber nicht, wenn es quasi ein Comeback ist. Nein. Außerdem wurden ein paar der Klassiker in eine Art Medley zusammengeschrumpft. Autsch.
Es gab drei Zugaben. Das ist natürlich sehr gut, doch viel applaudiert wurde nicht. Ein bisschen Händegepatsche und dann stimmte der Chor in Zugabe- und Dendemann-Rufe ein. Das ist schon hart.
Obendrein hat er nicht mal eineinhalb Stunden gespielt. Für gut 38€ blanker Hohn. Ein schwaches Konzert, das kurz und teuer war. Das brauche ich nicht. Ich habe nicht so viel erwartet für den Abend, aber ging enttäuscht aus den Räumlichkeiten.

Das mag anderen anders gehen.
Klar. Musik ist und bleibt Geschmackssache.
Ich sehe ihn im Sommer auf dem Deichbrand Festival.
Da bin ich sehr gespannt, wie er das Festival-Programm gestalten wird.

Hier kann man Dendemann in den kommenden Tagen noch live sehen:

11.02. Heidelberg - halle02
12.02. Stuttgart - Im Wizemann
13.02. München - Tonhalle
16.02. Karlsruhe - Substage
17.02. Köln - Carlswerk Victoria
18.02. Wiesbaden - Schlachthof
23.02. Dresden - Reithalle
25.02. Leipzig - Werk2
26.02. Hamburg - Mehr! Theater
27.02. Hamburg - Mehr! Theater
28.02. Berlin - Columbiahalle

PS: Vor genau neun Jahren habe ich Dende im gleichen Ambiente gesehen. Es war ein Fest damals.

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