Mittwoch, 13. Februar 2019

Charlotte Brandi - The Magician

Foto: Helen Sobiralski
(ms) Vor einigen Monaten hatte ich eine andauernde Unterhaltung mit einem ehemaligen Arbeitskollegen, die nicht enden wollte. Er warf die Behauptung "Langeweile setzt Kreativität frei" in den Raum. Langeweile als Muse. Das wollte ich nicht so richtig glauben und habe immer wieder versucht dagegen an zu argumentieren. Ich glaube, dass ich es nie richtig geschafft habe und den Knoten im Kopf bin ich bis heute nicht los geworden.
Doch nun es gibt ein beeindruckendes Beispiel, dass das was dran sein kann. Denn ein komplizierter Bruch im Fuß hat die Musikerin Charlotte Brandi vor gut vier Jahren viel Zeit geschenkt und währenddessen begann sie an The Magician zu arbeiten. Das Album, das diesen Freitag (15. Februar) über PIAS erscheint. Natürlich ist es nicht nur ein Bruch, der zu so einem beeindruckenden Album führen kann. Brandi ist ja seit Langem bekannt aus dem Duo Me And My Drummer. Acht Jahre war sie in dieser Formation aktiv, produzierte zwei EPs und zwei Alben. Sie und ihr Schlagzeuger haben ihre musikalischen Wege getrennt und für Charlotte Brandi tut sich mit diesem Album ein atemberaubend Neuer auf!



Im September habe ich sie beim Reeperbahn Festival gesehen und letzten Monat als Support von Sam Vance-Law. Da bot sie ihre neuen Lieder in einer reduzierten Version dar. Nur mit Gitarren, Klavier und Cello. Klar, eine tolle Kombination, aber wenn man The Magician hört, weiß man sofort, dass größere Geschütze aufgefahren werden müssen, um diesen wundervollen Klang auf die Bühne zu holen. Denn genau da gehört er auch hin. Meinetwegen auch ins Theater oder ins Museum. Der künstlerische Aspekt an dieser Platte ist so groß und stark, dass ein einfacherer Hinterhofclub dem nicht gerecht werden kann.
Die ersten Takte der Platte mit dem Stück Veins sind im klassischen Arrangement gehalten: breite Streicher und Chorgesang. Doch nach 32 Sekunden kommt der passende Bruch und macht den Weg frei für einen schönen musikalischen Ausflug. Die Band setzt mit Klavier, Schlagzeug, Bass und Gitarre über die vorherigen Klänge, die aber da bleiben. Ich würde es Art Pop nennen, der Charakter von Kammerensemble bleibt bis zum Schluss erhalten. Ebenso Defenseless. Das ist wahnsinnig retro, doch halt cooler und verspielter. Die leichten Dissonanzen in dem Lied sind so fein gesetzt, dass es ganz rund und nicht störend klingt. Auch die gesprochenen Parts sitzen ganz wundervoll und wohl überlegt. 



Es gibt eine Menge Höhepunkte auf The Magician. Doch My Days In The Cell muss definitiv erwähnt werden. Das Lied transportiert so eine herrliche mystisch-geheimnisvolle Grundstimmung, dass es ganz neugierig macht immer tiefer in die versteckten Winkel dieses Songs zu tauchen. Das ist schlicht und einfach phantastisch gemacht. Und im hinteren Drittel weiß der Track nochmal richtig aufzudrehen!
Two Rows zeigt hingegen die Wandlungsfähigkeit von Charlotte Brandi. Sie ist innerhalb eines Albums auf kein Genre festgelegt. Sie ist in verschiedenen Stilen und Weisen ein Lied zu komponieren extrem fundiert und geschmackssicher. Auch Jenny in Spirit ist super entspannt, ohne langweilig zu werden, dafür sorgen die Streicher- und Chorparts. A String ist ein unbeschreiblicher Hit (in meinen Notizen steht SUUUUUPER), A Word eine schöne ruhige Pause und Where The Wind Blows ein Gospel.

The Magician ist ein tolles Werk. Es ist klug, fein, extrem stark abgemischt.
Charlotte Brandi ist damit eine große Aufmerksamkeit zu wünschen, sie hätte es mehr als verdient.
Es bleibt daher auch spannend, wie sie die breit angelegten Lieder auf die Bühne bringt. In diesen Städten und Clubs könnt Ihr Euch davon demnächst überzeugen. Wir legen einen Konzertbesuch dringend ans Herz!

04.04. Leipzig – Naumanns
05.04. Erfurt – Franz Mehlhose
06.04. Mainz – Schon Schön
07.04. München – Ampere
08.04. A-Wien – Chelsea
10.04. Nürnberg – Club Stereo
11.04. Hamburg - Nochtspeicher
12.04. Berlin – Silent Green
14.04. Dresden – Polimagie Festival @ Beatpol


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