Freitag, 16. Juni 2023

KW 24, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.Wikipedia.org
(Sb/ms) Ruhe am Morgen ist wirklich essentiell. Ist sie nicht vorhanden, kann man den Rest des Tages auch in die Tonne kloppen. Das geht los beim entspannten Kaffee und auch der Arbeitsweg ist entscheidend. Er startet durch ein leises Wohngebiet, 30er Zone und einige Einfamilienhäuser und ich radel da so durch. Die Sonne strahlt um sieben Uhr schon hell und plötzlich hupt mich von hinten jemand aus dem Weg. Was um alles in der Welt soll das?! Brettert diese Idiotin sicher mit mehr als dreißig Stundenkilometer durch die morgendliche Ruhe und stört sicher auch den ein oder anderen Vogel, der noch pennt. Genauso wie meine linke Hirnhälfte. Dreist ist es obendrein. Und an der nächsten Ampel hatte ich sie eh wieder eingeholt. Natürlich schüttelte ich mit dem Kopf nach der frühen Ruhestörung, natürlich gestikulierte sie auch wild in ihrer Blechschüssel. Oh je. Was ist da nur los am Morgen. Ich will doch nur entspannt durch die Gegend fahren. Vielleicht hilft ihr ja ein wenig gute Musik: 

Sigur Rós
(Ms) PENG! Diese Überraschung ist wirklich gelungen! Ja, damit habe ich nicht gerechnet. Es gab keine Anhaltspunkte, außer eine ausgedehnte Tour durch Europa und Nordamerika. Aber das haben sie ja letztes Jahr auch schon gemacht. Fassen wir es kurz: Heute (!) haben Sigur Rós ein neues Album veröffentlicht. Ohne Ankündigung, ohne Werbung, ohne PR, ohne alles. Zack - ÁTTA ist draußen. Nach zehn Jahren ist es ihr erstes Album. Zwischenzeitlich sind erste Gerüchte aufgekommen, dass die Band nicht mehr existiert, zu viele Komplikationen in der Besetzung. Doch dann nahm das Ganze letztes Jahr erstaunliche Geschwindigkeit an. Erst im Frühjahr die Ankündigung einer Weltrournee, auf der erste neue Lieder zu hören waren. Auf zwei der Konzerte war ich und war auch etwas skeptisch, was das neue Material anbelangt, denn es war äußerst sphärisch, ganz weit am Rande des Schaffens der isländischen Band. Am Mittwoch erschien mit Blóðberg der erste neue Song als Studioversion. Und siehe da: Es klingt ganz nach Valtari-Zeiten. Sehr zurückgenommen, sehr klar, sehr sanft, sehr reduziert. Im Grunde genommen ist nur Jónsis Stimme und Musik von Streichern zu vernehmen. Zu dem recht langen Lied ist ein bedrückendes Video zu sehen. So münden die ersten Eindrücke in großem Weltschmerz, Überforderung zwischen Klimakrise, Kriegen, wirtschaftlicher Unsicherheit im Globalen und eventuellem Schmerz im Privaten. Das ist natürlich nur Spekulation, aber möglich. In das ganze Album habe ich noch nicht rein gehört, aber eine ausführliche Review erscheint hier in den kommenden Tagen!


Monta
(Ms) Ja, er ist wieder da. Nein, das stimmt so ja gar nicht. Tobias Kuhn war nie weg, vielleicht war er in den letzten Jahren präsenter als je zu vor, aber nur halt in einer neuen Rolle. Seine Rolle als aktiver Musiker, Texter, Sänger auf der Bühne, wie er sie zu Miles oder bei Monta einige Jahre praktiziert hat, pausierte. Stattdessen stand er viel in Studios. Mit Thees Uhlmann, den Toten Hosen, The Kooks. Doch Monta war nie ein abgeschlossenes Kapitel, auch wenn es jahrelang keine neuen Lieder gab. Nun ist es soweit. Nach Dragonfly ist jetzt Julia zu hören. Und damit auch ganz deutlich, dass er sich vom früheren Monta-Sound weg bewegt hat. Die krasse, schwere Melancholie ist verschwunden, die Langsamkeit, die Schwelgerei. Das finde ich persönlich ziemlich schade, da genau diese Art der Interpretation sehr charakteristisch war. Nun ist viel Akustikgitarre zu hören, kaum Rhythmus oder Bass. Und alles ist leichter, einfacher, schwereloser. Anlass für die neuen Lieder war ein Haufen alter Filme aus Kuhns Kindheit, die über einen alten Freund wieder aufgetaucht sind. Wunderbar, eine wirklich schöne Geschichte. Toll auch, dass es weitergeht mit Monta. Im Herbst soll ein neues Album kommen. Das erste nach 15 Jahren! Die Freude ist groß!


Dope Lemon
(Ms) Zugegebener Weise catcht mich die Musik von Dope Lemon gar nicht mal so sehr. Aber ich muss doch den Hut davor ziehen. Denn wie unfassbar entspannt kann man eigentlich sein?! Das ist kaum auszuhalten. Und das macht Angus Stone schon eine ganze Weile so. Im Grunde genommen gibt es wenig Abwechslung in seinen Liedern. Aber das muss man auch erstmal hinbekommen. Erst letztes Jahr gab es ein neues Album. Rose Pink Cadillac war schon enorm zurück gelehnt. Und er knüpft genau an diesem Sound und dieser Gelassenheit an. Kimosabè ist nicht nur der Titel der neuen Platte, sondern auch der der ersten Single. Am ersten September erscheint es und bring am Spätsommer nochmal herrlich urlaubige Musik!


Alex Lahey
(Ms) Ist die große Zeit des Indierock eigentlich vorbei? Ich weiß es gar nicht so genau. Wenn ich neue Musik anhöre, dann wünsche ich mir oftmals, dass es wuchtig zugeht. Und zwar ab dem ersten Takt. Es soll direkt elektrisieren. Eher habe ich das Gefühl, dass einiges an neuer Musik sehr kompliziert gemacht wird oder das packende Etwas nicht dabei ist. Nun bin ich zufällig über Alex Lahey gestolpert und das macht direkt richtig Bock! Ich kannte die Musikerin vorher nicht, aber nun ist alles klar. Alle Instrumente bitte kraftvoll spielen, keine unnötigen Schnörkel hinein arrangieren, sondern schön geradlinig und mit Power. Das Ergebnis ist unter anderem On The Way Down, ein Track, der drei Minuten und vierundvierzig Sekunden zwischen Indierock und Skatepunk oszilliert. Bitte mehr davon!


Erobique
(Ms) Im Fußball würde man sagen, er ist ein Allrounder. In der Kunst, in der wir uns hier befinden, ist er ein Tausendsassa. Ja, ein Genie. Carsten Meyer ist nicht nur ein super Soundtracklieferant, sondern auch Hitmaschine und Entertainer. Stromberg, Tatortreiniger, Urlaub in Italien, alles ist dabei. Und mit seiner augenzwinkernden Musik macht er als Erobique kompromisslos weiter. Ebenso konsequent ist er in einem gewissen Grad der Unkompliziertheit deiner Musik. Verkackt ist natürlich nicht nur ein super Name für ein Musikstück, sondern auch herrlich simpel. Und schaut man sich die vielen ernüchternden Überschriften der Nachrichten an, ist dieses Lied leider auch sehr wahr. „Wir haben alles in den Sand gesetzt.“

1 Kommentar:

  1. Einfach mal Danke für deinen Blog! Ich lese ihn sehr gerne, oft stellst du mir unbekannte Künstler vor und es immer spannend, etwas Neues zu entdecken.

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