Foto: Felix Basser |
Ein Glück, dass ich nicht mehr 16, 18 oder 21 bin. Ein Glück, dass Neugier ein ganz wichtiger Bestandteil meines Musikhörens geworden ist. Klar, Indierock finde ich immer noch geil. Aber halt auch ganz viele andere Sachen. Jazz. Krautrock. Neoklassik. Und zunehmend elektronische Musik, die mich lange Zeit gar nicht so sehr gepackt hat. Doch als ich schon vor ein paar Jahren das erste Mal Brandt Brauer Frick gehört habe, war es um mich geschehen. Ja, sie packen mich. Zum Einen ist es ihr theoretischer Ansatz, zum Anderen der Groove, der in ihrer Musik steckt. Und auch, dass sie wenig festgelegt sind. Ja, die Experimentierfreude steht dem Trio in den Namen geschrieben. Die drei klassisch ausgebildeten Musiker spielen Techno. In ihrem Studio sind sie zu dritt, auf der Bühne holen sie sich teils zehnköpfige Unterstützung dazu. Will sagen: Diese Band spielt Techno mit Instrumenten live! Wie genial ist das denn?! Und das noch mit so viel Know-How! Das beeindruckt mich! Und es geht voll auf!
Anfang des Monats ist ihr neues Album Multi Faith Prayer Room erschienen. Wenn ich richtig informiert bin, eine Räumlichkeit, die vor allem an Flughäfen zu finden ist. Auch dort kommt viel zusammen. Erwartungen, Konventionen, Tradition, Praktik. Ja, dafür stehen die drei Herren auch mit ihrer Musik! Vielfalt. Das scheint der Wegweiser für diese Platte zu sein. Kaum zu glauben, wie abwechslungsreich dieses Album ist. Instrumentale Stücke geben sich denen mit Gesang die Klinke in die Hand. Und es geht richtig gut auf. In seiner ganzen Mannigfaltigkeit ist dieses Album sehr, sehr rund. Mal kommt mehr Tempo, dann nimmt es sich wieder zurück. Das bleibende Element ist, dass dies hier wahnsinnig tanzbar ist. Und das sogar in seiner Komplexität. Also, das hier ist bei weitem kein 90er Techno; ich glaube, von dieser Vorstellung sollte man sich schleunigst verabschieden. Hier wird viel ausprobiert und nicht verworfen, sondern daran festgehalten. Das macht sich sehr gut in Liedern wie Soba bemerkbar, wo der Gesang von Kim_I eher Rhythmus ist als dass sie eine Geschichte erzählt, zumindest nicht mit Worten. Auch andere Gäste bekommen Raum. Sophie Hunger zum Beispiel, die auf This Feeling dem Album einen wunderbar poppigen Anstrich gibt, ohne austauschbar zu klingen. In meinen Ohren sind die instrumentalen Stücke jedoch diejenigen, die am besten knallen, die Spaß machen, die die Neugier zum brodeln bringen, wie das ganze denn wohl live erklingen wird. Perpetuate ist ein gutes Beispiel. Es mäandert, wird immer enger, dichter. Man fragt sich, wann es aufgelöst wird, das Lied spannt die Zuhörenden auf die Folter! Aber halt in geil. Das sollte dringend laut gestellt werden. Dieses Lied zieht mich mit seiner Einfachheit in den Bann und ich verliere mich darin. Dann hat Musik doch ganz viel erreicht, oder? Wenn ich dazu die Augen schließe, darin aufgehe, es genieße, Raum und Zeit vergesse. Das schaffen Brandt Brauer Frick auf ihrem neuen Album an unzähligen Stellen! Klassischer Techno, vielleicht schreibe ich das bald in meine Profile…
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