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Sonntag, 21. August 2016

Ira Atari & Roosevelt: Neues aus der Elektroecke!

(ms) Ich muss ja sagen, dass ich lange Zeit rein elektronische Musik belächelt habe, gleichzeitig Kraftwerk verehre und die David Guetta-Ableger in Clubs und Discotheken mit ihren hässlichen Kopfhörern und Knöpfchendrücken aberwitzig finde. So paranoid ist das alles, wie immer also. Wer jedoch mal eine Band wie Rangleklods (heute Blondage) live gesehen hat, weiß wie mitreißend diese Musik sein kann. Es ist nicht nur hier mal auf Play und da auf Skip drücken. Da steckt richtig Arbeit drin! Mit kleinsten Samples und Soundschnipseln ein ganzes Album zu gestalten, würde ich nie schaffen, zwei linke Hände halt. Daher hier und heute: Zwei Rezensionen aus der Elektroecke!
Ira & Bernhard. Foto: Oliver Schweers.
Ira Atari war lange Zeit das Ein-Frau-Projekt von Ira Göbel. Nach dem knallig-schrill-tanzbaren "Shift" hat sie sich auch musikalisch mit ihrem Freund Bernhard zusammen getan, sodass seitdem ein Duo an den Synthies steht. Die "Heroes"-EP haben wir schon mit weiten Augen und Ohren besprochen. Am Freitag kommt nun das zweite Album: "Moment".
Ein hörbarer Wechsel im Sound hat sich schon bei der EP angekündigt. Die grellend-scharfen Sounds sind weit in den Hintergrund getreten, fast verschwunden, die Songs etwas langsamer - aber nicht langweiliger - geworden. Es zog ein Hauch von Disco in ihre Tracks ein, der auf "Moment" klar herauszuhören ist! Wenn man bei Elektro immer den Tanzbarkeitsfaktor betont, sollen hier genauso die Texte gelobt werden, es lohnt sich die Ohren zu spitzen, denn Ira Atari haben stets was zu sagen und wir wollen hier keine Zeilen vorweg nehmen. "Moment" ist ein Album, was ohne weiteres Songs wie "Monday", "Crocodiles" und "In Chains" die Tanzflächen füllen und abgehen lassen wird.
Wenn jetzt jemand daher kommt uns sagt: Ach, die haben sich doch nur angepasst und sind schon voll mainstreamig geworden. Dem bleibt zu antworten: Nö! Das erste Album ist ja nicht weg und die Entwicklung ist wirklich gut.
Genießt den "Moment"!



Cut!
Außer jener despektierlichen klischeehaften Tanzbarkeit fällt mir keine Überleitung zu Roosevelt ein. Was, der Präsident ist doch seit Ewigkeiten tot, kann man denken. Oh, man.
Die Idee, genau diesen als Künstlernamen zu verwenden, hatte Marius Lauber aus Viersen, heute ansässig in Köln. Der Plan war so kongenial wie größenwahnsinnig. Aber es stimmt schon, wenn man hoch hinaus will, klingt Roosevelt besser als DJ Marius oder so. Seit Jahren hat er einzelne Songs online gestellt, wusste aber nie, ob das mal ein Album werden soll, das bei einem rennomierten Label erscheinen wird.

Foto: Marc Sethi
Und nun? Das selbstbetitelte Album ist am Freitag über City Slang erschienen, wo auch Naytronix oder die großen Caribou zuhause sind. Das Motto lautet also: From Viersen to the World. Und es funktioniert: The Guardian lobt ihn, die Intro widmet ihm die aktuelle Titelstory.
"Roosevelt" - also das Album - klingt nach Großstadt, sich treiben lassen, etwas Neonlicht, Clubs, die nicht zu groß oder klein sind, Sound, in dem man sich schnell verlieren kann und nie wieder raus will.
Dieser Typ, an dem man im Supermarkt im Müsliregal schnell mal vorbei läuft, hat ein unglaubliches Gespür dafür groovig-elektrische Hymnen zu schaffen. Dabei hört man Größen der Pop-Geschichte wie Pet Shop Boys genauso raus wie die einst abgefeierten MGMT.
Tracks wie "Sea", "Fever" oder "Hold On" sind dabei so einfach klingend, wie ohrwurmverdächtig. Dass seine Singles auch bei großen Radiosendern laufen, darf als Kompliment verstanden werden.
Ein starkes Debut und ein wahrer Hinhörer für alle Freunde elektrischer Musik!


Roosevelt kann man demnächst hier sehen:

31.08. Berlin - Pop-Kultur Festival
18.09. Darmstadt - Golden Leaves Festival
14.10. München - Strom
15.10. Leipzig - Werk 2
17.10. Köln - Stadtgarten
18.10. Hamburg - Übel & Gefährlich
29.10. Düsseldorf - New Fall Festival

Ira Atari feiert hier ihr neues Album:

03.11. Leipzig - Werk2
04.11. München - Kiste München
10.11. Hamburg - Hafenklang
11.11. Osnabrück - Zucker
12.11. Kassel - Goldgrube
17.11. Berlin - Musik&Frieden
18.11. Bremen - Lila Eule
19.11. Jena - Kassablanca
23.11. Dresden - Ostpol
24.11. Köln - Gebäude 9
25.11. Wiesbaden - Kulturpalast

Freitag, 22. Januar 2016

F.O.X - "Hypoxia - Part II"

Foto: Jason Arber
(ms) Im Rausch möchte ich mich gern im Sound verlieren. Da muss nicht mal viel Alkohol im Spiel sein - klar, oft hilft es auch. Wenn der Bass so tief, die Hooks einfach stark sind, gibt es kein Halten. Meistens muss ich noch nicht mal die Musik kennen, wenn ich abends unterwegs bin, um zeitverloren tanzen zu gehen. Mitgrölen geht auch zu Hause oder auf Konzerten. Da nervt es vielleicht auch nicht so sehr, kommt drauf an. Es muss dunkel sein im Club, er darf nicht zu groß sein, der DJ geht auf Musikwünsche ein, man hat ausreichend Platz zum Tanzen und lange Anstehen an der Bar muss auch nicht sein. We Are The Younger People.
Natürlich ist es immer bequem, Klassiker zu spielen. Hits, zu den alle abgehen und die Stimmung so richtig hochkocht. Es gibt auch viele DJs, die ab und an was wirklich Unbekanntes reinstreuen. Sie salzen die Suppe so, dass sie extrem genießbar wird! Nebenbei eine richtig gute Neuinterpretation vom Northern Soul Hit "I Want To Know". Tanzen, Tanzen, Trinken, sich weiter verlieren.

Das britische Electro-Trio F.O.X kennt hier mit hoher Wahrscheinlichkeit niemand. Schade drum, denn mit der neuen EP "Hypoxia - Part II" würden sie genau den Soundtrack liefern, den ein richtig guter, bis 7 oder 8 Uhr morgens andauernder Samstag so bräuchte. Es ist Pop, es ist Electro, es sind Synthies, es ist Augen zu und weiter tanzen. Hedonismus hat noch niemandem geschadet.
Erschienen ist die 5-Track-EP letztes Jahr auf 25 Hour Convenience. Inhaber: Libertines-Drummer Gary Powell. Selbst Dave Gahan hat geäußert Fan zu sein. Warum dann nicht mehr?!
Die fünf Songs sind nichts für den Kaffeklatsch. Wer Wye Oak oder die Briten Elephant mag, wird bei F.O.X voll dabei sein. Nicht zuletzt die etwas soulige, kräftige, präzise Stimme von Sängerin Mitzi Fox durchdringt.
Tipp für dieses Wochenende: Ausprobieren. Und danach die kommenden Wochenende auch, weil es schlicht und einfach gut ist!