Sonntag, 27. Juli 2025

Vorschau: Watt En Schlick Fest 2025

Quelle: Varel.de
(Ms) Kommendes Wochenende ist es wieder soweit: Festival direkt am Watt! Am Strandabschnitt vom Kurhaus findet von Freitag bis Sonntag das Watt En Schlick Fest statt. Vielleicht ist es wirklich das schönste Festival weit und breit, zumindest ist es das mit dem tollsten Spot! Ja, man könnte öfter mal nasse Füße bekommen, denn die Tide macht keinen Halt am Wochenende. Und die Bühne, die Floß heißt, kann wirklich schwimmen und wird es auch tun.

Über einige Jahre hat sich dieses Musikfestival zu einer ganz herausragenden Adresse gemausert und der Erfolg gibt dem Team dahinter Recht. Der Vorverkauf startet immer direkt am Montag nach Ende der jeweiligen Ausgabe und in der Regel ist das ganze Wochenende nach 10 Minuten ausverkauft. Da heißt es: Glück haben. Oder warten bis in den Wochen vorher Tickets bei Kleinanzeigen auftauchen.
Ab Ende April wurden die ersten Acts bekannt gegeben und danach setzte eine gewisse Ernüchterung ein, da mich das Line-Up lange Zeit nicht so wirklich gekickt hat. Ja, viel dabei was gut und schön ist, aber das Besondere, was dieses Festival ausmacht, fehlte mir - im letzten Jahr zum Beispiel Kiasmos, Mine, Dino Brandao, My Ugly Clementine, Erobique, Cari Cari, Mine, Oehl, Die Sterne. Wichtig, dass die letzten Sätze in der Vergangenheit geschrieben sind. Zum dritten Mal werde ich da sein und der Zauber ist auch, dass es viel zu entdecken gab. Bands und MusikerInnen wie Jacoténe, Gizmo Varillas, CVC, bac, Rah & The Ruffcats, Arc De Soleil, Franc Moody, Valentino Vivace, Bon Enfant oder Jungle By Night sagten mir nichts. Da ist viel Neugier am Start!

Doch in den letzten Wochen wurde das Line-Up, das ganze Programm immer runder und ich kann es kaum noch abwarten, endlich wieder am Strand zu tanzen. Generell - und das ist eine ganz persönliche Meinung - habe ich noch nicht verstanden, warum es mittlerweile so viele Lesungen auf Festivals gibt. Ich kann das nicht begründen, aber mich persönlich zieht es dort nicht hin. Es gibt auch einige Filme zu schauen. Tendenziell natürlich total cool, aber so richtig verstehen tue ich es nicht. Vielleicht muss ich da einfach zwischendurch hin, um meine Einstellung zu überdenken.

In der Zwischenzeit habe ich bei vielen Acts reingehört und die Wege des kommenden Wochenendes werden immer konkreter. Jaconéte am Freitag wird bestimmt cool - catchy Soul. Danach AUGN und Uche Yara. Gespannt bin ich auch auf Sophia Kennedy. Um 20 Uhr am Freitag wartet noch ein geheimer Act. Lange gab es diesen für den Samstag beim zeitlichen stattfindenden Appletree Garden auch und dort wurden Roy Bianco angekündigt. Ein Glück, dass die am Freitag keine Zeit haben, denn der Hype funktionierte bei mir für einen Sommer und dann war das ruckzuck vorbei. Also: Man darf gespannt sein! Danach geht‘s noch ordentlich rund mit Die Goldenen Zitronen, Zaho de Sagazan (sehr gespannt!) und um halb zwei (!) kann man zu Orbit tanzen. Ob ich so lange durchhalte?!

Samstag. Mittags spielen gleichzeitig Tropikel Ltd. und Grenzkontrolle. Das wird eine spontane Entscheidung geben. Dann gibt es ein Highlight um 15 Uhr auf der kleinen Floß-Bühne! Denn grim104 lädt zu Apokalypse ein. Der hat seine Jugend in Zetel verbracht, ein Ort direkt neben Dangast - Heimspiel!  Anschließend bin ich sehr neugierig auf Betterov, Friedberg und HotWax. Mal schauen was Franc Moody und Marko zu bieten haben. 

Am Sonntag beginnt die Eskalation recht früh! Denn kürzlich wurden für 13 Uhr Fatoni und Juse Ju angekündigt. Na, ob die nicht noch Edgar Wasser im Gepäck haben und BAWRS ballern?! Auf jeden Fall eine geniale Bestätigung! Für 16 Uhr gibt es einen weiteren, noch geheimen Act, auch hier: Viel Neugier! Ab 19 Uhr ist dann Stress angesagt: Erst Lovehead aus Österreich, danach Team Scheisse, anschließend Die Höchste Eisenbahn und zum Abschluss die Donots. Letztere mag ich sehr und freue mich auch schon auf den großen Slam in Münster im beginnenden Winter, aber zum Watt En Schlick passen sie nicht wirklich, oder?!

Zusammengefasst: Es wird ein Wochenende zwischen Vorfreude, Neugier und Skepsis. Auf der anderen Seite freue ich mich aber auch ganz einfach darauf, ein entspanntes, sorgloses, hoffentlich sonniges Wochenende mit viel guter Musik erleben zu können.

PS: In einigen Instagram-Kommentaren unter Postings des Festivals las ich, wie viele Menschen ihre Tickets noch verkaufen und einige auch, weil ihnen das Line-Up nicht zusagen würde. Wie schade, dass diese Leute den Veranstaltenden und der Kunst keine Chance geben.


Freitag, 25. Juli 2025

KW 30, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: pixabay.com
(Ms) „Eine Demokratie darf nicht so tolerant sein, dass sie diejenigen schützt, die sie zerstören wollen.“
Ein hochaktuelles Zitat, das aber gut 90 Jahre alt ist. Karl Loewenstein hat diesen Gedanken festgehalten, als die Weimarer Republik nicht so standfest war, wie man es sich gewünscht hat. Gelesen habe ich diesen Satz in Rausländer, dem aktuellen Buch von Waslat Hasrat-Nazimi. Sie zeigt sehr deutlich auf, was in den letzten Jahren schief gelaufen ist. Dass der Umgang mit der AfD schreiend falsch läuft (vielen Dank an das Zentrum für Politische Schönheit in diesem Zuge), dass Rassismus nie weg war, sondern einfach immer nur anders aussah und mit verschiedenen Begriffen hantierte und dass deren Agitation viele Menschen direkt betrifft. 25% unserer MitbürgerInnen haben eine internationale Familiengeschichte (was ich übrigens für einen ganz tollen Begriff halte). Diese Menschen halten sich zum Teil bereit, das Land zu verlassen, das ihnen einst viel versprochen hat. Wie grausam. Das dürfen wir nicht zulassen. Wir dürfen Nazis, der AfD, der Intentitären Bewegung und all der braunen Soße nicht die Deutungshoheit überlassen und schon gar nicht sollten wir ihr Vokabular übernehmen. Die Partei mit dem blauen Hintergrund und dem roten Pfeil sollte dringend verboten werden. Und zwar aus einem einzigen Grund: Um unsere Verfassung zu schützen und dass hier niemand in Angst leben muss.

Christin Nichols
(Ms) Was für ein Geschenk ein kreativer Geist ist! Nicht nur für die Person, die ihn umgibt, sondern auch für alle anderen. Denn immer Neues gibt es dann zu bestaunen. Letztes Jahr veröffentlichte Christin Nichols ihr Album Rette Sich Wer Kann und es lief ordentlich rauf und runter bei mir. Citalopram oder der Titeltrack mit Fatoni sind satte Ohrwürmer! Nun legt die Musikerin mit einer neuen Single nach. Unsterblich heißt der Song, der mit treibenden Gitarrenriffs überzeugt und Popmusik ziemlich geschickt arrangiert, indem sie sich prägnanten Rockelementen bedient, die den Track richtig nach vorne bringen! Ein Lied, das bestärkt, alle Kämpfe zu kämpfen, die das Leben bereit hält. Die großen und kleinen und einige davon muss man halt alleine bestreiten. Diese Zeilen zeigen, dass sich die Anstrengungen lohnen! 


Lovehead
(Ms) Vor sechzehn Jahren, da war ich neunzehn, war ich auf sechs Festivals im Sommer. Jedes Wochenende meiner Sommerferien war ich irgendwo. Richtig geil! Heute suche ich mir für den Sommer ein gutes Festival aus, auf das ich richtig Bock habe. Dieses ist das dritte Jahr hintereinander, wo es das Watt En Schlick in Dangast am Jadebusen ist. Nächste Woche ist es soweit. Die Vorfreude steigt. Dabei war das längere Zeit gar nicht so. Das Line-Up hat mich zu großen Teilen nicht überzeugt. Doch dieser Tage wuselte ich so ein wenig durch den Garten, hörte mir eine Playlist des Festivals an und dann machte es WOW! Was ist das denn bitte?! Warum knallt das denn so ungeheuer gut? Und warum um alles in der Welt kannte ich das noch nicht?! Achja: Deshalb gehe ich ja auch hin, um Neues kennenzulernen. Es geht um das österreichische Trio Lovehead, das so unfassbar gute Lieder schreibt, dass da noch eine große Zukunft liegt - versprochen! Geht in Richtung Kapa Tult, etwas kantiger im Sound, etwas wütender, aber ein genauso großer Tritt gegen alle Typen, die Grenzen überschreiten. Am 3. August um 19 Uhr auf der Paletten-Bühne wird diese Band stehen, ich davor - es wird super! 


The Alien Dub Orchestra
(Ms) Seltsam, das mit Mitte 30 zu schreiben, ist aber so: Je älter man wird, desto sorgfältiger sucht man sich die Festivals aus, die man besuchen möchte. Und es kommen immer welche dazu, die für ihr geniales Line-Up bekannt sind. Je kleiner und spezieller, desto mehr Gutes gibt es zu entdecken. Und wenn die Acher-Brüder von The Notwist ein eigenes Festival veranstalten, sollte man hellhörig werden. Die Alien Disko fand zuletzt im Dezember letzen Jahres im Volkstheater München statt. The Alien Dub Orchestra haben dort zwar nicht gespielt, kommen aber aus dem gleichen Kosmos. Bike Ride ist die aktuelle Single aus dem Album Plays The Bradminster Songbook, das am 19. September erscheinen wird. Hypnotisierende Bass-Klänge, psychedelischer Gesang und Rhythmen, die sich schnell ins Unterbewusstsein schleichen. Kurz: Genial!


Automatic
(Ms) Alles Retro, oder was? Ach, Quatsch! Es wäre ja viel zu leicht, wenn man sagt: „Ja, das kennt man ja von früher alles.“ Glaube ich nicht. Wenn Automatics neue Single Mercury läuft, könnten leichte 80er-Vibes durch den Raum stromern, ja. Aber die Coolness dieses Trios sucht man vergeblich in der Vergangenheit. Der herrlich mäandernde Bass und eine gewisse Abgezocktheit, die sich in der Art zu singen und den Track zu arrangieren, breit macht. Dazu fängt der Kopf von ganz alleine an zu wippen. Ihr neues Album Is It Now? erscheint am 26. September, wie so viele geniale Alben dieses Herbstes. Holt die Tanzschuhe raus!


Berliner Doom
(Ms) Wie geil, dass Musik immer im Wandel ist, oder?! Ständig entstehen neue Sounds, werden bestehende Rhythmen und Melodien aufgebrochen und neu arrangiert. Menschen experimentieren mit unterschiedlichen Instrumenten und bringen verschiedene Spielarten zusammen. Bei Berliner Doom macht das richtig viel Spaß. Es ist der Sound der 80er in einem düstereren, neueren, nicht so abgewetzten Sound. Die Lieder sind kurz, der Klang sehr präzise, die Sprache nicht festgelegt. Deutsch, Englisch, Französisch. Alles ist dabei. Auf der neusten Single Rennes geht es um die Jugend. Eine Minute und 35 Sekunden zum Tanzen, Schwelgen, Aufbegehren. Richtig stark, richtig geil, macht sehr viel Lust auf mehr. Gut, dass am 19. September ihr Album Notre Doom erscheinen wird. Da lauert Großes!

28.10. Berlin, Schokoladen
29.10. Stuttgart, Werkstatthaus
22.11. Bochum, Kontaktfeld Festival


Heisskalt
(Ms) Es gibt etwas zu feiern! Wenn eine Platte als Vinyl lange Zeit nicht zu haben ist, ist das in der Regel ein sehr gutes Zeichen. Sammlerstücke und Erfolg der jeweiligen Band. Wenn eine Gruppe dann nach mehreren Jahren Pause genauso kraftvoll und energiegeladen zurück kommt, wie sie vorher schon klangen, geht es steil durch die Decke. Vom Stehen Und Fallen von Heisskalt kam vor über zehn Jahren raus und als Schallplatte gab es sie lange nicht mehr. Das ändert sich nun - ab dem 5. September gibt es das Ding wieder zu kaufen und die Band ist zum gleichen Zeitraum wieder auf Tour. Clever, dass sie Nicht Anders Gewollt nochmal neu aufgenommen haben und ihren Support-Act der Tour Nikra als Feature-Gast darauf geladen haben. Das scheppert genauso geil auf den Ohren, wie man es erwartet und macht ungeheuer viel Bock auf die anstehenden Gigs! 

04.09. Hamburg, Uebel & Gefährlich
05.09. Osnabrück, Die Botschaft
06.09. Köln, E-Werk
07.09. Wiesbaden, Schlachthof
09.09. Stuttgart, Liederhalle
10.09. Dresden, Stromwerk
11.09. Jena, Kassablanca
12.09. Erlangen, E-Werk

Mittwoch, 23. Juli 2025

Wet Leg - Moisturizer

Foto: Alice Beckham
(Ms) Moisturizer von Wet Leg ist nun schon ein paar Tage draußen und die Band macht selbst die beste Werbung dafür. Platz 1 in Großbritannien, Auftritte beim Glastonbury oder Tiny Desk plus eine etwas schräge Diskussion im Netz über Körperbehaarung.
Rasend schnell ging der Aufstieg des ehemaligen Duos von der Isle Of Wight. Rhian Teasdale und Hester Chambers holten sich drei Typen dazu, die ihre Band nun vervollständigen. Henry Holmes am Schlagzeug, Ellis Durand am Bass und Josh Mobaraki an der Gitarre bilden mit den beiden Damen Wet Leg. Sie touren fleißig durch die Gegend und sind auf dem allerbesten Wege auch für die nächsten Jahre ein ganz großer Name zu werden. Doch in welchem Genre sind sie eigentlich beheimatet? Ist das Pop oder Rock oder ist das egal? In eine Schublade lässt sich Wet Leg nicht packen, dafür ist die neue Platte auch viel zu verschieden.
Abwechslungsreich ist nicht unbedingt das richtige Wort, denn das passt nicht ganz. Es gibt zwei Teile dieses Albums. Das nicht mal in der Reihenfolge der Lieder, sondern in ihrer Dynamik. Es gibt einen kleinen Teil, der richtig gut knallt und in dem sehr viel Energie steckt. Der andere Teil ist entspannter, kurzweiliger Gitarrenpop für laue, lange Sommernächte.

Die Platte beginnt direkt mit einem dieser Kracher. CPR ist ein sehr gut gewählter Opener. Mit lässigem Bass und Schlagzeug schleicht sich hier ein tolles Album an, bis Teasdales Stimme einsetzt und danach die E-Gitarren knallen. Unter drei Minuten scheppert dieser Track und macht unsagbar viel Lust auf mehr, was in diese Richtung geht. Das wird aber nichts, denn Liquidize schraubt den deftigen Gitarrenrockanteil zurück. Das ist nicht schlecht, aber es hätte gern so weiter gehen können. Das tut es zum Glück auch mit Catch These Fists, der Single, die schon weit vor Album-Veröffentlichung draußen war und mich ziemlich stark in den Bann gezogen hat, weil dieser Song einfach wahnsinnig gut arrangiert ist. Eine packende Gitarre-Hook und sauber aufgedrehte Dynamik. 

Anhand dieses Liedes haben sich auch meine Erwartungen an das Album gebildet. Daher ist diese Review auch ein wenig bedeckt in seiner Euphorie, da ich gehofft habe, es gäbe mehr von diesem Kaliber. Daher habe ich etwas länger gebraucht, um nicht enttäuscht zu sein von Moisturizer. Denn im Grunde genommen ist diese Platte ein richtig gutes Indiepop-Ding! Es hilft, den Fokus einmal zu drehen und die Erwartungen noch mal neu zu justieren. Denn auch ein Track wie Davina McCall ist ja total genial, weil er so wahnsinnig entspannt ist. Und wenn es über die ganzen 38 Minuten nur ballern würde, wäre es ja auch langweilig. Musikalisch erinnert mich ein Song wie Jennifer‘s Body durchaus an Nada Surf, die ich seit 20 Jahren verehre. Ehre gebührt also auch Wet Leg, die es clever verstehen, Indiepop im Jahr 2025 zu machen.

Zum Ende hin kommt dann doch noch ein weiterer derber Knaller. Pillow Talk wirkt dunkler, aggressiver, unnachgiebiger, knirschiger. Dabei geht es inhaltlich auf fast allen Liedern um die gute, alte Liebe. Doch man sollte diese Band auch nicht allzu ernst nehmen, die Kunst von Wet Leg hat mehrere Ebenen: Visuelle, Inhaltliche, Musikalische. Es ist gut und sehr sinnvoll, dass diese Platte nicht so ernst und verkopft ist, ich glaube, das tut uns in ernsten und sehr verkopften Zeiten sehr gut!

31.10. - Düsseldorf, New Fall Festival
07.11. - München, Theaterfabrik
09.11. - Berlin, Columbiahalle
10.11. - Hamburg, Docks



Dienstag, 22. Juli 2025

Die luserlounge selektiert den Sommer

Quelle: pixabay.com
(Ms) Völlig selbst überrascht fand ich mich in den letzten Wochen wieder in der Suche nach einem guten Radiosender für mich. Welcher Sender spricht mich mit seinem Programm am meisten an? Was kann ich einfach so einschalten und weiß, dass das, was läuft, zu mir passt? Musikalisch dachte ich länger, dass es Radio21 war, das entpuppte sich aber als riesiger Quatsch, weil dort die gleichen zehn Lieder in Endlosschleife laufen und die ModeratorInnen gesellschaftspolitisch noch weit zurück hängen. Dann war es für eine Phase NDR Kultur, aber das war mir schlussendlich musikalisch zu klassisch. Jetzt hoffe ich die Suche beendet zu haben mit Deutschlandfunk Kultur. Erstens ist die Musik großartig, super vielseitig und sehr aufgeschlossen. Dazu sind die Sendungen überraschend vielseitig und vor allem sind die Menschen am Mikrophon unfassbar gut informiert und, was noch viel geiler ist, sie können sehr, sehr gut über ihre Fachbereiche sprechen. So habe ich am Sonntag gut eineinhalb Stunden eine Sendung gehört, in dem es um einen Vergleich verschiedener Aufnahmen der Schottischen Sinfonie von Felix Mendelssohn-Barholdy ging. Ich kenne mich null mit dem Komponisten aus, aber wie die beiden RednerInnen darüber sprachen, war total beeindruckend. Später wurden noch die aktuellen Nada Surf-Konzerte beworben. Was will man mehr?! Eben! Achja… wir haben da auch noch was:

Florian Paul & Die Kapelle Der Letzten Hoffnung
(Ms) Musik für bestimmte Jahreszeiten - klingt auf der einen Seite irgendwie sinnvoll, auf der Anderen aber auch etwas quatschig, oder? Dass das ganze viel Sinn ergibt, lässt sich im Sommer am besten spüren. In zwei Wochen Urlaub in den Bergen ist große Entspannung eingetreten, einfach den Moment genießen, keine Pläne und Sorgen haben, ein bisschen den Gedanken nachhängen, die wie die wenigen Wolken am Himmel so vorbeiziehen. Dazu passt Erstmal Für Immer von Florian Paul & Die Kapelle Der Letzten Hoffnung. Ein sanfter, lässiger Track über die vielleicht große Liebe, übers Vermissen, übers Träumen. Mehr ist es nicht, aber das ist genau richtig zu Zeiten, in denen im Kopf einfach nicht so viel passiert. Ein toller Track des sympathischen Sängers, der im Video dazu lässig durch die Schweiz spaziert.


Young Rebel Set
(Ms) Ist der Begriff Brit-Pop eigentlich außerhalb von Oasis in diesen Tagen noch zulässig? Gitarrenpop von der Insel - wenn es man es dabei belässt, geht das selbstredend klar. Für mich schwingt damit auch immer ein bisschen Pathos mit und eine Art des Mitgerissenwerdens, die sich schwer erklären lässt. Höre ich Anchorage von Young Rebel Set, ist das mindestens für die Hälfte des Tracks lässig, aber mehr auch nicht. Doch je weiter der Song voran schreitet, desto mehr Power entwickelt er und somit wird es plötzlich ganz spannend! Wie machen die das? Liegt es an den E-Gitarren, die immer mehr durchscheinen, am Solo zwischendurch? Es entsteht mehr Dynamik und Dampf und so wird aus einem scheinbar unscheinbaren Lied ein ziemlich geiles Brett! Dabei hätte niemand so richtig gedacht, dass diese Band überhaupt nochmal neue Musik raus bringt, nachdem ihr damaliger Sänger vor sechs Jahren verstarb. Doch da schwirrte noch etwas, der Song entstand schon 2012 und wurde jetzt nochmal neu aufgenommen. Die Band ist zurück, bringt mit Sun am 5. September eine neue EP raus und kommt auf Tour - alle hin da!

15.09. Langenberg, KGB
16.09. Essen, Zeche Carl
17.09. Bremen, Tower
18.09. Osnabrück, Kleine Freiheit
19.09. Kaiserslautern, Kammgarn
20.09. Köln, Gebäude 9
21.09. Wiesbaden, Schlachthof
23.09. München, Ampere
24.09. Reutlingen, franz.K
25.09. Hannover, Musikzentrum
26.09. Hamburg, Molotow (Restkarten)
27.09. Berlin, Frannz Club (ausverkauft)


We Are Scientists
(Ms) Regelmäßig trauere ich den 00er-Indie-Jahren hinterher. Es war einfach so prägend, dass fast jede Woche ein neues Knaller-Album erschien. Viele große Songs, viele große Bands, viel E-Gitarre. Aber ist das wirklich vorbei? Klar, rein kalendarisch schon. Aber viele dieser Bands liefern ja einfach weiter stabil ab. We Are Scientists zum Beispiel - kaum zu glauben irgendwie. Eine der Bands, über die immer viel gesprochen wurde und die zahlreiche starke Songs schrieben, aber der ganze große Druchbruch kam nie. Egal, Keith Murray und Chris Cain machen einfach immer weiter, hauen Album um Album raus und sind immer auf Tour. Mit dem gleichen Sound von vor zwanzig Jahren, aber er ist halt auch immer noch richtig geil und total frisch. Vergangenen Freitag erschien ihre neue Platte Qualifying Miles und sie haut in dieselbe Kerbe wie zuvor. Allerfeinster Indie-Rock, an dem nun wirklich gar nichts auszusetzen ist und die alten Zeiten sind doch noch nicht vorbei…

04.11. München, Strom
05.11. Erlangen, E-Werk
07.11. Dresden, Beatpol
09.11. Mainz, Schon Schön


Pendulum
(Ms) Die Nacht zum Tag machen - eine etwas abgedroschene Floskel, aber vor 14 Jahren gab es einen sehr einprägsamen Moment, der das einfach umgesetzt hat. Beim Open Flair spielten Rise Against eine exklusive Deutschlandshow am Sonntagabend. Danach gingen schon einige Leute und bauten ihre Zelte ab. Und begangen einen schweren Fehler. Denn danach spielten noch Pendulum und das war einfach von einer anderen Welt. Plötzlich wurde es taghell, so viele Strahler standen auf der Bühne und die Band hat einen Sound auf die Bühne gebracht, das war irre! Harter Rock, derbe Synthie-Sounds, extrem satter Bass, kaum Momente zum durchatmen. Wem vorher nicht das Trommelfell geplatzt ist, das war dann der Moment. Lange war es ruhig um die Band, es gab ein paar vereinzelte Auftritte, jetzt folgt ein neues Album. Interims erscheint am 22. August und ballert den Sommer nochmal so richtig durch. Diese Musik am besten laut erlebt werden. Save The Cat geht in genau die selbe Richtung wie damals und die Energie ist genau die gleiche - Wahnsinn!

14.10. Berlin - Columbiahalle
23.10. Köln - Palladium
24.10. Offenbach - Stadthalle
25.10. Stuttgart - Porsche Arena


Grandbrothers 
(Ms) Wir erleben zwar momentan den Zenit des Sommers, doch insbesondere aus Konzertgängerperspektive lohnt sich der Blick in den Herbst immer in besonderem Maße. Die Clubs und Hallen werden wieder reichlich bespielt, man kommt fast in Terminnot, muss sich zwischen zwei Gigs am gleichen Abend entscheiden. Wenn ich aber bei einer Entscheidung Abhilfe leisten kann, dann ist es diese hier: Nicht wann oder wo ist hier wichtig. Sondern nur das Ob. Und das muss mit einem klaren Ja beantwortet werden. Denn ein Konzert wie die Grandbrothers es aufziehen, gilt es unbedingt zu erleben. Hier entstehen Klänge und Welten zwischen Digitalem und Analogem, die ich so noch nie erlebt habe. Mit ihrer neuen Single Fable öffnen sie sich das erste Mal auch Soundstrukturen, die nicht nur an dem Klavier erzeugt werden und reichern ihrer eigenen Musik weitere Facetten an. Es lässt sich tief in diese Sphären eintauchen und das ist einfach nur wunderschön und lohnenswert. Am 26. September veröffentlichen sie mit Elsewhere ihre neue Platte und sind dann für einige Auftritte unterwegs. Also nochmal: Unbedingt hingehen, es wird großartig!

31.10.2025 - Botschaft, Osnabrück
01.11.2025 - Stadthalle, Köln
02.11.2025 - Schlachthof, Bremen
05.11.2025 - Gruenspan, Hamburg
06.11.2025 - Huxleys, Berlin
07.11.2025 - UT Connewitz, Leipzig
19.11.2025 - Konzerthaus, Wien
19.11.2025 - Muffathalle, München
01.03.2026 - Theater, Münster


Low Key Orchestra
(Ms) Man liest: Band XY hat eine neue Single am Start und das Gehirn geht dann einen eigenen Weg und spukt einem vor, wie das dann klingen mag. Die grauen Zellen arbeiten passiv und aktiv gleichzeitig, aber eine Erwartungshaltung ist schnell zusammen gebastelt. Umso besser, wenn sie dann recht klar gebrochen wird mit einem Sound, der dem Vorherigen so gar nicht entspricht aber dennoch total gut ins Gesamtbild passt. So macht es Sönke Torpus, der sein Solo-Projekt Low Key Orchestra nennt, auf seiner neuen Single Too Shy To Show. Wie er da mit Rhythmen spielt, ist einfach nur großartig und macht ungeheuer viel Spaß und ergänzt den vorherigen Track Maybe Words ganz phantastisch! Es werden noch mehr Lieder in diesem Jahr kommen und ich bin ganz glücklich darüber, dass somit noch viele Überraschung auf mich warten. Bevor er mit Band auf eigene Tour geht, eröffnet er für Young Rebel Set auf deren Konzerten die Abende (s.o.).

02.10. Langenberg - KGB
03.10. Schmalförden - Kulturgut Ehrenburg
04.10. Köln - Die Wohngemeinschaft
07.10. Dresden - Societaetstheater
08.10. Berlin - Schokoladen
10.10. Klanxbüll - Charlottenhof
11.10. Hamburg - Knust