Foto: Andreas Hornoff |
Alter Zorn heißt das neue Album, das am 17. Januar erscheinen wird. 11 neue Tubrostaat-Lieder, die in wenigen Wochen lautstark und druckvoll durch die Hallen dieses Landes krachen werden. Wer die Gruppe je gesehen hat, weiß, wovon ich spreche! Die Fangemeinde der Band ist ja derart positiv bekloppt, dass sämtliche Stücke von vorn bis hinten mitgesungen, mitskandiert, mitgefeiert werden! Es wirklich großes Fest!
Für Alter Zorn muss ich jedoch eine Aussage von oben etwas revidieren. Der Sound ist bei weitem nicht allzu Turbostaat-klassisch. Klar: die oft hohen, schnellen Gitarren, der tanzende, sehr variable Bass und das bei manchmal allem aufkommenden Krach zusammenhaltende Schlagzeug bilden nach wie vor die Basis. Darüber hinaus wird auf diesem Album aber auch ab und an experimentiert. Nichts Außergewöhnliches, sondern die richtigen Sounds an den richtigen Momenten für eine noch höhere Unterstreichung der Dringlichkeit in Text und Musik. Das zeigt auch schon das Cover. Darauf blickt ihr langjähriger Produzent Moses Schneider verschmitzt punkig in die Kamera. Leicht vergilbt, aus einer scheinbar anderen Zeit, aber ziemlich Punk! Denn das ist ja das, was die fünf Herren aus dem Norden seit 25 Jahren machen: Punkrock! Das größte Markenzeichen dieser Musik ist ja die Unzufriedenheit und die Wut. Beide spielen auf dem neuen Album eine große Rolle und sie haben sich verlagert. Die vielen Geschichten, die oft am Watt oder der schleswig-holsteinerischen Einöde spielten, spielen nun in der Großstadt, haben eine andere Dynamik, andere Themen.
CUT!
Der obige Text war schon länger fertig, da habe ich Alter Zorn zwei, drei Mal nebenbei laufen lassen. Das verleitete mich zu den Aussagen zum Sound, zu denen ich immer noch stehe. An ein paar Stellen wurde richtig gut was ausprobiert. Doch dann wollte ich nochmal in die Tiefe gehen, die Texte wollte ich verstehen. Die Geschichten finden, ein Timbre des Albums herauskristallisieren. Doch mich umgab beim Hören nur noch gähnende Langeweile. Ein Zustand, den ich so nicht unbedingt bei Turbostaat vermutet hätte. Doch ich musste feststellen, dass mich das ewig Kryptische und der weiter abgespulte Turbostaat-Sound anöden. Geschichten von ihm und ihr und ach… Uhlande hat mich schon nicht so stark vom Hocker gehauen. Bei Alter Zorn nun fehlt mir definitiv eine Weiterentwicklung. Das Klang steht und ist beinahe schon angerostet. Ich hätte nicht gedacht, dass mich Punkrock mal so langweilen würde wie auf diesem Album. Und das tut mir richtig leid, dass ich das schreibe. Ich wollte schon ganz nüchtern und objektiv an diese Platte herangehen, aber es gelingt mir überhaupt nicht.
Ein paar spannende Phasen gibt es dennoch. Subraum ist ein überraschend unkryptischer Track über das Engerwerden in der Großstadt. Namentlich sogar benannt, es geht um Hamburg. Weg von der Küste, ab in die Metropole. Das Griffige tut der Band ganz gut. Klanglich Neues gibt es auch auf Alter Zorn, dem Titeltrack. Eine derart krass platzierte Snare habe ich bei Turbostaat noch nie gehört - wirkt richtig gut! Isolationen und Nachtschimmel sind ganz tolle Lieder. Klassische Turbostaat-Songs halt. Sie machen viel Freude, werden auf den Konzerten wunderbar aufgehen, aber entfachen kein Feuer, das diese Platte richtig strahlen lässt. Musikalisch richtig spannend ist kurz vor dem Ende noch Den Annern Sin Uhl. Erneut kommt diese Überraschung aus der Rhythmusgruppe, rollender, sehr satter Bass, marschierendes Schlagzeug und ein nie zuvor gehörtes Geräusch auf den Tracks der Flensburger.
Alter Zorn. Eine Platte einer herausragenden Band, die mich aber zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd packt und mitnimmt. Die Erwartungen waren groß, sie wurden alle nicht entfacht. Die Vorfreude pochte schon lange, ist aber zum erlahmen gekommen. Das tut mir irgendwie leid. Aber so ist das nun mal. So ist das in dem überzeugten Wissen, dass ihre Konzerte auf der kommenden Tour - dennoch oder trotzdem - großartig werden:
27.02.2025 Wolfsburg, Hallenbad
28.02.2025 Marburg, KFZ
01.03.2025 Magdeburg, Factory
02.03.2025 Rostock, Peter Weiss Haus
12.03.2025 Köln, Kantine
13.03.2025 Hannover, Faust
14.03.2025 Leer, Zollhaus
15.03.2025 Wiesbaden, Schlachthof
16.03.2025 Bochum, Bahnhof Langendreer
02.04.2025 Dresden, Tante Ju
03.04.2025 AT-Wien, Das Werk
04.04.2025 Erlangen, E-Werk
05.04.2025 Leipzig, Conne Island
16.04.2025 Jena, Kassablanca
17.04.2025 CH-Winterthur, Salzhaus
18.04.2025 CH-Bern, ISC
19.04.2025 München, Feierwerk
20.04.2025 Karlsruhe, P8
15.05.2025 Berlin, SO36
22.05.2025 Hamburg, Markthalle
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