Sonntag, 12. Januar 2025

Live in Bremen: B O D I E S

Foto: Timothy Wiehn
(Ms) Nein, an so einem Abend mache ich keine Fotos. Das gehört sich in meinen Augen nicht, passt nicht zur Atmosphäre und warum sollte ich mein Handy während so eines phantastischen Konzerts raus holen? Mit professionellem Equipment aus den ersten Reihen… ja, dann kann ich es verstehen. Es gab ja auch viel zu sehen. Und noch mehr zu hören.

Am Samstagabend zeigte sich die Bremer Innenstadt von ihrer schönsten Seite. Die sogenannten Lichter der City haben die großen, prächtigen Gebäude um den Roland aber auch an anderen Orten großartig illuminiert. Dazu klang teils klassische Musik und genau das war mein Weg zur Glocke. Mitten in der Stadt liegt dieser klassische Konzertsaal mit knapp 1400 Sitzplätzen. Nur wenige waren noch frei als dort im großen Saal um 20 Uhr das Licht ausging und Kat Frankies Projekt B O D I E S die Bühne betrat. Mit ihr standen Albertine Sarges, Barbara Greshake, Erika Emerson, Fama M'Boup, Liza Wolowicz, Tara Nome Doyle und Trinidad Doherty für gut 100 Minuten auf der Bühne und haben Unglaubliches vollbracht.

Spricht man von A Cappella Gruppen, kommen einem eventuell Bands wie die Wise Guys, Basta oder Maybepop in den Sinn. Damit haben B O D I E S wirklich nichts zu tun. Was sonst einen eher unterhaltsamen, mitunter flapsigen, aber dennoch natürlich musikalisch hohen Anspruch hat, hat bei diesen acht Frauen eine sehr sinnliche Seite. Die Künstlerinnen sind alle auch solo erfolgreich unterwegs, doch wirkten zusammen auf der Bühne sehr nach einer Einheit, nach einem Organismus. Oft standen sie nebeneinander. Doch es gab auch zwei große Holzelemente, die zusammen wie der Rumpf eines Schiffes aussahen. Zusammen haben sie sie auseinander geschoben und verschieden platziert. Sehr minimalistisch, sehr wirkungsvoll. Mal saßen die Sängerinnen darauf, mal standen sie, mal war es einfach nur der Hintergrund (s.u.).

Kein Rhythmusinstrument, keine Verstärkung, nur in Handmikrophon, das für den Bass genutzt wurde. Sonst nur die Stimmen der acht Frauen. Doch was heißt hier „nur“?! Mit ihren organischen Instrumenten - dem Instrument des Jahres übrigens - verzauberten sie schnell die aufmerksamen BesucherInnen. Was teilweise sehr leichtfüßig klingt, muss extrem genau sein und hochgradig professionell. Zudem würde jeder Fehler sofort auffallen. Es gab keinen.

Im Mittelpunkt stand Kat Frankie, die dieses Projekt initiiert hat, leitet, arrangiert. Sie erzählte ein wenig zu den Liedern, was dem aufmerksamen Zuhören eine unterhaltende Pause verlieh. Ja, es war kein normales Popkonzert in irgendeinem Club. Das war Hochkultur. Es war Kunst, die auch sehr gut choreographiert war. Es gab einstudierte Bewegungen, seichte Tänze, langsam aber wirkmächtig. Dann stampften sie mit den Füßen auf, schnipsten, klatschten einen Rhythmus. Oder standen sich so gegenüber, dass ein gesungenes Gespräch stattfand. Es war ein Abend, der aus viel Staunen und aufmerksamem Zuhören bestand. Es war auch ein Abend der Gestik und Mimik. Denn es ist gar nicht so leicht, die eigene Stimme zu steuern, wenn gleichzeitig sieben andere etwas anderes singen. Bewegungen der Hände, des Oberkörpers und des Gesichts helfen dabei. Das war spannend zu sehen, wie die acht Sängerinnen sich verschieden bewegten. 

Egal, welches Lied sie sangen. Die Arrangements für B O D I E S oder Kat Frankies Solo-Lieder. Es war ein eindrucksvolles Erlebnis, wie Pop zu klassischem Gesang überging. Es war beeindruckend, wie aus acht Stimmen eine Einheit wurde. Es war sanft und klar. Es war energisch und seicht. Dabei ließ sich beobachten, wie konzentriert die Sängerinnen waren aber auch wie sehr sie sich darüber gefreut haben, dass alles so aufging, wie sie es sich ausgedacht haben. Ich staune immer noch!

Geht da unbedingt hin, wer weiß, wann es die nächste Chance gibt:

12.01.2025 Darmstadt, Staatstheater
14.01.2025 Nürnberg, Löwensaal
15.01.2025 Hannover, Pavillon
16.01.2025 Köln, Philharmonie
20.01.2025 Berlin Philharmonie
25.01.2025 Erfurt, Theater Erfurt
15.02.2025 Dresden, Kulturpalast
21.02.2025 Hamburg, Elbphilharmonie
22.02.2025 Osnabrück, Botschaft
28.02.2025 Leipzig, Gewandhaus
15.03.2025 Gütersloh, Theater Gütersloh
02.12.2025 München, Isarphilharmonie

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