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Japanese Breakfast
(Ms) Die Kunst des guten Albumtitels. Für mich gehört das immer zum musikalischen Gesamtwerk mit dazu. Einige Namen sind gar nicht mal so spektakulär. Nun gut, es muss auch nicht immer der große Wurf auf dem Wörtermarkt sein. Aber pfiffig oder griffig oder aufmerksammachend wäre schon cool. Brichst Du Mir Das Herz, Dann Brech Ich Dir Die Beine. Olli Schulz hat es vor vielen Jahren vorgemacht. Michelle Zauner zieht jetzt nach, nicht in der humorvollen Art, sondern einfach mit schönen Worten und direkt adressiert. Denn ihr großartiges Projekt Japanese Breakfast veröffentlicht am 21. März das Album For Melancholy Brunettes (& Sad Women) an. Genial, oder?! Erhält die gute, alte Melancholie wieder einen Traumplatz im Pop? Davon ist auszugehen, denn recht weit oben ist Zauner mit ihrer Band schon angekommen. Vielleicht ein klein wenig zu weit, darum geht es auf der Platte. Jubilee, der Vorgänger, war ungemein erfolgreich (und auch ungemein gut!), lief aber Gefahr, dass es alles ein wenig zu viel wird. Ein Album, um sich zu erden?! Tja, vielleicht könnte man so sagen. Orlando In Love zeigt recht eindrucksvoll, wo die Reise hingeht. Sie ist ruhiger, zarter, verletzlicher, aber auch nicht ganz so düster, wie man meinen könnte.
Eat Girls
(Ms) Avantgarde. So wurde - wenn ich mich richtig erinnere - eine Zeit lang (oder jetzt immer noch?) Musik beschrieben, die etwas schwer zugänglich aber richtungsweisend ist. Oder war. Vorweg gehen, nichts anderes bedeutet das schöne Wort. Manche Musik braucht Zeit des sich drauf Einlassens, bis sie ihre ganzen Glanz preisgibt. Im November letzten Jahres ist Area Silenzio von der französischen Band Eat Girls erschienen. Die drei Frauen dahinter experimentieren mit Loops, Synthies, verschiedensten Sounds. Es ist im Grunde genommen schon Pop, aber auch sehr, sehr frei. Dark Wave könnte es auch sein. Es mag aufs erste Hören etwas sperrig klingen. Doch ich verspreche, der schöne, kopfnickende Kern dieser Platte wird sich auf jeden Fall öffnen, wenn man sie häufiger hört. Ob diese Scheibe große Akzente setzen wird, mag ich bezweifeln, dafür ist die Band zu unbekannt. Noch. Vielleicht ist dies ja der Türöffner zu Größerem. Bezeugen kann ich es nicht, aber ich las, dass ihre Konzerte eine Wucht, ein Erlebnis sind. In den nächsten Wochen sind sie hier zu Gast und es könnte, während ich die Platte höre, wirklich sehr, sehr gut werden!
22.01.25 - Kinett, Kusel
24.01.25 - Kantine, Köln
30.01.25 - Release Party, Hafeklang, Hamburg
31.01.25 - Neue Zukunft, Berlin
06.02.25 - Merlin, Stuttgart)
24.01.25 - Kantine, Köln
30.01.25 - Release Party, Hafeklang, Hamburg
31.01.25 - Neue Zukunft, Berlin
06.02.25 - Merlin, Stuttgart)
The White Album
(Ms) The White Album ist natürlich ein denkbar ungeschickter Name für eine Band, um mal schnell gefunden zu werden. Die Beatles haben diesen Namen für eins ihrer Alben einfach recht gut besetzt. Nun gut. Mit Sounds aus längst vergangenen Tagen hat dieses dänische Trio gar nichts gemein. Frederik Vedersø, Claus Arvad und Jakob Eilsø stecken dahinter. Sie spielen Folkpop. Also geprägt durch große Melodien und von Akustikgitarren. Mumford & Sons haben dieses Genre ja leider ein bisschen kaputt gemacht. Aber diese drei Typen aus dem europäischen Norden betreiben mit ihrer Musik Wiedergutmachung. Mindestens. Denn das, was sie hier spielen, ist einfach nur wunderschön. Es ist die Musik der Sehnsucht, der Liebe, des Zweifels, des Staunens, des zutiefst Menschlichen. Borders heißt ihr neues Album, das am 7. Februar erscheinen wird. Und während ich ihre aktuelle Single Switzerland höre, bleibt mir fast das Herz stehen. Es ist die pure Schönheit. Ja, es ist zu drei Vierteln herrlich folkpoppig, doch das wunderschöne Finale hat es in sich. Dafür wurde doch Musik erfunden, oder?! Ich finde schon!
15. Februar 2025 - NUN KaffeeHaus, Karlsruhe
16. Februar 2025 - Klimperstube, Freiburg
18. Februar 2025 - Pension Schmidt, Münster
19.Februar 2025 - Bar BoBu, Berlin
20.Februar 2025 - Riptide, Braunschweig
21.Februar 2025 - BIRDLAND, Hamburg
22.Februar 2025 - Tonfink Kulturcafé & Bar, Lübeck
13.März 2025 - TOR6 Theaterhaus, Bielefeld
14.März 2025 - Kirche Alt-Garbsen, Garbsen-Mitte
Ain‘t Ur Enn
(Ms) Wo steht Indie eigentlich 2025?! Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe nicht die geringste Ahnung und wüsste auch gar nicht mehr, was man darunter alles fassen kann und was nicht. Die Genres haben sich alle viel zu sehr vermischt, dass eine klare musikalische Linie bei Indie gar nicht mehr gegeben ist. Was bleibt, ist die Bedeutung des Namens: Unabhängigkeit. Doch wenn ich Ain‘t Ur Enn mit seinem Track A Corpse Is Lying In My Bed höre, dann fühle ich mich sichtlich zurück katapultiert ins Jahr 2008 oder so. Das geht direkt komplett nach vorn, der Gesang herrlich verzerrt, die Gitarren dominant, die Assoziationen zu allem, was damals aus Großbritannien gekommen ist, sind groß. Doch hinter diesem Namen steht Ennio De Caro aus der Schweiz. Er hat alles selbst eingespielt und veröffentlicht am 30. Mai seine erste Platte Languish auf dem sehr guten Label Tomatenplatten. Na, wenn der in den nächsten Jahren nicht beim Appletree, Haldern Pop, Immergut oder Watt En Schlick spielen wird… Ich wollt es ja nur eben mitteilen.
Ten Fé
(Ms) Musik mit Dramatik kann sehr intensiv sein. Kann die Möglichkeit entfachen, sich in ganz andere Sphären zu verflüchtigen. Das Herz schlägt schneller, die Bilder immer größer, der Grad des Eintauchens erhöht sich stetig. Beim Auftauchen wird klar, dass das auch ein wenig Kraft gekostet hat, aber auch beglückend war. Kann aber auch anstrengend werden.
Ist die Realität derzeit aber nicht anstrengend genug? Ist zwischen Waldbrand, Klimakatastrophe, Kriegen und faschistischen Regierungen hier und dort nicht mal Zeit, um runter zu fahren? Einmal innehalten? Einmal das Hamsterrad still stehen lassen? Ja, ich bin davon fest überzeugt. Und dann klingen Ten Fé aus den Boxen. Ben Moorehouse und Leo Duncan haben die Band vor Jahren in London gegründet, haben viel ausprobiert, lange Zeit elektronisch. Nun kommen sie an einem folkigen Pop an und es klingt wunderbar zurück gelehnt, entspannt, sanft, unaufgeregt, ruhig und dennoch mit einer feinen Intensität versehen. Am 24. Januar erscheint ihr neues Album Still In Love und drei Titel daraus sind schon zu hören. Einer schöner als der andere. Und ohne die ganz großen Gesten entfachen sie dennoch starke Momente. Wie Calexico nur etwas seichter und poppiger. Das tut ungeheuer gut und kann eine Platte werden, die dieses Jahr noch Wunden heilen wird.
05.02.2025 Berlin - Privatclub
07.02.2025 Köln – Yuca
Dota
(Ms) Wenn ein Musikstück aus heiterem Himmel voll in die eigene Realität knallt!
Diese sogenannten Gesundheits-Apps auf dem Handy, die man nicht löschen kann, habe ich vor langer Zeit deaktiviert. Doch dann ging mir mein eigener Bildschirmkonsum auf die Nerven. Dieses in die Leerestarren ist mein persönliches Armutszeugnis. Verschwendete Zeit. Komplett. Dann habe ich wieder angestellt, dass mir mein Telefon anzeigen soll, wie viel ich Zeit daran verbringe. Gruselig. Ganz, ganz schlimm. Also versuche ich mir Strategien zurecht zu legen, wie der Konsum weniger sein kann und es ist eine harte Aufgabe. Ich bin komplett süchtig und abhängig.
Davon singt auch Dota. Seit gestern. Wahnsinn! Da kommt plötzlich dieses Lied Einfach Zu Abgelenkt raus und plumpst so in meine eigenen, bereits vorhandenen Gedanken und zaubert mir ein Strahlen ins Gesicht. Ich mag das sehr. Recht hat sie im Text. Tausend Sachen schwirren über den Bildschirm, die Aufmerksamkeitsspanne sinkt, das Im-Moment-Sein schwindet. Traurig. Dota unterlegt das dann noch mit einem catchy Keyboard-Sound und macht die lyrische Tristesse tanzbar. Dieser Twist gefällt mir sehr. Dazu kommt wieder ein eigenes Album raus, Springbrunnen wird es heißen und am 27. Juni veröffentlicht. Wer Dota zuletzt live sah, hat Einfach Zu Abgelenkt auch schon hören dürfen. Großartig! Ich freue mich sehr auf neue Lieder dieser klugen, unglaublich sympathischen, aktivistischen, talentierten Künstlerin!
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