Freitag, 13. September 2024

ischia - Leave Me To The Future

Foto: Franziska Barcsay
(Ms) Erst letzte Woche ist das neue Album von Blush Always erschienen und im Zuge dessen ließ ich mich ein wenig darüber aus, dass ich neu veröffentlichte Musik zuletzt als immer komplizierter oder arg bedetungsschwanger erlebt habe. Blush Always ist da die wunderbare Ausnahme aus Leipzig. Dass der gute alte, leichtfüßige, teils verspielte Indierock aber auch noch woanders richtig kurzweilig funktioniert, beweisen ischia auf ihrem Debut, das sie am 13. September veröffentlichen werden. Ja, die Band wird mit einem kleinen i geschrieben - wichtig. 11 Songs schenkt uns das Wiener Quartett, 34 Minuten Spielzeit - perfekt! Dass in Wien gerade viel spannende Musik geschrieben wird, zeigt, dass alle Bandmitglieder noch in einer anderen Gruppe spielen. Doch alle vier legen großen Wert darauf, dass ischia kein Nebenprojekt ist, das nur mal eben ein Album veröffentlichen will, kurz auf Tour geht und dann nur halbherzig betrieben wird. Nein, nein. Dafür ist die Platte auch viel zu gut! Leave Me To The Future heißt sie, was für ein guter Titel! Etwas aufgeben, um weiterzugehen. Adele Ischia (daher der Bandname) und Hjörtur Hjörleifson spielen auch zusammen bei Endless Wellness. Hinzu kommen Lena Kauntz und Philipp Hackl. Zusammen entfachen sie eine richtig starke Energie! Irgendwie ist die Zeit vorbei, in der ich auf Indiepartys die Nächte durchtanze. Hätte ischia diese Platte in meiner Studentenzeit veröffentlicht, hätte ich den DJ (liebe Grüße an Eavo) richtig übel damit genervt, dass er die Österreicher auflegen soll.

Was macht aber nun den Zauber dieses Albums aus? Zum Einen ist es ein Indierock, wie ich ihn lange einfach nicht mehr gehört habe, kleiner nostalgischer Faktor. Zum Anderen - und das wiegt schwerer - ist die Platte sehr abwechslungsreich. Immer wieder knallt die Gitarre richtig, dann kommen ein paar sehnsüchtige Parts, die Gesangslinien sind toll aufgebaut, das Schlagzeug peitscht regelmäßig nach vorn und dann werden die Verstärker wieder und wieder aufgedreht, sodass es herrlich scheppert! Neben diese guten Arrangements gesellt sich ein bestechendes Gespür in der Band für Groove. Das, was uns mitwippen lässt. Das, was schnell dazu führt, neugierig weiter hören zu wollen.

Mit Sides geht es los und die Gitarre gibt die Hookline vor - yes, so soll eine Platte beginnen! Ein super ausgewogener Track, der uns daran erinnert, dass wir uns in vielen Momenten einfach entscheiden müssen, statt weiter zu lavieren. Um Unsicherheiten geht es auch auf Is It Gonna Last, wie der Titel schon verrät. Was bleibt, wenn alles so schnell an uns vorbei zieht? Dazu schleppt sich das Schlagzeug in bester Manier durch den Track und die Gitarre beweist sich ein weiteres Mal als Melodiegeber! Die Lyrics von Sorry Mama sind recht kurz, aber unsagbar prägnant! Sie sprechen mir total aus dem Herzen. Da hat man es gerade geschafft, ein erwachsenes Leben auf die Beine zu stellen, wird man gefragt, wann denn die Kinder kommen. Nee, Mama (oder wer auch immer), darüber will ich wirklich nicht reden. Wow, was für ein tolles Lied! Sleep ist auch so eine Nummer, die mich ganz schnell in ein Musikhörfeeling der 00er Jahre versetzt. Ist es die Orgel? Sind es die Texte, die darum schwirren, einfach mal in Ruhe gelassen zu werden? Vielleicht ein guter Mix in einem herrlichen Track! Während All The Weight eine kleine Pause einlegt, geht es mit Fake so richtig ab! Dabei beginnt dieser Song als sanfte Feelgood-Nummer, ehe die Gitarren ein weiteres Mal mit dem Refrain so richtig Fahrt aufnehmen! Für mich ist es der Höhepunkt der Platte und klingt sogar richtig gesellschaftskritisch: „You think you are the victim / While you are the source / Of every fucking tragedy.“ Klar, das lässt sich auf auf privater Ebene deuten, aber dass das Private politisch ist, wissen wir ja schon lang! Auf People lass ich mich wiederum vom retardierenden Moment der Gitarrenriffs einlullen und finde es gut! Darüber, wie sorglos manch Leute ihr Vokabular nutzen, geht es auf Intention. Wenn einem tagelang Äußerungen eines Gegenübers nachhängen und man einfach nicht weiß, was es zu bedeuten hat…

Was Leave Me To The Future zu bedeuten hat, ist hoffentlich klar geworden: Hier wartet eine Indierockplatte auf uns, die es in sich hat. So viele gute Lieder, so viel Groove, so viele starke Gitarrenmelodien, so viele prägnante und vor allem sehr klare Texte. So viel Leichtigkeit, so viel spürbare Freude am Musikmachen. Wow, das ist sehr beeindruckend. Und ich bin mir sicher, dass dieses Album ganz weit oben in meinem Best Of des Jahres landen wird!

27.09. Wien - B72
13.10. Leipzig - Naumanns
14.10. Wiesbaden - Kesselhaus
16.10. München - Ampere
24.10. Innsbruck - Mariatheresia
30.10. Graz - Dom im Berg
31.10. Villach - Kulturkeller
01.11. Dornbirn - Spielboden


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