Dienstag, 18. Juni 2024

KW 24, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Sb/ms) Beim Blick nach draußen kommt noch so gar kein Festivalbegehren auf. Wer jetzt davon faselt, wie geil Dauerregen und Sturm sei, wenn die Bühnen draußen bespielt werden, betrügt sich selbst. Null geil ist das. Lieber entspannt im Sonnenschein, oder?! Genau! Ein Glück, dass das Watt En Schlick Fest in Dangst unlängst einen großen Teil seines Line-Ups bekannt gegeben hat. Eine äußerst spannende Ankündigungspolitik steht dahinter: Ein, zwei Tage nach dem Festival sind Tickets fürs kommende Jahr zu haben, für dieses Jahr waren sie in 3 Minuten weg. Alle. Und erst sechs Wochen vor dem Fest werden die Bands bekannt gegeben. Hier herrscht sehr viel Vertrauen, dass die Veranstaltenden viel richtig machen. Recht so! Denn am kleinen Örtchen Dangst am Jadebusen, gegenüber von Wilhelmshaven, schlagen richtig gute Namen auf in diesem Sommer: Fortuna Ehenfeld, Die Sterne, Mine, My Ugly Clementine, Faber, Erobique, Joy Denalane, Moop Mama, Dino Brandao, Kapa Tult, Charlotte Brandi undundund! Wahnsinn! Ein Festival direkt am Strand und dann noch diese Namen. Das wird nicht nur entspannt, sondern auch hochgradig tanzbar! Letztes Jahr war ich schon für einen Tag da, für dieses Jahr durfte ich eins der Wochenendtickets abgreifen und die Vorfreude glitzert schon am Horizont! 

Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys
(sb) Sie haben es schon wieder getan! Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys sind mit ihrem neuen Album Kult von 0 auf 1 in die deutschen Charts eingestiegen - und das völlig zurecht. All killer, bis auf einen Track no filler! Das Sextett vom schwäbischen Ufer des Gardasees fühlt und lebt den Schlager, transportiert die Amore der 80er in unsere dunklen Zeiten und erhellt die Leben derer, die offen sind für Welthits á la Santorin, Bardolino, Sophia Loren oder Velocità. Ganz große Liebe!
 

 
Dino Paris & Der Chor der Finsternis
(Ms) Der Blick in die Nachrichten genügt, um zu dem sehr simplen Schluss zu kommen: So gut sieht das alles gar nicht aus. Welche Richtung nimmt Europa an? Wann kommt wo die nächste Naturkatastrophe?! Wie geht es hierzulande politisch weiter? Wie wappnen wir uns gegen den Klimawandel? Wann werden Verbrenner endlich abgeschafft? Wie fahrradfreundlich können die Städte werden? Zig solcher Fragen könnte ich noch stellen, sie stimmen nicht wirklich euphorisch. Aus künstlerischer Sicht braucht es ein passendes Bild dazu und da dachte sich Dino Paris & Der Chor der Finsternis: Wir fahren alle in der Geisterbahn. Ja, gar nicht so verkehrt, oder?! Das ist auch der Titel seiner aktuellen Single und eines Albums, das am 12. Juli schon erscheinen wird. Wie immer paart Dino Paris Tragik, Ironie mit der Realität. So erscheint die Single musikalisch recht harmonisch, inhaltlich aber nicht unbedingt. Wer ein Lied so nennt, kommt auch an einer Kraftwerk-Autobahn-Assoziation nicht vorbei, hier in der ersten Strophe deutlich zu hören. Geschickt gemacht. Die herrliche Vermischung aus dem Schlimmen und Unterhaltsamen lässt sich auch im Video dazu sehen. Die Vorfreude aufs Album ist groß, da Dinos Musik seit jeher sehr wandlungsfähig ist, also klickt da mal fleißig rein!


Schimpfen
(Ms) Apropos fleißig! Jemand wie Dino Paris hat einfach viel zu viele Ideen für ein einziges Projekt! Es ist wirklich erstaunlich, was er allein dieses Jahr alles gestemmt hat! Sein Solo-Projekt, dann eine elektronische Reise, die er Alien Blut nennt und dann steht er immer wieder auf der Bühne. Ob es seine eigene Performance Requiem For A Car in Bochum ist oder ob er woanders seine Musik beisteuert, es ist beachtlich, was er alles schafft und auf die Beine stellt! Das muss auch nicht immer feinfühlig sein. Die Wut und der Zorn, sie brauchen auch einen Kanal. Ein hervorragender Anlass: Die EM. In Hamburg ist die Fanmeile ironischerweise auf dem Heiligengeistfeld gegenüber vom Millerntor. Da ließ es sich der Fanladen von St. Pauli nicht nehmen, ein großes Banner zu hissen mit der Aufschrift: Wer als Patriot losrennt, kommt als Faschist zurück. Ja, so einfach kann es sein. Kann. Nicht alle Fußballschauenden werden in diesen Tagen zu AfD-Sylt-Assis. Aber die Gefahr besteht. Also hat sich Dino Paris mit Ilay von The Toten Crackhuren Im Kofferraum zusammen getan, die Band Schimpfen gegründet und genau das getan, was der Name verspricht. In gut zwei Minuten schimpfen sie auf Fußball Ist M1 Life herrlich drauf los, wenn es um Deutschtümelei bei den Spielen aktuell geht. Punkrock auf die Fresse. Großartig. Am 28. Juni gibt‘s eine ganze EP mit dem griffigen Titel Schimpfen 1 und ich denke, dass die brachiale Schrammelei dann weitergeht. Ich hab Bock! Und vielleicht wird das das Video des Jahres?!

 
Ernte 77
(sb) Es gab eine Zeit in meinem Leben, da hab ich unheimlich gerne Bands wie Supernichts, The Wohlstandskinder, Chefdenker oder Knochenfabrik gehört. Ist lange her, aber wenn ich heute eher zufällig über die alten Scheiben stolpere und sie dann mal wieder auf den Plattenspieler lege, finde ich sie immer noch geil. Aus dem selben Holz sind auch Ernte 77 geschnitzt und deren neues Album Gruß aus der Küche enttäuscht in seinen 44 Minuten Spielzeit nicht eine Sekunde. Scheiß auf Trends, scheiß aufs Hypes - Punkrock auf die Zwölf und gut is. 19 Tracks mit herzallerliebsten Titeln wie Das Konzept Deutschland ist mir zuwider, Ampeln beschimpfen, Bundeskanzler der Zärtlichkeit, Saufen gegen Psychosen oder Geregelter Tagesablauf fuck off lassen darauf schließen, wie der Hase bei den Kölnern läuft. Alles in allem so unmodern und retro, dass man es zwangsläufig feiern muss.
 


Pascow
(Ms) Lieder tot hören. Kennt ihr das?! Ein und den selben Song immer und immer wieder hören bis der gruselige Tag kommt und er einfach nur noch nervt oder halt der Zauber verloren geht. Ich habe ein bisschen Angst, dass mir das in naher Zukunft bei einem Pascow-Track bevorsteht. Obwohl ich Band seit ein paar Jahren höre, ist mir das bislang noch nicht passiert. Too Doof To Fuck läuft bei mir gerade hoch und runter, nachdem ich einen Konzertmitschnitt aus Bonn mal wieder abgefeiert habe. Pascow, was für eine Band! Die größte kleine Punkband - kann man das so sagen?! Ach, egal!
Am 7. Juli spielen sie in Saarbrücken in der Commune. Die Commune ist ein selbstverwaltetes, linkes Zentrum, wo Bands Proberäume haben. Außerdem ist dort ein Sportverein ansässig und auch eine Gastronomie wird gestemmt. In Zeiten wo vielen linken Zentren öffentliche Gelder gestrichen werden, ist es erstaunlich, dass die Commune erst in diesem Frühjahr geöffnet hat. Doch vier Wochen nach Eröffnung machte das Hochwasser keinen Halt vor diesem guten Ort und etliche Liter Wasser haben einen immensen Schaden hinterlassen. Viele helfende Hände haben mit angepackt und diesen minimiert, doch ein Loch bleibt. Also kommen Pascow vorbei und spielen dort ein Benefizkonzert. Für mich ist Saarbrücken etwas weit weg, aber allen, die es dort möglich machen können: Hin da! Einen guten Ort unterstützen und eine großartige Liveband erleben. Wer zögert da noch?! Tickets soll es hier geben (obwohl ich sie da noch nicht gefunden habe).

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