Freitag, 8. September 2023

KW 36, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: Wikimedia.org
(Sb/ms) Ha! Ja! Das ist der perfekte Quatsch, über den ich mich leidenschaftlich aufregen kann. Also los:
Letztens einer beruflichen Besprechung beigewohnt. Zwei Stunden, mäßig sinnvoll. Ich schau halt so rum, aus dem Fenster, spiele mit dem Kuli. Doch dann blinkte etwas drei Stühle weiter auf. An einem Handgelenk. So eine Smartwatch. Das ist ein ganz eigenes Thema. Mir geht es nur darum, was ich darauf lesen konnte. Irre! Wahnsinn! Da stand echt drauf: „Zeit aufzustehen.“ Dazu passenderweise ein Pfeil nach oben, damit auch allen klar ist, dass ‚aufstehen‘ und ‚nach oben‘ irgendwie zusammenhängt. Fassen wir also zusammen: Die Uhr gibt Befehle, wann die Kollegin sich zu bewegen hat. Die kann bestimmt auch sagen, wie lange sie unterwegs sein muss, damit die Uhr wieder zufrieden ist und klein bei gibt. Nicht, dass sie sich von alleine enger stellt, triezt, piekst. Ja, vielleicht mag es ja Menschen dabei helfen, sich ein wenig mehr zu bewegen, das mag alles sein. Vielleicht ist es für einige ja super und ein guter Motivator. Doch wenn ich da so sitze und diese Befehle sehe, dann sehe ich die Menschheit auch ein Stückchen weiter an der Absage zur Selbstbestimmung.

Dirty Sound Magnet
(Ms) Richtig in Musik eintauchen. Tief und versunken. Einige Genres sind dafür prädestiniert, ja, tragen dieses Gefühl sogar im Namen: Psychedelische Musik. Okay, das ist eher eine Beschreibung anstatt ein klares Genre, denn die Instrumente, die genutzt werden können, um einen psychedelischen Zustand zu erreichen, sind gänzlich unterschiedlich. Krautrock hat es meines Erachtens mit Synthesizern oder klassischer Bandbesetzung geschafft. Und auch in der Rockmusik sind viele Beispiele zu finden. Heute ist es Dirty Sound Magnet, die zwei wichtige Säulen der psychedelischen Musik super verinnerlicht haben. Zum Einen sind es die stetigen Wiederholungen, insbesondere in der Basslinie, zum Anderen sind es lange Lieder, auf denen sich solch eine Spielweise halt auch richtig ausleben lässt. Das Trio aus der Schweiz veröffentlicht am 20. Oktober ihr neues Album Dreaming In Dystopia und es könnte richtig, richtig gut werden, wenn die Linie, die in der Single Insomnia verfolgt, aufrecht gehalten wird. Es ist abwechslungsreich und fetzt - was will man mehr…


Enno Bunger
(Ms) Was tun? Im Hier und Jetzt. Schaue ich in die Nachrichten, will ich sie direkt wieder aus machen. Nur Apokalypse. Klima. Kriege. Wirtschaft. Bildung. Alles geht den Bach hinunter. Viele leiden, wenige profitieren. Ekelig und bedrückend. Was also tun? Lese ich alles nach? Lasse ich mich jeden Tag aufs Neue herunterziehen? Stelle ich mir die Frage, ob meine Freizeitaktivitäten in solchen Zeiten noch angemessen ist? Darf ich das alles? Darf ich auch mal sorglos sein? Verzweiflung oder Trotz? Ich wähle letzteres und bin damit auf der Seite von Enno Bunger, der endlich mal wieder ein neues Lied für die Welt hat, in dem es genau um diese Gegensätzlichkeiten geht. Passenderweise heißt das Stück auch Weltuntergang, tut aber gar nicht so weh. Denn: „Alles hört auf, komm, wir fangen was an.“ Ist es nicht diese Einstellung, die uns hilft?! Natürlich müssen wir uns um all das kümmern und einen Teil dazu beitragen. Uns kann das Elend der Welt nicht egal sein, aber durchzechte Nächte dürfen wir dafür nicht abhaken! Augenmaß und Weitblick sind maßgeblich. Oder?
Natürlich wird eine Single nicht einfach so in die Welt hineingepustet. Enno Bunger hat auch was anzukündigen: Eine Tour und ein eigenes Label und sicher auch bald die Nachricht, dass auf diesem neuen Label ein neues Album erscheint. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Weltuntergang!



Voodoo Beach
(Ms) Die gute, alte Frage: Wann reinhören? Wann lauter machen? Wie kommt der Punkt, dass Musik mich packt? Manchmal ist es die Musik an sich, manchmal sehr gute PR. Manchmal beides. So wie just im Falle von Voodoo Beach, die ich so gar nicht kannte. Die Band wird tituliert als Dark Psychdelic Rock Trio. Yes, da bin ich dabei. Und hätte nie gedacht, dass sie auf Deutsch singen. Auch ohne Gesang packt mich der Sound unmittelbar, denn er ist ungeheuer dicht und kompakt. Dunkle Gitarre, satter Bass, ein Schlagzeug das schleppt und schleppen soll. Für mich ein ganz klares Zeichen, dass die Drei extrem gut miteinander harmonieren, sonst lässt sich so ein Sound eventuell gar nicht erzeugen. Dann der Titel der neuen Single: Die Hand. Yes, hat irgendwie was programmatisches. Der Inhalt des Textes ist nicht mal so tiefgehend. Aber so wie er dargeboten wird, vom Singtempo und dem angesprochenen Sound, kommen die einfachen Zeilen hammerhart zur Geltung. Boah, macht das Bock! Ich bin sofort dabei und freue mich jetzt schon ungemein auf das neue Album Wonderful Life, das am 1. Dezember erscheint. Wuhuuuu!



Moop Mama & Älice
(Ms) Lebt dieser Brass-Sound eigentlich noch? Irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass die Zeit von Moop Mama und Co nicht mehr so glänzen. Hach, so kann ich mich täuschen! Denn so, wie Moop Mama hier klingen, habe ich sie lange nicht gehört. Liebe ist natürlich immer noch dabei, aber der Klang an sich ist viel satter, voller, krasser geworden. Tiefer, deftiger, geht mehr durch Mark und Bein. Und macht ja auch ein bisschen mehr Bock, wenn noch mehr Leute als ohnehin dabei sind. So machen Moop Mama gemeinsame Sache mit Älice, die von Chefboss bekannt sein sollte. Wozu gemeinsam singen? Klar, darüber, dass Zusammenhalt eine Tugend ist, die niemals enden wird! Bildet Banden heißt der neue gemeinsame Track, der so richtig geil ballert. Ja, anders kann man es kaum sagen. Hier kommen Spielfreude, Haltung und Tanzwut im genau richtigen Maße zusammen und davon kann man sich bald hier wieder überzeugen. Große Empfehlung!

08.11.23 Hannover, Faust
09.11.23 Köln, Stadtgarten (ausverkauft)
10.11.23 Karlsruhe, ARD Hörspieltage
11.11.23 Erlangen, E-Werk
12.11.23 Hamburg, Mojo
14.11.23 München, Ampere (ausverkauft)
15.11.23 Regensburg, Alte Mälzerei
16.11.23 Stuttgart, Club Dann



Monta
(Ms) Überraschung! Ich dachte erst, dass ich das falsche Lied erwischt habe, aber es ließ keinen Zweifel zu. Titel und Interpret waren korrekt eingegeben. Dann… etwas später habe ich auch die Stimme erkannt. Die Stimme, die mich schon so viele Jahre begleitet und mir gut tut. Es ist die Stimme von Tobias Kuhn und seinem Projekt Monta. Vor fünfzehn Jahren kam sein überragendes Album Where Circles Begin raus (das jetzt übrigens erstmals auf Vinyl erscheinen wird - kauft das bitte!), ein Nachfolger noch, dann die lange Stille und nun werden alte Pfade wieder begangen. Doch halt auf überraschende Weise. Der Name und die Person sind die selben. Doch kaum wieder zu erkennen. Viel positiver und leichter ist der Klang. Viel poppiger das Arrangement. Hinfort ist die Schwermut und Melancholie. Schon ein paar neue Lieder gab es in den letzten Wochen und Monaten zu hören. Doch bei Every Little Lie Hits Before It Hurts ist nochmal etwas ganz Neues. Es ist super radiotauglich und könnte von allerlei anderen Barden kommen. Doch es ist Tobi Kuhn und niemand anders. Sonst hätte ich wahrscheinlich nicht nochmal hingehört, weil es auch etwas belanglos klingt, aber da schwingt etwas mit, eine alte Begeisterung, ein alter Kniefall vor seiner Kunst, dass dieses Lied weiter klingt als gedacht…

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