Quelle: br.de |
Grandbrothers
(Ms) Wenn mich jemand nach dem Sinn des Lebens fragen würde, wäre meine Antwort: Maßloser Genuss. Etwas anderes fällt mir wirklich nicht ein. Ich halte auch nur wenig andere Dinge für sinnvoll, um dieses eine Leben zu gestalten. Für mich persönlich bedeutet Genuss in erster Linie, vor Bühnen zu stehen und musikalische Kunst zu bestaunen. Viele unterschiedliche Dinge durfte ich schon erleben, fast alles war wirklich toll und traumhaft. Doch es gibt immer wieder ein paar Ausreißer nach oben, weil es nochmal spezieller ist. Vor eineinhalb Jahren sah ich Grandbrothers live in Rotterdam. Das gehört in diese Kategorie des Speziellen. Ich habe nicht verstanden, was Erol und Lukas da auf der Bühne an, um, mit, durch das Klavier machen. Es hat mich aufs Tiefste fasziniert. Es ist die pure Schönheit und zugleich ungeheuer tanzbar. Natürlich muss solche Musik in besonderen Orten gespielt werden. Dass im weitesten Sinne elektronische Popkonzerte überhaupt im Kölner Dom stattfinden, war mir bislang fremd. Nun gut. Letztes Jahr war das Düsseldorfer Duo dort, um zu spielen. Oder was sie dort auch immer gemacht haben. Zum Glück wurde das Ganze von arte gefilmt (s.u.). Letztens lief dieses Konzert bei mir daheim und ich habe die Kinnlade nicht mehr runter bekommen. Das ist so bestechend gut arrangiert. Von vorne bis hinten. Zum Einen ist es toll gefilmt. Zum Anderen finde ich die Steuerung des Lichts bei dieser Aufnahme brillant! Es passt nicht nur perfekt zur Musik, sondern - und so weit gehe ich gern - denke, dass es die Wirkung der Musik noch krasser verstärkt! Wie gerne wäre ich dabei gewesen, was für ein einzigartiges Erlebnis. Doch nicht nur das. Im Kölner Dom haben sie auch ihr neues Album eingespielt. Late Reflections erscheint am 14. April und könnte atemberaubend werden. Wir werden berichten!
Juli Gilde
(Ms) Ach, du liebe Melancholie. Ich bin ja so froh, dass deine Hochzeit in meinem Leben schon länger vorbei ist. Es war ein so herrliches Gefühl, in dem ich mich gerne zum Ende der Schulzeit und zu Beginn des Studiums gesuhlt habe. Ein bisschen Weltschmerz, ein bisschen Liebeskummer und die Frage, was mit diesem Leben so anzufangen ist. Trotz romantischer Verklärung war es auch immer schön, wenn so eine Phase vorbei ist. Ob Juli Gilde in ihrem neuen Lied Wann Fängt Es Wieder An Aufzuhören auch genau davon singt, ist nicht ganz klar, aber so interpretiere ich es. In jedem Fall geht es um die Sehnsucht, dass irgendein Tief aufhört. So herrlich ist auch die sanfte Instrumentierung dieses kleinen Liedes, ganz zart mit einer genau richtigen Portion Schwere, sodass dieses Lied, das nicht zwingend für Fröhlichkeit sorgt, einen als Hörer doch nicht runterzieht, sodass in all dieser Tragik auch etwas Schönes bleibt. Denn genau das ist ihre Musik, sie ist sehr fein und sehr schön! Der Song ist Teil ihrer neuen EP Euphorie & Panik, die am 14. April erscheinen wird. Dazu spielt sie auch einige Konzerte. Ich kann mir gut vorstellen, dass die kleinen Läden, in denen sie spielt, genau das richtige ist, damit ihre Musik glänzen kann.
21.04.23 Bad Doberan - Kornhaus
22.04.23 Flensburg - Volksbad
23.04.23 Münster - Pension Schmidt
24.04.23 Berlin – Kulturbrauerei (Maschinenhaus)
27.04.23 Köln - Die Wohngemeinschaft
28.04.23 Frankfurt – Ponyhof
29.04.23 Bremen – Horner Eck
05.05.23 Erlangen - Unter einem Dach Festival
06.05.23 Schorndorf – Manufaktur
10.06.23 Mannheim - DASDING Festival
Minua
(Ms) Wie und vor allem wann genau ist es passiert, dass diese vielen ruhigen Töne in den (im weitesten Sinne) popkulturellen Bereich eingedrungen sind? Und wer ist dafür verantwortlich? Es ist ja nicht so, dass es Musik wie etwa von Nils Frahm oder Olafur Arnalds vorher nie gegeben hat, im Gegenteil. Sie war nur woanders beheimatet, eher in der reinen Klassik. Und auch in ihren Räumlichkeiten, den Orchestersälen, Martineen der Musikschulen oder Kirchen. Wie kamen sie in die Clubs und anderen Spielorte? Ich weiß es nicht. Mit dem Ensemble Minua geht diese Bewegung noch einen weiteren Schritt. Denn das, was sie machen, kling in meinen Ohren zuerst nach Kammermusik. Durch die Instrumentierung teils andächtig, melancholisch oder gar mittelalterlich, aber vor allem sehr kunstvoll. Dass hinter der Musik viel Wissen steckt, ist spürbar. Kein Wunder, denn Fabian Willmann, Luka Aron und Kristinn Kristinsson haben sich im Jazzkonservatorium Basel kennengelernt. Am 14. April erscheint ihr neues Mini-Album mit sechs Stücken über das Label von eben jenem Nils Frahm, Leiter. Irradiance ist sehr ruhig, sehr rund, sehr warm und unglaublich stimmig. Viele unterschiedliche Töne sind darauf zu hören, von der Gitarre, übers Cembalo bis zum Euphonium (was für ein wunderbares Wort für dieses, der Tuba ähnlichen Instruments). Ja, der Musik des Trios liegt eine gewisse Schwere inne, aber auch viel Schönheit, das ist nicht zu leugnen. Und so ist dieses kleine Album ein weiterer Schritt, wie der popkulturellen Bereich immer zarter und feinfühliger wird.
Lambert
(Ms) Und erneut sind wir bei instrumentaler Musik. Wird der einstige Indierockblog etwa langsam von der Neoklassik und all ihren Ausläufern und Verwandten unterlaufen?! Wer weiß… Ist aber auch egal, denn es geht doch immer ums Selbige: Gute Musik, die packend ist. Töne und Melodien, die etwas in sich wohnen haben, das berührt und aufhorchen lässt. In diesem Metier mischt Lambert schon seit einigen Jahren mit. Den maskierten Pianisten habe ich vor einiger Zeit mal im tollen Gleis22 in Münster live gesehen und war äußerst angetan. Umso freudiger war ich, als sein neues Album vergangene Woche erschien. All This Time heißt es und es ist ein Beweis, dass Corona noch lange nicht vorbei ist. Nein, nein, Lambert ist gesund und tourt fleißig. Doch diese Platte ist auch ein Ergebnis der Lockdown-Zeitspanne. Er wollte wieder zurück zu seinen Wurzeln, und das ist der Jazz. Immerhin hat er dies am Klavier studiert. Doch All This Time ist keine reine Jazz-Platte geworden. Es geht auch ins Elektronische und durchaus Poppige und Experimentelle. Eine starke Kombination auf diesen zehn Stücken. Seit er 2014 sein erstes Album veröffentlicht hat, ging es fast im Jahrestakt mit Neuem weiter, einzig 2020 kam keine neue Musik in Plattenformat raus. Jazz wiederum kann man nur so schwer alleine spielen. Daher hat er seinen alten Schlagzeugfreund Luca Marini und Felix Weigt am Bass hinzugezogen. Live kann man sich hier davon demnächst überzeugen:
04.04. - Oberhausen, Ebertbad
05.04. - Tilburg, Paradox
06.04. - Rotterdam, Lantaren Venster
07.04. - Amsterdam, Concertgebrouw
28.04. - Bremen, Jassahead Clubnight
06.05. - Seifhennersdorf, Bechstein Manufaktur
09.06. - Hamburg, Elbphilharmonie
Boy & Bear
(Ms) Der Blick aus dem Fenster hat sich diese Woche sehr gelohnt, Schnee und Sonne haben sich hier im Norden minütlich abgewechselt. Dennoch seltsam. Dann mal ein Blick in die Nachrichten, am besten gleich wieder aus machen. Obendrein schlummert irgendein Virus in mir, der mich lahm legt. Kaum etwas geht. Wie also mal entspannt abschalten?! Es braucht eine Musik, die ich mit geschlossenen Augen hören mag und die mich kurz woanders hin katapultiert. Sie sollte nicht besonders komplex oder anstrengend sein, das passt alles nicht. Seicht aber dennoch nicht zu langweilig. Und schon bin ich bei Boy & Bear und ihrer neuen Single Apex gelandet, zu der es seit dieser Woche ein schönes Video von ihren Auftritten gibt. Eher zufällig sah ich sie letztes Jahr in Köln, ich kannte die Band vorher gar nicht. Ein guter Freund lud mich ein und wir hatten einen sehr entspannten, schwungvollen Abend. Nicht zu hektisch, genau richtig. So ist die Musik dieser Band. Nicht wirklich aufregend, aber irgendwie streichelt sie sanft die Seele. Das tut gut. Ihr neues, nach sich selbst benanntes Album erscheint am 26. Mai!
Duesenjaeger
(Ms) Wie genau das ganze geschah, weiß ich nicht mehr. Auch einen genauen Zeitpunkt kann ich nicht benennen. Aber vor ein paar Jahren wurde ich Hals über Kopf in den Punkrock eingetaucht. Vor allem Bands wie Turbostaat und Pascow laufen seitdem bei mir in extremer Regelmäßigkeit und Lautstärke. Nicht weit davon entfernt ist die Osnabrücker Band Duesenjaeger (schön mit ausgeschriebenen Umlauten, herrlich)! Eben dort, auf der Maiwoche im vergangenen Jahr sah ich sie, wie sie eine Bühne nach allen Regeln der Kunst dem Erdboden gleich gemacht haben. Herrlich! Die Boxen schepperten, sehr viele textsichere Menschen waren zu sehen. Herrlich, herrlich, herrlich! Das blieb in Erinnerung und daher freue ich mich, dass es demnächst neue Musik der Band gibt. Ihr Album Die Gespenster Und Der Schnee erscheint am 12. Mai. Dazu gibt es seit dieser Woche das Lied Mitnight Crisis zu hören, das schön nach vorne prescht. Das Video dazu ist deshalb so genial, weil es ziemlich gut die Stimmung des Textes einfängt. Beides zusammen kann hier sofort genossen werden und merkt euch die Termine der Tour, es könnte herrlich werden!
29.04.23 Hagen a.T.W., Stocks
06.06.23 Trier, Villa Wuller
07.06.23 Karlsruhe, P8
08.06.23 Köln, Gebäude 9
09.06.23 Münster, Gleis 22
10.06.23 Hamburg, Störte
11.06.23 Hannover, Stumpf
02.11.23 Würzburg, Cafe Cairo
03.11.23 Tübingen, Epplehaus
04.11.23 CH-Basel, Humbug
06.06.23 Trier, Villa Wuller
07.06.23 Karlsruhe, P8
08.06.23 Köln, Gebäude 9
09.06.23 Münster, Gleis 22
10.06.23 Hamburg, Störte
11.06.23 Hannover, Stumpf
02.11.23 Würzburg, Cafe Cairo
03.11.23 Tübingen, Epplehaus
04.11.23 CH-Basel, Humbug
Sigur Rós
(Ms) Es gibt halt diese Meldungen im Musikgeschäft, die mein Herz kurz stillstehen lassen. Dazu gehört fast alles was die Gruppe Sigur Rós betrifft. Okay, ihre ganzen Re-Releases, die sie in den letzten Jahren auf dem Markt geschmissen haben und absonderlich teuer Spezialeditionen berühren mich wenig. Auch seltsames Merchandise wie Kerzen oder so Duftstäbe brauche ich nicht. Was ich von dieser Band allerdings brauche, und das hat tatsächlich eine überlebenswichtige Funktion, ist ihre Musik. Und zwar in regelmäßigen Abständen, laut aufgedreht und nah am Herzen. Und nun kam gestern folgende Nachricht hineingeflattert: Im Juni soll es ein neues Album geben. Nach wahnsinnigen zehn Jahren! Was für eine unglaubliche Nachricht! Und sie ist noch nicht beendet. Denn die Isländer gehen mit einem 41-köpfigen Orchester auf Tour, in Europa gibt es drei und Nordamerika ein paar mehr Termine. Erreichbar sind London, Amsterdam und Hamburg. In letzterer Stadt sogar in der sagenumwobenen Elbphilharmonie! Doch beim Versuch, direkt Karten kaufen zu wollen, sah ich: ausverkauft. Und da diese Gruppe in meinem Kopf den Verstand aussetzt, sah ich mich wenige Minuten später mit zwei Karten für Amsterdam in der Hand.
Ja, es muss nicht immer alles logisch sein. Zudem sah ich Sigur Rós letztes Jahr zwei Mal innerhalb weniger Tage. Aber das ist mir alles vollkommen egal. Die Musik, die sie seit Jahren spielen, ist für mich das absolute Non-Plus-Ultra, insbesondere live. Und wenn sie dann mit Orchester in einem außerordentlichen Saal spielen, dann muss ich dabei sein. Scheiß auf all den Rest! Ich bin gespannt wie ein Flitzbogen. Auf dieses Konzerterlebnis und auf ihre neue Musik!
16.06. - London, Meltdown Festival
17.06. - Amsterdam, Concertgebrouw
18.06. - Hamburg, Elbphilharmonie
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