Schlechtes Foto, super Abend. Bild: luserlounge |
Begonnen hat Euroteuro den Abend. Ein anzugtragender Schlacks mit fulminanter Band im Laptop. Er musste nur ein, zwei Sätze im Wiener Dialekt plaudern, und schon flogen ihm die Herzen zu. Diese Ein-Mann-Maschine hat dann für eine halbe Stunde extrem gut eingeheizt.
Die Auswahl eines weiteren Acts, der mit auf Tour kommt, ist gar nicht so leicht. Es soll ja Laune machen, was ertönt. Ich finde es zunehmend ermüdend, wenn sich die Klänge der beiden Gruppen eines solchen Abend sehr gleichen. Klar, etwas Vergleichbares zu Voodoo Jürgens kenne ich auch gar nicht, aber bei anderen Konzerten langweilt es mich, wenn das zu ähnlich ist. Hier also alles perfekt. Denn Euroteuro hat astreinen NDW-Techno-Trash abgeliefert. Ich konnte nur staunen, was da passiert ist. Derbe Bässe, wilde Tänze, viel Ironie, sehr viel Spaß. Es war der ideale Auftakt!
Vor fast genau drei Jahren spielte Voodoo Jürgens zuletzt im Bremer Lagerhaus. Nur wenige Wochen später wurde alles dicht gemacht. Wie die Zeit vergeht. Die Stimmung war ausgelassen, es konnte los gehen. Die Ansa Panier betraten in einem Halbkreis angeordnet die Bühne, spielte los, nach wenigen Momenten kam Voodoo in ihre Mitte und ab ging‘s! Für gut 100 Minuten gab es allerbeste Unterhaltung. Natürlich sind es nicht nur die Texte, die schmunzeln lassen - wenn man sie denn versteht. Es ist auch die Art der Musik, dieser geile tanzbare Polkapop! Ich finde es unglaublich stark, es entfacht eine irre gute Laune in mir. Und: Die Band besteht aus unsagbar guten Musikern. Was sie alles gleichzeitig oder abwechselnd tun, wie viele Instrumente bedient werden, das ist großes Kino!
Zwei Teile hatte der Abend mit Voodoo Jürgens. Beide gingen ähnlich lang. Der erste widmete sich sinnigerweise den neuen Stücken. Ach, wie habe ich mich drauf gefreut. Die aktuelle Voodoo-Platte finde ich erneut herausragend. Diese kleinen und großen Geschichten, die auf breitem Wienerisch dargelegt werden… wer wird denn nicht schwach dabei?! Eben. Neben den sehr tanzbaren Stücken wie Twist oder Es Geht Ma Ned Ei habe ich mich insbesondere über das sehr melodische Fast Wie Ans gefreut. Und während das Publikum tanzt und die Band sich in den Wirbel spielt, sieht man eine Figur auf der Bühne, die ja auch skurriler nicht sein kann. Dieser dürre Typ aus Tulln an der Donau mit seiner wilden Frisur, den gut sitzenden Klamotten und der markanten Stimme. Das passt alles schon ziemlich gut zusammen. Und ich würde noch einen Schritt weitergehen: Das ist wahre Kunst. Diese Musik, diese Texte finden keinen Vergleich, es ist vollkommen eigenständig, nie da gewesen. Mal tragisch, mal nicht zu verstehen, mal unterhaltsam, mal überbordend. Immer großartig und musikalisch auf einem hohen Level mit Geige, Kontrabass, Trompete, Horn oder Harmonium.
Es kamen natürlich auch die „Klassiker“ zugute. Ob bei Heite Grob Ma Tote Aus mitgesungen, bei 2l Eistee geschunkelt oder Fensterbrettl gelauscht wurde, es war ein großartiger Abend. Einer der Höhepunkte war in jedem Fall Angst Huams, das in einer wesentlich dramatischeren, längeren und dichteren Variante gespielt wurde als auf Platte zu hören ist. Auch bei solchen Modulationen der Musik zeigt sich die Qualität, die dem innewohnt.
Wahnsinnig glücklich bin ich nach Hause getaumelt. Und auf den nächsten Wiener Besuch hier im Norden freue ich ich jetzt schon unglaublich! Voodoo Jürgens - leiwand!!!
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