Sonntag, 19. Februar 2023

KW 7, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: Hornbach.de
(Sb/ms) Der Austausch von Kunst und Kopf. Immer wieder faszinierend, weil es so wenig festgelegt ist. Ein Bild, ein Theaterstück, ein Buch oder eine Musik. Sie entfachen ganz unterschiedliche Emotionen und Landschaften im Kopf. Manche beschäftigen mich nicht so lang, andere über einen ausgedehnten Zeitraum. So wie Ian McEwans Buch Lektionen, das ich in den letzten Wochen las. Es ist ein erstaunliches Werk, denn über die gut 700 Seiten wird ein ganzes Leben erzählt. Das von Roland, der in der Londoner Peripherie lebt. Was diese Erzählung so spannend macht, ist, dass durch dieses Leben auch elementare Geschehnisse der europäischen Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts eingebunden werden. Klar, zum großen Teil dreht es sich um Rolands privates Leben, als Sohn zweier Eltern, die nicht allzu viel mit ihm zu tun haben wollen. Über seine Zeit im Internat, einer wichtigen Begegnung mit seiner Klavierlehrerin, die ihn erst fasziniert und später erschüttert. Seine Zeit als junger Erwachsener mit unsteten Beziehungen. Der Begegnung mit Alissa und der Geburt seines Sohnes Lawrence und wie die Mutter die beiden verlässt. Und und und. Dabei treten immer wieder Geschichten aus den Weltkriegen, der Weißen Rose, dem Aufschwung, Tschernobyl, Mauerfall, Internet, Covid mit ein. Alles in einem Leben, bei dem ich mir unschlüssig bin, ob Roland am Ende des Buches glücklich ist oder nicht. Wer sich davon ein Bild machen möchte, dem sei dieses Buch sehr ans Herz gelegt!

Nun geht es hier aber primär um Musik. Also: Aufgedreht!

Linkin Park
(Ms) Verrückt, ich hätte niemals gedacht, dass ich je nochmal was zu dieser Band schreiben werde. Sie waren für mich und sicher zig Millionen andere Teenager vor gut zwanzig Jahren die bestimmende Band, die uns den Soundtrack des Alltags serviert haben: Linkin Park. Was war es schön, in der Jugend Chesters Gebrülle mit zu brüllen oder es zumindest zu versuchen. Irgendwann habe ich diese Gruppe völlig aus den Augen und Ohren verloren. Dieser stark elektronische und eher weiche Sound hat mich wenig gepackt. Nu Metal finde ich jedoch oft immer noch geil. 2017 ist Chester gestrorben, Suizid. In diesem Jahr hat ihr Album Meteora 20-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass wird es die Platte ab dem 7. April in allerhand überarbeiteten und erweiterten Versionen als Neuauflage geben. Und ein quasi neuer Song ist dabei: Lost. Schaffte es damals nicht aufs Album, bleib verborgen. Nun haben Mike Shinoda und Co. ihn rausgeholt. Es packt mich gar nicht mehr, lässt mich ziemlich kalt. Aber für den ein oder anderen (damaligen) Hardcorefan sicher eine schöne Sache!


Xul Zolar
(Ms) Wenn Wunsch und Realität nicht passkonform sind, dann muss man vielleicht irgendwann Abschied nehmen. Okay, das klingt jetzt erstmal dramatisch. Ich meine das so: Vor vielen Jahren sah ich Xul Zolar eher zufällig live, als sie Support von Rangelklods waren. Ich war direkt hin und weg, da da s viel Druck und Bass am Start war aber vor allem, weil es ungeheuer raffiniert war, was diese Band auf der Bühne dargeboten hat. Das ging alles wahnsinnig geschmeidig Hand in Hand und hat wirklich viel Bock gemacht. Ihre EP Tides steht immer noch bei mir als 10“ und es ist eine spitzen Platte. Doch aus meiner Warte konnte die Band danach nicht mehr an diesen Sound anknüpfen. Oder sie wollte nicht. Wer weiß. Wenn ich nun deren neue Single Underwater höre, dann ist das für mich ziemlich charakterloses Allerlei, was mich null abholt. Ziemlich schade. Ob das auf ihrem neuen Album Heidelbach (17. März) auch so klingen wird, bleibt abzuwarten, aber ich schnüre für mich wenig Hoffnungen. Vielleicht nehme ich dann eher Abschied…


Brandt Brauer Frick
(Ms) Je tiefer ich mich in die unterschiedlichsten Spielarten von Musik hineingrabe, desto vielschichtigere Dinge finde ich. Das ist oft Musik, die niemals im Radio laufen wird und auch selten von trendigen und einflussreichen Playlisten aufgenommen wird. Acts, die oft auch nicht auf Festivals spielen. Aber neben all diesen Handlungsspielräumen viel Aufmerksamkeit und Bewunderung erfahren. Es ist oft nischig, aber beeindruckend. Das Trio Brandt Brauer Frick gehört sicher genau dazu. Die drei Musiker, deren Nachnamen den Namen der Band formen, sind an ihren Instrumenten studierte Freaks, die Klassik und Techno miteinander verbinden. Daraus entsteht ein Sog, der mich packt, der manchmal knarzt, aber auch verdammt gut aufgeht. Immer wieder wird es psychedelisch und auf jeden fall tanzbar. Am 2. Juni erscheint ihr neues Album Multi Faith Prayer Room. Das gibt es meines Erachtens an Flughäfen beispielsweise. Offensichtlich ein toller Begegnungsort. Mit Act One ist nun auch das erste Stück davon zu hören. Sie haben sich Mykki Blanco dazu eingeladen, der über der basslatigen, rauschhaftem Musik spricht. Es scheint zuerst um die großen ökologischen Fragen unserer Zeit zu gehen, bis er davon schwärmt, wie erfüllend ein Dreier mit zwei hübschen Demonstranten ist. Stark! Ich empfehle nicht nur laut aufzudrehen, sondern auch sorgfältig dem Text zuzuhören. Wenn das musikalisch und textlich so weiter geht, könnte das eine irre Platte werden! Bereit vor Veröffentlichung ist die Band hier unterwegs:


22.02.2023 - Münster, Gleis 22
23.02.2023 - Frankfurt a.M., Mousonturm
26.02.2023 - Heidelberg, Karlstorbahnhof
27.02.2023 - München, Ampere
02.03.2023 - Dresden, Kleinvieh
03.03.2023 - Leipzig, UT Connewitz
07.03.2023 - Köln, Schrotty
10.03.2023 - Bochum , Christuskirche
11.03.2023 - Bielefeld, Bunker Ulmenwall
12.03.2023 - Erfurt, Kalif Storch
24.11.2023 - Berlin, Lido



Niels Frevert
(Ms) Worüber schreiben, wenn man seit dreißig Jahren Musik macht? Was steckt da noch an Kreativität in mir? Womit kann ich noch überzeugen? Was finde ich von meinem Geschriebenen selbst überhaupt noch gut? Würde ich meine Lieder von vor fünfzehn Jahren so nochmal schreiben? Bin ich damit noch zufrieden? Oder wer war das eigentlich, da steht zwar mein Name drunter, aber ich fühle es nicht. Natürlich kann ich nicht in den Kopf von Niels Frevert gucken, aber ich vermute, dass er sich einige dieser Fragen gestellt hat. Ich glaube, dass er auf seinem kommenden Album Pseudopoesie ganz gefühlvoll mit sich selbst ins Gericht geht. Nach all den Höhen und Tiefen seines Schaffens mal einen Strich drunter zeiht, die unterschiedlichen Epochen seiner Musik betrachtet und darüber grübelt, wie sich das im Nachhinein überhaupt noch anfühlt. Ob er sich selbst dabei als Pseudopoet betitelt sei natürlich dahin gestellt, aber ich kann es mir sehr gut vorstellen. Die neue, gleichnamige Single lässt ein wenig darauf schließen. Dieses Album erscheint am 24. März und scheint nicht nur sehr reflektiert zu sein, sondern auch mit einem etwas neuen Klang aufzufahren. Ein bisschen kräftiger, weniger schwer, ein bisschen mehr vorantreibend. Ich finde es ganz wundervoll, dass er nach all den Jahren immer noch so rund klingt, so zuversichtlich auch und fröhlich wirkt. Auf dieses Album freue ich mich immens und wir sehen uns dann auf Tour:

19.04.23, Bremen - Lagerhaus 
20.04.23, Hannover - Pavillon 
21.04.23, Hamburg - Markthalle 
22.04.23, Berlin - Lido 
23.04.23, Leipzig - Moritzbastei 
26.04.23, Köln - Gloria 
27.04.23, Mainz - KUZ 
28.04.23, Schorndorf - Manufaktur 
29.04.23, München - Strom 
30.04.23, Mannheim - Alte Feuerwache 
09.05.23, Erfurt - Zentralheize 
10.05.23, Zürich - Bogen F 
11.05.23, Freiburg - Waldsee 
12.05.23, Ulm - Roxy 
13.05.23, Dortmund - FZW 
18.05.23, Dresden - Groovestation 
19.05.23, Magdeburg - Moritzhof 
20.05.23, Rostock - Peter Weiss Haus


Fatoni
(Ms) Ich komme schon wieder gar nicht klar. Als ob es nicht schon anstrengend genug ist, den ganzen privaten Kram auf die Reihe zu bekommen. Dann kommt noch ein kräftezehrender Job dazu, der ja immer eigentlich ganz schön, aber auch oft ermüdend ist. Dann spiele ich zwei, drei Mal am Tag die Nachrichten auf der Tagesschau-App durch und weiß überhaupt nichts damit anzufangen. Alles kompliziert, vieles so schlimm, manches verstehe ich überhaupt nicht, aber zum Glück kommt am Ende immer das Wetter. Ist es bei der Lage der Welt noch gerechtfertigt, sich abends berieseln zu lassen?! Sollte man sich nicht lieber eine Meinung bilden?! Pah! Auf keinen Fall. Das verlangt niemand von mir. Außerdem möchte ich auch einfach mal ausspannen, die Glotze anmachen, mich berieseln und unterhalten lassen. So wie Fatoni. Es gibt endlich wieder neue Musik von ihm! Wunderbare Welt heißt die erste Single zum gleichnamigen Album! Und sie ist seit dieser Woche zu hören und sehen. Dabei geht es um genau die soeben beschriebene Vielschichtigkeit des Alltags. Auf einem extrem entspannten Beat erzählt uns der Rapper seine Sicht der Dinge. Und erneut beweist er, dass er ein feiner Schauspieler ist und den Film liebt. Einen klasse Song mit einem sehr sehenswerten Video hat er da zusammen gebastelt und ich freue mich auf die neue Platte, die am 19. Mai erscheinen wird. Dazu gibt es schon ein paar Openair Termine:

19.05.23 Hamburg - Molotow Backyard Open Air 
20.05.23 Berlin - About Blank Open Air 
28.05.23 München - Theatron Pfingstfestival 
29.06.23 Dortmund - JunkYard Open Air 
30.06.23 Leipzig - Conne Island Open Air

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