Montag, 13. Februar 2023

Die luserlounge selektiert zwischendurch

Quelle: Freepik.com
(Sb/ms) Argh, viel zu viel auf dieser Welt und im Privaten passiert, dass alle Gedanken und Gefühle in einen sinnigen Einleitungstext einfließen können. Daher hier ein paar Fetzen: 1) Leider momentan viel zu wenig Zeit und Klarheit im Kopf, um aufmerksam und konzentriert über Musik zu schreiben. 2) Letztens nochmal im Ballett gewesen und nun das Urteil gefällt, dass eine Wiederholung erstmal nicht vorgesehen ist. Toll ist es aber dennoch, wie die Menschen dort mit ihren Körpern eine Geschichte erzählen. 3) Mein Fußballverein hat endlich mal wieder eine gute Phase, Hurray, Hurray, Hurray! 4) Heute hat mir ein kleiner Junge erzählt, dass sein Papa, seine Tante und sein Onkel zum Helfen in die Türkei fahren. Irre! 5) Da dieser Text völlig aus der Reihe erscheint, ist hier ein großes Fragezeichen zu sehen. 6) Viel auf Konzerte gehen, ist weiterhin das schönste der Welt!

Echo Neuklang
(Ms) Mindestens alle zwei oder drei Wochen rege ich mich hier über irgendeine dämliche Genrebezeichnung aus. Bedroom Pop. Electro-Free-Jazz-Fusion. Zum Beispiel. Was soll das sein? Tja. Dies ist keine neue Frage. Doch bei diesen Neuschöpfungen sehe ich wenig Zukunftspotential. Nun gut, das haben die Leute, die Krautrock zum ersten Mal verwendet haben, sicher auch nicht. Doch dann war dieser Begriff da, prägt bis heute eine ganz wichtige Zeit der experimentellen Musik, die weit ab vom Radio stattfand. Und sie wirkt immer noch nach. Das was in den 70er Jahren in Düsseldorf oder München begann, findet nun immer noch statt. Nur, dass ein fester Ort dafür nicht mehr zu nennen ist. Was das Wort „Rock“ darin zu suchen hat, war immer schon schleierhaft. Denn wenn ein Krautrocker eine Gitarre in der Hand hatte, dann sicher lediglich dazu, möglichst viele seltsame Töne damit zu erzeugen und nicht, um die große Show draus zu zimmern. Über die Frage nach dem Begriff und seiner Wirkung haben sich auch der Musiker Andreas Dorau, der Journalist Christoph Dallach und der Labelmensch Daniel Jahn Gedanken gemacht. Und ihr Antrieb für die Compilation Echo Neuklang (Neo-Kraut-Sounds 1981 - 2023) finde ich ganz großartig. Sie haben dreizehn Stücke zusammengestellt, die die Geschichte, Fortsetzung und Wirkung von Krautrock hörbar machen. Von den 70ern bis in dieses Jahr. Keineswegs ist dieses Genre tot. Unter anderem mit der von mir sehr geschätzten Conny Frischauf hat diese musikalische Spielart eine wirklich herausragende Transformation ins Hier und Jetzt geschafft. Doch auch die anderen Stücke sind überhaus hörbar. Das ganze wird am 31. März auf Bureau B erscheinen und ich freue mich echt auf die Scheibe!


Angelika Express
(Ms) Wenn es gut läuft, gehe ich demnächst endlich mal wieder auf eine 00er-Jahre Indie-Party! Es ist und bleibt die Zeit, die einfach wahnsinnig viele Hits hervorgebracht hat. Teilweise sogar im Wochentakt. Eine Zeit, in der die schrammelige Gitarrenmusik eine ordentliche Dominanz ergatterte und lange nicht abgab. Dass es die Band Angelika Express, die damals schon ganz ordentlich zugeschlagen hat, heute noch gibt, hätte ich echt nicht gedacht. Dabei hat sie sich nur vor Jahren kurz aufgelöst. Passend zu meinem Freizeitvorhaben und der verstrichenen Zeit, hat die Band zusammen mit Shirley Holmes ihre damals schon heiße Single Was Wollt Ihr Alle in ein etwas neues Gewandt gepackt und nochmal raus gehauen. Herrlich! Das Tempo, die Konsequenz der Musik, die leicht programmatische Art des Textes, es fühlt sich alles wie ein kleiner Zeitsprung an. Aber der macht richtig Bock, ich glaube, den Track wünsche ich mir in zwei Wochen, um herrlich durch die Zeit zu tanzen!


Element of Crime
(Ms) Herrlich! Es gibt ja so Bands, die irgendwie immer schon da waren. Und andere, die ich irgendwie immer so phasenweise höre. Und dann gibt es Element Of Crime, auf die beides zutrifft. Niemand kann so schön die Kleinigkeiten des Lebens, die unter dem Motto „Das ist dann nun halt mal so“ laufen, in Musik fassen, wie die Band um Sven Regener. Wie oft es auf den Liedern der Band um gar nicht mal so viel geht, ist beeindruckend. Und dennoch schwingt immer eine tolle Stimmung und ein Grinsen im Gesicht mit. Schön, dass sie immer weiter machen. Auch nach dem Tod ihres ehemaligen und langjährigen Bassisten David Young. Unscharf Mit Katze heißt das neue Lied, das das Album Morgens Um Vier ankündigt. Die Scheibe erscheint am 7. April und wird wahrscheinlich großartig. Durch die Single habe ich die leise Ahnung, dass der Sound der Band wieder etwas schnodderiger wird. Wie in den 90er Jahren ungefähr. Vielleicht ein wenig langsamer und gesetzter, aber dennoch. Das wäre irre. 


Tristan Brusch
(Ms) Was ist das denn für ein irrer Kerl? Der sieht ja auch schon sonderbar aus. Und dann diese durchdringende Stimme. Obendrauf gesellen sich noch Texte, die auch nicht von dieser Welt kommen. Teils schauerlich schön, dann wieder gibt es viel Groove und alles erscheint eindeutig mit einer eigenen Handschrift. Ich denke, dass man jetzt, aber in größerem Rahmen in ein paar Jahren sagen können wird: Das ist ein klassischer Tristan Brusch, denn so singt und textet niemand. Und so arrangieren auch nur wenige ihre Kunst. Das ist mal fein, mal sehr grob, mal tanzbar, mal einfach nur schön! Das zeigen auch seine neuen Lieder, Wahnsinn Mich Zu Lieben erschien erst vor ein paar Tagen und überzeugt selbstredend durch einen tollen Text, aber bei mir bleibt die feine Instrumentierung noch stärker haften. Die Streicherarrangements, die Flöte, das kaputte Klavier, die wunderbare Dramatik, die in dem Lied steckt. Irre! Sein neues Album wird Am Wahn heißen und erscheint am 24. März. Das könnte ein richtig großer, kräftiger und beeindruckender Beweis sein, wie deutschsprachige (im weitesten Sinne) Popmusik sein kann. Sie dringt durch Mark und Bein.

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