Alle drei spielen zusammen. Foto: luserlounge |
Was also tun, um dennoch der eigenen Leidenschaft nachzugehen und anderen Leuten die eigenen Lieder vorzuspielen? Vielleicht ist die Lösung ganz einfach: Man tut sich zusammen und bespielt gemeinsam die Bühnen! Umso besser, wenn diese Idee nicht aus Not, sondern aus freundschaftlichen Gründen entspringt. Dann macht alles halt auch umso mehr Freude! Vielleicht war das der Grund, wieso Sarah Walk aus den Staaten und die beiden Engländer Adam Barnes und Joe Hicks momentan auf kleiner Deutschlandtour sind. Egal, was ihre Motivation ist, es geht ganz hervorragend auf.
Für einige Termine sind sie hierzulande unterwegs. Nach Gigs in Berlin und Hamburg landeten sie am Samstag in Wilhelmshaven. Zugegebenermaßen ein etwas ungewöhnlicher Ort auf so einer Reise. Umso besser jedoch, dass nicht immer dieselben Städte bespielt werden. Abgesehen von Bremen gibt es auch nicht so viele Orte im Nordwesten, die regelmäßig auf Tourkalendern erscheinen, manchmal sind dort noch Emden, Leer oder Oldenburg zu finden. Wilhelmshaven ist trotz der schönen Lage direkt am Wasser gar nicht mal so schön, umso besser, dass die drei ganz feine Musik an diesen Ort gebracht haben. Ins Pumpwerk. Was für ein toller Laden! Ein Kulturzentrum, das seit fast 50 Jahren betrieben wird. Der industrielle Charme ist immer noch vorhanden, hervorragend. Gut 50 Leute kamen dort hin, um einen nahen, unterhaltsamen, schwungvollen Abend zu erleben.
Den Anfang machte Sarah Walk am Klavier. Sie spielte vor allem zarte, sehr persönliche Lieder. Und während sie so alleine an den Tasten saß, fiel mir mal wieder auf, die nackt sich KünstlerInnen auf der Bühne machen, wenn sie solche Lieder singen. Dann stehen völlig fremde Menschen vor ihnen und lauschen in ihr tiefstes Inneres. Dazu gehört verdammt viel Mut, um emotional so offen zu sein. Wenn Sarah Walk davon singt, wie sehr sie eine Liebe belastet hat. Oder wenn sie sich nach einem Ich sehnt, dass sie sich für sich wünscht aber nicht ganz im Klaren ist, ob es erreichbar ist. Das ist schon bemerkenswert. Und vor allem sehr schön, sehr harmonisch sind ihre Lieder, sanft aber dennoch von ungeahnter Kraft! Und da sie den Abend nicht alleine gestaltete, gesellten sich für ein paar Lieder Joe Hicks und Adam Burnes mit hinzu.
Letzterer spielte danach seine eigenen Lieder. So lief der Abend. Jeder kam zur Geltung, spielte die Eigenkompositionen und ließ sich immer wieder von den anderen unterstützen. So wie Freude das halt machen. Der bärtige Gitarrist hat den emotionalen Aspekt ein wenig hinter sich gelassen und einige durchaus unterhaltsame Lieder gespielt. Über den Hund seiner Freundin oder wie schwer es ist, in Frankreich ein Haus zu kaufen. Er präsentierte einen unfassbar sympathisches Set mit feinem Gitarrenspiel und einer tollen, markanten Stimme. Auch er spielte dann wieder mit Hilfe der anderen und sie entwickelten gemeinsam viel Spannung, tolle Konzertmomente.
Als letztes des rund zweieinhalbstündigen Abends spielte Joe Hicks seine Lieder. Er nutze dazu ein paar Bandsounds auf Knopfdruck, die die sehr aufmerksamen Besucher zum schwingen brachten. Das muss festgehalten werden: Das Publikum war toll! Es war zwischenzeitlich so still, dass alle Lieder tatsächlich einen Raum bekamen, in dem sie wirken konnten. Das ist nicht immer zu finden. Am Samstag jedoch in Wilhelmshaven!
Das war ein wirklich toller Abend. Sehr stimmungsvoll. Drei MusikerInnen, die ihren eigenen Stil haben, klar voneinander zu trennen sind und sich gegenseitig phantastisch ergänzt und unterstützt haben! Ja, ich kannte alle drei vorher nicht und vielleicht geht es Euch ja auch so. Ganz egal. Geht da unbedingt hin, es wird ein enorm lohnenswerter Abend sein!
10.01.23 - Göttingen, Nörgelbuff
11.01.23 - Bielefeld, Die Hechelei
12.01.23 - Köln, Die Wohngemeinschaft
13.01.23 - Karlsruhe, Nun Café
14.01.23 - Kassel, Goethe´s PostamD
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