Samstag, 21. Januar 2023

KW 3, 2023: Die luserlounge selektiert

Bild: pngwing.com
(ms/sb) Ich könnte schon wieder kotzen! „RWE fordert Schadensersatz von Lützerath-Aktivisten“ heißt es heute in vielen Medienberichten. Wie widerwärtig kann ein Konzern eigentlich nur agieren?! Es gäbe leichte Sachbeschädigungen an Brunnen, Fahrzeugen und Schaltanlagen. Na und?! Das sollte für den Gierkonzern doch wirklich kein Problem sein, das eben aus der Portokasse zu bezahlen! Zudem steht im Raum, dass dem Bürgermeister der Ortschaft ein Disziplinarverfahren drohe, da er kein (!) Betretungsverbot für die Zone aussprach. Die FDP will das so. RWE und FDP. Da haben sich auch wieder zwei gefunden, die zusammen gehören. Von der Pflicht des Bürgers zum zivilen Ungehorsam spricht hier keiner. Die wollen sich alle nur gegenseitig ans Bein pinkeln, um am Ende des Tages mit erhobenem Haupt und Zeigefinger da zu stehen und sich die Taschen voll zu machen.
Und wirklich: Schachbeschädigung an einem Auto oder so. Darüber regen die sich echt auf?! Das ist doch nur ein oller Gebrauchsgegenstand und nichts, was wirklich wichtig ist. Eigentlich müsste man da nun mit tausenden antreten und aufgrund dieser Widerwärtigkeit denen die Rückspiegel abdrehen.

Genug aufgeregt. Es ist Wochenende. Es gibt tolle neue Musik! Lauscher auf hier für:
 
Schrottgrenze
(sb) Als ich Schrottgrenze Mitte der 90er kennenlernte, spielten sie ambitionierten Pop-Punk und punkteten vor allem durch die tolle Stimme von Sänger Alex Tsitsigias. So wirklich festgesetzt hat sich die Band in meiner Wahrnehmung aber nicht und so verlor ich sie komplett aus den Augen (und Ohren). Dadurch verpasste ich einige einschneidende Veränderungen: Aus Alex wurde Saskia, aus Pop-Punk wurde Indie-Rock und nun Power-Pop und aus einer Band wurde eine Ex-Band, die sich 2016 dann aber doch wieder zusammenraufte und seitdem wieder aktiv ist.

Das Universum ist nicht binär (VÖ: 10.02.) heißt das neue Album der Band, die seit 20 Jahren in Hamburg ansäßig ist und mit ihrem neuen Werk ihre "queere Trilogie" abschließt. Wie vorhin beschrieben, fehlen mir einige Dekaden in der Weiterentwicklung der Band, sodass ich etwas ganz anderes erwartet hatte. Mein erster Gedanke war folglich: Oida, muaß des sei? Wie weichgespült kann man werden?
 
Versteht mich nicht falsch: Wenn man dem Album unvoreingenommen entgegen tritt, dann ist es absolut hörbar, vereint durchaus einige Tracks mit Hit-Potential und wird auch live sehr gut funktionieren. Ich war nur nicht darauf vorbereitet...
 
 
Team Scheiße
(Ms) Ja, ich bin Fan geworden. Und das in einem rasanten Tempo. Vielleicht hat es nur eine Minute gedauert. Vielleicht auch weniger. Egal. Es hat mich direkt gepackt, die Kinnlade stand offen und ich hab es auch irgendwie nicht so ganz glauben wollen, als Team Scheiße im Sommer auf dem Appletree Garden spielte und alles zerlegt hat, was nur ging. Was für eine bekloppte Show. Was für eine wahnsinnige Band. Was für irre Texte und was für eine Heftigness (hab ich mir direkt mal vom Sänger geklaut). Endlich mal wieder ein richtig geiler, bescheuerter Hype. Der aber aufgehen könnte und mehr als eine Eintagsfliege ist. Der Erfolg gibt ihnen recht. Ihr zweites Album 042124192799 (Ja, das ist der einprägsame Titel) ist noch nicht mal draußen und zahlreiche Shows der kommenden Tour sind bereits ausverkauft. Falls noch wer zwei Tickets für den Gig in Bremen hat, nehme ich sie gerne ab! Das ist Punkrock mit Gaga und Haltung, der komplett in die Magengrube geht. Kompromisslos, stabil, unzerstörbar. Über Schmetterling muss man gar nichts schreiben, dieses Lied steht für sich, dauert eine Minute und vierundvierzig Sekunden und wer danach nicht auch Blütenstaub am Mund haben will, dem ist wirklich nicht zu helfen:


Niklas Paschburg
(Ms) Ja, oft haben wir hier propagiert, dass es keine Genregrenzen für uns gibt. Bis auf, das was eh ausgeschlossen ist (Schlager oder so ein Schmarn). Mit einem Stil hadere ich jedoch auch ein wenig. Er catcht mich nur bedingt und ich habe die leise Vermutung, dass die Hochzeit des Techno auch länger vorbei ist, wissen tue ich es jedoch nicht. Nun wird mir eine Spielart, die den Techno nutzt, immer zugänglicher. Weil sie in meinen Ohren genialer ist. Ausgetüftelter. Überlegter. Nicht so brachial. Melodischer. Raffinierter. Es geht um die Verbindung von analoger und elektronischer Musik. Beispiel Grandbrothers: Aus dem Klavier extrem basslastige und tanzbare Musik machen. Unfassbar genial! Vergleichbar dazu ist die Musik von Niklas Paschburg. Auch hier steht das Klavier im Vordergrund, dazu gesellen sich allerhand Rhythmen. Und immer wieder holt er sich Gastsängerinnen dazu. Für die erste Single seines neuen Albums Pantha Rei (17. März) unterstützt ihn lùisa. Dark Side Of The Hill entwickelt sich ganz ganz großartig. Es schleicht sich erst dezent an, doch im Grundtempo steckt schon viel Drive. Und dann geht es über die gut viereinhalb Minuten immer dichter zur Sache. Es wird extrem tanzbar und sehr harmonisch. Eine ungeheuer gute Kombination und Komposition! Insbesondere live kann ich mir das sehr gut vorstellen, da kribbelt es in den Füßen und diese Spielart des Techno packt mich ordentlich! 


Accidental Bird
(Ms) Was für eine Reise. Was für Wege, die sich drehen, kurvig, manchmal vielleicht sogar steinig und schwer zu passieren sind. Wege enden oft und das ist dann tragisch. Doch manchmal tut sich dann ein neuer auf, auf dem es frohen Mutes weiter geht. Vielleicht nicht genauso wie zuvor, aber es geht weiter. Und das ist gut. Muss es ja auch. Welche Entscheidungen und Gründe für Stefan Honig wichtig waren, dass es das Projekt, das auf seinen Nachnamen hörte, nicht mehr gibt, weiß ich nicht. Aber ich habe es sehr gemocht, oft live gesehen und die Energie auf der Bühne immer bewundert. Das war oft ganz schön groß. Ebenso wie die Tour Of Tours, die ich mir endlich wieder herwünsche! Nun hat Stefan Honig eine neue Band, oder eher ein Soloprojekt, das Accidental Bird heißt. Ah, vielleicht kamen hier einige Zufälle zusammen. Am 21. April erscheint beim Grand Hotel Van Cleef seine erste Platte Namens The Old News Shrug. Große Änderungen zum vorherigen Klang gibt es nicht. Es bleibt melodischer Indiepop mit großen Tönen und herrlichen Zeilen, die immer wieder zum mitsingen einladen. Das könnte ganz schön schön werden! Und ich wünsche ihm sehr, dass es mindestens so lang wie Honig bestehen bleibt! Im Mai geht es auf Tour, die Daten kommen sicher demnächst!


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