Samstag, 14. Januar 2023

KW 2, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: pngegg.com
(sb/ms) Endlich wieder auf Konzerte gehen. Ich habe so Bock, es tut mir so gut, ich mag es so extrem, mich im Moment zu verlieren, zu spüren, was wie wann und wo passiert, wie die Band mit dem Publikum interagiert, welche Stimmung aufkommt und Gefühle entstehen. Es ist meine allerliebste Freizeitbeschäftigung! Na klar, sie hat einen Preis. Und der ist ziemlich klar zu benennen. Und er steigt. Er steigt für einige Menschen so, dass eventuell auf Kurz oder Lang Kultur ein Luxusgut wird. Und das darf es nicht sein. Es geht um Kunst und Gefühle und die darf man nicht monetär ausbeuten. Und genau das passiert auf exorbitante Weise, wie diese kleine und sehr gute Reportage von Arte zeigt. Dabei geht es insbesondere um den Konzern Ticketmaster und wie er den KundInnen das Geld aus der Tasche zieht. Das Stichwort lautet „Dynamic prizing“. Heißt: Je höher das Interesse einer Veranstaltung ist, desto höher steigt der Preis beim Vorverkauf. Und dieser Preis kann sich sehr schnell, dynamisch also, ändern. Diese Menschen gehen an die Schmerzgrenze und weit darüber hinaus, schaut euch das an. Und ein Punkt, ganz am Ende ist entscheidend. Die Bands haben ein Mitspracherecht. Wenn Coldplay, Taylor Swift und Bruce Springsteen sagen, dass das so okay ist, dann machen die das auch. Die KünstlerInnen könnten auch vertraglich festhalten, dass das Ticket 50€ kostet und fertig. Tun sie aber nicht.

Nodfeld
(Ms) Das sind zähe Tage, wenn man nach draußen guckt, oder? Ich wollte bei diesen absurd milden Temperaturen für diese Jahreszeit schon mein Rennrad wieder fit machen und Runden drehen. Doch dieser bescheidene, anhaltende Nieselregen macht mir einen Strich durch die Rechnung. Hier im Norden stürmt es auch ohne Unterlass. Was tun also? Klar: Große Teekanne aufgießen und es sich zu Hause gemütlich machen. Ich lese momentan wieder viel, das passt alles sehr gut zusammen. Und für die absolute Ruhe, Entspannung und für einen gewissen Grad an Andacht gehört die passende Musik. Die liefert Nodfeld. Das ist das aktuelle Projekt von Alex Dittmer, der eigentlich seit langer Zeit im Techno unterwegs ist. Doch (ich prognostizierte es letzte Woche) Corona machte alles anders. Er zog Ideen aus dem Klavier, dem ganz sanften Synthesizer und dem Kontrabass (wow!). Dabei herausgekommen sind zehn kleine Stücke, die irgendwo zwischen Hania Rani und Martin Kohlstedt angesiedelt sind. Teilweise sehr ruhig und dann wieder auflebend, durchaus treibend. Off ist ein kleines, immens schönes Album geworden, das nicht zu lange dauert, um es ständig hören zu können. In Gänze natürlich, anders ergibt diese Musik für mich keinen Sinn. Die ruhige Kraft der Musik, sie glänzt hier ganz wunderbar!


Gaz Coombes
(sb) Da schau her! Nun hat Gaz Coombes solo endlich geschafft, was ihm mit seiner ehemaligen Band Supergrass nie gelungen war: mich über eine komplette Albumlänge hin zu überzeugen! Zwar ist Turn The Car Around (VÖ: gestern!) bereits seine vierte Solo-Scheibe, doch erst jetzt dringt der Brite so richtig zu mir durch und berührt mich über einen längeren Zeitraum mit seiner Musik.
 
Sein neues Album fängt das moderne Leben mit all seinen Höhen und Tiefen ein - klingt anstrengend, muss es aber nicht sein. Im Gegenteil: Es kann tanzbar sein, zum Nachdenken anregen, aber auch Freude verursachen. Ein wundervoller musikalischer Jahresauftakt!


Rantanplan
(sb) Nach dem ersten, oberflächlichen Anhören dachte ich mir: "Scheiße, was ist nur aus denen geworden? Die waren doch mal so geil und jetzt so ein mieser Klangbrei..." Gott sei Dank habe ich mir tags darauf noch 2-3 Durchläufe genehmigt, diesmal mit deutlich mehr Aufmerksamkeit und siehe da: Das Resümee ist ein komplett anderes! Rantanplan knüpfen mit Ahoi (VÖ: 24.02.) an ihre Anfangszeiten an und veröffentlichen ihr bestes Album seit Samba - und das ist schlanke 23 Jahre her...
 
Nachdem der ursprüngliche Entwurf der Scheibe deutlich düsterer und negativer ausgefallen war als geplant, machten sich Torben Meissner und Konsorten nochmal an die Arbeit und das Ergebnis lässt sich sehen und vor allem hören. Wunderbarer Ska-Punk, pointierte Texte und die Aussicht auf schweißtreibende Konzerte - was will man mehr?

Live:
 
13.01. Frankfurt, Nachtleben
14.01. München, Backstage
23.02. Berlin, SO36
24.02. Essen, Don't Panic
25.02. Hamburg, Markthalle
24.03. Weinheim, Café Central
25.03. Köln, Live Music Hall
21.04. Göttingen, Musa
29.04. Wien (AT), Arena


Pascow
(Ms) Es dauert nicht mehr lange. Dann ist es so weit. Ende des Monats. Zwei Wochen noch. Ich bin so unverschämt heiß auf diese Platte. Ich darf auch schon reinhören, verrate aber erst in den kommenden Tagen mehr. Gott, macht das Bock! Seitdem ich Pascow für mich entdeckt habe, lässt mich diese Band nicht mehr los. Im Gegenteil. Ihre Lieder laufen bei mir rauf und runter und bringen mich stets enorm nach vorne. Dieser Tage bin ich morgens gar nicht aus dem Bett gekommen, habe fast die ganze Woche schlecht geschlafen, doch wenn morgens beispielsweise Mailand läuft, bin ich wach. Noch vor dem ersten Kaffee. Selten war die Band so klar wie auf den aktuellen Liedern. Und das macht es mir noch reizvoller, denn die Dynamik ist noch viel dichter, noch viel geballter. Wenn sie vom Niedergang der der Staaten und dem Aufbäumen der letzten Anarchisten sprechen, und in Lützrath werden die Häuser niedergerissen, damit sich ein Konzern die Taschen füllen kann, dann machen Pascow genau die Musik, die es aktuell braucht. Ende Januar erscheint ihr Album Sieben und es wird eine Wucht. Versprochen!

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