Dienstag, 13. Dezember 2022

Leselounge: Dave Grohl - Der Storyteller

Quelle: Ullstein.de
 (Ms) Das Wichtigste vorweg: Ich kenne mich mit Scream nicht aus. Ich kenne mit mit Nirvana nicht aus. Ich kenne mich mit Queens Of The Stoneage nicht aus. Ich kenne mich mit Them Crooked Vultures nicht aus. Ich kenne mich mit den Foo Fighters nicht aus.
Die Musik all dieser Bands interessiert mich überhaupt nicht. Nichts davon spricht mich nur in irgendeiner Art und Weise an.

Dave Grohl kennt aber dennoch jeder. Und während Corona so vor sich hin coronisierte, brauchte dieser nimmermüde Kerl eine Beschäftigung. Keine seiner Bands durfte spielen. Die ganze Welt stand still. Dass die Ideen nur so aus ihm raus sprudeln, zeigt ja schon, dass er mehrgliedrig im Musikgeschäft unterwegs ist. Und das schon seit wirklich vielen Jahren. Die Zeit war also reif, dass er all seine Erlebnisse aus einer zweifelsohne umtriebigen und sehr erfolgreichen Zeit als Musiker mal aufschreibt.
Dieses Buch habe ich geschenkt bekommen und aus den oben genannten Gründen war ich erstmal ein wenig distanziert. Dann dachte ich mir aber: Hey, auch wenn mir die Musik von Dave Grohl relativ egal ist, dann wird er ja sicher einiges zu erzählen haben. Seine Eindrücke aus der Zeit mit Kurt Cobain - sicher super interessant! Seine Eindrücke als Leader einer großen Rockband - sicher super lesenswert! Seine Eindrücke aus dem Zusammensein mit vielen großen Namen der Musik - sicher super unterhaltsam.

Man mag aus diesen Zeilen schon herauslesen, dass ich mit dem Buch nicht viel anfangen kann. Und das hat nichts damit zu tun, dass es beispielsweise schlecht geschrieben sei. Nicht jeder Songschreiber ist auch ein guter Schriftsteller, bei weitem nicht. Da gibt es große Unterschiede. Der Stil ist locker, es lässt sich sehr einfach lesen. Und ja, seine Anfänge sind wirklich spannend, die erschütternden Tiefs und die vielen Hochs sind enorm. Genügend Stoff für mehrere Leben und sicher für alle Fans ein nettes Buch zum Schmökern. Das ging mir in den ersten 150 der ca. 450 Seiten auch so. Es hat irgendwie Spaß gemacht, ich war neugierig. Doch dann kippte der Gesamteindruck massiv. Bis dahin schien mir Dave Grohl nämlich ein total angenehmer, sympathischer Kerl zu sein.
Doch dieses Buch dreht sich irgendwann zu einer Hymne auf sich selbst. Er stellt sich derart als unzerstörbarer Hulk da, dass es mir tierisch auf die Nerven ging. Er ist schmerzresistent, robust im Trinken, braucht eigentlich keinen Schlaf, ist der perfekte Vater, die ideale Rampensau, ein wahnsinnig erfolgreicher Typ. Dave Grohl ist perfekt. Und er ist der ideale Mann, hart, cool, kann alles selbst. Boah, ist das langweilig! Es folgt eine Heldengeschichte auf die nächste. Gähn!
Zu dieser Selbstdarstellung gesellt sich ein Understatement, das ich ihm nicht abkaufe. Klar, er hat viele Menschen großer Bekanntheit getroffen, war im weißen Haus, hat mit Paul McCartney eine Freundschaft undundund… unermüdlich wiederholt er, dass das alles nicht selbstverständlich für ihn ist. Okay, ja, glaube ich ihm zum Teil. Auf der anderen Seite muss aber auch gesagt werden: Das hier ist Dave Grohl. Der ist seit 30 Jahren ein großer Name im Rockgeschäft, massiv erfolgreich, macht mit den Foo Fighters Stadien voll! Spielt fast immer vor mehreren zehntausend Menschen. Ist doch klar, dass man dann in gewisse Kreise rein rutscht. Diese Underdog-Rolle kaufe ich ihm einfach nicht ab. Sorry.

Daher ist dieses Buch doch eine im Grunde genommen langweilige Angelegenheit. Die Sensationen sind keine mehr, weil sie sich so stark aneinanderreihen und die Darstellung des Understatement-Kerls ist für mich einfach unglaubwürdig.

Das ist jedoch nur mein Eindruck. So ist das beim Lesen halt.
Vielleicht mag es bei anderen anders sein.
Daher eventuell: Viel Spaß bei der Lektüre!

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