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Da setze ich mir doch liebend gern abends die Kopfhörer auf und drehe laut. Das hier zum Beispiel:
Captain Gips
(Ms) Guter Rap ist wie Wein. Je älter der Mensch am Mikro ist, desto besser. Okay, okay. Gewagte These. Aber es gibt so viele gute Beispiele. Und ja, ein wenig relativieren muss ich auch: „Alt“ ist nun wirklich nicht gleich alt. Es gibt einfach vereinzelte Rapper, die im Laufe der Zeit immer besser werden. Mein Lieblingsbeispiel ist Mädness. Der scheißt auf die ganzen üblen Rap-Business-Seiten und erzählt recht schonungslos von sich. Es kann gut sein, dass Captain Gips nun auch an diesem Punkt angekommen ist. Neonschwarz, seine Crew, pausiert nun wohl etwas länger - mehr Zeit, an den eigenen Liedern zu feilen. Und das hat er wohl auch sehr, sehr gut gemacht. Muss Ja ist sein neuer Track und selten habe ich Captain Gips so musikalisch gelassen und textlich genau gehört. Das gefällt mir enorm. Es hat beinahe schon den Eindruck, dass er Vergangenes hinter sich gelassen hat. So könnte man auch das dazugehörige Video interpretieren, in dem er am Hamburger Elbstrand eine Kiste aus dem Keller vergräbt. Der neue Track ist Teil seiner neuen EP Die Young As Late As Possible. Super Name, oder? Sie erscheint am 16.12. und könnte wirklich, wirklich gut werden.
Ach… und das mit dem Wein. Echt. Keine Ahnung. Ich trinke den Traubensaft nicht. Aber Vergleichhölle ist Vergleichhölle.
Niels Frevert
(Ms) Hach, ich mag dieses Spiel irgendwie. Denn es ist so einfach und subtil und funktioniert dennoch gut. Hat eine Musikerin oder eine Band eine neue Platte in petto und will sie ankündigen, geht das mittlerweile so: Titelbilder auf den digitalen Plattformen werden geändert. Dazu gesellt sich manchmal noch ein kurzes Video, das mal mehr oder weniger kryptisch ist. Alles deutet darauf hin, dass es etwas Neues gibt, aber für ein paar Tage hält man scheinbar alle im Wartemodus. Ach, ich finde das süß. So hat es auch der wunderbare Niels Frevert diese Woche gemacht. Erst ein neues Bild, dann ein kleines Video, dann die Ankündigung des neuen Albums samt Single und Tourdaten. Und was habe ich mich gefreut. Lange ist Frevert schon im Geschäft, doch vor zwei Jahren erst habe ich ihn zum ersten Mal live gesehen und mich gefreut, dass die Gänsehaut der Studiolieder auch live so herrlich bebt. Ich halte ihn für einen der gefühlvollsten Texter, der mit ganz wenig Worten ganz große Dinge ausdrücken kann. 3-Minuten-Romane hat mal jemand geschrieben. Wie wahr und passend! Pseudopoesie heißt seine neue Scheibe und wird am 24. März erscheinen. Nimmt er sich selbst Hops? Unwahrscheinlich. Viel mehr bleibt er brüchig. Zum Einen natürlich in seiner Stimme, seinem Markenzeichen neben den faszinierenden Texten. Wenn sie knarzt oder flirrt, dann gehört das zu ihm dazu. Positiv brüchig ist auch das erste neue Stück, Weite Landschaft. Es beginnt wie so oft bei Niels Frevert, dramatisch, melancholisch, wunderschön. Doch dieses mal bleibt es nicht dabei, sondern nimmt unerwartet Fahrt auf, das Schlagzeug peitscht nach vorn, Gitarren und Keyboards spielen sich in einen Wirbel, der auch im Text wohnt, die weite Landschaft, die plötzlich niedergebrannt wurde. Und auch im Video gehen beide Seiten herrlich zusammen (oder auseinander, wie man will). Das gefällt mir extrem gut und schnürt die Neugier auf eines der Alben, auf die ich mich im kommenden Jahr extrem freue!
20.04.2023 Hannover, Pavillon
21.04.2023 Hamburg, Markthalle
22.04.2023 Berlin, Lido
23.04.2023 Leipzig, Moritzbastei
26.04.2023 Köln, Gloria
27.04.2023 Mainz, KUZ
28.04.2023 Schorndorf, Manufaktur
29.04.2023 München, Strom
30.04.2023 Mannheim, Alte Feuerwache
09.05.2023 Erfurt, Zentralheize
10.05.2023 CH-Zürich, Bogen F
11.05.2023 Freiburg, Waldsee
12.05.2023 Ulm, Roxy
13.05.2023 Dortmund, FZW
18.05.2023 Dresden, Groovestation
19.05.2023 Magdeburg, Moritzhof
20.05.2023 Rostock, Peter Weiss Haus
Frittenbude
(Ms) Es ist sehr leicht zu sagen, dass man diese und jene Band nicht mehr höre. Weil sie einen vielleicht vor zwei, drei Jahren nicht mehr gepackt hat. Und dann stellt man sie ins Abseits und Neues hat irgendwie gar keine Chance mehr. So ist das bei mir und Frittenbude. Eine Band, die ich zweifelsfrei mit der Zeit zwischen Schulende und Studiumsanfang verbinde. Wilde Party, viel Feierei, viel Rumtreiberei und Ziellosigkeit. Der perfekte Soundtrack dieser Zeit. So verlor ich in den vergangenen Jahren die Bindung zur Band und, ja, einiges der letzten Alben hat mich wenig begeistert. Doch nun sind sie wieder da. Nun ja, sie waren ja nicht weg. Sondern mussten sich eher ein wenig neu finden, denn aus dem Trio ist ein Duo geworden. Und das Duo zeigt, dass es das kleine 1x1 der textlastigen Partymusik immer noch drauf hat. Am 3. März erscheint ihr sechstes Album Apokalypse Wow, dieses Mal auf ihrem eigenen Label Nachti. Die zweite Single ist seit ein paar Tagen draußen und Stoli macht viel Spaß! Es ist nicht nur eine tanzbarer Hymne aufs Zusammensein, sondern knallt insbesondere durch ein ganz, ganz tolles Video und die herrlichen Bläser zum Ende hin! Eine Tour steht dann selbstredend auch noch an, geht da hin!
10.03.2023 A-Wien - Flex
11.03.2023 A-Graz - PPC
16.03.2023 Kiel - Pumpe
17.03.2023 Hannover - Faust
18.03.2023 Bremen - Lagerhaus
23.03.2023 Karlsruhe - Substage
24.03.2023 Köln - Luxor
25.03.2023 Frankfurt - Zoom
30.03.2023 Hamburg - Uebel & Gefährlich
31.03.2023 Berlin - Festsaal Kreuzberg
01.04.2023 Leipzig - Conne Island
Deichkind
(Ms) Vorschnelle Urteile im Musikgeschäft sind einfach, aber oft vollkommen falsch. Zu schnell könnte man beispielsweise Deichkind für ein großes Spaßunternehmen mit bollernden Bässen halten. Na klar, ein großer Hang zum Schwachsinn und der vollendeten Eskalation steckt in der DNA der Hamburger. Doch sie zeigen immer wieder mit Kopfnickerbeats gesellschaftliche Missstände auf. Sie münden live in einer großen Party, doch sie haben viel zu sagen. Bevor im kommenden Februar ihr nächstes Album Neues Vom Dauerzustand erscheint, kam diese Woche mit Geradeaus frisches Material raus. Beeindruckend dabei ist, dass die visuellen Elemente immer wichtiger werden und eine Geschichte erzählen. Vom Friedensflieger Mathias Rust, von Corona-Drohnen-Sonderlingen oder völlig überzogenen Fahrmanövern. Textlich geht es in eine weitere Richtung, geradeaus halt. Immer weiter, weiter, schneller, schneller, atemlos, atemlos, kaputt, kaputt. Das ist Kunst, zweifelsohne. Was mir hier besonders gefällt, ist, dass Roger Rekless nun volles Mitglied des Projekts Deichkind zu sein scheint. Das passt einfach hervorragend. Live kann man kommendes Jahr hier ausrasten:
22.06.2023 München, Olympiahalle
23.06.2023 Leipzig, Festwiese
07.07.2023 Dortmund, Westfalenpark
08.07.2023 Frankfurt am Main, Festhalle
04.08.2023 Stuttgart, Cannstatter Wasen
25.08.2023 Hannover, Expo Plaza
26.08.2023 Hamburg, Trabrennbahn Bahrenfeld
02.09.2023 Berlin, Parkbühne Wuhlheide
Justice
(Ms) Die 00er-Jahre sind immer noch das Jahrzehnt, das meinen Musikgeschmack ziemlich stark geprägt hat. Die Zeit, die unzählige Hits hervorgebracht hat, teilweise im Wochenrhythmus. Irre. Es war die Zeit des Indie-Vormarschs, des Britpop und allen wunderbaren Weggefährten. Doch es passierte auch scheinbar Unvorstellbares. Nämlich, dass elektronische Musik in diese Szene eindrang, aufgenommen und sehr erfolgreich wurde. Das absolute Paradebeispiel dafür sind Justice. Das französische Duo veröffentlichte vor fünfzehn Jahren das Album † (Cross) und wurde dafür bis heute zurecht abgefeiert. Es folgten weitere starke Platten und Nummern. Ihre eigene Remix-Scheibe Woman Worldwide gehört für mich zu einen der tanzbarsten Bassplatten überhaupt. Zu Ehren der ersten Fußstapfen wird das Debut am 15. Dezember neu überarbeitet veröffentlicht, es kommen sogar sechs neue Tracks dazu. Auch ihr Riesenhit D.A.N.C.E. kommt in neuem Gewandt daher! Wobei… das stimmt so gar nicht. Der Rapper Logic nutzte das Sample für seinen Track The Spotlight, das sein Sprungbrett zum Erfolg wurde. Hier vereinen sich beide nun also ganz offiziell. Mich holt der Track wenig ab, aber das ist egal. Justice sind weiterhin eine irre Band, die ich gern mal live sehen würde…
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