Verschwommen aber passioniert, Foto: luserlounge |
Muff Potter also. Haben für mich eines der stärksten deutschsprachigen Alben diesen Jahres veröffentlicht, unabhängig vom Genre. Mag vielleicht schon ein bisschen was heißen. Die Klarheit der Texte, die nahe am Herzen sind, beeindruckt mich. Eine ganz eigene Art des Storytelling. Nach der langen Pause kam nun also diese Platte, Bei Aller Liebe. Und direkt dazu eine feine Tour. Keine einfache Sache in diesen Wochen und Monaten, wo so viel abgesagt oder abermals verschoben wird. Traut man den Bildern im Netz, scheint sie aber überall recht gut besucht zu sein.
Ebenso in Bremen am vergangenen Samstag. Schlachthof, was für ein super Laden. Denen verzeiht man sogar, dass dort Haake Beck ausgeschenkt wird. Dafür ist der Sound, die Atmosphäre und die irre Verteilung der Plätze viel zu genial und gemütlich.
Für diesen sehr guten Konzertabend war aber auch noch eine andere Gruppe verantwortlich. Messer. Genialer Name, oder? Ihr 2017er-Album Jalousie habe ich aufmerksam gehört, aber danach auch die Gruppe ein wenig aus dem Fokus verloren. Das ändert sich nun. Denn die Art der Musik hat mich schnell live in den Bann gezogen. Der Vergleich mit Tocotronic und insbesondre den Fehlfarben lag schnell auf der Zunge, aber sie haben einen eigenen Charakter. Im Wesentlichen verantwortlich dafür waren ihre etwas klareren, wenn auch düsteren Texte, der irre Basslauf, ein extrem gut abgemischtes Schlagzeug und die unverkennbare Stimme von Hendrik Otremba. Ja, das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Und war eine sehr gute Wahl der Gäste, die den Abend mitgestalten. Nicht zu nah an der anderen Band, aber irgendwie doch im gleichen Kosmos.
Und dann folgten gut eindreiviertel Stunden geballte Gitarrenrockeuphorie. Lasst es mich ein wenig übertrieben ausformulieren: Aber das Beeindruckendste an dem Abend war nicht das reine musikalische Erlebnis. Sondern etwas, das Thorsten Nagelschmidt ziemlich schnell auch selbst benannt hat. Er meinte: „Hier ist doch irgendwas. Hier passiert doch was. Hier liegt doch was in der Luft“ (oder so ähnlich). Ja, das stimmt. An diesem Abend fand etwas zusammen, das lange aufeinander gewartet hat. Das war insbesondere bei den älteren Stücken (mea culpa, s.o.) zu hören: Eine irre Vorfreude auf diese Lieder im Publikum. Ja, es kann halt gut sein, dass Besucher diese Lieder einige Jahre halt nicht live erlebt haben. Dann ist das schon ein Wiedersehen alter Freude. Und wie geil ist es eigentlich, wenn einzelne Zeilen von Liedern abgefeiert werden?! Hach, Rockmusik. Du hast mich immer wieder, ich lasse dich niemals los. Muff Potters Brühwürfel-Zeile ist für mich der Satz des Jahres. Bin mehr als froh, ihn endlich live skandiert zu haben. Gut auch, dass Messer an dem Abend da waren. Denn Hammerschläge Hinterköpfe ist auch ein Studioduett, das nun seine Liveader gefunden hat. Nagelschmidt und Otremba. Irre Stimmenkombination!
Es hat auch gar nicht lange gedauert, da bildete sich vor der Bühne ein wilder, gut gelaunter Mob der mit respektvollem Pogo das Geschehen auf der Bühne begleitet hat. Und auch bei mir passierte eine Menge: ein großes Grinsen bekam ich aus dem Gesicht gar nicht mehr heraus. Da passte so ungeheuer viel. Das Publikum war sehr aufmerksam, vorfreudig, respektvoll und textsicher. Die Freude der Band war auch an allen Ecken und Enden zu spüren. Vielleicht war es auch gut, dass ich gar nicht so klar definierte Erwartungen an den Abend hatte, denn ich bin als ein extrem glückseliger Mensch wieder herausgekommen und selbst jetzt, ein paar Tage später, bin ich immer noch heilfroh, dabei gewesen zu sein.
Ich freue mich schon auf die nächsten Auftritte.
Und nochmals: Sorry!
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