Quelle: Qiez.de |
Okay, was fabuliere ich mir hier zusammen?! Das lässt sich schnell erklären: In den vergangenen Wochen habe ich zwei Mal Mine live gesehen. Das eine Mal war wie von einem anderen Stern, das andere Mal ließ sich damit gar nicht vergleichen. Der Grund ist einfach: Am 23. September hat Mine im Rahmen des Reeperbahn Festivals in der Elbphilharmonie gespielt. Wie genial die Kombination aus dieser ungewöhnlichen Musikerin und diesem beeindruckenden Ort ist, ließ sich erahnen. Doch das Erleben dieser gut 75 Minuten war dann doch was Anderes.
Die Elbphilharmonie ist ein starkes Gebäude. Und es ist schön zu sehen, wie sie doch Teil der Stadt geworden ist, nachdem der Bau erst sehr ambitioniert erschien und dann immer mehr Geld verschlang. Der Ausblick von oben auf den Hamburger Hafen ist einmalig. Noch mehr Eindruck macht die große Halle, die sich im Inneren auftut. Über zahlreiche Treppen gelangt man höher und höher, dort angekommen, eröffnet sich ein toller Raum. Mittendrin eine Bühne, das Publikum über 360° verteilt, ein schlichtes, edles Design und ein Klang, der seinem Ruf mehr als gerecht wird. Staunend habe ich da gesessen und teils gestanden, als Mine mit über 20 Leuten da abgefeuert hat. Streicher, Bläser, Percussion, ein DJ, ein Dudelsackspieler, Fatoni, AB Syndrom. Was sich diese Frau für diesen Abend ausgedacht hat, überstieg schnell meine Vorstellung. Das war so voller Wucht, voller Glanz und mit so ungeheuer viel Herz, es war kaum auszuhalten. Mine hat nicht nur musikalisches Talent, sondern auch etwas an sich, das nicht zu erlernen ist: Präsenz im Raum. Auch wenn ich im vierten Rang saß (die Sicht auf die Bühne war dennoch sehr gut), passierte im Saal etwas, als sie den Raum betrat. Etwas, das nicht in Worte zu fassen ist, das war nur Erlebbar. Sie nahm den Raum ein und strahlte. Mine war sichtbar beeindruckt von dieser Halle, das schüchtert natürlich auch ein. Doch mit welcher Sicherheit, Leichtigkeit und Freude sie sich auf der Bühne bewegt hat, zwischen Instrumenten wechselte, ihre Gäste ankündigte… was hatte sie Spaß an diesem Abend. Irre. Doch genauso gefasst war sie auch. Als sie allein am Keyboard ein neues Stück über ihre Mutter sang, schluchzte, weinte sie. Fünf Minuten später explodierten die wuchtigen Songs wieder. Was für eine Bandbreite. Was für eine intensive Emotion. Sie schrieb im Netz anschließend, dass das der Abend war, als sie zum ersten Mal auch nach einem Konzert weinen musste. Ich kann es so gut verstehen. Was da passiert ist, war nicht normal. Das war so dicht, so ungeheuer gut, so unterhaltsam, so dynamisch, so gut vorbereitet, so so so leidenschaftlich.
Danach hätten wir mit unserem Ticket noch andere Konzerte sehen können. Wir haben es nicht gemacht. Diesen Abend in der Elbphilharmonie mit Mine mussten wir dringend abspeichern. Selbst die Geräusche draußen waren zu viel. Das war echt eine neue Erfahrung. Großartig. Sehr bewegend.
Dass ein Clubkonzert da nicht mithalten kann, war ja irgendwie klar. Deshalb musste ich das im Nachhinein auch trennen, um nicht enttäuscht zu sein nach ihrem Auftritt zweieinhalb Wochen später im Bremer Schlachthof. Es ist halt ein Unterschied, wo man spielt. Und auch in welcher Konstellation. In Bremen bestand ihre Band aus vier exzellenten MusikerInnen. In Hamburg waren es zwanzig mehr. 20! Das ist klar, dass das anders ist. Daher rufe ich mir immer den Elphi-Abend ins Gedächtnis, wenn ich über die wahnsinnige Musikerin Mine nachdenke. Nicht alle ihre Songs kicken mich. Aber wer einen Abend wie diesen im September aufbauen und durchziehen kann, davor kann ich nur ehrfürchtig in die Knie gehen.
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