(sb) Wie lange kenn ich die Musik von Jose Gonzalez schon? Knapp 20 Jahre? Das 2003er-Album Veneer habe ich auf jeden Fall gefeiert und das steht seitdem in meinem Plattenschrank. Mit der Betonung auf "stehen", denn so wirklich anhören tu ich es selten, auch wenn ich insgesamt eine sehr hohe Meinung vom Künstler habe und weiß, dass da ein paar absolute Perlen drauf sind. Und ja, ich hatte schon sehr viele Jahre den Wunsch, den Schweden mit argentinischen Wurzeln mal live zu sehen. Am vergangenen Donnerstag hats endlich geklappt...
Dass ich das Poolbar Festival in Feldkirch unheimlich gerne mag, ist ja kein großes Geheimnis. Was hab ich da schon für tolle Konzerte erlebt? Maximo Park, Irie Revoltes, Faber, William Fitzsimmons, Olympique und viele mehr. Dieses Jahr hat mich das Progamm nicht ganz so gekickt, Jose Gonzalez wollte ich mir jedoch nicht entgehen lassen und hoffte natürlich auf sommerliches Wetter, denn der Gig sollte unter freiem Himmel stattfinden.
Über die Vorband breite ich weitestgehend den Mantel des Schweigens. Einfach nur fad und eintönig. Wie kann einem sowas ernsthaft gefallen und wer hört sich sowas freiwillig an? Das war sowas wie vertonte eingeschlafene Füße. Aber gut, ich wollte ja eigentlich schweigen...
Nach der Umbauphase kam Jose Gonzalez auf die Bühne. Alleine. Nur mit Gitarre. Demütig, bescheiden, sympathisch. In den folgenden 90 Minuten bezauberte er mit leisen Tönen, großen Gefühlen und seiner einzigartigen Stimme, die einfach immer den Ton und Nerv trifft. Unverkennbar und wunderschön.
Ich bewundere es ja eh, wenn jemand alleine auf der Bühne steht (oder in diesem Fall: sitzt) und dort sein Innerstes nach Außen kehrt. Wenn das aber so perfekt geschieht wie bei Jose Gonzalez, dann komm ich aus dem Staunen nicht mehr raus und frage mich, wie so etwas möglich ist. Wie wird man so selbstbewusst und bleibt dabei trotzdem so sympathisch und demütig?
Neben seinen Solostücken gab der Schwede auch einige Songs seiner Band Junip zum Besten und überzeugte das Publikum vollends. Dass es zahlreiche Besucher dennoch für nötig hielten, das ganze Konzert über zu quatschen, kann ich einfach nicht verstehen. Habt Ihr kein Zuhause? Wieso müsst Ihr mit Eurem Dauergelaber andere Besucher stören? Das ist ja schließlich auch eine Frage des Respekts dem Künstler gegenüber...
Wie dem auch sei: Die Zeit verging wie im Flug und das trotz keinerlei Action auf der Bühne. Jose Gonzalez saß da, sang, spielte Gitarre und war einfach nur fantastisch. Punkt.
Oh ja! Das war für mich auch ein Highlight in diesem Sommer! Und treffender kann man den Abend auch nicht beschreiben. Vielen Dank nochmal fürs Mitnehmen.
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