Dienstag, 12. Juli 2022

Live in Kiel: Pascow

Quelle: facebook.com/pascowband , Andreas Langfeld
(ms) Faszination. Das ist ein treibender Motor beim Musikhören. Das Schöne ist, dass sie so schwer zu beschreiben ist. Besser: Man muss sie gar nicht beschreiben. Sie ist einfach da und reißt einen in den Bann. Wir müssen das gar nicht verstehen, es passiert einfach. Irgendwas zwischen Hirn und Herz wird angezündet und brennt dann. Ab dem Zeitpunkt findet man Dinge einfach gut. Oder brillant. Oder man steht mit im besten Sinne verständnisloser Mimik vor einer Bühne und ist völlig paralysiert. Was da genau zwischen den Musikern und dann wiederum zwischen Band und Publikum entfesselt wird, ist unklar. Aber es ist stark, beeindruckend, wichtig, faszinierend.

Vor drei Jahren habe ich Pascow für mich entdeckt. Was für eine irre Band. Im Grunde genommen kenne ich auch nur die Alben Jade und Diene Der Party. Ich werde nicht satt, diese beiden Platten zu hören. Langsam muss ich mich mal an die älteren Werke der Saarländer tasten. Da ruhen noch Schätze, deren Wirkung ich nur erahnen kann. Noch nie zuvor habe ich diese Art von aggressiver, treibender, unbändiger Energie gehört, erlebt.

Vor drei Jahren sah ich sie dann in Osnabrück zum ersten Mal und war schon völlig perplex, was an diesem Abend passiert ist. Da herrscht ein Band zwischen der Band und dem Publikum, das ich so noch nicht erlebt habe. Als ob man sich seit Jahren kennt, zusammen zur Schule und durch Dick und Dünn gegangen ist. Eine verschworene Gemeinde. Und ich bin mehr als froh, dass ich da reinschauen durfte. Da braucht das Publikum nur ein Stichwort und alle singen auswendig alles aus voller Kehle mit. Wenn Leidenschaft noch steigerbar ist, dann ist man abends auf einem Konzert von Pascow.

Am vergangenen Freitag waren sie in Kiel. Seit zweieinhalb Jahren habe ich eine Karte für dieses Konzert. Es wurde zigfach wegen Corona verschoben. Erst wegen der allgemeinen Bestimmungen, dann gab es im April einen Fall in der Band… nicht endende Scheiße. Also direkt nach der Arbeit los. Mit dem Zug am Freitagnachmittag über Hamburg zu 9€-Zeiten. Es war okayer als befürchtet. By The way: Ich bin großer Freund der Jugendherbergen. Auch die in Kiel ist großartig! By The way 2: Wenn man in Kiel einen Kiosk eröffnen sollte, ist dies eine Goldgrube. Gibts anscheinend in der Innenstadt nicht. Dafür Kreuzfahrttouristen und Shoppingmalls. Na gut.
Mitten in der Stadt dann Die Pumpe. Ein toller Laden! Industriekultur in einer etwas faden Stadt. Ich bin Fan. Und wenn ein halber Liter Helles 3,80 und die gleiche Menge Beck‘s 5,20 kostet, weiß man eh, dass es gut ist. Mit einem blauen Shirt war ich beinahe schon ein Paradiesvogel an dem Abend. Es wurde fast einheitlich schwarz getragen. Fein. Den Abend eröffnete Angora Club. Was für ein Brett! Die Band hat einfach zwei Bassisten! Das habe ich auf über 300 Konzerten noch nie gesehen. Irre. Zum Teil sangen sie auch zu zweit. Logisch, dass das ein heißer Ritt war. Eine Band, die man unbedingt auf dem Schirm haben sollte, wenn man satten, kompromisslosen Gitarrenrock mag.
Um 22 Uhr dann Pascow. Sie haben nur gut 80 Minuten gespielt, aber mehr hätte ich sicher auch nicht ausgehalten. Was für ein dichter, enormer, energiegeladener Auftritt. Dafür fehlen mir echt die Worte. Was die vier Typen da auf der Bühne abreißen, ist nur noch wild. Die Härte, das Tempo und die Kompromisslosigkeit der Gitarren sagen mir mehr als zu. Es ist und bleibt Faszination. Besser kann ich das nicht ausdrücken. Ab dem ersten Ton wurden die Instrumente bearbeitet und die Menschen drehen durch. Sehr rücksichtsvoll, sehr fulminant. Der Hauptteil der Lieder des Abends lag (für mich zum Glück) auch auf den letzten beiden Platten, doch auch der Rest hat alle mitgerissen. Ich muss gestehen, das ich oft nicht ganz so viel von dem verstehe, was Alex da ins Mikro brüllt, schade, aber auch ein bisschen egal, denn… es bleibt Faszination bei einem Abend, wenn Pascow live spielen. Ich bin nun süchtig. 

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