Quelle: luserlounge |
en Konzerte für dieses Jahr gespielt. Und da lasse ich mich ja nicht lumpen…. Da muss ich hin!
Freitag, 1. Juli, Hamburg, Molotow
Wenn ein bedeutender Club Geburtstag feiert, müssen gute Gäste her. Das Molotow hat sein 30-jähriges Bestehen gefeiert und Kettcar haben schnell zugesagt. Nun müssten an dieser Stelle selbstredend lobende, anerkennende Worte zum Geburtstagskind fallen. Nun muss ich mich aber outen und muss feststellen, dass ich mich mit dem Molotow als eher unregelmäßiger Hamburgbesucher nicht ausreichend auskenne, um hier Derartiges zu schreiben. Ja, erst Esso-Häuser, jetzt neuer Standort. Sonst weiß ich nichts. Nur, dass das Molotow mit einigen wenigen anderen Läden wie dem Knust (an dessen Geburtstag Kettcar übrigens auch mal gespielt haben) und dem Übel & Gefährlich die Fahne in Hamburg noch hoch halten. Das Docks und die Große Freiheit haben ja das Lager gewechselt. Nun gut. Also am Freitag ab zum Molotow. Und was war das für ein wilder Spaziergang aus Richtung Hauptbahnhof. Denn am Wochenende fand wohl einer der absoluten Vernichtungsveranstaltungen für das kulturelle Leben statt: der Schlagermove. Hilfe. Das reine Grauen. Also in den dortigen Innenhof geflohen, wo es Bier aus Salzhausen und viele entspannte Menschen gab. Den Abend eröffnete Shitney Beers, die mit hoch-melancholischen Liedern unter anderem übers Furzen in der Beziehung das Publikum bekehrte. Ein sehr sympathischer Auftritt bleib haften. Wie der Auftritt von Kettcar danach einzuordnen ist, weiß ich gar nicht so sehr. Klar, an Sympathie mangelt es nicht, ich habe sie mir da ja nicht umsonst zum 31. Mal angesehen. Aber ich hatte den Eindruck, dass es ein wenig verkrampft war. War die Bühne zu klein oder der Druck so groß? Irgendwas war auf jeden Fall los. Ich hatte das Gefühl, dass sie nicht so befreit aufspielen konnten. Ansonsten war das natürlich ein super Konzert von Balu bis Benzin Und Kartoffelchips. Hamburg, 8 Grad, Regen scheinen sie für diese Konzertsaison mit ins Programm aufgenommen zu haben und Reimer hat mal wieder Schoten ohne Ende erzählt. Traumhaft, sehr schön. Aber bis morgens um acht haben sie sicher nicht auf der anschließenden 80er-Jahre-Party getanzt, denn…
Samstag, 2. Juli, Wehye, Aufmucken Gegen Rechts
… sie waren laut eigener Aussage tags drauf ab 11 Uhr in Wehye bei Bremen, um beim Aufmucken Gegen Rechts zu spielen. Das ist ein Openair, das schon seit vielen Jahren dort stattfindet. Schade, dass es immer noch stattfinden muss, aber in der Gemeinde gab es erst kurz vorher faschistische Schmierereien. Ekelhaft. Und gegen Nazis und Faschos und Idioten kann man nie laut genug sein. Da wir jedoch den Mittag noch an der Elbe verplempert haben, waren wir erst am frühen Abend da und haben leider ein paar Bands verpasst. 100 Kilo Herz hörten wir beim Betreten des Geländes. Sauberer Ska-Punk der alten Schule, mit dem man nie was falsch macht. Das erste ganze Konzert für uns war dann Grillmaster Flash. Ja, sein aktuelles Album fand ich nicht so berauschend, doch seine Entertainerqualitäten sind enorm! Er pflegt einen eigenen, etwas schrägen Humor, auf den man sich einlassen muss, aber dann kommt der Spaß von ganz allein. Bei brutzeligen Temperaturen gab es Geschichten aus Sottrum und Bremen-Nord oder ein Tauben-Mantra (ja, echt!). Zudem fiel kurz vorher sein Schlagzeuger aus und jemand aus dem Ort sprang kurzfristig ein. Wie geil ist das denn?! Diesem Typen gebührt alle Ehre, er hat einen astreinen Job gemacht. Zwischendurch hat Kettcars Fieten auch noch ausgeholfen. Alle fühlten sich sichtlich wohl! Sehr schön! Das kann man auch vom Publikum behaupten, es ging überall extrem entspannt zu. Und die meisten Menschen haben auch recht geduldig an den Getränkewagen gewartet. Das Team dort war leider heillos unterbesetzt und die Leute waren durstig. Ja, einige ein bisschen zu durstig in meinen Augen. Es war super warm und einige Herren zwischen 30 und 50 konnten ihren Bierkonsum anscheinend nicht mehr so gut kalkulieren, sodass sie zu späterer Stunde extrem voll und auch sehr rücksichtslos gewesen sind, was das Tanzen im Publikum anbelangte. Kleine, aber wichtige Randnotiz. Um halb acht ungefähr spielten dann Neonschwarz. Die habe ich auch schon häufig gesehen. Und trotz, dass ich das neue Album so gut wie gar nicht kenne, wusste ich im Vorhinein, dass das eine super Party wird. Denn die Schwizzys wissen halt, wie das geht. Und das haben sie dann auch gezeigt, wie Rap zwischen Jogginghosenleben und Antifa funktioniert. Großartig. Den Vieren auf der Bühne ist stark anzusehen, wie sehr sie hinter ihrer Musik stehen, wie viel Lust sie dazu haben und was für eine eingespielte Gruppe sie auch sind. Nach anfänglichen Tonproblemen haben sie die Wiese in eine wilde Tanzfläche verwandelt. Das hat einfach nur Spaß gemacht. An dieser Stelle muss auch ein Lob an die Veranstaltenden raus. Dass sie es mehr oder weniger im Nirgendwo schaffen, ein Ein-Tages-Festival mit ziemlich gutem Line-Up ehrenamtlich auf die Beine zu stellen, zeugt von viel, viel Leidenschaft und Engagement. Super! Weiter so! Um neun Uhr dann also Kettcar. Nummer 32 für mich. Und vielleicht eines der Top 5-Auftritte, die ich gesehen habe. Es herrschte eine gänzlich andere Leichtigkeit auf der Bühne als noch 24 Stunden vorher in Hamburg. Was hatten die fünf Typen Bock! Das war einfach nur schön zu sehen! Sie strahlten alle um die Wette und legten sich ordentlich ins Zeug. Reimer hat mal wieder Kamellen zum Besten gegeben und posierte später sogar in Donots-Manier, laut Marcus. Da standen fünf Kerle auf der Bühne, denen der Spielspaß bei den älteren, den politischen und auch bei den Liebesliedern ins Gesicht geschrieben stand. Und das haben sie auch geäußert, sie fühlten sich vor Ort offensichtlich sauwohl! Wie schön, dass das auch im Publikum zu spüren war. Von Deiche bis Den Revolver Entsichern war das ein supergutes Konzert. Im Rücken der Besucher ging die Sonne unter, überall strahlend gut gelaunte Menschen, die vereint, dass immer aufgestanden werden muss, wenn von rechten Spacken stumpfe Parolen ertönen.
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