Mittwoch, 26. Januar 2022

Da fehlt was

So macht es keinen Spaß. Quelle: weser-kurier.de
(ms) Wichtig, daher vorweg: Die Ansteckungsgefahr momentan ist immens. Daher ist es richtig, dass die Türen zu sind. Ich erlebe es bei der Arbeit, wie schnell Omikron grassiert. Erschreckend. Bislang läuft alles gut, glücklicherweise. Es kann auch anders gehen. Das weiß ich nicht nur aus den Nachrichten, sondern vom eigenen Leib. Die Variante aus dem letzten Frühjahr war hartnäckiger und hat mich drei Wochen ans Sofa gefesselt. Impfen schützt, Boostern schützt.

Da das jedoch klar sein sollte, geht es hier los:
Es fehlt was. Und zwar ganz gewaltig. Hiermit will ich niemandem einen Vorwurf machen. Wem denn auch?! Das, was fehlt, ist keine Sache des Alters, sondern eine ganz Menschliche. Es ist ja nicht so, dass ausschließlich Studierende feiern gehen würden. Das ist Quatsch. In deren Haut möchte ich dennoch nicht stecken. Einen großen Teil meines Antriebes für den inneren Motor, fürs Gemüt, die Dopaminherstellung ist der Besuch von Konzerten. Und tanzen in Clubs. Ob 31, 21 oder 41 ist ja egal. Ich möchte in vollen Clubs und Veranstaltungshallen stehen, in meiner Hand ein kühles, großes Bier halten, auf die Bühne schauen, alles um mich herum vergessen, die Musik in jede meiner Fasern eindringen lassen und nur noch staunen. Ich möchte mich dem Klang und der Dynamik ausliefern lassen. Es soll etwas in mir in Bewegung gesetzt werden, was anders nicht möglich ist. Ich möchte versunken träumen, laut schreien, schief mitsingen, den Rap-Arm schwingen, die Hüfte bewegen und vollkommen in diesem Setting verschwinden. Im Club will ich dicht gedrängt Lieder abfeiern, mich in den Sog tanzen bis in die frühen Morgenstunden, leicht oder stark alkoholisiert. Egal. Denn es geht darum: drinnen oder danach draußen all die freudigen Augen zu sehen. Das, was es mit uns Menschen macht, spüren. Diese wunderbare Auszeit. Dieses unbeschreibliche Universum, wo man für zwei Stunden Konzert oder fünf Stunden tanzen hingebeamt wurde. Das Strahlen in den Gesichtern. Das Funkeln in den Augen. Die Faszination. Das nicht Beschreibbare, was ausschließlich erlebt, gefühlt werden kann.

Das fehlt. Ganz gewaltig. Im Sommer und Herbst gab es einen Einblick, wie sich das anfühlt, was das mit mir machen kann. Bin sogar extra nach Kopenhagen geflohen, um das wieder zu erlangen. Nun wurde Kettcar Anfang des Monats abgesagt. Nun wurde Turbostaat zum x-ten Mal verlegt. Nun wurde The Notwist verschoben. Ich kauf ja gar keine Tickets mehr. Argh! Zuversicht und Hoffnung ist diesbezüglich ganz schwer zu finden. So viel kann man gar nicht spazieren gehen.
Das muss wieder her. Wenn wir weiter das Beste geben, um vorsichtig zu sein und alle sinnvollen Hygienemaßnahmen umsetzen und an einem Strang ziehen.
Dann geht es wieder los.
Dann treffen wir uns abends wieder in freudiger Stimmung.
Dann glühen wir langsam vor.
Dann fahren oder gehen wir zum Club.
Dann nehmen wir die Tickets mit.
Dann lassen wir uns abatsten.
Dann geben wir die Jacken ab.
Dann gehen wir zum Tresen.
Dann stehen wir vor Bühnen.
Dann tanzen wir auf Tanzflächen.
Dann staunen wir.
Dann sind wir ganz weit draußen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.