Freitag, 10. Dezember 2021

Luserlounge Adventskalender, Türchen 10: Die luserlounge selektiert (KW 49)

Quelle: das-muenchner-kindl.de
(sb/ms) Gestern gab es eine schöne Ausnahme, die ich mir einfach selbst geschaffen habe: Nachmittags daheim auf dem Sofa abhängen und hier ein paar Zeilen eintippen. Ich hätte auch arbeiten können, aber einfach keine Lust, wenig Antrieb und Kraft. Meckern will ich darüber aber nicht. Nicht hier.
Denn es begab sich zu einem Augenblick, als ganz unaufgefordert der Begriff 'Schicksal' sich selbst definierte. Freie Zeit ist mit Muße, Ruhe, Entspannung und Glückseligkeit verbunden. Nun befindet sich vor der Balkonseite des Hauses eine kleinere Grünfläche. Darauf stehen ein paar schöne, hohe Bäume, die mir im Sommer etwas Schutz vor der Kraft der Sonne geben und zudem einen feinen Sichtschutz bieten. Logisch: Momentan sind sie blattfrei unterwegs. Die liegen nämlich naturgemäß auf dem Boden. Bis sie kommen. Die Abgesandten der Hölle. Mit ihren Teufelsmaschinen. Einer der Dämonen mit einem ohrenbetäubenden Laubbläser in der Hand, der andere Satan in einem fahrenden Mobil, um den Kram aufzusaugen. Das Duett der apokalyptischen Reiter zerstört jegliche Lässigkeitsatmosphäre. Hinfort mit Ihnen! Weit, weit weg, ihr Schicksalsbringer!

Glücklicherweise geht's hier um Musik und nicht zum Grünflächenpflege. Selektiert. Ab dafür:

Matija
(ms) Wer es schafft, aus einem eigenen Namen eine internationale Marke zu machen, hat es definitiv geschafft, haften zu bleiben. CR7 ist so ein Beispiel, völlig entkoppelt vom Fußballspiel. Das gab es auch schon vorher. Halston ist ein Beispiel aus der amerikanischen Modebranche - lange, schlichte und sehr schöne Kleider. Und Hüte! Roy Holston Frowick war der persönliche Hutdesigner von Jackie Kennedy und ein wahrer bunter Hund!. Was man nicht alles lernt im Musikkosmos. Denn der Geschichte von Holston haben sich Matija aus München für ihre neuen Stücke gewidmet. Der Sound klingt im besten Sinne retro und disco, aber unheimlich frisch und sehr, sehr tanzbar! So leicht, fröhlich und endlich wieder Indie! Das im wahrsten Sinne. Denn die Band, die seit 2017 musiziert, nimmt nun alles in die eigene Hand, ohne Label und der ganzen Maschinerie! Ein mutiger Schritt, der belohnt werden will. Den Anfang machen sie mit einem scheinbar einfachen Mittel: Einem richtig guten Track! Ultrasuede ist ein klasse Ohrwurm und knüpft im Video an die modischen Ideen ihrer Muse an. Solch eine Art des künstlerischen Gesamtpakets gefällt mir stets außerordentlich gut. Also: Aufdrehen, tanzen!


Gregor McEwan
(ms) Das hier ist ein Angriff! Ein modischer, kein musikalischer. Denn es gibt doch nur eine Kombo, die offensiv Schlafanzüge trägt und den Stadtteil ihrer Heimat im Namen trägt: Fortuna Ehrenfeld. Stilsicher und total bescheuert. Klar, dieser Angriff kann nur nach hinten los gehen, weil die Plüschhausschuhe fehlen! Der Herr, der hier durch den schäbig kalten Winter flaniert ist Gregor McEwan und singt sich selbst ein kleines, wunderschönes, herzerwärmendes Schlaflied - ja, der ganze Pathos darf sein und ist absolut gerechtfertigt! Zweieinhalb Minuten voller Wohltaten fürs Herz! Das meine ich erst. Denn er singt uns davon, wie groß die Sehnsucht nach einer Pause vor dem ganzen gesellschaftlichen Gewitter da draußen ist. So geht es mir momentan auch, ich schlafe schlecht und wache täglich gerädert auf. Ätzend. Das wird sich mit diesem Stück hoffentlich ändern. Sanft, harmonisch und flink mit Glockenspiel, Streichern und Trompetern. Erneut zeigt Gregor McEwan, wie ungeheuer wandelbar er und seine Musik sind. Lousy Lullaby erscheint auf seiner kommenden Winter EP, mit der der Jahreszeiten-EP-Zyklus schließlich beendet sein wird. Was für eine schöne Reise! Ein Angriff und Appell zum Einigeln und Abschalten!


Get Well Soon
(ms) Dies ist eine der Bands, zu denen ich nicht objektiv schreiben kann. Klar, Musik zu beschreiben funktioniert nie objektiv, aber hier dringt es noch stärker durch! Wenn Konstantin Gropper neue Musik schreibt, komponiert, einspielt, dann wird es meist überragend und ich bin seit dem ersten Album diesem Schaffen komplett ergeben. Zugegebenermaßen ist Mantra nicht das überragend neue Stück, was ich erwartet hätte. Überraschend aber doch! Denn so lakonisch wie hier haben Get Well Soon selten geklungen. Stoisch beinahe - wobei er sich zu dem Thema auf Vexations ja schon ausgiebig gewidmet hat. Ein derart eingängiges Stück ohne spürbar musikalische Raffinesse ist neu! Und bitte nicht falsch verstehen: Durch sein eigenes Schaffen hat Gropper die Messlatte an seine eigene Musik ziemlich weit nach oben geschoben.
Ein Stück, das dem inneren Schweinehund gewidmet ist und sich immer wieder wiederholt. Klar, das ist raffiniert und auch humorvoll. Letzteres ein Attribut, was man Gropper im musikalischen Sinn eher wenig zutrauen würde. Doch jetzt schlägt er zurück! Auf Albumlänge! Am 22. März erscheint mit Amen sein neuster Streich! Ha, ein Titel, der in sich komplett programmatisch ist, super - das gefällt mir. Es soll das hellste, best-gelaunteste Album von ihm werden. Witzig obendrein. Oha! Im Sinne von: Das kann nur gut werden! Denn Gropper hat in der Pandemie gelernt, dass er im Innersten Optimist ist - schwer zu glauben, wenn man durch seine Diskographie hört. Aber doch - es stimmt. Das Ergebnis wird bald zu hören sein. Ich werde nicht objektiv bleiben können und freue mich auf all die Überraschungen, die der Platte inne wohnen werden!

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